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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. PrSnumerWonS-Preis 22j Lilbersr. s^ Tdlr.) viencijäkriich, 3 Tb!r. für dns ganze Iadr, ohne Erdöl, ung, in allen Ideye» der Preuiiischen Manarchie. Magazin für die Man pränumerirt auf dieses Literatur' Blatt in Berlin in der Expedition der Mg. Pr. Staats-Zeitung (Friedrichs« Strafie Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohllödl. Post -Aemtern. Literatur des Auslandes. 2t Berlin, Freitag den 17. Februar 1843. Italien. Frankreichs literarische Verdienste um Italien. Die in Mailand erscheinende I'i^i^ts Luropea äußert in dieser Beziehung: „Wir thun den Franzosen Unrecht und beweisen uns sogar undankbar gegen sie, wenn wir ihnen so oft verwerfen, daß sie vor großem Egoismus unserem lite rarischen Treiben keine Aufmerksamkeit schenken und des Unterrichts, den sie einst von Italien empfingen, sich erfreuend, die alte Lehrmeisterin gering schätzen. °) Jene unwürdige Götzendicnerci, mit der wir jevcn Brosamen auf lesen, der von ihrer wohlbcsetzten Tafel fällt, für jcve „Meinung", die von dorther komint, ein williges Echo haben und das elendeste Machwerk über setzen, wenn cS in Frankreich das Licht erblickt hat, ist ein so trauriges Symptom unserer Gegenwart, daß cS Keiner den Franzosen verdenken kann, wenn sie hierin unserem Beispiele nicht folgen. Bücher, deren einziges Ver dienst in zierlichem Phrasenbau besteht; Verse, die nur tönen und nicht er wärmen; Romane, die weder gesellschaftliche Zustände noch rein Menschliches darstcllcn, sondern in dramatischen Evolutionen sich kümmerlich Hinschleppen oder ein paar Augenblicke mit Alkohol-Dämpfen berauschen; eine Fluth von Ucbersctzungcn, bald mit der ängstlichen Bedächtigkeit deck Pedanten, bald mit der Unbeholfenheit und dem Unverstände dcS Lohnarbeiters gefertigt; nüchterne philosophische Grübeleien ohne Anwendung auf das Leben; Journal-Artikel, mehr oder weniger frei aus dem Französischen übersetzt, welche nur die Nach sicht eines ungebildeten Publikums iu Anspruch nehmen, weil das gebildete sie nicht liest; Predigten, in welchen die Nachlässigkeit des Styls nicht durch Wärme der Ucbcrzcugung und echtes gefühltes Pathos gut gemacht wird; Bücher endlich, die gar nichts Wirkliches bringen und nachhinken, statt voran- zugchen, Produkte der Halbheit und Unreife — was Wunder — wenn sie im Lande der Wirklichkeit und der Anwendung aufs Leben keinen Widerhall findens Wer aber auch nur Französische Zeitschriften lesen wollte, der könnte aus denselben ersehen, wie oft man in Frankreich wohlwollend und selbst gewissen haft der ausgezeichneten Jtaliäner gedenkt; eS gicbt keine Sammlung, in der man sie vermißte, kein biographisches Werk, in welchem sie nicht eine Stelle fände». — Wenn ihrer wenige sind, ist Frankreich Schuld daran? Diejenigen Werke, welche Italien die meiste Ehre bringen, sind i»S Fran zösische übersetzt worden: unsere trefflichsten Romane, selbst einige Romane vom zweiten Range, und mehrere unserer pädagogischen Schriften: die Meinungen unserer Philosophen, die Untersuchungen unserer AlterthumSsorschcr hat man in Frankreich geprüft und gewürdigt; bei den Zusammenkünften un serer Gelehrten sehen wir mehr Franzosen als bei denen der ihrigen Jtaliäner. Die berühmte Pariser Akademie zählt viele Jtaliäner unter ihren Mitgliedern und Korrespondenten. In diesem Augenblick forscht ein Franzose, der als Literat und Politiker ausgezeichnet ist, in der Geschichte von Florenz, und ein Anderer, der jetzt an der Spitze der Geschäfte steht, hat eine Sammlung von Berichten Venetianischer Gesandten drucken lassen; Partonneau und Capcsigue beschäftigen sich gleichzeitig mit einem entscheidenden Moment in der Geschichte Italiens, und erst vor kurzem laS Herr Edouard Metz in der Französischen Akademie eine Abhandlung über die Macht und den Untergang der Republik Venedig. Herr Latour, der Uebersetzer Pellico's, übersetzt gegen wärtig das Leben Alfieri's und die Tragödien Manzoni's: die Hymnen des Letztere» sind bereits von Herrn Collombet aus Lyon übersetzt worden; Graf Anatole von Montesquieu hat Petrarca's Sonnctte in den Dialekt jener Pro vinz übertragen, zum Theil auch ihr« Form beibehaltend. Herrn Mazuy ver dankt man eine geschmackvolle Ucbersetzung des Ariosto, und jetzt verspricht Herr Arour eine neue metrische Bearbeitung desselben Dichters, während Herr Philipen de la Madelainc seine eigene mit 230 Vignetten und 25 Kupferstichen gezierte Version hcrausgicbt. Vor Allen aber ist Dante, der trefflichste Repräsentant der zugleich sanfte» u«d kraftvollen, frommen und hadcrsüchtigcn, dem Himmel zugewcndetcn und mit der Erde beschäftigten Jtaliänischen Nationalität, ein Gegenstand vieler neueren Studien unter den Franzosen geworden. Ozanam hat Dante S Phi losophie entwickelt; das Leben des Dichters hat derselbe Herr Artaud beschrie ben, dem seine Landsleute schon die Verpflanzung dcS Macchiavcll auf Fran zösischen Boden, das Leben Pius' VN. und eine Geschichte Italiens vcrdan- sehnliches Unrecht geschieht den Franzosen »munter auch bei uns. da diese in dec Tdat mehr mit Deutschland und seinen wissmschasuichcn Zustanden stch beschäftigen, al? mir anzuerkenncn geneigt sind. ken. Viele versuchten sich an Uebersetzungcn der Göttlichen Komödie, und unter diesen mit besonderer Geisteskraft und Kenntniß der gedachte Herr E. Arour, welcher, seit Grangier (1396) der Erste, die ganze Uebersctzung in Versen abzufasscn wagte. „Ich habe" — sagt er — „diese Arbeit beharrlich angefangeii und fortgesetzt, in der durch so viele Beispiele gerechtfertigten Meinung, daß die Prosa unfähig ist, ein Dichtcrwcrk treu wiedcrzugeben, und am wenigsten das gigantische Denkmal Dantc'S, welches, alle Kunst des Mittelalters in sich aufnehmend, aus den Trümmern der Jahrhunderte imposant hervorcagt mit seiner cigenthümlichen Architektur, seinem religiösen Charakter, seinen strengen und großartigen Verhältnissen." Ein bedeutender Französischer Schriftsteller nahm einiges Aergcrniß an der Construction in Arour s Dante, die allerdings mit dem sogenannten klassischen Style kontrastirt. Für uns Jtaliäner wird die Kopie eben dadurch ihrem Urbilde ähnlicher. Was wir aber mit größerer Sicherheit bcurthcilcn können, das ist die vortreffliche Auswahl des Jtaliänischen TcrteS, bei welcher eine so große Menge Varianten zum Grunde lagen. Während unsere Erklärer des Dante, von dem weitschweifigen Biagioli bis zu dem sehr bündigen Tom- maseo, sich abmühten, einen Sinn zu entziffern, eine Absicht des Autors zu ermitteln, ist die Schwierigkeit hier durch die bloße Uebersctzung schon gehoben. Die verständigen Anmerkungen endlich, welche jeden Gesang begleiten, haben «Heils philologischen, theilö historischen Werth, und nicht für Ausländer allein. Zu den eifrigsten und geistreichsten Pflegern'unserer Literatur gehört un streitig Herr Delöcluzc, den seine wichtigen Studien über Florenz schon rühm lich bekannt gemacht. Gegenwärtig liegen uns zwei andere unser Vaterland betreffende Werke dieses Mannes vor. Das erste ist eine Uebersctzung von Dantc'S Vila >»ova, als nothwendige Ergänzung zu A. Brizcur's Uebersctzung der Göttlichen Komödie; das andere eine Lebensbeschreibung Leonardo da Vinci's. Viele haben in neuerer Zeit über diesen große» Genius geschrieben, den derjenige kaum halb erfaßt, der ihn nur als Maler kennt. Leonardo steht nach Herrn Dclöcluze als Maler über Michelangelo und deni göttlichen Raphael wenigstens (?) gleich; betrachtet man aber sein unermeßliches ency- klopädischeS Wissen, erwägt man, daß er, wie sein größtentheils noch ungc- drucktcr Nachlaß crgicbt, in fast alle Zweige dieses Wissens tiefe, geniale, seinem Zeitalter weit vorancilcnde Blicke gethan: so muß man bis auf Aristo teles zurückgehcn, um seinesgleichen zu finden. — Schon der Deutsche Philo soph Kant erklärt Leonardo da Vinci für cincs der „umfassendsten Gcnic's"; Herr Delöcluze aber bclcuchtct alle Phasen dieser wunderbaren Individualität auf die interessanteste Weise. Von Leonardo da Vinci, dem Maler, Bildner, Baukünstlcr, Mathematiker, Mechaniker, dem Schöpfer im Reiche der Phan tasie und des abstraktesten Denkens, dem Meister in allen ritterlichen Uebungcn, dem Manne idealischer Schönheit und herkulischer Körperkrast — wird man, fürwahr! mit noch größerem Rechte, als von Alcibiades sagen können: „An diesem hatte die Natur Alles versucht, was sic zu leisten fähig." Valery's „Jtaliänische Kuriositäten". Die besten Werke, welche jetzt in Frankreich über Italien herausgckommcn sind, haben den gelehrten Bibliothekar Herrn Valery zum Verfasser, der seine fünfmaligen Reisen nach jenem Lande aufs beste zu benutzen gewußt hat. Er verbindet mit eben so viel Geschmack aL Gelehrsamkeit den Vorzug seiner Stellung, sich an der Spitze so bedeutender literarischer Schätze zu befinden, die er zum Theil selbst mit großer Vorliebe in Italic» gcsammelt hat. Durch so günstige Verhältnisse ward er in den Stand gesetzt, zuerst seine Reise nach Korsika, Sardinien und Elba herauszugebcn, welche sehr gut ausgenommen wurde, um so mehr, da sie die wichtigsten Aufschlüsse über diese sonst noch wenig bekannten Inseln gegeben hat. Sodann gab er seine treffliche» historisch- literarischen Kunst-Reisen in Italien heraus, welche schon die zweite Auflage erlebt haben; diesen folgte ein Reise-Handbuch für Italic» unter dem Titel: I.'lrslie cnmsortsbie, welches sich ganz besonderen Beifalls erfreut. Zuletzt aber ist von ihm eine Sammlung von Jtaliänischen Kuriositäten und Alterthumern hcrauSgcgcben worden °), welche eine besondere Aufmerksamkeit verdient. Hierin wird Nachricht gegeben von merkwürdigen alten Jtaliänischen Büchern, von berühmten Männern, meist aus dem Mittelalter, von Jta liänischen Dialekte», Sitten und Gebräuchen u. s. w. ') et Italieoues p»r ^1. Vrclerv» ?ur>8 el,er 1842. — Wir Haden dieses Buckes bereit- im vorigen Jahre kurz erwctdnt.