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46. Weißeritz-Zeitung Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amts- und Anzeige-Matt -er Königlichen Gerichts-Ämter and Stadträthe zu Dippoldiswalde, Frauenstkin und Attenberg. 16. Juni 1865 Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die * Spalten-Zeile 8 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde TtiqeSqesehichte. Dippoldiswalde. Montags, Nachmittags 1 Uhr, entlud sich bei sehr niedrigem Temperaturstande zu Kunnersdorf bei Neinhardsgrimma ein Gewitter, indem der Blitzstrahl unter gewaltigem Donnerschlage in eine Pappel herab fuhr, welche hart an dem Rein- hard'schen Gutögehöfte stand, diese zerspaltete, dann aber in das Wohngebäude über sprang und dieses augenblicklich in Flammen setzte. In Kurzem waren nicht nur das Wohngebäude, sondern auch sämintliche angebaute Wirthschaftsgebäude dieser Besitzung in einen Trümmerhaufen verwandelt. Bei dem rasend schnellen Ueberhandnehmen der Gluthen hat man mit knapper Noth zwar das Vieh, aber von den Mobilien, nament- lich Kleidung und Wäsche, nur wenig denselben entreißen können. Da, wie verlautet, das Mobiliar gleich dem Jmmobiliar nur niedrig versichert ist, so verdient die achtbare, schon durch mancherlei schwere Geschicke heim gesuchte Familie das innigste Mitleid und die bereit willigste Bei- und Aufhilse. In einem, über dieses Feuer uns fernerweit zuge gangenen Artikel wird sehr über Mißstände in der Organisation der Hilfsmannschaften und über den man gelhaften Zustand der Feuergeräthe geklagt. Sollte sich dies bestätigen, so ist doch jedenfalls auf baldige Abstellung solcher Uebelstände zu hoffen. Altenberg. In diesem Blatte ist schon mehrfach über die Erörterungen berichtet worden, welche seit einiger Zeit die Staatsregierung durch eine dazu be sonders niedergesetzte Commission vornehmen läßt, um dem Mangel der erforderlichen Aufschlage wasser für die an der rothen Weißeritz gelegenen Wasserwerke abzuhelfen. Diese Commission hat seit Jahresfrist eine große Thätigkeit entwickelt und nicht nur von den einzelnen Wasserwerksbesitzern sehr eingehende specielle Mittheilungen erfordert, sondern auch einzelne Wasserwerke selbst näher untersucht, um über die erforderliche Wassermenge seste Unterlagen zu gewinnen. Dabei ist cs in der neuesten Zeit zur Sprache gekommen, ob nicht das fehlende Wasser durch Treibung einiger Stölln in das Gebirge zu erlangen sei. Diese Idee hat offenbar viel Ansprechendes. Einmal würde auf diesem Wege bei Denjenigen, welche nun einmal die Furcht vor Dammbrüchen befallen hat, Beruhigung erfolgen, dann aber auch, was wir viel höher anschla gen, warme Wasser erlangt werden, welche dem Ein frieren viel weniger ausgesetzt sind, und die jährlichen Kosten der Beaufsichtigung und Unterhaltung der Wasser behälter entbehrlich machen. Ob die Beschaffung der Wasser auf diesem Wege einen höheren Kostenanfwand herbeiführt, als der ist, welcher zur Herstellung von großen Teichen erforderlich ist, vermögen wir zwar nicht anzuführen. Allein unerwähnt wollen wir nicht lassen, daß die Errichtung solcher Wasserbehälter, die eine entsprechende Wassermasse aufzubewahren im Stande sind, doch jedenfalls mehr als einmal Hunderttausend Thaler nöthig macht, eine Summe, mit welcher sich schon eine ansehnliche Stollenlänge anffahren läßt, die sogar insbesondere im Pöbelthale zur Gewinnung wich tiger bergmännischer Aufschlüsse mit Sicherheit führen 'würden. Mit einem Worte: durch die Idee, die Wasser durch Einbringung von Stölln zu erlangen, oder wie der Bergmann sagt, die Wasser zu erschroten, ist jene hochwichtige Frage auf einen ganz neuen Standpunkt geführt worden. Glashütte, den 12. Juni. Veranlaßt durch das heute Nachmittag in Kunnersdorf stattgefundene Scha denfeuer, nehmen wir Gelegenheit, den Gemeinde-Vor ständen und Feuer-Polizei-Commissarien der umliegenden Ortschaften den Wunsch auszusprechen: jedes Mal bei Ausbruch eines Feuers durch einen raschen Feuerboten Nachricht hierher gelangen zu lassen. Unsere Feuerwehr wird eö sich zur Ehrensache machen, in schnellster und bereitwilligster Weise unseren werthen Nachbarn zu Hilfe zu eilen, da wir ja auch, wenn unfern Ort eine Feuersnoth betrifft, auf rasche Hilfe von allen Seiten zu rechnen angewiesen sind. — Leider sind wir aber vermöge der Lage unseres Orts nur in den wenigsten Fällen im Stande, ein Feuer in der Nachbarschaft wahrzunehmen, da wir von allen Seiten hohe Berge haben, welche dies verhindern. Wenn nun, wie es bei dem heutigen Feuer in Kunnersdorf der Fall war, keine Nachricht an uns gelangr, so haben wir die un angenehme Wahl, entweder auf ungewisse Gerüchte oder zweifelhafte Zeugen hin 40—50 Leute zum Ausmarsch zu veranlassen, die größtentheils auf den Ertrag ihrer Arbeit zum Lebensunterhalte angewiesen sind, oder, wie dies heute der Fall war, erst dann auszurücken, wenn ein Kundschafter, welcher den Berg erstiegen hatte, die sichere Nachricht gebracht hat, daß wirklich Feuer ist. Dann ist es allerdings in den meisten Fällen auch so, wie es heute war: wir kommen erst dann an, wenn das Feuer schon niedergebrannt ist und es nur wenig Arbeit mehr für unsere Spritze und unsere Mannschaft giebt. Vermischtes. Ueber ein furchtbares Unglück, welches'das Dorf Oster- Witz im Kreise Leobschütz getroffen, wird der „Breslauer Zeitung" von dort unterm 30. Mai geschrieben: „Gestern