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Meißeritz-Zeitung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche AMLsßauxLmanNlchaft, das Königliche KmLsgerichL und den AadkaL zu JippMswalde. Mit achtfettigem Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land» und hauswirtschastlicher Monats-Beilage» Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehns. - Druck und Verlag von Carl Jehns m Dippoldiswalde. 1" .MtheM-Ztwu«'' erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners zag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis viert eliükrllch 1M. W Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., eknmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern LV Pfg. - Mle Postan- Kalten, Postboten, sowie MsereAusträger nehmen Bestellungen an. Inserate wachen mit Iss PW., solche au« unserer Amtshauptmunnschast mit12Pfg.dieSpalheil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen - auf der ersten Seite (nm von Behörden) die zwei- - gespaltene Zeile 35 bez. ZV Pfg. - Tabellarisch» und komplizierte Inserat» mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, i» redaktionellen Teile, di Spaltenzeile 3V Pfg. Nr. 132. Donnerstag, den 9. November 1911. 77. Jahrgang. WMt Atzung der StMmoriimten zu WMWM ,m Etwas von -er Eisenbahn. Neben den Dampfschiffen sind die Eisenbahnen die be- deutendsten Verkehrsmittel der Welt geworden. Das braucht man nicht erst statistisch zu beweisen, das sieht jeder, der auf einer Eisenbahn fährt. Die Leistungsfähig keit der Eisenbahnen und der angenehme Verkehr auf den selben stützt sich aber nicht nur auf die Dampfmaschinen und in Zukunft auf die Elektrizität, sondern für den guten, flotten Verkehr auf den Eisenbahnen spielen auch die Eisenbahnwagen eine sehr große Rolle. So ist es denn erfreulich, daß die deutschen Eisenbahnverwaltungen in Bezug auf die Einrichtung und Ausstattung der Eisen bahnwagen und auch hinsichtlich der Einteilung der Wagenklassen das Beste auf dem Gebiete des Eisenbahn wesens vor allen Völkern erreicht haben. So ist es schon im Weltverkehre zur Tatsache geworden, daß man im Auslande in der zweiten Wagenklasse auf den Eisenbahnen nicht viel bester fährt als in Deutschland in der dritten Wagenklasse, und für den Verkehr in der vierten Wagen- kiasse ist auf den deutschen Eisenbahnen auch soviel getan worden, daß die Reisenden in der vierten Wagenklasse auch gut und billig fahren. Das größte Verdienst in Be zug auf den Eisenbahnverkehr hat nun ossenbar die preußische Eisenbahnoerwaltung, die von allen anderen Eisenbahnoerwaltungen in Deutschland und in Amerika den Bedürfnissen der Reisenden die größten Zugeständnisse gemacht hat. Auch hatte die preußische Eisenbahnver- wastung verstanden, die Eisenbahnwagen so praktisch und einfach und doch so schön zu bauen, wie es für den Eisenbahnverkehr notwendig ist. Alles überflüssiges Leisten werk ist in den preußischen Eisenbahnwagen verschwunden und durch entsprechenden Wandbezug oder Anstrich den Wagen ein freundliches Aussehen gegeben worden, auch der Raum in den Eisenbahnwagen hat die möglichst große Ausnutzung zugunsten der Reisenden erfahren. Auf der Weltausstellung in Brüssel ist diese Zweckmäßigkeit und Schönheit der preußischen Eisenbahnwagen voll und ganz anerkannt worden, und wenn z. B. die französischen, englischen und belgischen Eisenbahnwagen der ersten Klasse auch eine reichere Ausstattung zeigten, so entsprachen sie doch nicht den modernen Anforderungen Im Bezug auf die Gesundheit und den einfachen natürlichen Geschmack. Die deutschen Techniker, Ingenieure und Wagenbauer haben da harmonisch zusammengearbeitet, unt wirklich praktische Eisenbahnwagen zu bauen, auch hat man aus jeder früher zutage getreten Fehlerhaftigkeit im Baue der Wagen und der inneren Einrichtung sofort die richtige Schlußfolgerung gezogen und den Fehler beseitigt. Praktisch, einfach und klar im Stile, hell und freundlich in der ganzen Aufmachung, das ist die Forderung und Losung der Zeit für die Einrichtung der Eisenbahnwagen, und sie ist es schließlich auch für die Häuser und für die Wohnungen, denn in unserer ernsten und mit so viel Kämpfen um das Dasein ersüllten Zeit hat man im Grunde genommen keinen Geschmack für überflüssige Ein richtungen, Schnörkel und Lurus. Solche Dinge mögen sich Millionäre leisten, das große Publikum und da« Volk in seinen verschiedenen Berufrkreisen will davon nichts wissen. Es käme noch eine Betrachtung der Lokomotiven in Frage, und da kann man wohl sagen, daß eine Loko motive in ihrer gedrungenen und zweckmäßigen Bauart auch Anspruch auf Schönheit hat, es ist die» natürlich keine Schönheit des äußeren Glanzes, sondern es ist die Schönheit der Gediegenheit und der Zweckmäßigkeit, und es sollte uns nicht wundern, wenn nicht bald ein genialer Ingenieur oder Architekt den Baustil und Kunststil der modernen Zeit erfindet, den Stil, der die Formen sprache des modernen Zeitgeistes ist, und bei welchem auch alles da», was in den Dampfmaschinen und in den Eisenbahnen erreicht worden ist, zu einem plastischen künstlerischen Ausdrucke kommt, denn e» wäre doch zu schade, wenn «ine für die Erfindungen und die technischen Leistungen so große Zeit wie die gegenwärtige nicht auch ihren eigenen Bau- und Kunststil Original erfinden könnte. — Lokales und Sächsisches. Dlppoldkwalde. Lin heftiger Südwrstslurm, der den Aufenthalt im Freien sehr ungemütlich machte, durch brauste die letzten Tage unsere Berge. Undurchdringliche Staubwolken, untermischt mit herabgerissenen Blättern, wirbelte er vor sich her. Wehe dem Wandersmann, der in seine Gewalt geriet, das Augenlicht wurde ihm schier genommen. Leider aber trocknet der Wind den Boden immer mehr aus, sodaß die Saaten schon Not zu leiden beginnen. Wenn jetzt der Winter mit seiner Herrschaft schon beginnen sollte, dann wäre die ganze Aussaat in Gefahr. Hoffentlich hat der Himmel bald ein Einsehen und sendet ausgiebigen, erquickenden Landregen. Das Konzert des Männergesangvereins, das, wie alljährlich, auch diesmal wieder am Kirmessonntage im „Schützen Haus" hier stattfand, erfreute sich eines sehr zahlreichen Besuches. Man bemerkte u. a. auch Vertreter bez. Vorsteher auswärtigerMännergesangvereine. Mancherlei Anregung haben diese Veranstaltungen gegeben. Nicht nur zum künstlichen Genießen, sondern auch zur Kenntnis der Werke und zur Klärung musikalischer Streitfragen haben viele diese Konzerte liebgewonnen. In jeder dieser Beziehungen hat auch das letzte nicht versagt. Herr Kantor Schmidt bewährte sich wieder als vorzüglicher Dirigent, ebenso als Violinvirtus in dem Danclaschen Trio. Besonders verdient hier die anschmiegende Klavier begleitung des Herrn Lehrer Müller-Paulsdorf hervor gehoben zu werden, während im ersten Teile dieses Trios Herr Musikdirektor Jahn etwas mehr Zurückhaltung hätte üben können. Seine Leistungen in den übrigen Teilen waren sehr gut. Von den dargebotenen Männerchören sind aus früheren Konzerten noch bekannt: „Das deutsche Lied" von Altenhofer, „Landerkennung" von Grieg und das immer wieder gern gehörte „Tirolers Heimkehr" von Katzer. An neuen Chören wies die Vortragsordnung auf: „Sonntag ist's" von Breu, „Neuer Frühling" von Petschke, „Altefrauen-Walzer" von Schäsfer, sowie die beken Doppelquartette „Aus der Jugendzeit" von Radecke und „Wie's daheim war" von Wohlgemuth. (Einige davon sind als Masserchöre für das im Jahre 1912 in Nürnberg stattfindende 8. deutsche Bundessängerfest vor gesehen.) Die Tenöre hatten gegenüber des „Basses Grundgewalt" keinen leichten Standpunkt. Aber die Leistungen im Männergesange waren doch groß und gut; namentlich die Schlußnummer zeigte in der klaren und sicheren Jntonierung von regelmäßigem Besuche der Singestunden und fleißiger Uebung. Der für diesen Abend gewonnene, bisher nur im engeren Kreise hier be kannte Rezitator, Herr Curt Benesch aus Dresden, fand durch seine der Kirmesstimmung Rechnung tragenden Dar bietungen wohlverdiente Anerkennung und lauten Beifall. Seine Mimik und Vortragsweise kamen gleich bei der ersten Nummer „Der Musikant" voll zur Geltung. Lieder zur Laute, wie „Der Postknecht" u. a. m. zeigten von der Vielseitigkeit des Herrn Benisch. — Eine immer gern ge hörte Abwechselung in den früheren Kirmesprogrammen boten die Vorträge des gemischten Chores, die diesmal leider gänzlich fehlten. — In der letzten Zeit beginnt die Oesfentlichkeit in Sachsen sich mit einem Gebiete zu beschästigen, das bisher vom Heimatschüße und den Bestrebungen zur Hebung des Kunstsinnes und de» Geschmackes arg vernachlässigt wor den ist, nämlich mit dem der Friedhofskunst. An verschiedenen Stellen unseres Königsreiches haben sich neuerdings dahingehende Bestrebungen bemerkbar gemacht, und auch die vor kurzem geschlossene Landessynode hat dieser Frage ihr« Aufmerksamkeit mehrfach zugewendet und ein dringendes Bedürfnis nach Abhilfe der hier herr schenden Mißstände anerkannt. Beim Betreten des Fried- Hofes umfängt den Menschen der Ernst des Todes. Hier, sagt er sich, wirst Du einst Deine Lieben zum ewigen Schlummer bestatten, hier wirst Du einst selbst zur ewigen Ruhe niedergelegt werden. Es ist wohl ohne Frage, daß da ohne weiteres in jedem das Verlangen und der Wunsch auftaucht, diese Stätte des ewigen Friedens so gestaltet zu wissen, daß sie möglichst schön und dabei friedlich, behaglich und traulich wirkt. Es versöhnt in den Augen- blicken des tiefsten Schmerzes, wo sich der Mensch von seinen Lieben, dessen irdische Rest« in da» Grab versenkt werden, trennen muß und in denen er dann dieses Grab wieder aussucht, zu sehen, daß diese Reste in einer schönen und würdigen Umgebung ruhen. Da» absprechenste Urteil über eine Gegend bringt der Mensch mit iden Worten zum Ausdrucke: „Hier möchte ich nicht begraben sein',. Wie sieht es aber in dieser Beziehung in der Wirklichkeit aus? Sind unsere Friedhöfe die Stätten der Schönheit, der Traulichkeit und des Friedens, die sie sein sollten und sein könnten? Diese Frage muß leider nur zu oft, ja, es sei geklagt, fast regelmäßig bei uns verneint werden. Kahl, unbehaglich, wie mit dem Lineal gezogen, liegen unsere Friedhöfe meist da. Und wie leicht wäre es ge rade bei uns in unserer von der Natur so reich mit Schönheiten gesegneten Gegend, unter Ausnutzung de« Wechsels von Berg und Tal und der allenthalben an stehenden herrlichen Waldbestände, geradezu Mustergültiges auf diesem Gebiete zu schaffen. Und wie steht es mit den Grabdenkmälern, die unsere Friedhöfe — schmücken kann man leider kaum sagen? Unechtes Material, da« mehr scheinen will als es ist und dabei meist noch teurer ist als die Verwendung echter Stoffe, so wie sie sind, Material, das sich auch infolge seiner Unechtheit schlecht hält und dann erst recht häßlich wirkt, unschöne Formen, die dem verwendeten Material nicht entsprechen, Schablonenhaftigkeit: So sehen zurzeit meist die Grab denkmäler aus, die wir unseren Lieben auf den Stätten ihrer letzten Ruhe errichten. Und dabei ließen sich in jeder Hinsicht schönere Grabdenkmäler nicht etwa nur zu höheren Preisen und durch auswärtige Handwerksmeister Herstellen. Dies kann vielmehr ebensogut zu denselben, ja, vielleicht billigeren Preisen als bisher und durch unsere einheimischen Handwerksmeister geschehen, wenn nur da« Publikum, die Kirchenomstände und die beteiligten Ge werbekreise erst einmal die bisherigen Irrtümer eingesehen haben und mit ihrem Geschmacke auf die richtigen Bahnen gelenkt s'nd. Was sich in dieser Hinsicht mit dem nötigen guten Willen tun läßt, beweisen am besten die Erfolge, die der Heimatschutz auf dem Gebiete des Bauwesens in den letzten Jahren erzielt hat und deren Segnungen wohl keiner, der nicht voreingenommen ist, in Abrede stellen kann. Zur Förderung dieser Bestrebungen auf dem Gebiete der Kirchhofskunst ist es der Kirchenin- spektion zu Dippoldiswalde gelungen, Herrn Architekt Oskar Menzel aus Dresden zu gewinnen, am Donners tag, den 9. November 1911, nachmittags 5 Uhr, im Saale der Reichskrone in Dippoldiswalde gelegentlich der Diözesanversammlung einen Lichtbildervortrag über Fried- hofskunst zu halten. Es wird darauf hingewiefen, daß dieser Vortrag unbeschränkt öffentlich ist, und zwar auch für Damen, und daß der Eintritt dazu völlig frei ist. Es kann jedem, der sich irgendwie für die Frage inter essiert, und das sollte bei ihrer Allgemeinheit eigentlich jeder sein, nur dringend geraten werden, den Vortrag zu besuchen. — Morgen Donnerstag findet im Saale der „Reichs krone" die diesjährige Diözesanversammlung statt, deren Tagesordnung wir bereits veröffentlicht haben. Zu ihr sowohl, als auch zu dem Vortrage über „Friedhofskunst" am Nachmittage hat jedermann frei Zutritt. Ober- und Riederfrauendorf. Nächsten Freilag, den 10. November, gedenkt unsere Schulgemeinde die Feier des 75jährigen Bestehens ihrer Schule zu begehen. Nachmittags i/24 Uhr wird man sich vor dem Schulhause sammeln zum Festzuge — am Lutherstein vorüber — nach dem Gasthosssaale, wo dann von 4 Uhr ab die eigentliche Feier abgehalten werden soll. Ehemalige Schüler und Schülerinnen, sowie Freunde und Gönner unsrer Schule von nah und fern sind dazu herzlichst willkommen. Sadisdorf. Am 1. November wurde der als Kirch- schullehrer hiesiger Parochie gewählte bisherige Lehrer in Friedebach bei Sayda, Herr Georg Arno Georgi, in sein hiesiges Schulamt und am 5. d. M. im Vormittagsgottes dienste in sein kirchliches Amt feierlich eingeführt. Gott segne seine Wirksamkeit für Kirche, Schule und Haus in hiesiger Gemeinde! Dresden. Die Zweite Kammer trat am Dienstag zu ihrer ersten Sitzung zusammen und wurde dabei vom bisherigen Präsidenten, vr. Vogel, begrüßt, der auch den Finanzminister, vr. v. Seydewitz, der dem Landtage zum ersten Male beiwohnte, willkommen hieß. Welter gedachte er der Hygiene-Ausstellung, die so viele Be-