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Nummer 213 — 2«. Jahrgang » , Erscheint «Mat WSchtt. mit illusk. Gra1I»Veir«g«n.Heimat un» well' und der Kinberbellage .Frohmut', sowie den Lexlbeilagei» ,SI. Bcnno-BIatt'. .Unterhaltung und Wissen', »Die Welt de» Frau', .tlerztlicher iitaigeber'. »DaS gute Buch'. .Ftimrund» schau'. Monatlicher Bezugspreis S einschl. Bestellgeld. Einzelnummer 1« Sonnabend- u. Sonntagnummer jtv Hauptschrtstleiter: Dr. G. DeSczpk, Dresden. Lachlls, Sonntag» 14. September 1930 iveelagSort» DreSd«» .reise; Die lgespaltene petttzetle SU Familie^» 'ellengesuche 2U Die petitretiamezeile. 8S MN» V>r Anzeigen autzerhalb de« Verbreitungsgebiete» ^ellamezeile I .Sv^k. Brtesgeb.SUH. Im Fall» 'lischt jede Verpflichtung aus Lieferung sowi» rgcn - Aufträgen u. Leistung v. Schadenersatz» .Teil: Frau» Baugartz. Dresden. ««schSftSftell», Drult ».Verlag > »ermanto. Dir B»üag und Drultere«.MtaI« Dresden, Dre«d«»A.t, ivantkonto: »tadtbank Dr»sd«n<«.t, Dresden «r. «171» Für christliche Politik und Kultur Redakttou »er Sächsischen BoUszrltung DresdeneilUlftadi 1. Poiiersiratze ID Fernruf SMU und rtvlL. I^Ieuts mullt Du viäklen! Dein Ehrenlag Deutscher Staatsbürger! Die Entschei dung über die Zukunft deines Landes, über das Schicksal des Reiches ist heute in deine Hand gelegt. Die Wahl reden sind verklungen, die Papierflut der Flugblätter verrauscht. Jetzt hast du das Wort. Dieser 1-1. September ist dein Ehrentag. Der Reichstag hat versagt, du sollst einen besseren Reichstag wählen. Willst auch du dich dem Gebot der Stunde versagen? Sage nicht, unter Millionen Stimmen komme es nicht auf eine Stimme an. Bei der letzten entscheidenden Abstimmung im Reichstag hing die Mehrheit an acht Mandaten. Im neuen Reichstag kann die Mehrheit an einem Mandat hängen. Ueber dies eine Mandat aber kann eine Stimme, kann deine Stimme ent scheiden. Erinnere dich, wie es bei der letzten Stadt verordnetenwahl in Dresden der ASP. gegangen ist. Sie erhielt genau so viel Stimmen, wie Zur Erreichung eines Mandats notwendig waren! Eine Stimme entschied, eine Stimme weniger, und das Mandat wäre verloren gewesen! Sage nicht, das Parlament, der Reichstag könne unserem Lande nicht helfen. Das Parlament hat seine Fehler, aber es ist d i e Regierungsform, die in jahrhun dertelanger Erfahrung als die beste für politisch mündige Völker erfunden worden ist. Weil wir noch viel Zu viele politisch Unmündige haben, deshalb hat es in den letzten Deutschen Reichstagen so kläglich ausgesehen! Tu sollst mithelfen, datz die Vernunft, daß deutsche Sach lichkeit und Ehrlichkeit im neuen Reichstag die Mehrheit haben! Du bist, wie wir alle, von schweren wirtschaft lichen Sorgen bedrückt. Hast vielleicht deine Arbeit verloren, oder sorgst dich, ob du sie morgen noch haben wirst. Tann ist es dein Lebensinteresse, daß in Deutsch land eine Politik getrieben wird, die dir die Rückkehr in den Arbeitsprozeß ermöglicht! Daß nicht Bankrot teure und politische Hasardspieler zur Herrschaft gelan gen, die das Volk in noch tieferes Elend hereinführen. Mißtraue den großen Worten! Hast du vergessen, wie man unser Volk vordem „herrlichen Zeiten entgegen geführt" hat? — Und wenn du das Glück hast, noch in ge sicherten Verhältnissen zu leben, dann danke Gott und hüte dich, Parteien die Stimme zu geben, die offen ver künden, daß sie das Chaos wollen, daß sie also zunächst einmal auch dir Brot und Besitz nehmen wollen, ehe ver herrliche „vroletarische Zukunftsstaat" oder das „dritte Reich" kommt, von dem sie schwärmen! Du liebst dein Land und Volk. Seine Größe, seine Freiheit, sein Aufstieg zu besserer Zukunft liegen dir am Herzen. Du blickst in Verehrung auf zu dem Reichspräsidenten, der seinem Volke in schwerer Zeit die Treue gehalten hat. Laß dir von seiner Entscheidung den Weg weisen: In der Stunde, als andere versagten, hat er den Führer der Deutschen Zentrums- Partei an die Spitze des Staates berufen. Willst du die- 2z ii«n Beispiel folgen? Dann sprich durch deine Wahlent- ^ Scheidung dem Zentrum, dem als Spitzenkandidaten > HLtz Zentrums in Sachsen aufgestellten Reichskanzler Tr. ^ Müning dein Vertrauen aus! Katholischer Wühler? Um deine Stimme ist kn diesem Wahlkampf mit besonderem Eifer geworben worden. Du hast zu deinem Erstaunen bemerkt, wie viele Die Saar wir- frei Zurückziehung des Bahnjchutzes bis 1. Januar 19Z1 Genf, 13. September, Der Völkerbundsrat hat gestern nachmittag die Aufhebung des Bahnschutzes im Laargebiet einstimmig beschlossen. Lie soll binnen einer Höchslsrist von drei Monaten durchgeführt werden. Der Berichterstatter SciaIo ja (Italien) ermähnte in seinem Bericht, datz das in der Ratssitzung vom 9. September eingesetzte Sonderkomitec der Negierungskommission des Saor- gebietes die Frage vorlegte, ob und unter welchen Bedingungen sie sich dafür verbürgen könne, datz entsprechend dem Ver sailler Vertrag die Freiheit des Verkehrs und Transits im Saargrbiet gewährleistet sei. Hierauf habe die Regierungs kommission einmütig ei» Gutachten abgegeben, in dem sie sich imstande erklärte, die Verantwortung für die Sicherheit des Verkehrs und Transits auf den Taarbahnen zu übernehmen, und zwar mi! Hilfe der örtliclien Gendarmerie und bei Schaf fung eines besonderen Organes, das in technischer Hinsicht die Sicherheit dieses Verkehrs zu wahren hätte. Für den Fall von Unruhen habe sich die Regierungskommission bereits durch Auslegung der Bestimmungen des Friedeusvcrirages das Recht Vorbehalten, geeignete technische oder militärische Kräfte herau- zuziehen. Reichsautzenmiuister Dr. Curtius erklärte, er begriitze die jetzt gefundene Regelung. Was den von der Regierungs- Kommission des Saargebietcs erwähnten drillen Punkt, den Full von Unruhen belresse, so habe Dr. Stresemann bereits früher im Völkerbundsrat dargelegt, datz noch Ansicht der deut schen Negierung dieser Fall niemals eintreten werde. — Auch der französische Autzenminister Briand gab der Ansicht Aus druck. datz c>er erwähnte dritte Fall niemals cintrelen werde. Bon seiten der deutschen Abordnung wird zu dem Be schluss des Völkerbundsrates über d,e Zurückziehung des Saar bahnschutzes folgendermatzen Stellung genommen: „Der Beschlntz des Völkerbundsrates bedeutet die enü- gültige Zurückziehung der letzten, heute noch aus deutschem Boden stehenden alliierten Truppen, die spate st enL mit dem 1. Januar 1931 das Saargebiet zu verlassen haben Tie Interalliierte Bahnschutzkommission wird gleichfalls auf gehoben Tie Sicherung des Transit- und des Transportver. kehrs geht nunmehr ausschlietzlich auf die Saarregicrung über, die durch die örtlichen Gendarmeriebehörden die notwendigen Matznahmen z>, ergreifen hat. Die Entschlietznng des Völkerbundsrates vom Jahre 1926, in der iiii Falle von Unruhen der Saarregicrung das Recht zu- gestanden wurde, fremde Stceilkräfte ins La ns zu rufen, wird durch die neue Entscheidung kahm abgeonder:. datz die Sear- regierung im Falle von Unruhen das Reckt erhüil. in Verfolg des ihr nach dem Versailler Vertrag zustebenden Auslegnngs- rechtes militärische und technisclx Kräfte zur Sickerung des Verkehrs Komme» zu lauen. Tie Saarregiernng Hai damit das Recht, auch deutsche Kräfte, notigenfoüs deutsche Schutzpolizei, zum Schutze des Saargebieles ouzusorderu. Innerhalb der Saarregier:»ie> ha! das deulsche Mitglied die Möglichkeit der Anforderung deuischer Kräfte ausdrücklich 'csigeilellt. Der deulsche und der iranzösiiche Aunenminifter haben übereinstimmend heruargehoöen, datz ein Fall, in dem di« H eran z iehung r> o n i r e m d e n K r ä i t e n zur Verstär kung der Gendarmerie nolwendig märe, o o r a n s s i eh l l i ch niemals «intreten wird. Von seiten der deutschen Abordnung wird ferner darauf Hingeiviesen, datz im Falle einer Volksabstimmung der Schutz des Saargebieles ausschlietzlich in den Händen der vom Völkerbundsrat eingesetzten Abstim- mnnoskommission liegen und die Zaarregierung bei Unruhen während der Abstimmung nicht die Möglichkeit haben würde, fremde Mililärstreitkräste anzusordern. De setz: vom Völker bund :-rat getroffene Regelung wird von seiten der aen ticken Vertreter als eine beft'ft'diaonde Lösung der Frage bezeichnet. Parteien es gibt, die ein Herz für die katholische Sache haben. Vor dem Wahlkampf ist dir das bestimmt nicht so aufgefallen. Aber jetzt versichern dir die Sozialisten, daß sie gar nichts gegen die Religion haben, und die National sozialisten und Deutschnationalen betonen sogar ihre Sympathie für den Katholizismus. Religiöse Sozialisten von links, deutschnationale Katholiken-Ausschüsse lind katholische Nationalsozialisten von rechts werden als Werber vorgeschickt. Darfst du denen trauen? Denke daran, daß geschrieben sieht: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkenne n." Die Sozial demokraten haben dort, wo die Zentrumspartei ihnen nicht in den Arm fallen konnte, die konfessionelle Schule zerschlagen, vor allem in Sachsen! Teutschnationale und Nationalsozialisten haben in Preußen das-Ovnkordat ab gelehnt und damit, wie Kardinal Faulhaber auf dem Müusterschen Katholikentag ausdrücklich fesistellle, die katholische Linie verlassen. Links steht der sozialistische Schulrat Löwenstein, der entgegen den Versicherungen der religiösen Sozialisten festgeslellt hat, daß der Sozia lismus nicht nur den Kirchen, sondern auch Ser Religion ablehnend gegenüberstehe, rechts der deutschnationale Spitzenkandidat D. Doehring, der behauptet hat, an Rom stürben die Völker und der von der Canisius-Enzyklika Pius' XI. gesagt hat: „Das ist die Sprache des Anti christ!" Für alle d-'e'se Parteien, die plötzlich io viel für den Katholizismus übrig haben, ist der Feind da's Zen trum. Tie Sozialisten erzählen dir. das Zentrum wolle die Sozialpolitik abbauen, die es in den !etz:en zehn Jah ren selbst ansgebaut Heu! Tie Teutichnaftonalen verkün den in dicken und dünnen Vroscknren, das Zentrum treuste keine christliche Kulturpolitik. obgleich auf oem Ewbieie der Kulturpolitik ahne das Zenirum niest: ein einziger Forrschrilt im christlichen Finne erreicht worden ist. Oder welche Erfolgs christlicher Kuiiurvolink hasten Sie Deutschnationaien in Sachsen anfzuweiien, wo sie ja das Zentrum w-rklicst nicht „hindern" kann, ihre Begeiste rung inr Estristennim und Katstoliz-.smus :ä::g werden zu lassen? — Alle diele Angriffe von links und reckts haben nur ein Ziel: das Zentrum zu schwächen, das Zenirum, wenn möglich, ans oer deutschen Politik auszulchailen, eben weil das Zentrum der e i n z i g e S a ch waIter der k a t st o I i s ch e n Jure r e s i e n im Reichstag ist. Tenn die katholische Kirche soll, in dem Punkte und '-ch Doehring und Löwenstein einig, in Deutschland keinen Einstuß besitzen, weder der Sozialismus noch der d e n t s ch n a t i o n a l e Wille ,z u m M acht- st aat können eine gleichberechtigte k irch - liäie Auror11at nesten, der st aatI: ch e n ge glei ste im brauchen. Taß die Nanonälsozialn'ten ganz de. chen Auffassung sind, har der Notionalsoz.allst Kust