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Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188804186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880418
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880418
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-04
- Tag 1888-04-18
-
Monat
1888-04
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.04.1888
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tr«tze ly, n Lltv stti NN reich. S««er m ^oho SIL bi» zu den are». inelz» : Ltt kW»! erzen senige ter 7 M., äne liefert Nr. 81. Mer, rftt nucii ledeus- reruräen i Lricket er Hwlle ei M. Zeweise der r bei dem iren Garten rackermstrS. litln. llen unfern l 1888. nlasfcuen. hm. 4 Uhr uhig unser Schwieger- er Weber in. s rheueren nstag, den >/,3 Uhr uen Fried- e bitten iviegersohn, >cb. Gödel. 4^ t. schwer aus ins! rsgehört zu schlagen! mtriß uns infwöchcnt- und hartem, mungLvolle hwester, SMN. weteu 26. re ihrem vor ne verstor- igkeit nach. :r theuren Mittwoch der Halle ms statt, ihesstr. 16, 1888. aterlassenen geb. Voigt, hneiderin, ater. «pril. hwemmtru mgebietru: oon Stahl... Nr. 89. — 8. Jahrgang. U " ,-,i 1 . Der jeden Wochentag Abend (mit Datu« de» folgenden Tage») zur Versendung gelangende „Sächsische Landeü-Anzetger^ mit täglich einem besonderen Uyter- baltungSblatte und mit dem Extrabeiblatt rüstiges Bilderbuch »ostet bei den Ausgabe stellen monatlich 70 Pa., bei de» Post-Aust. 75 Pf. (1888er Zig» -Preisliste Nr. S03S.) Für Abonnenten erscheint je einmal Im Jahr r Sommer-Eisenbahnfahrvlanheft für Sachsen. Kinter-Eisenbahnfahrplankeft für Sachsen Illustr. Kalender de» SSchüschen 8-ndboten ... Sächsischer Wttw««. IS. «tirli 1888. ^ ? »n- w-, >iqklß«l»nl»»ks.,Slchf.8an»e»«nselaer»^ Raum «ne« schmalen LorvnSzeile ls Pkg. Bevorlugte Stelle (ljvalt. Pctitzeile) SO Pf. BeiWiederholung großer AnnoncenRäbatt. Lei Bestellungen von Auitdärts wolle mmt Jnscrtionsbetrag (in Briefmarlen) beifüg« ne 8 Silben Corpnsschrift bilde» calZene.) Annoncenannahnie nur bl» Vormittags mit „Chemnitzer Stn-t-Anzeigee Bnchdrnckerei, Cstcinilitz. „ Theaterstraße 6 (Fernsprcchstelle Nr. 136). Lelegr -Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Unterhalte gsblatt: 1. Kleinp Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3 Sächsische Gerichtö-Zeiturig 6. Jllustrirtes Unterbaltimgsblatt — 6. Sonutagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. SS Nu parteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Mit täglich einem besonderen 4. Sächsisches Allerlei — Amtliche Bekanntmachungen. In dem ConcurSversahren über das Vermögen der Handelsgesellschaft F. A. Sonntag u. Sohn in LeulerSdorf, Inhaberin einer Strumpffabrikations geschäfts, ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichmß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin aus den 14. Mai 1888 Bonnittags 10 Uhr vor dem Königliche» Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 16. April 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichte». Von, 16. April. Paris. Boulanger, von einem Reporter des „Figaro" befragt, ob er Krieg im Sinne habe, antwortete: „Ich sinne so sehr darauf, daß es für mich nur Sieg oder Tod giebt." Boulanger will die Wahlagitation fortsetzen, bis die Auflösung der Kammer erfolgt. Brüssel. Prinz Victor Napoleon versammelt morgen eine Reihe bonapartistischcr Persönlichkeiten um sich behufs Erlassung eines Manifestes. Die Umgebung des Prinzen betrachtet Boulanger offen als bloßen Vorposten des Bonapartismus. Ohne die strengen Ordres des hiesigen bvulangistischen Hauptquartiers hätte Boulanger — so versichert man wenigstens von dieser Seite — es gestern auf keine 30,000 Stimmen gebracht. Die Bonapartisten werden Boulanger auch bei der Nachwahl im Departement Savoyen, welche am 29 April stattfindet, aufstellen. Petersburg. Die russische Presse verfolgt mit unverkenn barer Besorgniß die Manipulation Boulangers und verurtheilt den selben größtentheils aufs Schärfste. Nur die „Petersburgskija Wjcdomosti" scheinen über seine Erfolge erfreut. Bukarest. Um die Hauptstadt ist ein Militärkordon gezogen zur Zurückweisung heranzichender drohender Bauerntrupps. — Aus Ferbitzi wird ein blutiger Zusammenstoß zwischen Militär und auf rührerischen Bauern gemeldet, welche die Truppen angriffen. Die Regierung ist zu energischem Vorgehen entschlossen. Berlin, 17. April, Vormittags. Der Kronprinz und Prinz Heinrich verblieben Nachts in Charlottenburg. Der Verlauf Vieser Nacht war bei dem Kaiser ruhiger als die vorherige Nacht. Charlotten bürg, 17. April Mittags. Die letzte Nacht verlies im Befinden des Kaisers ruhiger. Die Temperatur des Körpers betrug 38—40 Grad. Es ist keine Lnngenentzündnttg vorhanden. Berlin, 17. April, Mittags. Der Fieverzustand des Kaisers war heute früh gegen gestern nicht verändert. Der Kronprinz Wilhelm verweilte heute früh kurze Zeit beim Kaiser. Politische Rundschau. Chemnitz, den 17. April. Deutsches Reich. Aus Schloß Charlottenburg lauten auch Montag die Nachrichten leider nicht günstig. Der „Rcichsanzeigcr" vom Montag veröffentlicht folgendes Bulletin: Charlottenburg, den 16. April 1668. Se. Majestät der Kaiser haben nach einer gestern eingetretencn Bronchitis mit starkem Fieber und beschleunigtem Athem keine gute Nacht ge habt. Morcll Mackenzie. Wegner. Krause. Mark Hovcll. — Bronchitis, Entzündung der Luströhrenschleimhaut mit Absonderung schleimig-eitriger Massen und quälendem Husten, ist an sich nicht hochgcfästrlich, kann aber den Beginn lebensgefährlicher Leiden bilden. Wir wallen hoffen, daß cs sich nur um einen leichteren Fall handelt, der bald vorüber geht. Ungünstig ist hier der Umstand, ^aß die Bronchitis sich zu dem schweren Kehlkopfleiden gesellt hat. Der Kaiser Im unheimlichen Hause. Erzählung von Friedrich Berner. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Draußen lag, wie gesagt, die Helle, sonnige Mittagsstunde über »er großen Stadt, aber der im Todtenzimmer herrschenden Finsterniß «ach hätte cs ebenso gut um Mitternacht sein können. Der Haus meister entzündete die ans dem Kamingesims und auf dem Toiletten tisch befindlichen Wachslichter, während vr. Horn die Eingangsthür von innen wieder verschloß. Dann wurde die schwere Eijenthür aufgethan. Aus einen Wink des Justizraths stieg der Hausmeister zuerst hinunter in das Gruftzimmer und stellte am Fuße der Treppenstufen zwei brennende Kerzen auf, um den dumpfen, nachtschwarzc» Raum nothdürftig zu erhellen. Darauf hoben die vier Männer unter tiefem Schweigen den Deckel des Sarges, legten ihn über die stillen Reste des Heimgegangenen und zogen die bronzenen Schrauben an. Dann faßten sie die Handgriffe und trugen den Sarg langsam hinunter in die Gruft, wo sie ihn auf die polirten Granitfliese niedersetzten. Der Justizrath begab sich nunmehr an die Hintere Seite des eisernen Receptakulums; man hörte ein eigenthümliches Knacken, wie wenn eine starke Feder frei wird, und in demselben Mouient klappte an dem entgegengesetzten Ende eine viereckige Platte nieder und ent hüllte ein Schlüsselloch. Dr. Horn kam hervor, und indem er den Schlüssel in das Loch brachte, klappte eine zweite Platte neben der ersten nieder und legte eine Reihe kleiner Messingplättchen bloß, deren jede einen Buchstaben trug. Nach dem Zurückziehen des Schlüssels schnellte die erste Platte wieder an ihren Platz. Nunmehr manipu- lirte der Justizrath an den verschiebbaren Messingplättchcn, und als die Buchstaben ein bestimmtes Wort bildeten, zeigte sich in ihrer Mitte ein zweites Schlüsselloch. Kaum war der Schlüssel hier ein- gebracht, da sonderte sich die eine Seite des mächtigen, eisernen Würfels von der andern; die ungeheure Masse drehte sich langsam und geräuschlos auf einem Zapsen, und man gewahrte in ihrem hohlen Innern einen großen, länglich-viereckigen Kasten von glän zendem Stahl. „Der Sarkophag", flüsterte der Justizrath; dann betrat er das Innere des Würfels, in welchem er nahezu ausrecht stehen konnte. Am entfernten Ende deS stählernen Sarkophage- setzte er sein Licht nieder und zog einen zweiten Schlüssel hervor, ein langes war am Sonntag in Folge der schlechten Nacht erst um 3 Uhr Nach mittags aufgestanden und nahm wenig Speise zu sich, die er mit anscheinend großem Appetit genoß. Das Zimmer verließ der Kaiser nicht. Um 4 Uhr legte sich der hohe Herr zu kurzem Schlummer nieder und fühlte sich darnach um 5 Uhr ersichtlich wohler und er schien dann auch für kurze Zeit am Mittelfenster des Schlosses unter der Schloßknppel. Währenddessen hatte Professor von Bergmann eine längere Konferenz mit den Aerzten. Um 5'/z Uhr erschien der Kaiser zum zweiten Male am Fenster, die vor dem Schlosse versammelte Menschenmenge begrüßte in enthu siastischer Weise den Monarchen. Es war noch früher Abend, als sich der Kaiser wiederum niederlegte, um von Neuem eine sehr unruhige Nacht durchzumachen. Die Athmnngsbeschwerden, welche ihre Ursache in Schwellungen unterhalb der Kanüle haben, waren sn der letzten Nacht wieder bedeutend. Erst gegen Morgen verschafften Bcruhignngsmittel Linderung und ermöglichten wenigstens pausen weise einen ruhigeren Schlummer. Montag fühlte sich der Kaiser matt und verließ das Bett fast nicht. Es ist, wie es heißt, beschlossen worden, noch einen hervorragenden Arzt für innere Medizin an das Krankenbett des Kaisers hinzuzuziehen. Die Wahl ist unter drei der namhaftesten Autoritäten getroffen worden. Der Zustand des Kaisers wird von den Aerzten als ernst bezeichnet und dem schwergeprüften kaiserlichen Hause, wie dem deutschen Vaterlande scheinen neue sorgenvolle Stunden bevorzustehen. Der Kaiser ist die Ruhe und die Güte selbst. Er zeigt nicht die geringste Erregung. Professor Senator ist aus Berlin an das Krankenlager des Kaisers berufen. Alle in Berlin anwesenden Mitglieder der kaiserlichen Familie statteten gestern Nach mittag in Charlottenburg Besuche ab. — lieber die Scene vor dem Schloß meldet ein Berichterstatter: Vor dem Charlottenburger Schloß ging es am Montag sehr bewegt zu. Die zahlreich anwesende Menschenmenge konnte ein beständiges Kommen und Gehen hoher und höchster Personen wahrnehmen. Schon in der elften Stunde fuhr die Kronprinzessin vom Charlottenburger Schloß, wo sie einen kurzen Besuch abgcstattet hatte, nach Berlin zurück. Balv darauf verließen die drei Töchter des Kaisers das Schloß zu einer Spazier fahrt nach Berlin. Punkt 11 Uhr traf der Reichskanzler Fürst Bis marck am Schloß ein, nicht wie sonst fuhr der Wagen in den Schloß hof, sondern in ein Seitenportal, von wo sich der Fürst zu den Ge mächern des Kaisers begab. Eine halbe Stunde später sprengte der Kronprinz in vollem Galopp vor dos Schloß; er erschien, von seinen Adjutanten begleitet, so Plötzlich, daß die Wache nicht Zeit hatte, ins Gewehr zu treten. Der Kronprinz und Fürst Bismarck verweilten zusammen längere Zeit bei dem Kaiser. Später kehrten die drei Prinzessinnen ins Schloß zurück, die meiniugenschen und badenschen Herrschaften folgten. — Es fanden drei Aerztcconsul- tationen statt. Der Kaiser war besonders durch Husten und Erschwerung des Athmens stark angegriffen und recht matt. Die fürstlichen Verwandten blieben bis zum Abend. Augenblickliche Ge fahr wird nicht befürchtet, doch macht der Zustand des hohen Herrn allergrößte Schonung nöthig. — Aus Charlottenburg wird vom Montag Abend noch gemeldet, daß der Kaiser sich um 3 Uhr Nach mittags auf einige Augenblicke am Fenster zeigte und jubelnd begrüßt wurde. Es läßt sich also doch hoffen, daß die Bronchitis keine schwerere ist und bald vorübcrgehen wird. Die Mattigkeit dauerte an, bot aber keinen gefährlichen Charakter. — Um 2 Uhr hielt das Staatsministerium unter Fürst Bismarck s Vorsitz eine Berathung ab. Man spricht von Ausdehnung der Vertretung des Kronprinzen.,— Am Abend des Montag nach 8 Uhr war das Befinden des Kaisers leider wieder wenig günstig. Das Fieber hat zugenommen. — Eines der Berliner telegraphischen Correspondenz-Bureaux theilt mit, daß es von ihm nach dem Wortlaut des amtlichen Bulletins über die Erkrankung des Kaisers an Bronchitis aufgcgebcne Tele gramme nach längerer Pause zurückerhalten mit dem Vermerk, oie Abfindung sei nicht gestattet. Das betr. Bureau hat wegen dieser eigenthümlichen Antwort bei der kaiserlichen Oberpostdirectiou angcfragt. — Der Kaiser hat die 50,000 Mark, welche die Aachen- München» FeuerverficherungSgesellschaft ihm zur Disposition gestellt hat, dem Berliner Hilfskomitee für die Ueberschwemmten überwiesen. — Kronprinz Wilhelm hat dem Centralcomltce für die Ueber- chwemmren 10,000 Mark zugewiesen, eben soviel der Magistrat in Augsburg. »tj — Der commandirende General des 4. ArmeecorpS, Feldman» schall Graf v. Blumenthal, ist, der „Magdeb. Ztg." zufolge, zum Generalinspecteur der 4. Armee-Jnspection ernannt worden. Graf Blumenthal wird in dieser Stellung Nachfolger des jetzt regierenden Kaisers, der als Kronprinz diese Jnspection, zu der das 3., 11., 19. und die beiden bayrischen Corps gehören, inne hatte. tk — Die Gräfin Honorina Kwilecka bestreitet in einer Zuschrift an polnische Zeitungen, bei der Anwesenheit der Kaiserin Victoria in Posen an diese eine französische Ansprache gehalten zu haben. Sie habe auf eine Bemerkung der Kaiserin an sie nur mit wenigen Worten geantwortet. / — Die Vorlage betreffend die Alters- und Jnvalidenversorgung der Arbeiter befindet sich gegenwärtig im Kabinet des Kaiscrs.zur Unterzeichnung und wird, nachdem dies geschehen, dem Bundesrathe zugehen. — Das preußische Abgeordnetenhaus überwies gestern die Noth- standsvorlage der Budgetcoinmission. Namens der Conservativen regte v. Minnigerode an, die für das Volksschullastengesetz bestimmten 10 Millionen für dieses Jahr zu Gunsten der Wafsercalamitosen zu ver wenden. Die Vorlage betr. die Regulirung der Weichsel und Nogat wurde an die Commission zurückverwiesen. Die Vertreter der Nogat- Niederung sprachen sich für Schließung des Nogatarmes auS. Die Regierung besteht auf dem vorgeschlagenen Projekt, dessen Ausführung die Coupirung des Nogatarmes vorhergehen müsse. Mittwoch Volks schullastengefitz (Aufhebung des Schulgeldes). — Die „Voss. Ztg." schreibt: Dem „Wittenberger Kreisblatt" ist durch Ministerialverfügung wegen des Artikels „Eine Frauen zimmer-Politik" der Charakter als amtliches Kreisblatt entzogen worden. — Der neu ernannte Weihbischof Korytkowski in Gnesen ist hoffnungslos krank und empfing bereits die Sterbesacramente. — Eine Versammlung von 250 Brennereibesitzern in Posen be schloß am Montag einstimmig, der Spiritusbank für Deutschland beizutreten. Trankveich. Ein beispielloser Wahlkampf ist zu Ende! Im Norddepartement hat gestern Boulanger mit einer Majorität gesiegt, welche alle Erwartungen weit hinter sich gelassen hat. Für den general stimmte fast die Hälfte aller in dem Departement einge schriebenen Wähler und er hat mit mehr als Zweidrittcl-Majorität seine beiden republikanischen Gegner geschlagen. Die Zahl der einge schriebenen Wähler des Norddepartements beträgt 363,935; die ab gegebenen Stimmen 267,530. Boulanger ist mit 172,528 gewählt, Foucart erhielt 75,901, Moreau 9647. Das sind Zahlen, die zu denken geben. Vor Allem ist ein Umstand zu berücksichtigen: der radikale Kandidat Moreau, Mitglied des Generalrathes in Roubaix, hat noch nicht 10,000 Stimmen erhalten. Das beweist, daß weitaus die größere Zahl der Radikalen für Boulanger eingetreten ist. Man wird also wohl nicht länger sagen dürfen, daß nur die Bonapartisten den Wahlerfolg des neuen Volksmannes gemacht haben; unter den 173,000 Votanten für Boulanger steckt eine sehr erhebliche Zahl von Republikanern. Es hieße Eulen nach Athen tragen, wollte man über die Ursachen, welche zu diesem Ergebniß geführt, noch viele Worte machen. Das unaufhörliche Partcigszänke, die Selbstsucht und das Ltreberthum der politischen Machthaber in Frankreich hat eS zu Stande gebracht, daß alles Vertrauen in die gegenwärtige „parla mentarische Republik" geschwunden ist. Zu spät sehen die Republikaner cs jetzt ein, welche Grube sie sich selbst gegraben; und daß gerade ein Mann ihrer eigenen Prägung, ihrer eigenen Gesinnung, ihrer eigenen Mache es ist, der ihnen diese Erkenntniß bringen muß, mag ihnen doppelt schmerzlich erscheinen — aber es ist wohlverdient! dünnes, seltsam gestaltetes Instrument, mit welchem er sich zuerst an der Kopsplatte des Kastens, darauf, an der rechten Seite desselben und schließlich am Fußende zu schaffen machte. Endlich gewahrten die aufmerksam Zuschaucnden, daß auf der blanken Fläche der linken Seite ein kleines Zifferblatt mit einem Zeiger erschienen war, welch' letzteren der Justizrath auf die Zahl 6 schob. Man hörte ein leises Schnurren, dann einen kurzen, vibrirenden Schlag, das Zifferblatt verschwand, und der Sarkophag spaltete sich der Länge nach in zwei Hälften, die sich langsam zurückneigten, bis eine Oeffnung entstand, weit genug, um den Sarg aufzunehmen. Der Justizrath trat zur Seite. „Herr von Roland," sagte er, „jetzt ist die Reihe an Ihnen. Dort in dem stählernen Behälter befinden sich das Portefeuille mit den Banknoten und der silberne Kasten mit den Juwelen, Ihr Erb- theil. Ich übergebe Ihnen dasselbe kraft meiner Vollmacht in Gegen wart dieser Zeugen und ersuche Sie, heranzugehen und Ihr Eigen thum in Besitz zu nehmen." Paul stand einen Moment, wie um sich zu sammeln; er warf einen Blick auf seine Gefährte» und dann empor zur Thüre über die Treppe, in deren Bogen Janka und Helene aneinander geschmiegt standen, um den Begebenheiten zuzusehen. Hoch klopfte des jungen Mannes Herz, als er eine Kerze er griff und, sich neigend, in das Innere des düsteren Receptakulums trat, um die Schätze, die ihn mit einem Schlage zu einem der reichsten Männer machen sollten, ihrem bisherigen, so absonderlichen Aufbewahrungsort zu entnehmen. Nur noch ein Schritt — nur noch ein Ausstrccken der Hand und das märchenhafte Vermögen war sein — allein — Er fand nichts — Der stählerne Kasten war leer! 11. Kapitel. Der Instructionen letzter Theil. Paul von Roland kam nicht sogleich zum vollen Verständnis! der Sachlage. Nachdem er vergeblich in dem Kasten herumgelcuchlel hatte, wendete er sich nach dem Justizrath um und fragte: „Liegt hier ein Mißvcrständniß vor, Herr Doctor Horn?" „Ein Mißverständniß?" „Ja. Denn ich finde hier weder Portefeuille, noch einen silbernen iften." „WaS?I" „In der That. Bitte, überzeugen Sie sich." Der alte Herr stolperte eilig herzu, leuchtete in alle Ecken, tastete überall umher und kam dann wieder, gefolgt von dem jungen Manne, aus dem Receptakulum heraus. Sein Gesicht war bleich geworden, und große Schweißtropfen standen ihm auf der durchfurchten Stirn. „Nun?" rief Paul in einiger Erregung dem wie abwesend vor sich hinstarrenden Greise zu. „Die Papiere und die Kostbarkeiten sind fort!" sagte dieser mit heiserer Stimme, indem er die heftig bebenden Hände an seinen Kopf erhob. „Sie sind wenigstens nicht dort drinnen", entgegnete der junge Erbe. Auch seine Stimme klang trocken und rauh, obgleich er sich alle Mühe gab, sich zu beherrschen. „Haben Sie eine Erklärung oafür?" „Ich? Eine Erklärung?" sagte der alte Mann hastig. „Haha!" lachte Kamphoven so laut, daß die Graniiwände das Echo schmetternd zurückwarfen. „Das also war des Pudels Kern? Haha! Köstlich! Zwei ungeheure, feuer-, diebcs- und bombensichere Eisenkästen gefüllt mit blauem Dunst! Hahaha! Der Schatz hat niemals existirt I" „Schweigen Sie!" rief der Justizrath entrüstet und sich wieder zu seiner alten Würde emporraffend. „Schweigen Sie! Wie können Sie in der Gegenwart deS Tobten eine solche Rücksichtslosigkeit be gehen!" „Ach was!" fuhr Kamphoven laut und höhnisch fort. „Die alte Mumie wird davon nicht wieder erwachen. Soll ich bei dieser unvergleichlichen Comödie hier vielleicht auch noch ein langes Gesicht ziehen?" . „Sie sollen sich hier so betragen, wie . . „Halten Sie den Mund, Herr!" rief Kamphoven jetzt in Hellem Zorn. „Sie sind der Testamentsvollstrecker, lind die Banknoten nebst den Juwelen, wenn dieselben eben nicht von vornherein blauer Dunst gewesen sind, waren ausschließlich Ihrer Obhut anvcrtraut. Mich geht's nichts an, aber wenn es mich anginge, dann hätte ich in zwei Minuten die Polizei zur Stelle, merken Sie sich das!" „Herr von Roland!" jammerte der alte Mann. „Ich schwöre Ihnen, daß vor drei Wochen, als ich mit Wassili die Schlösser alle untersuchte, das Geld und die Juwelen noch unberührt in dem Sarkophage lagen!"
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