Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.06.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920617020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892061702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892061702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-06
- Tag 1892-06-17
-
Monat
1892-06
-
Jahr
1892
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
HHpN>eWOt8h»UÄO d, ha Honptexpediftou od« d«» im Stadft »V ' und den Vororte» errichteieu Av«. -m elle» abgeholt: vierteljährlich ^4 OöO, bei zweimaliger täglicher ZusteNung in« ha » L.ÜV. Durch di» Post bezogen siir De tschland und Oesterreich: vierteliährlich ^4 «.—. Direct» täglich« Äreuzbandjendung tu« Ausland: maaatUch 8.—. Die Morgen-?!ukgab« erscheint täglich'/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag« b Uhr. Lrdactioa uni» LrpeLitiou: IohannrSgagr 8. vftErvedition ist Wochentag« nnunterbrochr, ^Spaet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filiale«: vtt» «emm'S V«rtim. (Mir«» cha-»r, Uaivrrsitclttstrast« 1, L«ui» Lösch«, Kathorinenstr. 14. pari, und KSntGsplatz 7. Abend-Ausgabe. npMerTWlilalt JnsertionSpreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg^ keclame» unter demRedactiontftrich l«ga» spalten) ÜO-eh, oor deu tzamilirnnachrichte» (b gespalten) 40-^. Arötzer» Schriften laut unserem Prri«- verz,»ch»iß. Dadellarischer nub tzisiernsatz »ach höherem Darts. Er»rM-veil«8e» (gefalzy, ,»r mit da Morgen-Ausgabe, ohne Postbesärdernog «1—, mit Poftbesdrdenmg ^4 7V.-- Anzeiger. Organ für Politik, LocalgesWte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Än»ah«eschl»ß fir Z»ser«1er Ad«ad-Au»gab«: Vormittag« 10 Uhr. Margen-Au«gabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- »nd Festlag« früh » Uhr. Lei den Filialen und Annahmestelle» i« »in» halb« Stand« früher. Inserate sind stet» »n dt» Erpeditt«» zu richten. Druck nah Verlag da» I. Pol» t» Leipzig Kreitag den 17. Juni 1892. 86. Jahrgang Politische Tagesschau. * Leipzig, 17. Juni. Unser Berliner ks.-Corrcspondent meldete, wie erinnerlich sein wird, dieser Tage, der Versuch, zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck eine Annäherung herbei- rusühren, gescheitert sei. Eine Bestätigung erhält diese Meldung durch die Nachricht aus Wien, daß der deutsche Botschafter daselbst, Prinz Neuß, am Tage vor dem Ein treffen des früheren Reichskanzlers eine Reise antritl. Nirgends wird bezweifelt, daß der Antritt dieser Reise an diesem Tage aus eine von Berlin aus ergangene Anweisung erfolgt, die alle Hoffnungen aus Erjvlg der VermiitelungS- vcrsuche knickt. Jedenfalls ist an maßgebender Stelle die Abneigung gegen eine „Aussöhnung" eine sehr starke; sonst würde Prinz Reuß nicht mit einer Instruction versehen worden sein, welche die ofsiciellen Kreise Wiens in eine ge wisse Verlegenheit setzt. Wie man sich in Wien über diese Verlegenheit hinwcgbilft, wird man ja bald genug erfahren. Bei uns wird das VersöbiiuiigSthcnia von der Tagesordnung verschwinden, zur besonderen Gennglhuung der allen BiSmarck- seinde, die nun einmal an dem neuen Eurse ihre besondere Freude haben. Ein Theil dieser alten Biömarckseinde, das Centrnm. sieht sich in Verlegenheit versetzt durch die va titanische Presse, die anläßlich der jüngsten Einmischung des Papstes in die politischen Kämpfe in Frankreich Grundsätze aus stellt» die selbst den gefügigsten Ultramoutancn kopsscheu machen müssen. So führt das päpstliche Hosblalt, ter„Osser vatore Romano", denjenigen französischen Royalisten gegen über, die das Recht des Papstes, deu Katholiken auch in staatlichen Angelegenheiten Befehle zu erlheilen, auS: ES sei eine „abgestandene und sophistische Unter scheiduna", wenn die französischen Ro»alis!en erklären, in Sache» des Glaubens dcm Papste folgen, in Sachen der inneren Politik der Nation volle Freiheit der Anschauung haben zu wolle». „Das ist wohl ein unwiderlegliches und unzerstörbares Argument für Jemand, der überhaupt zum Gehorchen wenig geneigt, erst in poli- tischen Dingen nicht gehorcht und dann, ohne cS zu merken, dazu den Gehorsam in Sachen des Glaubens und der Religion hinzusugt. Die Politik ist die Anwendung der Moral aus die sociale Thätigkeit der Regierungen und aus das öfsent liche Leben der Völker. Nun ist der Papst der unfehlbar Lehrer sowohl des Glaubens als der Moral; daraus folgt, daß er der ständige Richter für den einen wie die andere ist, imo weit die praktische Anwendung der Moral sowohl bezüglich der Ein zelotn wie der Völker die Vorschriften, Interesse» und Reckne des Glaubens nicht verletzen, nicht gegen sie verstoße» soll. Sonach ist eü klar und zweifellos: Wie der Papst unfehlbarer Lehrer ist bezüglich dessen, waü man in religiöser Hinsicht glauben, in moralischer thu» muß, so ist er auch der ständige Richter in Bezug aus das, was man thun oder lasse» muß im öffentlichen und Privatleben, damit das Wirken des Menschen und Bürgers nicht im Widerspruch stehe mit der Wahrheit des katholische» Glaubens und der Gerechtigkeit der christliche» Moral. UcbrigenS muß jeder gute ttalholik wissen, daß der Pap I in der Kirche und für di« Katholiken nicht nur Lehrer, sondern auc! Souvcrain, Gesetzgeber und Richter ist. Erläßt er nun au politischem und bürgerlichem Gebiete Vorschriften oder Verbote, so thut er das, weil auch dies unter seiner hohen Jurisdiction und unter seiner höchsten Autorität sieht in alle» Len Beziehungen, welche er zu der osseubarlen Wahrheit und der evangelischen Moral hat oder habe» kann. Es ist zum Mindesten verwegen, auch nur zu unterstellen, daß der Papst irgendwie a»S den Grenzen seiner Autorität und seiner Macht herauSirclen könne oder wolle." Sehr richtig bemerkt die „Boss. Zeitung" zu dieser Ans lassung: „Vor solchen Lehren schrumpft selbst das Dogma von der Unsehl barkett zusammen. Der Spruch des vaticanischcn Concils schr» dem Inhaber des Stuhles Petri die Freiheit vom Jrrlhumc au drücklich nur in Glaubeossachen zu. Heute beansprucht der Vatikan auch die Unfehlbarkeit auf dcm ganzen Gebiete der Morallehre, deS staatlichen, bürgerlichen, privaten Lebens. Es gicbt nichts mehr, was der Katholik denken oder thun dürste, wenn der Papst cs »er- bietet. Nur einer unter allen Mensch«» entscheidet über das, was gut, was erlaubt, was dem einzelnen Menschen, den Staaten und Nationen zuträglich ist. Nach der Glaubens-, der Ge wissens-, der Denk- und Redefreiheit verdammt da» Papstthum nun auch die Freiheit der staatlichen Gestaltungen und Vorgänge. „Ter Papst lau» die Grenzen seiner Autorilät und Macht nicht überjchrcilcn", d. h. cS gicbt für dicstlde keine Grenzen. Wen» morgen der heilige Vater ein Staalsgeletz, eure bürgerliche Ein- richtung, eine Regierungsform als nachlhcitig für dce Kirche be trachtet, so müssen diesclven abgejchafst weide». Wen» ein Staats- überhaupt, ei» Minister oder ei» akademlschcr Lebrer dem Papste als hinderlich für die Ausbreitung der kirchlichen Gewalt erscheint, o muß er adgesetzt werden; denn „der Papst ist unfehlbarer Richter über alles, was im privaten und üfie»llichcn Lebe» zu lhun und zu lassen ist." Was würde geschehe» sein, wenn die Vorsehung gestaltet haue, daß das Papslthuui die äußere» Machtmittel zur Verwirk lichung dieser unerhörten Ansprüche besäße?" ES ist begreiflich, daß jeder deutsche Katholik, welcher als Staatsbürger unabhängig von vaticanischcu Befehlen zu sein wünscht, sich zum Widerspruch gegen derartige Doctrinen herausgcfvrderl fühlt; dies um so mehr, da die Einmischung des Papstes in die französischen Tinge allem Anschein nach in erster Reibe von Erwägunge» der internationalen Politik dielirt ist; kaü Gelüst, a»S solchen Erwägungen heran- die deutschen Katholiken zu einer Stellungnahme gegen den Dreibund auszusordern, ist früher dckannllich wieverholt in der vaticanische» Presse aufgelaucht. So tritt die klerikale „Kölnische Volkszeitung" denn lebhaft dem „Öjscrvawre" entgegen. Es ist indcß abzuwarten, wie die klerikale Presse und das Eentrum sich verhalten, wenn sie einmal selbst aus die Probe geslelli werden. Die klerikalen Agitationen für die Wiederherstellung der weltlichen Papst macht geben leinen besonderen Vorgeschmack von der Steif »ackigkeit unserer Ulttainontanen gegen Ilebergriffc des BalicanS aus weltliches Gebiet. erblicken müssen. Der „Pcster Lloyd" wird sich wohl in einen tarpejiicken Felsen für diese ValerlanLSverräther ver wandeln müssen. Unter den wenigen heiteren Erscheinungen an der Wende deS Jahrhunderts gebührt dem Verhältniß des selbstbewußten MagyarenthnulS zum Zonentarif ein hervorragender Platz. Um den schwachen Verkehr zu heben, hat bckannllich die ungarische Staalseise»bah»verwaltu>ig vor mehreren Jahre» eine Verwohlfcilung der Personenbeförderung durch eine Art von Zonentarif eintrclen lassen. Seitdem ist diese Tazforui für Menschenversracktung unter die nationalen Heiligthümer der Söhne ArpabS ausgenommen worvcu; man glaub: offenbar jenseits der Leitha mit der Eiusührung des Zonentarifs etwas gemacht zu haben, was die Magyaren in einer tausendjährigen Geschichte noch nie gemacht, nämlich: Epoche. Italiener und Spanier haben zusammen mit der Entdeckung Amerikas, die Deutschen mit der Erfindung der Vuch- druckerkuiist und Telegraphie, die Engländer mit der Entdeckung der Dampfkrast nicht so viel rcnvmniirt, wie die Magyaren mit „ihrem" Zonentarif. Der Gedanke der Zonenberechnnng rührt zwar von einem Engländer her und seine Weitereut- wickeluiig ist deni Tcntschen Perrot zu verdanken, aber die herrschende Nationalität in Ungarn hat ihn, wie so Vieles, was ihr nicht angekört, „magyarisirl", und webe dcm Frevler, der vor dieser geborgten magyarischen Grcßlhat nicht an betend in die Knicc sinkt. So z. B, dcm bayerischen Minister Präsidenten von ErailSheim und dem preußischen Eisenbahn minister Thielen, die solbane Reverenz unierlassen. Ter Erstere hatte in der bayerische» Kammer nachgcwiesen, daß der Fernverkehr in Ungarn durch den Zonentarif wenig oder gar nichis gewonnen habe, und Or. ^dielen hat sich diesen Nachweis im preußischen Abgeordnetenbause angeeiguct. Wegen dieses Versuchs, den Magyaren ihren einzige» EulkurLorbecr vom Haupte zu reiße», wurde Minister Thiele» selber vom „Pcster Lloyd" „heruulergcrisseii" und zwar mit einer Wnrb, die man bei der Verlheidigung von Adoplivjungcn selbst bei reißenden Thiere» nicht gewöhnt ist. Das ungarische Blatt machte dcm Minister direct den Borwurs der Unaufrichtig keit. Nun aber dal ein Berliner Blatt aus das von de; Dircclio» der ungarischen SlaalSbahncn hcrauSgegebcn Buch „Der Zonenlarif und seine Resultate" verwiesen, in welchem geschrieben stebt, daß in der Fernzone des ungarischen I Loubet'S Organ genannt bat. Im politischen Hexenkessel zu iarifs über 225 km nur 3,2 Procent aller Reisenden gefahren I Paris beginnt es wieder zu brodeln. Die kirchliche Frage, ind und daß von der gcsammten durch den Zonentarif be-1 der Besuch des russischen Großfürsten in Nancy, die Klagen wirkte» VerkcbrLsteigerung 88,7 Procent auf die Einfernung von I der französischen Ruffenseinde über angebliche Zettelunaen l—25 km entfallen und daß die durchschnittlich aus den I deS englischen Botschafters in Paris, um die französischen Reisenden enlfaUelidc Kilometerzahl von 59 ,in Jahre 1888 I Politiker von Rußland wegzulocken, diese Umstände und Er- aus 4l im Zabrc l890 gesunken ist. Die beiden deutschen I cignisse können Folgen nach sich ziehen, welche ohne Hinzuthun Minister haben also vollständig richtige Angaben gemacht, I von EonstanS dcm Eabinet Loudet gefährlich werden tonnen. waS aber für unsere Zonentarissckwäriner noch lange nicht I Daß EonstanS die aufgezwungene Muße unwillig trägt, ist o Hitler ist, wie für die Magyaren, die ihr eigen Fleisch und ! bekannt. Blut im Lager der Berkleinerer ihres nationalen Ruhmes I ^ ^ a, ». 7 . „ ^ . Wie der „Kreuzzertung" auS London berichtet wird, sind dort neuerliche Berichte eingctroffen, die das Mißtrauen gegen die Absichten Rußland« in Asien steigern. AuS den Berichten geht hervor, baß sich die Schwierigkeiten, mit I» Belgien sind, wie der Telegraph bereits gemeldet I denen der Emir von Asgbanistan wegen d»r Vorgänge an I>at, Gerüchte über bevorstebendc Acnderungen im Ministerium ! der Grenze und der dort zunehmenden Bewegung zu verbreitet. Ob diese Gerüchte einen lbatsächlichen Hinter-1 kämpfen Hat , in der letzten Zeit wesentlich erhöht haben, grund haben, läßt sich nicht übersehen; wahrscheinlich sind sie I Vielleicht hängt eS mit diesen Vorgängen auch zusammen, lediglich eine Folge deS Ausfalles der Wahlen, lieber diese I daß der Kha» von Bokhara es nicht für gerathen hält, liegt eine Fülle von Betrachtungen vor, die aber säinmtlicb I sein Land jetzt zu verlassen. Der „Pol. Eorrcspondenz" daraus binauslanscn, daß daS WcR tzcr VersassmizS Revision, I wird nämlich aus Petersburg berichtet, daß der Khan seine vor welchem Belgien siebt, nicht im Sinne der noch am Ruder I angekünbigte Reise aus unbestimmte Zeit vertagt und daß er befindlichen klerikale» Partei wird vorgenommen werden I den russischen Vertreter in Bokhara, Herrn Lrffar, der sich können. Bei diesem Werke bandelt es sich »m zwei Haupt-! auf dem Wege »ach Petersburg befindet, mit einer Mission iragen: die Erweiterung des Wahlrechte«, dessen AuS-l an den Zaren betraut habe, von deren Erfolg r» abhängen Übung in Belgien bis jetzt auf 130 000 Wähler beschränkt! solle, ob der Khan da« Reiseproject überhaupt auSfiihrrn war, und da« König«-Referent-um. Nachdem I werde. Bekanntlich hieß cS kürzlich, daß Herr Leffar den am ly Mai dieses ZabreS der bisherige CcnsuS ge-1 Khan aus der Reise begleiten solle, während auS der kr allen, bandelte cs sich darum, wa« in Zukunft an seine wähnten Meldung Hervorgeht, daß elfterer di« Reise nach Stelle treten soll. Wie erinnerlich, baden sich im Ver-1 Petersburg bereit-angctrcten hat. laufe der so erregten Wablbewegung alle Parteien I gegen die Einsührung des allgemeine» Slimmrcchlea mit! Seit etlichen Monaten lenkt Marokko in wachsendem beschränkenden Vorschlägen ausgesprochen, die Klerikalen, weil I Maße daS politische Augenmerk Europa« auf sich, bezw. auf ibne» sür ihre Herrschaft bangt, die Liberalen, weil sie eine I die innerhalb seiner Grenzen sich abspielenden, auf den Gegrn- Vernrehrung der soeialistischc» Abgeordnete» besorgen. Es I satz der dort vertretenen ausländischen Interessen zurück- blcibt nun der ml live gewählten Volksvertretung de» I zusübrenden Vorgänge. Weil die marokkanische Frage von Königreichs die Entscheidung darüber Vorbehalten, wie groß I dem Augenblick an, wo der englische Oberst Sir Evan Smith der Fortschritt Belgiens aus dem Wege zum allgemeinen I in außerordentlicher Mission des Londoner Foreign Office Wahlrechte sein soll. Ungewiß ist sodann das in der letzten I nach Fez ging, in lebhafteren Fluß gerieth, sind französische Kammer mit 78 s;egen 48 Stimmen angenommene Neferen-1 und sranzosensrrundliche Berichterstatter darin einig, den „eng- dnmSrecht deS Königs, von dessen Einführung Leopold II. I fischen Umtrieben" die Schuld an der neuerlichen Trübung die VersassungS - Revision abhängig gemacht hat. Tem I der Situation dieses Landes in dir Schuhe zu schieden. Da« Könige genügt nicht mehr, wa« ihm die auS dem Iabre I ist indeß eine willkürliche Behauptung, deren Urheber ganz 1830 stammcnde Verfassung als Gewähr für die Vorrechte I zu vergessen scheinen, daß an der algerisch-marokkanischen der Krone bot: daS Auflösung-recht und das Vetorecht. Er I Grenze der französische Einfluß schon lange vorher unuuter- vcrlangt als stärkere Garantie ein ReserendumSrecht, daS I brochen zu dcm Zwecke thätig gewesen »st, die Anbahnung heißt ein dircctcs BcrufungSrccht an daS Volk gegen von I cndgiltigcr normaler Zustände zu hindern. Daß Sir Evan den Kammern beschlossene Gesetze, welche er dem Wohl« des I Smith die Ausgabe hatte, den englischen Einfluß in Marokko Landes sür nicht zuträglich hält. Volksabstimmung wird also I aus erheblich breitere Unterlagen zu stellen, al» dir war, auf damit der Parlaments-Abstimmung als Eorrcctiv gegen-1 die er sich bisher stützen konnte, mag zuzuaeben sein, allein übergestcllt, ein Novum in constttniionellen Monarchien. I ob England damit den Reigen der „bösen Beispiele" eröffnrtc Heute scheint das Königs-Referendum seine Spitze gegen die I oder nickt, nickt vielmehr so Handel» mußte, um nicht durch klerikale Mehrheit gekehrt zu baden, die dem verfassungstreuen I einen scrupcllosen Nebenbuhler in« Hintertreffen gedrängt zu Könige nicht wobt nach dem Herzen regiert, morgen aber I werte», ist eine andere Frage. NeuestcnS seht sich nun auch kann cS fick gegen die Liberalen am Ruber richten. Daher j Spanien in Bewegung, seine Interessen in Cents durch Ber- dic Ungewißheit seines Schicksals. AnS Frankreich wird zur Abwechselung wieder einmal von einer „politischen Verschwörung" berichtet und stärkung seiner dortigen maritimen Machtmittel mit zeit gemäßem Schutze zu versehen. zwar ist e« Rocke fort, der die Entdeckung gemacht hat, daß Freycinct »nd EonstanS sich zum Sturze Loubet'S Deutsches Reich. Q Berlin, lü. Juni. Der Landwirthschaftliche E^afral- vcreinigt hätten. Frevciiiet wolle wieder die ausschlaggebende I verein desHerzogthumS Draunschweig hat sich einstimmig Persönlichkeit im Eabinet werden, Floquet würde den Vorsitz I gegen den Erlaß eines Heimstättengesrtze« erklärt, weil ohne Portcsenillc übernehmen, EonstanS da« Inner«, Brisson I dasselbe sür die Brannschweiger landwirthschaftlichen Ver di« Justiz, Lockroy de» Handel bekommen E» wäre dem-1 hällnisse nicht geeignet sei. Es ist dies die zweite bemerkenS- »ach ein radicalcs Mmistermm. — So wenig Beachtung im I werlbe Stellungnahme landwirthschaftlicher Kreise selbst Allgemeinen eine politische Mitlbeilung Rochesort'S verdient, I gegenüber dcm im Reichstag seit einigen Jahren scharfer be- so muß dock erwähnt werden, daß der „Intransigeant" sich I tonten Verlangen nach Heimstätten. In einer Vertretung von allem Anfang zum Ministerium Loubct sehr freundlich I der bayerischen Landwirthe hat bekanntlich vor Kurzem Prinz gestellt und es io eifrig gegen wirkliche oder angebliche I Ludwig sür die bayerischen Verhältnisse dieselbe ablehnende EonstanS sche Ränke vertbeidigt hat, daß man ihn geradezu' Kritik an dem Heimstätlenhegehr geübt. Man kann e« nur FenilleLon. Das Lildniß der Geliebten. Eine dramatische Novelle von Earl Ed. Klopfer. (Nachdruck und Dramatisinuig «nboir».) (Fortsetzung.) „O bitte, wie dürfte ich Ihnen daS übel nehmen? Sie sind ja ein so gelehrter, erfahrener, weltgewandter Man» — und ich wirklich nur ein kleines, unbedeutendes Ding —" „Nein, mein Fräulein, das glaube» Cie selbst nicht! Sie sind kein Kind mehr — und ich muß mit Erstaunen erkennen, wie sehr ich Sie unterschätzt habe Entweder war ick mit Blindheit geschlagen oder — wahrhaftig! Sie sind in der kurzen Zeitspanne von einigen Tagen in Ihrem ganzen Wesen bedeutend älter geworden." „Glauben — Sie? — Nun, vielleicht giebt es Er fahrungen, die unS — binnen einer Stunde zum Weibe reifen lassen." „Ah!" Er wich zurück und biß sich auf die Lippe. WaS war daS? Woher konnte Käthe wissen. . . .? Konnte sie sein Zwiegrsvräch mit Matbilde belauscht haben? . . . Jetzt kam Pruck heraus, sich nach dem so lange Säumen den umzusehen. Er lachte, als er Hilberg in Gesellschaft der Nichte traf. „Da kann ich freilich lange warten. Ja. die Damen, die Damen!" Hilberg stotterte eine Entschuldigung, nahm sein Mann scripl und ging Pruck voran hinab. Dieser wurde im letzten Moment von Käthe zurückgeballen. Sie wollte die Gelegen beit benutzen, Pruck aus die Entdeckung, di« er morgen machen sollte, wenigstens vorzubrreiten. „Onkel, hast Du einige Minuten Zeit für mich? Ich möchte Dir etwa« sagen." „Jetzt augenblicklich, mein Kind?" ,E» wäre mir lieb, wenn eS gleich sein könnte." -Nun, wenn e« wirklich so wichtig ist. . *r ließ sich auf eine» kleinen Divan neben dem Erker fenster nieder und sab die Nickte fragend a», der die Worte nur langsam und zagend aus dem Munde kamen. „Ich weiß nicht, wie ich beginnen soll — ich möchte gerne etwas weit auSholen —" „So tbue es! Ich sehe, es liegt Dir etwa« ans dem Herzen, dcm Du nur schwer Worte geben kannst. Fasse Dich nur! ich bade schon Zeit. Plaudere »lit mir ganz gemiilh- lich, wie mit einem Vater. Du weißt ja, ich habe mich Dir gegenüber stets als solchen betrachtet, seitdeut ich die Obhut über Dich aus den Hände» des sterbenden BrudcrS empfing. — Willst Du Dich nicht auch setzen — hierher, neben mich?" „Nein — cS ist besser so — so kann ich Dir freier in« Gesicht sehen — in diese« liebe, gute, treue Gesicht!" Sie reichte ihm in plötzlich anfquellciider Bewegung beide Hände hin, die er ebenso gerührt ergriff. „Geh' doch! WaS sehe ich denn da in diesen Augen blinken, die sonst stet« schalkhaft zu lachen wußten? Ich erinnere mich, Tu bist schon seit zwei oder drei Tagen so — so wunderlich . . . Sapperlot, Kind, fehlt Dir denn etwas?" Sie machte sich loS und drehte da« Köpfchen zur Seite. Pruck wurde besorgter. „Also wirklich — etwa« Ernstliche«?" Sie fuhr sich rasch über da- Gesicht, ehe sie ihm da«- selbe wieder zuwandte: „Onkel Hermann — in de» letzten zwei Jahren, die wir un« nicht gesehen haben, fürchtete ich beinahe, daß Tu mir fremd geworden seist. Zwei Iabre sind in meinem Aller eine inhaltsvolle Zeit. Und auch Tu hast mittlerweile eine bedeutende Veränderung in Deinem Leben ersahrcn." „Du meinst meine Heiratb. Du hast Recht, e« ist ein großer Wendeximct — der größte in einem Mcnschcndasein — Und wenn ick recht vrrmutbc, so willst Du wohl NäbereS erfahren, wie ich, der ich bereits als ein eingefleischter Hagestolz galt, doch noch dazu kam, zu HymenS Fahne zu schwören. He? „E« ist nicht müßige Neugier. Onkel! Und nicht wahr, ,ch darf mir auch eine gerade Frage erlauben .... Du bist — zufrieden io Deiner Ehe?" „So zufrieden", sagte er schlicht und herzlich, „daß ich Dir nur aufrichtig wünschen kann, Du mögest einst eine ebenso glückliche Wahl treffen, mein Kind!" „Aber — ich weiß nicht." Pruck lächelte. ,Du willst Wohl sagen, Du hättest Dir eine glückliche Ehe eigentlich anders gedacht, als sic sich Dir in meine»! Hause darstcllt? Nun >a. Du trägst Dich mit einem gewissen Ideal — sagen wir eS gerade berauSl Du kannst Dir den alten Onkel-Vormund, der sich bereit- dem Fünfzig näbcrt, nickt gut als den neugebackenen zärtlichen Ehemann denken, der Dir in den vergleichende» Wünschen bezüglich Deiner eigenen Zukunft vorschwebt." .LH!" „Du kannst ganz offen sein, ick bin eS auch. Ich erachte cS sogar sür sehr ersprießlich. Dir von dem zu sprechen, was Tu einst auch in Deinem junge» Ebeleben wohl verwende» magst. — Du käst gewiß schon recht viel Schönes von den sogenannten Flitterwochen gehört und gelesen und begreifst darunter die vollkommenste Harmonie zwischen einem glücklichen Paare. Und siebe — das ist eigent lich falsch. Ich behaupte geradezu, daß die ersten Jahre einer guten Ehe nne Zeit — der Stürme sind, unter denen sich naturgemäß alle großen Umwälzungen vollziehen. Meinst Du denn, es wäre sür zwei bisher getrennt cmporgewachsene Ge- müther ein Leichte«, sich aneinander zu schmicgen, die Ansätze zu finden, durch welche sich die beiden Individualitäten mit allen ihren reickrerästelten Eigenheiten zu einem wirklich gemein samen Fortaedeihen zusammeiisügen können? Mit nichlen. DaS ist um so schwieriger, je auSgebildeler und fcstbegründeter die Charaktere waren, als sie suy begegneten. Da hat Jede« sein Theil zu lernen, an sich zurecht zu stutzen »nd hinzuzufügen. Und nun gar, wenn man so spät zur Eh« schreitet, wie >chl Man ist ein völlig sertiger Meiisch, man bat sich sein Leben nach gewissen Gewohnbeilen zurecht gelegt, und nun beißt eS plötzlich: abgesckwenkt — ,n eine ganz andere Bahn ge lenkt. Dn hast bisher Dein zugcmessen Theil an Lebenslust und -Last allein gezogen, und nun soll « plötzlich im Zwei zespann gehen. Da ist es vor Allem die Aufgabe de« Mannes, dem andern, schwächeren Theil Zeit zu lassen, sich an die Gangart zu Zweien zu gewöhnen. So kann auch ich nicht verlangen, daß sich Mathilde meinen um zweiundzwanzig Jahre älteren Anschauungen so ohne Weitere« anbequemr. Meine Aufgabe ist es, ihrer Individualität keine engherzigen Fesseln anz,«legen, sie nicht durch gewaltsame Einflüsse zu verschüchtern und zu — verbilden, sondern sie ganz unmerk lich sür die in unjerem Falle Wohl etwas schwierigere Ehe- harnivnie zu — erziehen. Und da« kann ich nur durch ein« unwandelbare geduldige Liebe, deren stille, sanfte Gluth sie allinälig mit der behaglichen Wärme durchströmen soll, die uns ein Heim ja erst so hold und traulich macht, indem sie in uns da« Bewußtsein wachhält, daß wir eine Stütze zur Seite haben, auf die wir bauen können in guten, wie in schleckten Tagen, wie aus ein außer unS verkörperte» besseres Selbst. — Aber wa« siehst Du mich denn mit so großen, starre» Augen an? Du verstehst mich Wohl nicht ganz?" „O doch, doch!" stotterte sie, in« Leere stierend. Gott! WaS war sie zu thun im Begriff gewesen! Wäre e« nicht ei» tausendmal ärgere« Verbrechen, diesen Giftlropsen in sein vertrauende« Herz zu gießen? . . . „So rede doch! WaS hast Du denn?" Er stand auf, legte den Arm um ihre Schultern und flüsterte ihr lächelnd in» Ohr: „Ist e» vielleicht ein — HerzcnSgebeimniß? Und Du Schalk wolltest erst meine Meinung über dergleichen auS holen?" „Nein, Onkel, Du irrst — ich — ich — Ach ich kann Dir « ja aar nicht sagen!" Und da brach sie in ein krampf hafte« Schluchzen au« und sank dem zu Tode Erschrockenen an die Brust „Ich bin so namenlo« unglücklich!" „Unglücklich? Geh' doch!" flüsterte er zärtlich, ihr da« Goldbaar streichelnd. „Ein Sonntagskind wie Du! Dann ist e« doch wobl Liebeskummer?" Sie schüttelte wild da« Köpfchen. „Na, nicht so deftig I Ich schweige ja schon, wenn Du willst. Du kannst mir « meinetwegen zu gelegener Zeit sage». — morgen, übermorgen — nächste Woche . . .* „Nein, da« kann ich nicht", stieß sie ruckweise hervor, bemüht, ihre Thränen zu trocknen, „morgen — bin ich ja schon fort." „Fort? WaS? Du willst uns verlassen?" „Ich muß. Ich kann nicht bleiben." Und al« er weiter fragen wollte, fiel sie ihm mit nervöser Leidenschaftlichkeit
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite