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Ottendorfer Zeitung —o vez»gsprei»r vtertrljLhriich ^20 Mark frA t», »rnrs. I» der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich 1 Mk. Einzelne Nummer w pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag «utd Sonnadend Nachmittag. -—— 0 Unter^aÜung8- unlt Anzeigebkatt Ftr die kletnPaltig« tk«rp«.H«ü« »d«r deren Raum ,o pfg. — Im ReklameM fiir Ar «einspaltige Petit. Helle ,« Pf* Anzetgenannatzme bA v Uhr Hellage-^ichr nach v«rm»ar«H. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Hindel und Wemdel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck «b Vertag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß Dkrilla. Verantwortlich für di« Redaktion H. Rühle in Or»ß>Vkri8a. Nummer 2? Mittwoch, den 3. März M5. Jahrgang Amtlicher Cert. Die Anmeldung der schulpflichtigen Ainder hat Montag, den 8. März für die Knaben und Dienstag, de» 9. März für die Mädchen an beiden Tagen von 2—4 Uhr im Lehrerzimmer der neuen Schule zu erfolgen. Ostern 1915 sind alle diejenigen Kinder schulpflichtig, welche bis dahin das 6. Lebensjahr vollendet haben. Auf Wunsch der Eltern und Erzieher können auch solche Kinder Ausnahme finden, die bis zum 30. Juni d. I. 6 Jahre alt werden. Beizubringen ist von auswärts geborenen Kindern Geburtsurkunde mit Tauf- beschetnigung und Impfschein, von hier geborenen nur der Impfschein. Ottendorf, den 1. März 1915. Der Schuldirektor. Neuestes vom Tage. — Mit neuen, immer stärkeren Kräften versuchen die Franzosen in der Champagne den eisernen deutschen Gurtet zu sprengen. Zuerst waren es nur Kompagnien, höchstens Bataillone, die in witoem aber vergeblichen Ansturm die deutschen Schützengräben bei Souam, Perthes, Le Mesnil und anderen Orten nördlich und nordöstlich von Lyalons zu überrennen versuchten. Als dies miß lang, setzte die französische Heeresleitung Regimenter, Brigaden, Divisionen und jetzi sogar Armeekorps ein, mit dem gleichen negauoen Erfolg. Die Deutschen halten Stand. Und wenn auch hier und da im Gewühl des Kampfes ein Graben an den Feind verloren ging — der französische Bericht erwähnt solche Erfolge tagtäglich — wenn auch hier und du Teile einer GtUven befatzung in Gefangeufchasi gerieten, am Endergebnis ankerte düs nichiS. Der Bodenverlust wurde wieder ausgeglichen, die Fionr blieb unveränoert. Die hart- näckigen französischen Angriffe zeigen aller- dmgr immer deutlicher, daß e« der gegnerischen Heeresleitung bitterer Ernst nm einem Durchbiuchsoersuch an dieser Stelle ist. und es scheint, daß in der Champagne noch lange nicht das letzte Wort gesprochen wurde. Ä'uch am Ost rande der Ar^nnen versuchte der Feind durchzuvrechen, fünfmal setzte er dazu an, fünfmal vergeblich. Der Zweck dieser Maß nahmen lsl immer der gleiche; durch Er schütterung unserer Front beiderseitig der Argonnen fucht er uns zur Zurücknahme unserer Stellungen rm Gebirge selbst zu drängen und dadurch von Verdun den deutschen Druck adzuzrehen. — Wenn man die Ereignisse der letzten Tage in Nordpolen überblickt, muß an- erkannt werden, daß die Russen es nach der WiNterschlachi in Masuren trotz alle. Kopflosigkeit, mit der ihr Rückzug ersolgie, doch verstanden haben, bald wieder eine starte Widerstandskraft zu entwickeln. Auf der ganzen Linie von Grodno bis an die Weichsel bet Plock haben sie den schnell herantückenden deutschen Truppen nicht nur eene starke Verteidigung entgegen- gestelll, sondern sie sind fast überall, so bei Grodno, bei Ostrolenka, zwischen Lomza und Kolno, der Prasznysz, zu einer heftigen Gegenoffensive üvergegangen, die ihnen hier und dort sogar kleine Vorteile sicherte, die aber jedenfalls den Zweck er- füllte, den deutschen Vormarsch nach Mög lichkeit aufzuhalten, bis in der Feslungs- linie des Rarew, Bobr und Niemen neue russische Truppen sür einen Widerstand ge. sammelt werben konnten. Diejenigen russischen Streitkräfte, die jetzt die Gegen- offensive ausfüyren, dürsten wohl in ihren Hauptteilen aus den Besatzungen der Narew-Festungen bestehen. Es ist aber wohl als sicher anzunehmen, daß die Russen so schnell wie sich das nur irgend durchführen läßt, neue Truppen am Narew zusammenziehen werden. Nur wird es fraglich sein, ob Rußland noch zurzeit über soviel Menschen- und vor allen Dingen Kriegsmaterial versügt, um imstande zu sein, am Narew eine völlig neue Armee cufzustellen, ohne seine Stellungen an der übrigen Front zu schwächen. Die nächste Zeit wird ja hierüber Ausschluß geben müssen. Vorläufig hat die neue russische Offensive unseren Vormarsch wohl an ein zelnen Stellungen zu verzögern» aber doch nirgends völlig aufzuhalten vermocht. Auch vor Grodno sind wir jetzt bis an die Vorstellungen der Festung herangekommen nachdem ein l tzter russifcher Gegenstoß da mit endete, daß wir 1800 Gefangene machten und der Rest der Angnffstruppen nach Grodno zuruckflüchien mußte. Auch von den werter füdwestlich gelegenen Naiew-Festungen Ossowiec, Lomza nnd Ostrolenka dürsten unsere Truppen kaum mehr sehr weit entfernt stehen. Auch nord westlich Ostrolenka wurde ein russischer Offensivoersuch am Omulew abgewlesen, einem Nebenfluß des Narew, der noch m Ostpreußen in der Nähe des Städtchens Willenberg entspringt, um nach einem Laus in südlicher Richtung unweit Ostrolenka in 0eu Narew zu münden. Den größten Er folg hat noch der russische Vorstoß bei PraSznhsz gehabt. Vor überlegenen russischen Kräften, die von Süden und Osten au Prasznysz vorgingen, haben unser« Truppen diesen erst vor wenigen Tagen eroberten russischen Stapelplatz wieder räumen müssen und sind nördlich und westlich auSgewtchen. Laß es gelingen wird, diese Scharte bald wieder auezuwetzen, bürste wohl sicher fern. Auf den Übrigen Teilen deS Knegslchau- platzes Haden sich besondere Ereignisse nicht zugetragen. — Ueber die Verwendung der Land- iorpedo erhalten die „Letpz. Neueste Nachr." von ihrem Kriegsberichterstatter solgende Mitteilung: I» den Karpathenkämpfen spielte, solange es sich dort noch um ein ausgesprochen offensives Vorgehen der Russen handelte, das jetzt ja erfreulicher weise in eine russische Defensive an nahezu allen Frontabschnitten übergegangen ist, der Minenkampf eine große Rolle An Ort und Stelle hatte ich in der Front Gelegenheit, den Kommandanten der Land- torpeboabtcilung kennen zu lernen, der mir gestattete, ewigen Versuchen seiner neuesten Erfindungen beizuwohnen. Seine Mann schaften sind ausgewählte Soldaten aller ersten Ranges, die sich den Ehrennamen einer „Wilhelm Tell-Brigade" errungen haben. Ich selbst konnte feststelleu, da unter 4 Schüssen ihrer Maschinengewehr 4 Volltreffer, unter 21 Schüssen 20 Vol treffer aus große Entfernung waren. Die Verheerungen, die die Landtorpedos unter dem anstürmenden Feind anrichlen, sind grauenhaft. Ihre Entladung geschieht auf nahtlose, nicht näher zu bezeichnende Weise durch die Lust, die das Geheimnis der Armeeverwaltung bleiben muß, in einer Art Marcontverfahren, das mit unfehlbarer Sicherheit einschlägt. Jetzt hat im Winter- eldzug der Minenkrteg oft dadurch eine mchwerung erfahren, daß das gefrorene Dynamit versagte, und die Minenlegung zwecklos war, selbst wenn das „Mareoni- ierfahren" nicht versagt hatte. Bei den Versuchen allerdings, die mir vorgeführt wurden, gelang es dem Kommandanten durch einen spontanen Einfall und Versuch der dann immer wieder gelang, auch Dynamit in gefrorenem Zustande zur so fortigen unfehlbaren Explosion zu bringen. Damit ist nun eine neue, furchtbare Waffe sichergestellt, die im Verein mit Draht- hwdernissen und natürlichen Gelände« ichwierigkeiten unsere Stellungen noch un einnehmbarer zu machen hilft, als sie es bisher waren, än. OertlicheS und Sächsisches. VttenSocf-DknUa, 2. März WS. — Schon zweimal Hal unser Volk Bußlag gehalten, seildem der große Krieg embrannie, Diei r brüte Bußtag fällt in Sie Pajsionezeil und barm liegt ein besonderer Ernst. Nicht umeres Lebens Not und unserer Lieben Tod oll uns da in erster Linie zur stillen Einkehr reiben, sondern Christl Not und Tod, sein Leiden und Sterben, das sür unS geschah. Lrer liegt das unS eigenilich jetzt nicht ferner? Ist nicht unsere Gegenwart zu groß, als daß nur zweitausend Jahre zurück^ehen müßten? Nein, grade dieser Keieg hat solchen Einwand wiocrtegt. Er hat es tausendfältig gezeigt, oaß Christus nicht nur eine Größe der Ver- gangenhelt sondern eine Macht der Gegenwart ist. In ungezählten Herzen hat er sich be- zeugt als der Lebendige, der bei unS ist. Die Spötter sind vor solchem Zeugnis stumm geworden und d>e Gläubigen gestärkt. Drum wird auch die Passlonezeu in diesem Kriegs jahr nm größlrew Ernste gefeiert als sonst. ES fehlte an ihren Anjang das öde Fastnachts« trelven andrer Jahre und es zieht sich durch ste hin eine größere Stille, als es früher üblich war. Una wenn in diesen Jahre der Buß-ag Ver Paffionszetl kommt, dann will er auch einen besonderen Segen stiften und rufen 'N das deutsch« Volk: „Ich ermahne dich, daß du die Gnade deines Gottes nicht ver geblich empfängst." Oder brauchen wir solche Nahrung nicht? Wird mchl aus Stadt und Land berichtet, daß die Erhebung unseres Volkes zum Teil wieder zurück gegangen ist? Macht sich nicht manche Sünde wieder breit, oi« der furchtbare Ernst der Zeil längst sollte yinweggefegl haben: Leichtsinn und Zucht losigkett, Vergnügungssucht und Weltsetigkeil? Hat nicht an vielen Gliedern unseres Voiles sich bewahrheitet, was im Gleichnis steht: „Eine Zett lang glauben sie aber zur Zet ver Anfechtung fallen sie ab." Sind wirklic alle unsere Siege unS zum Segen geworden oder haben sie nicht vielfach eitlen Stolz und ial'che Sicherheit bewirkt? Manche solche Bußtag^fcage löante man noch stellen, und man mußte zugeben, daß unser Volk unter oer Gnade Gottes noch längst nicht so ge- wachien und gereist ist, wie es möglich ge- wesen wäre. Wir wollen doch ja nicht nur fchelten aus unsere Femve. Gewiß wir Haden diesen Krieg nicht veranlaßt. Da ist unser Gewissen rein, aber ebenso gewiß, wir haben ihn verdient, als Züchtigung aus Gottes Hand. Und jeder Einzelne soll seine besondere Mit schuld erkennen und uicht meinen, daß es wert habe, an anderen sich zu ärgern. Und solche rechte ungefälschte und beim eigenen Herzen anhebende Buße lernt man nirgends anders als unter Jesu Kreuz. Einmal, weil man hier einen Mann sieht, der gerade in den bitteren Leiden und bei all dem unerhörten Inrecht, daß ihm widerfährt, so groß und rein und gut geblieben ist, das alle Macht des Bösen zerschellen mußte an seinem starken Herzen. An diesem Bilde kaun man recht die ganze Erbärmlichkeit nnd Schlaffheit seines eigenen Lebens lernen: „Wie unermeßlich ics stehe ich unter Jesus!" und sodann, weil Jesu Sterben ein Gericht ist über alle Sünde. Denn nur die Sünde brachte ihm ans Kreuz, um unserer Sünde willen mußte er verbluten und an unserer Stelle sterben. Mag also dieser Bußtag unser Volk zur rechten Einkehr und Umkehr leiten! Wenn viele sich zum Kreuze führen lassen, wenn so aus der be gonnenen Erwcckung dieser Tage eine auf richtige Bekehrung wird, dann ist GotteS Gnade an uns nicht umsonst gewesen, dann wird auch Gott nicht ablassen unser Volk zu egnen, wie er bisher getan! — Das Königliche Ministerium des Innern hat dem StifiungSrate der Königin Carola« Gedächtnis-Stiftung Genehmigung znr Ver« unstaltung einer Geldlotterie erteilt, deren Ziehung am 18. und 19. Mai 1915 statt« inden soll. Der Reingewinn wird diesmal im Einverständnis mit den Mitgliedern des Stislungsrates mit je einem Drittel dem LaudesauSschuß sür Kriegshilfe und der Organisation des Roten Kreuzes, mit dem 3 Drittel dauernd oder vielleicht auch nur vor« übergehend der Stiftung selbst zufließen. Der StiftungSrat Hal hierdurch jedenfalls ganz im Sinne der von Ihrer Majestät der Königin Carola entfalteten christlichen Liebeslätigkeit gehandelt, und es ist deshalb die Hoffnung berechtigt, daß der begonnene Loöverkaus der Lotterie beim Publikum noch erhöht werden wird. — Es ist erstaulich daß es immer noch Menschen gibt, welche den Behörden und Bäckern Schwierigkeiten machen. Eben weil jetzt ein jeder, ob reich oder arm, bei der Verabreichung von Brotkarten gleich gestellt wird, sorgt die Regierung in ihrer bekannten Gründlichkeit dafür, daß auch der Arme nicht mehr leide als der Reiche. Ein jeder schränke sich ein uno murre nicht. Ihr, die Ihr daheim gebliebenen seid uno Euch abendS ins weiche Bett legt und mittags regelmäßig die Mahlzeit einnehmt, denkt an unsere söhne welche draußen in Sturm und Nacht, in Not und Too den hartnäckigen unendlichen Massen standhallen. Diese Helden murren nicht, sie schützen Eure Heimat, Eure Kinder, Euer Eigentum und Euch selbst. Schränkt Euch gern ein und befolgt mit Freuden die ge troffenen Maßnahmen der Regierung, zum Aerger unserer rücksichtslosen Feinde, zum Wohle unserer schönen, deutfchen freien Erde. Königsbrück. Das Kriegsgefangenen lager teilt mit, daß, wie schon die Presse be richtet hat, sowohl die vier aus dem Remonte- depot Skassa als auch die jüuf aus dem hiestgeu Gefangenenlager entwichenen russischen Kriegsgefangenen wieder aufgegriffen und in das Lager emgeliefert worden sind. Bla sewitz. Trotz aller Warnungen kommt es noch immer häufig vor, daß Fahr gäste der Straßenbahn von noch in Bewegung befindlichen Wagen avjprtngen. Schmiede meister H, wurde beim Abspringen von der Elektrischen von einer vorüoersahrenden Auto« droschke so unglücklich ersaßt, oaS er eine klaffende Wunde am H,nterkopf und Beinbrüche erlitt. Er wurde in das Johann slädler Krankenhaus überführt.