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Dresdner Journal : 22.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189701226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-01
- Tag 1897-01-22
-
Monat
1897-01
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 22.01.1897
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NreÄncr Ve,,«»»ret«: M», Drr-de» vierteljährlich: , Mart bv Pj., bei de» Kaiser lich dtUli ^t!I PvMNMUÜkH »ierteyährlich »Mark; außer halb de« Deutschen Reiche« Pop- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf Erscheine»: Täglich mit Su-nahme der Sou», »ud Feiertage abend«. Fernspr-Anschluß:Nr1LSL v»tpndig»«,»«e»i»d«««. Für den Raum einer aespal. lenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps Unter „Eingesandt" dir Zeile 50 Pfi Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr. »0 fernspr.-Anschluß: Nr18-L Mir 1897. Freitag, den 22. Januar, abends. Amtlicher Teil. Dre-dt«, 13. Januar. Mit Allerhöchster Ge nehmigung hat die auf die Zeit vom 1. März 1897 bis dahin 1898 erfolgte Wiederwahl des Professors Hubert Engels in Dresden zum Rektor der Tech nischen Hochschule hierselbst die erforderliche Bestätig ung erhalten. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Gemeindevorstand Bobe in Großröhrsdorf das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Königlich Sächsische Ltaatseisenbahnen. Mit Genehmigung des Königlichen Finanz ministeriums werden die Bahnhöfe Connewitz und Stölteritz vom 1. April l897 an die Bezeichnungen Leipzig-Connewitz und Leipzig-Stötteritz erhalten. Dresden, am 9. Januar 1897. Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen. Hoffmann. trruenuungtn, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. BeiderStaatsschulden- Berwaltnng sind ernannt worden: Naumann, zeither Bureauassistent, als Sekretär; Tittmann, zeither Bureau assistent bei der Staatscisenbahn-Berwaltung, als Bureauassistent. Departement -es Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die 2. ständige Stelle in Cunnersdorf. Kollator: das Königliche Ministerium des Kultus und öffent lichen Unterrichts. Einkommen: 1000 M Gehalt und freie Wohnung. Gesuche sind bis zum 6. Februar an den Königl. Bezirksschulinspekior für Dresden Land, Schulrat Grüllich ein zureichen; — zu Ostern zu besetzen: die Kirchschulstelle zu Bernsdorf. Kollator: die oberste Schulbehörde Gehalt: 1202 M. schul-, 741,70 M. kirchendicnstliches Einkommen inkl. der Nutzungen aus Gärten rc. Ueberdrm sreie Amtswohnung und 72 M für Fortbildungsunterricht. Gesuche mit sämtlichen Zeug nissen bis in die neueste Zeit find bis zum S. Februar der dem König!. BezirkSschulinspcktor Schulrat Lötzsch in Glauchau ein- zureichen. Zur Erledigung gelangt die 3. stündige Lehrerstelle zu Spremberg. Kollator: da« Königl. Ministerium des Kultus und östeaUichen Unterrichts Einkommen 1000 M Gehalt uud freie Wohnung. Bewerbungsgesuche unter Beifügung auch de- ZcugniffeS über die musikalische Prüfung sind bis zum 6. Fe bruar an den Königl. Bezirksschulinspektor Zimmler in Löbau einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Tie italienische Teputiertenkammer, die am 25. d. Mls. zusammentreten sollte, ist gestern vertagt worden Dem bezüglichen Königl. Dekret wird bald die Auflösungsordre folgen und spätestens im April werden Neuwahlen stattfinden Diese Dinge kommen nicht übrrraschend, ist doch schon seit Wochen im unterrichteten Publikum darauf hingcwiesen worden, daß eine solche Maßregel unvermeidbar sei, daß die noch unter Crispi und in ihrer Mehrheit auf Crispis Programm hin gewählte Volksvertretung nicht lange mit dem andere Pläne verfolgenden Kabinett Rudini gut werde hantieren können. Die jetzige Kammer wurde im Mai 1895 gewählr und setzte sich aus 331» Ministeriellen und 172 Re gierungsgegnern zusammen, welche letztere in 98 so genannte Konstitutionelle (darunter Anhänger Giolittis und Zanardellis), 4'l Radikale, 17 Sozialisten uns 17 Parteilose zerfielen. Mil dieser Volksve tretung Lunk und Wissenschaft. Tie Pest. Einem Aufsatze in der neuen Auflage von „Meyers Konversations-Lexikon" entnehmen wir folgende Dar stellung des Wesens und der Geschichte der Pest, die jetzt in Indien immer größere Opfer fordert: Pest (lat. postis) heißt im Altertum und im Volks- mund noch im Mittelajter jede schwere, bösartige Volks krankheit, speziell die ansteckende akute Krankheit, welche durch schwere Erk.ankung einzelner Abschnitte des lymphatischen Apparats (Bubonen- oder Drüsenpest) und durch die Entwickelung von Anthrax oder Karbunkel charakterisiert ist und auf der einen Seite mit dem Typhus, auf der andern mit dem Milzbrand manche Übereinstimmung zeigt. Diese Krankheit war schon vor der christlichen Zeitrechnung bekannt; als Epidemie trat sie häufig in Syrien und Aegypten auf und im 6. Jahr hundert verbreitete sie sich über ganz Europa (Justinianische Pest). Im Laufe des Mittelalters waren Pestepidemien häufig, und der verheerende schwarze Tod des 14. Jahr hunderts war wohl gleichfalls eine Pest Im 16 und 17. und zum Teil noch im Anfang des vorigen Jahrhunderts war Vie Pest in Europa ziemlich häufig; sie trat damals in Deutschland, Holland, Italien rc. bald da, bald dort in großen oder auch in kleinen örtlichen Epidemien aus und war ost wieder für längere Zeit ganz verschwunden In Deutschland und in Skandinavien verbreitete sich von S nach O. (bez Österreich und Rußland) her 1708 und 170S eine schwere Pestepidemie über die Weichsel- und Odergebiete, welche erst in den Elbgegenden ihre Grenze fand, an einzelnen Punkten des nordwestlichen Deutschland auch noch in den folgenden Jahren wiederholt austrat und m ebendieser Zeit einen großen Teil von Dänemark und Schweden überzog Da« Jahr 1711 bildet für diese wirtschaftete Crispi bis zum März v. Js., bis er über die schwere Katastrophe m Afrika zu Fall kam. Sein Nachfolger Rudini mußte fofort einsehen, daß er in einem derart zusammengesetzten Parlament nur mittels der Kunst des Lavierens seine Ziele verfolgen könne, und er wachte denn auch von dieser Taktik guten Ge brauch. Die Partei Crispis fand er zunächst nicht eben in kampfeslustiger Stimmung vor, der Tag von Abba Carima lastete ja in den Augen des Volkes wie ihre alleinige, eigenste Schuld schwer auf den Anhängern des Ministeriums, das sich in Afrika zu rasch und zu weit vorgewagt hatte. Rudini begegnete also auf dieser Seite einer gewissen Nachgiebigkeit und zog außerdem die Radikalen näher an sich heran. Das gelang ihm durch mancherlei Zugeständnisse, aber zu gleich steigerte er die Begehrlichkeit dieser Herren, die schließlich mit seiner Hilfe ihre volle Rache an Crispi nehmen wollten. Weil er sich dazu nicht entschließen konnte, leistete Rudini dann auf ihre Gefolgschaft Verzicht und suchte sowohl durch diesen Schritt wie auch durch ein energisches Vorgehen gegen die Sozialisten die Kammermehrheit positiv für sich zu gewinnen. Aber er erreichte dieses Ziel nicht, er verbannte nicht den Geist Crispis aus dieser dominierenden Partei und hob damit nicht die Unsicher heit auf, welche nach wie vor in dem Verhältnis zwischen der Regierung und der Mehrheit bestand. Er mußte bei gewissen Fragen der inneren Politik ihren Widerstand, das heißt seinen Sturz voraus sehen, und da offenbar die Krone einen KabinettS- wechsel nicht wünschte, so entschloß er sich, dem Könige die Auflösung der Kammer vorzuschlagen — eine Maßregel, die er wohl gleich bei Antritt seines Amies erwogen, die er aber bei dem auf dem Lande ruhen den schwerem Druck für nicht angemessen und auch für unsicher gehalten haben mochte. Wie die Situation sich gegenwärtig darbietet, er öffnet sie dem Ministerium nicht ungünstige Aus sichten. Der erfreuliche Fri 'densabschluß mit Abessynien, die Besserung der Beziehungen zu Frankreich (bei voller Unberührtheit der Position im Dreibunde), die ziemlich gute Aufnahme des Luzzatischen Finanz Programms im Lande, das sind unzweifelhaft Erfolge des Kabinetts Rudini, welche bei den Wahlen für selbigeS lebhaft sprechen werden. Anderseits freilich fehlt es schon heute nicht an Stimmen, welche sich über den Ausgang sehr bedenklich äußern und auf das fortdauernde Mißtrauen der Konservativen wie auf den unbestreitbar großen Zorn der Radikalen hinweisend befürchten, daß das Ministerium zwischen diese beiden Stühle geraten könnte. Darüber läßt sich jetzt natürlich nicht mit Erfolg diskutieren. Man kann nur wünfchen, daß die Auflösung der Kammer, durch welche übrigens die Hoffnungen auf eine baldige Wiederkehr Crispis zerstört werden, bez die Neuwahlen dem Ministerium Rudini einen festen Boden verschaffen, auf welchem es sein nach außen hin wie in der inneren Politik korrektes, klares und maß volles Programm zum Vorteil des Landes mit Ruhe und Festigkeit auszuführen vermag. Über den Stand der Jnfanteriefraqc in Trutschland und Frankreich äußert sich das Wiener „Fremdenblatt ' an leitender Stelle, indem es gegenüber den jetzigen einseitigen Preßerörterungen über die Artilleriefrage darlegt, wie die genannten zwei Mächte auch auf anderem als artilleristischem Gebiete um den Vorsprung ringen. Es heißt in dieser Betrachtung: Fast unbemerkt gehen — dem großen Publikum unwichtiger scheinende — Veränderungen in den Infanterien der bewtn Großmächte vor; die Infanterie war aber fchon zu des ersten Napoleons Zeit der Nerv Ler Armeen, heute ist sie es noch mehr, denn im Fußvolk ganz besonders kommen die volklichen und staatlichen Eigenschaften einer Nation zum Ausdruck, und bei der festeren Infanterie wird — unter sonst gleichen Um ständen — heute das Übergewicht voraussichtlich zu finden sein. Im Jahre 1893 sah sich Deutschland genötigt, dem Wachstum der Bevölkerung entsprechend, hinsort eine größere Zahl Rekruten einzustellen und bot dafür der Volksvertretung die zweijährige Dienstzeit bei der Infanterie al- Ersatz an; selbst der Laie begreift, daß eine wesentliche Vermehrung der Zahl der Au-gehobenen auch eine Erhöhung der Zahl der Truppcneinhriien nach sich ziehen muß; in diesem Sinne errichtete Deutschland bei seinen 173 Jnsanterie- regimentcrn je ein viertes Bataillon zu zwei Compagnien. E« war vorauSzusehcn, daß diese Organisation nichts Ab schließendes bot; die Halbbataillone waren aus taktischen Gründen entweder zu wenig oder zu viel; durch Geietz vom 18. Juni 1896 wurden die 173 Halbbataillone zu 86 Voll- batailloncn vereint und diese in 42 Regimenter, dann 19 Brigaden gegliedert Jnsolge dieser Neuorganisation trat der Überschuß an Menschen, den Deutschland besitzt, sichtbar und militärisch wirksam hervor, nachdem er drei Jahre lang in den Halb- bataillonen gebunden gewesen war DaS Gesetz hat mit 1. April dieses Jahre- ins Leben zu treten Bon diesem Zeit punkt an verfügt Deutschland über 624 Feldbataillone aller bester Qualität, während es bisher deren 538 hatte. Frankreich verfügte bisher über 584 Feldbataillone, davon befanden sich 538 aus dem europäischen Kontinent. Dies- und jenseits des Rheins war also die Zahl der Truppeneinheiten des Fußvolkes haargenau die gleiche, wie sie auch sür die Einheiten der Kavallerie und Artillerie beinahe überciustimmt Kaum aber war nun die Vermehrung der Zahl der deutschen Bataillone bekannt geworden, als man auch in Frankreich an die Ausstell ung vierter Bataillone zu denken begann; am 28. Dezember genehmigte der französische Ministerrat eine Vorlage des Kriegs ministers Billot, nach welcher bei jenen 145 Regimentern die nur drei Bataillone haben, je ein viertes errichtet werden soll; bei 18 Regimentern bestehen solche schon. Billot beabsich tigt, die Errichtung der 145 Bataillone aus mehrere Jahre zu verteilen, cs sollen alljährlich deren 20 aufgestellt werden, so daß Frankreich im Jahre 1904 mit 729 Bataillone» Deutsch land überlegen sein würde, welches zur Zeit nur 624 derselben besitzt. 1897 stehen also 624 deutsche Bataillone gegen 558 der Franzosen, 1898 624 gegen 578, 1899 624 gegen 598, 1900 hat Frankreich Deutschland beinahe emgeholt, wenn es wirklich zur Durchführung der geplanten Aufstellungen kommt, und wenn Deutschland nicht seinerseits wieder einen Schritt nach vorwärt- thut. All das, wenn man die französischen Bataillone in Algier, Tunis rc. nicht berücksichtigt; stellt man diese mit in Rechnung so wird Frankreich schon 1898 Deutschland in der Zahl der Bataillone gewachsen sein. Wenn! Die Bevölkerungs statistik lehrt, daß die Zunahme der Geburten in Deutschland bei weitem höher ist, als in Frankreich, nach den neuesten Er hebungen ist sie sünfmal so groß, 1 Proz. gegen 0,2. Es leuchtet ein, daß unter diesen Umständen das Übergewicht Deutschlands in der Zahl der Soldaten immer größer werden muß, ua. so mehr, als Deutschland Frankreich jetzt schon um 14 Mill, Menschen übertrifft und das Verhältnis der tauglichen Rekrmen deutscher Zunge ein günstigeres ist. Aus das alles Hal d>r Gründer der deutschen Einheit wiederholt verwiesen und bcrvorgehoben, daß Deutschland in dieser Richtung durch Zuwarten nu- gewinnen kann, wenn ein neuer Krieg mir Frankreich unvermeidlich sein sollte Die Republik hat die größten Anstrengungen gemacht, um weder in der FriedenSpräscnz noch in der Zahl der Einheiten hinter Deutschland zurückzudleibcn Schon aber wollen ein sichtige Beobachter, und zwar Franzosen, glauben, daß ihr Vaterland an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angekommen ist. 38 Mill, können nicht soviel Rekruten ausbringen, als es 52 thun. Folgt Frankreich dem deutschen Beispiele um jeden Preis, so muß es eniweder Mindcrtaugliche einstellen oder die Dienstzeit erhöhen; diese beträgt im Prinzip drei Jahre, aber schon jetzt wird sie nur teilweise cingehalten, 1891 waren 168 000 Mann zur Infanterie eingestellt, aber 92 925 davon nur auf ein Jahr, der Rest auf zwei und drei Jahre. Im Durchschnitt dient der Franzose infolge organisatorischer Lücken und gewißer Mangel im Ersatzwesen faktisch nur zwei Jahre, obwohl dreijährige Dienstverpflichtung besteht. In Deutschland dagegen deckt sich die vorgeschrittene Dienstzeit mit der wirk lichen genau. Findet also hier die Entwickelung der sranzösischen Armee an den Eigentümlichkeiten der Nation, des Rohstoffs, eine schwer zu überschreitende Grenze, so verhindern anderseits budgetäre Bedenken die Schaffung der neuen OffizierSstelleu in wünschenswerter Zahl, so wie die Abneigung der Unter offiziere gegen das Reengagement die so notwendige Erziehung der Mannschaften kurzer Dienstzeit erschwert Offiziere uud Unterojfiziere bilden aber bekanntlich den Rahmen der Truppe, und dieser Rahmen muß desto fester gefügt sein, je loser die Truppe, je zahlreicher und je kürzere Zeit sie bei der Fahne steht Ein gewaltsames Hinausschrauben der französischen Truppeneinheilen auf die Zahl derselben in Deutschland würde also, einsichtigen Beurteiler» zusolgc, eine Verwässerung Lieser sonst so trefflichen Infanterie nach sich ziehen Dies der Stand der JnfanNricsrage rechts und links des Rheins, dies die Erwägungen, zu denen diese Frage den Anstoß girbt. ES ist unleugbar, daß hier äußerst Wichtige- im Werke ist, daß hier Gegensätze und Unterschiede bestehen, die allerdings nicht grell vor da« große Publikum gerückt werden, dort aber in ihrer fortwirkenden Krast in der Zukunft hervorirelen und wirksam werden können Wir sehen da ein zahlreiches Volk, das die Starke und den Wert seines Heere- durch die Verjüngung unablässig erhöht und dabei noch immer nicht soviel thut, als eS leisten könnte; wir sehen ein etwa- schwächeres Volk, daS die heroischesten Anstrengungen macht, um dem Nachbar aus militärischem Gebiet nicht nachzustchen, und dabei an der Grenze des Erreichbaren angekommen zu sein scheint. Fragen von der Bedeutung, wie die eben berührte, treten, wenn auch nicht so scharf und schneidend und dringend, wenn auch anders gesärbt, an alle europäischen Heere heran Überall handelt es sich darum, Mittel zu finden, um die stets wachsende Zahl junger Männer ohne allzu empfindliche Maßregeln in die Heere einzureihen; überall taucht die Erwägung auf, ob man der Güte oder der Zahl den Vorzug geben soll Wenn aber diese letztere Erwägung auch mehr der Beurteilung streng militärischer Kreise überlassen werden muß, jo möge doch noch einmal betont werden, daß das Vermehren und Neuausstellen von Truppenteilen unter Umständen nichts anderes ist, als die natürliche Folge des Anwachsens der Bevölkerung Das Maß dieses Anwachsens ist sehr verschieden, es schwankt von o,2 Proz. in Frankreich bis zu 1,4 Proz. in Rußland oder Serbien. Je stärker die Zunahme der Bevölkerung ist, desto mehr wird also das natürliche Bedürfnis nach neuen Truppen hervortreten Tages geschichte. Dresden, 22. Januar. Se Majestät der König nahmen im Laufe des heutigen Vormittags die Vor träge der Herren Staatsminister sowie militärische Meldungen entgegen. Dent sch es Reich. * Berlin Sc Majestät der Kaiser hörten gestern vormittag den Vortrag des Kriegsministers und arbeiteten im Anschluß daran mit dem Chef des Militärkabinetts. Abends 8 Uhr fand bei Ihren Kaiser! Majestäten ein größeres Diner statt, zu welchem außer den nächsten Um gebungen Ihrer Majestäten die am hiesigen Hofe akkre ditierten Botschafter und deren Gemahlinnen, die Militär attaches der Botschaften, der Oberstkämmerer, der Chef des Militärkabinetts und der Chef des Marinekabinctt« sowie der Unterstaatssekretär des Auswärtigen, Frhr. v Rotenhan, u. a. geladen waren. An der Tafel, die 38 Gedecke zählte, saßen Ihre Majestäten Sich gegenüber. Se. Majestät hatten zwischen der Gemahlin de« österreichisch ungarischen Botschafters, Frau v Szögyeny, und der Ge mahlin des russischen Botschafters, Frau Gräfin v d. Osten- Sacken, i>» der Mitte der Tafel Platz genommen, während Ihre Majestät die Kaiserin zwischen dem österreichisch- ungarischen Botschafter Szögyeny-Manch und dem italie nischen Botschafter Grafen Lanza saß. — Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Frhr. v Marschall wird, wie die „Post" hört, sofort nach seiner am Sonnabend erfolgenden Rückkehr aus der Schweiz die Geschäfte des Auswärtigen Amts wieder übernehmen — Der Bundesrat hat in seiner gestrigen Sitzung dem Entwurf eines Handelsgesetzbuchs und eines Einsühr- ungsgesetzes, dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Kündigung und Umwandlung der vierprozentigen Reichs anleihe, ferner dem NachtragSantrage Preußens, be treffend die Ausführung des Börsengesetzcs vom 22. Juni 1896, dem Anträge Hessens, betreffend die Errichtung eines zweiten Schiedsgerichts für den Be zirk der hessischen land- und sorstwirtschaftlichen Be rufsgenossenschaft sowie dem Entwurf von Vorfiyristen für die Einrichtung und den Betrieb von Anlagen zur Her stellung von Alkali-Chromaten die Zustimmung erteilt Der Entwurf einer Grundbuchordnung wurde mit einigen unwesentlichen Änderungen angenommen und von der Denkschrift, betreffend die Ausführung der Anleihgesetze, und dem Beschluß des Reichstags hierzu vom l. Dezember 1896, Kenntnis genommen. Schließlich wurden Eingaben behandelt. — Dem Reichstage ist der Entwurf eines Gesetzes über die Kündigung und Umwandlung der vicrprozentigen Reichsanleihe nunmehr zugcgangen. — Dem Reichstage ist ferner eine Denkschrift über die im südwestafrikanischen Schutzgebiet thätigen Gesellschaften zugegangen. Gegenden den definitiven Abschluß des Vortoinmens der Pest. Dauernde Sitze der Pest in Europa bildeten im 18. Jahrhundert nur der Osten und Südosten dieses Kontinents; vorzugsweise die Türkei, Dalmatien, Sieben bürgen, Ungarn, Bosnien, Serbien und die Donau- sürstentümer sowie das südwestliche Rußland, wo bis zum Schluß des Jahrhunderts die Pest in ver heerenden Epidemien und in weiterer Verbreitung wieder holt geherrscht hat Ebenso hatte die Krankheit inzwischen in Ägypten, Syrien, auf dem nordafrikanischen Küstenland und m Anatolien und Armenien ihre frühere Herrschaft behauptet und in Vordcrasien sich noch weiter, über Mesopotamien und Persien, ausgedehnt. Im west lichen Europa trat die Pest nur noch dreimal in eng begrenzten Herden, 1813 aus Malta, 1815 in Noja (von Dalmatien eingeschleppt) und 1820 auf Mallorca (von Marokko her infiziert) auf Die gleichzeitigen Epidemien auf Malta, in Bukarest, Griechenland und an der sieben- bürgischen Militärqrenze stehen mit einem bedeutenden Pestausbruch im Orient im Zusammenhang. Ebenhier zeigte sich die Seuche 1815 von neuem, gleichzeitig (zum letzten Male) in Dalmatien und 1828 in Kronstadt; seitdem ist Österreich von der Pest verschont geblieben. In den Donausürstentümern erlangte die Krankheit zur Zeit des russisch-türkischen Kriege» von 1827 bis 1829 eine weitere Verbreitung. In Rußland hatte die Pest 1807 und später an einzelnen Punkten geherrscht; dann erschien sie 1828 und 1837 in Odessa. Letztere Pest epidemie ist, bis zum Wiederaustreten der Seuche 1878, die letzte aus russischem Boden gewesen In da« Jahr 1837 fallen auch die letzten Pestau«brüche in Griechenland, Tripolis und Algerien Auf asiatischem Boden erlosch die Seuche 1830 in Mesopotamien, 1832 in Arabien, 1835 in Persien, sodaß 1837 neben der Türkei, welch« von der Krankheit noch einmal (1839) heimgesucht worden ist, nur noch die alten Stätten der Pest, Ägypten und Syrien, Sitze der Krankheit blieben; in Lynen (und Armenien) herrschte sie zum letzten Riale 1841, in Ägypten von 1843—44, und damit hatte die Pest vorläufig ihr Ende erreicht. In der neuern Periode, welche mit 1858 (Bengasi in Tripolis) beginnt, fehlt die Krankheit in dem Terrain, welches sie nahe an zwei Jahrtausende behauptet hatte, vollständig, hat aber in Gegenden, welche bis dahin nur in großen, Jahrzehnte umfasscnven Zwischenräumen, und zwar stet« infolge von Einschleppung der Seuche, von ihr heimgesucht worden waren, neue Heimatsherde ge funden Vier Punkte sind seit jener Zeit Sitz der Krankheit geworden: das Hochland Assyr an der West küste von Arabien (seit 1853), der westliche und besonders der nordwestliche Teil Persiens (1863 und 1870—71), die Ufer des Euphrat und Tigris in Mesopotamien (1873 bis 1874) und der Distrikt von Bengasi (1874) im Paschalik Tripolis Ob zwischen dem Auftreten der Krank heit an diesen einzelnen Punkten ein innerer Zusammen hang besteht, erscheint fraglich, und noch weniger läßt sich darüber urteilen, ob und inwieweit die Pestepidemicn mit dem Vorherrschen der Krankheit an den Abhängen des Himalaja in Verbindung zu bringen sind Im Winter 1878/79 wurde das Wolgagebiet des Gouvernements Astrachan von der Pest heimgesucht. Eine eigentlich epi demische Verbreitung erlangte die Krankheit aber nur in dem Kosakendorf Wetljanka, wo sie 20 Proz. der Ein wohner fortraffte und 82 Proz. der Erkrankten dem Tod anhcimfielen Man muß anneymen, daß die Pest hierher aus Persien über Astrachan oder durch Truppen aus Armenien eingeschleppt worden ist. Eine weitere Ver breitung wurde durch rigorose, oft grausame Sperrmaß- regeln verhindert Der Ansteckungsstoff der Pest ist unbekannt, er wird durch Berührung und durch die Luft übertragen, und die» ist gewiß die häufigste Art der Ansteckung Auch von den Kranken benutzte Betten, Wäsche rc. können den An- steckung-stosf aufnehmen und verbreiten Dagegen ist nicht sicher erwiesen, daß durch Handelswaren (Baumwolle u dgl.) die Pest aus dem Orient nach Europa ein geschleppt worden sei Meist scheint die Pest innerhalb 7 Tagen nach der Ansteckung auszubrechen, oft aber dauert dieses Jnkubationsstadium nur 2- 5, selten bis zu 15 Tagen Die in Armut und Elend lebenden Volks- llassen werden von der Pest am häufigsten ergriffen Dabei scheinen manche Beschäftigungsweisen ganz verschont zu werden, besonders solche, welche viel mit Wasser zu thun haben, noch mehr die Olträgcr, Ol- und Fetthändler Der Verlauf beginnt bald mit örtlichen Zufällen, Kar bunkeln and Pestbeulen (daher Beulcnpest), denen dann Fieber und die Zeichen der Allgemeinerkrankung folgen, bald mit Frost, Mattigkeit, Kopfschmerz, Ohrensausen und Schwindel, Angstgefühl, verstörtem Gesicht, Appetitmangcl, beschleunigtem Atem und Pulsschlag, heißer Haut, bis weilen Erbrechen und Durchfall rc. Die Pestbeulen (an geschwollene und vereiternde Lymphdrülen) erscheinen am häufigsten in den Weichen, seltener unter den Achseln, im Nacken oder unter dem Ohr als rundliche Geschwülste. Sie verursachen meist lebhafte, stechende Schmerzen, wachsen bi» zur Größe eine« Taubeneies und darüber und gehen dann gewöhnlich in Eiterung, Verjauchung und Brand über. Die Pestkarbunkel entsteht au» einzelnen flohstichähnlichen roten Flecken, die oft unter stechenden Schmerzen hier und da auf der Haut, besonders der Beine erscheinen, später zu größeren bläulichroten Flecken anwachsen, verhärten, ein Bläschen an der Spitze zeigen und endlich in einen Brandschorf mit lebhaft entzündetem Hof übergehen, unter welchem Haut und Muskeln brandig zerstört werden. Nach dem Auftreten dieser örtlichen Pestmale steigert sich gewöhnlich da« Fieber zu heftigen typhusähnlichen Symptomen, e« tritt hochgradiger Verfall der Kräfte ein, und es erfolgt der Tod unter schlagflußähnlichen oder mit andauernder Bewußtlosigkeit einhergehenden Hirnzufällcn, oder auch durch Blutungen, Entkräftung und Blutzersetzung, oder e« tritt unter Eiterung der Beulen und Abstoßung der Brand-
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