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MMufferTaMatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das .Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 SiM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 RM., bei Postbestellung r AM. zuzüglich Abtrag- . gebühr. Einzelnummern All-P°ft°«ft-li-n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P°ftv-unun»->ns««»>-b. Erägeruud Geschäftsstellen — - - — - nehme« zu jeder Zeit Be- strllungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung ö« Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Naumzeilc 20Rpfg., dir 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 X^ch», Pfennig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgcdühr 20 Reichspsennige. 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Man muß bei dem Kampf, der Indien durchtobl — und in London weiß die Regierung Macdonald ganz genau, daß die Krise da ist — immer daran denken, daß es sich dabei um mehr als 300 Millionen Menschen handelt. Asien wirkt durch die Zahl. Sie war es, die sich gegen über den fremden Mächten in China durchgssctzt hat,'die europäischen Mächte zum Rückzug zwang. Und in C h i n a leben „nur" 150 Millionen Menschen mehr als in Indien. Mau weiß freilich, daß die rein zahlenmäßige „Masse Mensch" es natürlich allein auch nicht macht, daß sic viel mehr eines Führers bedarf. In China ist es Sunjat - sen gewesen, der seinem Lande und den Freiheits- Wünschen ein klares, unmißverständliches Ziel gesetzt Hai. Und wenn von der indischen Freiheitsbewegung ge sprochen wird, so fällt sofort das Wort Gandhi. Man kann sich angesichts des englischen Nachrichten monopols natürlich nur schwer ein Bild von dem machen, wie es in Indien eigentlich aussieht. Was von dorther ju uns kam an Intellektuellen, ist radikal, steht zum größten Teil politisch links von. Gandhi. Man weiß aber nicht, wie die Masse der 300 Millionen fühlt, — kaum denkt. Ein Drittel von ihnen sind Mohammedaner und der religionspolitische Gegensatz zum Brahmanismus war eine der stärksten Stützen für die Herrschaft der Engländer in Indien. Aber die Hindus selbst sind sich nicht einig in ihren politischen Zielen. Seit 1920 besteht die Unab hängigkeilspartei, die eine völlige Abtrennung Indiens von England anstrebt und auf dem letzten Ällindischen Kongreß über die Anhänger der gemäßigten Richtung — Gandhi — gesiegt hat. Auf jenem Kongreß unterlag die gemäßigte Richtung, die eine Art „Home rule" für In dien will; Gandhi ist nicht allein der Führer einer der „liberalen" indischen Parteien, die aber alle zum min desten die Rechte der „Dominions", also Kanadas, Süd afrikas, Australiens, auch für Indien in Anspruch nimmt. Wieweil neben diesen rein politischen Gesichtspunkten nun auch noch soziale mitwirken, also die russisch-bolsche- lvistische Agitation Erfolge erzielt hat und erzielt, vermag man kaum zu beurteilen. Allerdings darf man nicht ver gessen, daß Indien schon seit Jahren in die Reihe der Industriestaaten eingerückt ist. und einer der Hauptgründe für die Schwierigkeiten auf dem englischen Arbcitsmarkt ist es, daß in Indien eine umfangreiche Textilindustrie ausgcbant worden ist. Hier liegen auch die Möglichkeiten für die heutige „Kampfparole" der allindischen Bewegung, den Boykott englischer Waren zu predigen. Wieder denkt man daran, welch gefährliche Waffe in China diese Boy- kottserklärung gewesen ist. Man hat in London schon seit Jahren sich mit dem „indischen Problem" beschäftigt, hat eine besondere Kom mission mit der Untersuchung der dortigen politischen Ver hältnisse beauftragt. Merkwürdigerweise ist aber der Bericht dieser „Simopskommission" bisher offiziell nicht Veröffentlicht worden, obwohl die radikale politische Rich tung in Indien es überhaupt ablehnte, die Arbeit dieser Kommission irgendwie zu unterstützen. Die Gemäßigteren, darunter Gandhi, handelten anders; dort hat man wohl damit gerechnet, daß die jetzige „Arbeiterregierung" eines Macdonald zu ähnlichen Konzessionen Indien gegenüber bereit sein würde, wie sie Ägypten gewährt wurden. Jetzt aber hat England auch gegen diese politisch Gemäßigten schwerwiegende Schritte unternommen, ebenso wie einst gegen den Ägypter Zoghlul. Indien ist die größte Perle in der Krone Englands und bezeichnenderweise führt Englands Herrscher neben dem Titel eines Königs von England vorzugsweise den eines Kaisers von Indien. Daher läßt es sich verstehen, daß England dem drohenden Verlust dieser Perle schärfsten Widerstand entgegensetzt. Trauerstreik in Bombay. Die indische Bewegung wächst. Gandhi, der bekannte Führer Indiens der gegen Englands Herrschaft gerichteten Unabhängigkeitsbewegung, ist in einem kleinen Ort in der Nähe von Surat verhaftet «borden. Die Verhaftung erfolgte auf Grund einer Ver fügung vom Jahre 1827. Nach der Verhaftung wurde Gandhi in einem Postzug von Borive <etwa 60 Kilometer vom Bombay entfernt) und von dort in einem geschlossenen Auto nach dem Gefängnis in Puna (150 Kilometer süd östlich von Bombay) gebracht, wo er zunächst verbleiben wird, wenn nicht der Verhaftung sofort ein Gerichts verfahren folgt. In Bombay sind umfangreiche Vorkeh rungen zur Verhinderung von Demonstrationen und Un Uchen getroffen worden! Die Anhänger Gandhis in Bombay riefen einen Trauerstreik aus. Zu der Verhaftung Gandhis wird mitgeteilt, daß die Regierungsbehörden und die indische Regierung im Ver lauf einer gemeinsamen Beratung zu der Überzeugung klangt waren, daß Gandhi nicht mehr länger in Freiheit kielassen werden könnte, ohne daß nicht die Ruhe in Indien schwer gefährdet werde. Der Ausschuß der Bombayer Europäischen Vereinigung Hal einen Brief an den Gon °ernenr der Provinz Bombay gerichtet, in dem verlangt v"rd, daß die Regierung in Zukunft für die Aufrecht- Die Aufgaben der Reilhsreglerung Brünings Politik. Programmatische Kanzlerrede in Dortmund. Auf dem westfälischen Zentrumsparteilag in Dortmund sprach Reichskanzler Dr. Brüning über die politische Lage und die Aufgaben der Reichsregierung. Er setzte sich zu Be ginn seiner Ausführungen mit der Sozialdemokratie ausein ander. Es sei merkwürdig, daß die Sozialdemokraten jetzt das Zentrum wegen seiner Beteiligung an dem neuen Kabinett angreifen, obwohl sie selbst das Kabinett Müller qestürzl haben. Auch das Kabinett Müller sei sich bei seinem Rücktritt in den großen Fragen der Politik ziemlich einig gewesen, namentlich darüber, daß die Frage der Arbeitslosenversicherung zu einer späteren Zett gelöst werden müsse. Die Sanie rung der Arbeitslosenversicherung sei die nächste Ausgabe der Regierung. Allerdings könne man erst nach der Kaffensanie rung an die Lösung dieser Aufgabe Herangehen. Panzerkreuzersrage könne er erklären, daß die gegenwärtige Reichsregierung viel schwerere Sorgen habe. Der Behauptung, daß das neue Kabi nett unter seiner, Brünings, Leitung plötzlich zu einer Rechtsregierung geworden sei, müsse er scharf wider sprechen. Das deutsche Volk würde den Glauben an das Parla ment restlos verlieren, wenn cs sehe, daß die Parteien sich manchmal über Lapalien nicht einigen könnten. Das Parla nienl müsse den Mul aufbringen, in der einen oder der anderen Frage auch einmal eine Politik zu verfolgen, die nicht cP Popularität abgestimmt sei. Die Ausgabe der neuen Negierung sei es, das bekannte, von ihm, (Brüning: ausgestellte Programm mit dem Parlament durchzusühren, uni nach einer langsam sich anbahnenden, durch entsprechende Gesetzgebung begünstigten Aufwärtsentwicklung in den nächsten fünf Jahren zu einer Gesundung des Wirt schaftslebens und der Finanzen und damit der ganzen Lebens haltung des deutschen Volkes zu gelangen. Zum Ostprogramm betonte der Kanzler, es sei leine einst- settige Bevorzugung des ostdeutschen Grundbesitzes beabsich tigt, wohl aber die Hebung der Wirtschaft im Osten, besonders der Landwirtschaft. Unler allen Umständen müsse vermieden werden, daß das R o g g e n p r o b l e m die Lage der Landwirtschaft in den kommenden Jahren in katastropha ler Weise beeinflusse. Er selbst habe beoachlet, daß bei den kleinen Lan-wirten und Siedlern im Osten die seelischen Depressionen von Tag zu Tag stärker würden. Breche die Landwirtschaft des Ostens zu- santmen, dann stünde das Deutsche Reich vor einer außer ordentlich ernsten Krise. Das Kabinett sei entschlossen, sich für sparsamste Finanzpolitik in Reich, Ländern und Gemeinden und für die Konsolidierung der schwebenden Schulden einzusetzen. Es sei verhängnisvoll gewesen, daß die deutschen Unterhändler nach Paris gehen mußten, zu einer Zeit, als die schwebenden Schulden der össentlicheu Körperschaften rund sechs Millionen Mark betrugen. Dr. Brüning ging endlich auf die Gerüchte über Par- teivcrschmelzungen ein und betonte, daß das Zentrum mit etwa sich anbahnenden Umgruppierungen unter den Parteien nichts zu tuu habe. Tie Partei beabsichtige, ge treu der Tradition der vergangenen 40 Jahre, Zentrums politik im Sinne Windthorsts zu treiben. Sie erstrebe nach wie vor eine Einigung oder wenigstens eine Arbeitsgemeinschaft mit der Bayerischen Volkspartei. -s- Die Haltung der Demokraten. Der Parteivorstand der Deutschen Demokratischen Partei billigte in einer Entschließung das Verhalten der Reichstags fraktion bei den Abstimmungen im April. Der Parteivorsländ hatte zu der Reichslagsfraktion und zu dem demokratischen Reichswirtschaslsminister das Vertrauen, daß sie in der jetzigen Kombination die Grundsätze der Partei wahren und aus deren etwaiger Verletzung die Folgerungen ziehen würden. Der Parteiausschuß der Demokratischen Partei wird am 25. Mai in Halle zu einer Tagung zusammentrctcn. Am die AtiWstallwig des Reiches. Baldige Fortsetzung der Ausschußvcrhandlungen. Der Reichsminister des Innern beabsichtigt, für Ende Mai, spätestens Anfang Jnni, die Ausschüsse der L nder- konferenz zur Fortsetzung der Verhandlungen ü r die Reichsreform einzuberufen. Die nach zweijähriger Dauer alsdann abgeschlossenen Verhandlungen über Organisation und Zuständigkeit von Reich und Ländern geben die Grundlage für di? end gültige und Wirklich organische Neugestaltung des Reiches, die nur vom gesamtdeutschen Gesichts punkt aus erfolgen darf. eryaltung der Ruhe schärfere Maßnahmen ergreife, alle Übergriffe sofort ahnde und die Demonstrationen verbiete. Ernste Lage. Angesichts der gespannten politische), Lage und der Drohungen der Freiwilligen des zivilen Widerstandes hat die Polizei in Karatschi die gesamte Munition aus den örtlichen Magazinen ins Arsenal schaffen lassen. Militärpolizci durchsuchte die Bureaus des Verbandes Ler Freiwilligen Gandhis und anderer Organisationen in Peschawar, beschlagnahmte eine Reihe von Schrift stücken und nahm 17 Personen fest. Man soll Briefe mit den Mohammedancrführern jenseits der Grenze gefunden haben, nach denen diese eine Almce von 100 000 Mann aufstellen sollten. Londoner Blätter erklären, die Lags in Indien sei nach wie vor geeignet, die größten Besorgnisse zu erregen. Das gelte besonders für den Norden, wo eine gewisse Unruhe unter den Grenzstümmen festgcstellt worden ist. Es bestätigt sich, daß sich bei den Unruhen in Peschawar Truppen eines Regiments von der Menge entwaffnen ließen. Unter den Verlusten der Eingeborenen wurden mindestens 20 dadurch verursacht, daß Panzerwagen über Leute fuhren, die sich auf den Boden geworfen harren, in der Hoffnung, sie aufzuhalten. Die Tele- grapyenagenrur der Sowjetunion meldet aus Kabul, daß indische Aufständische das die Stadt Peschawar beherr schende Fort erobert haben. Peschawar sei zwar noch in den Händen der englischen Kommandantur, doch seien in der Stadt heftige Tttaßenkämpfe entbrannt. Die Ein- gebcrenenpolizei und die Sikhtruppen weigerten sich, die Bewegung zu unterdrücken. Der Haftbefehl. , Ter Haftbefehl, auf Grund dessen Gandhi festgenom- meu wurde, führt u. a. aus, da die Regierung die Tätig keit des zu Verhaftenden mit Besorgnis betrachten müsse, werde ihm nach Maßgabe der Ordonnanz 25 vom Jahre 1827 eine Freiheitsbeschränkung auferlegt. Die an gezogene Ordonnanz sicht die Möglichkeit vor, gewisse Persönlichkeiten ohne gerichtliches Urteil in Haft zu halten. * Das Echo der Verhaftung Gandhis. Bombay. Die Hinduläden sowie die Mehrzahl der moham medanischen Geschäfte sind zum Protest gegen die Verhaftung Gandhis geschloffen. Die Börsen haben ihre Tätigkeit ein gestellt. Die Regierungsgebäude, die Post und die Spinnereien werden militärisch bewacht. drZM Mr den MMaimlag. Die Vorgänge in Hannover. Im Haupmusschuß des Preußischen Landtages wurde am Montag die abgebrochene Vorberatung des Haushaltes des preußischen Staalsmmtstcriums und des Ministerpräsidenten fortgesetzt. Ministerpräsident Braun erwiderte auf in der Aussprache laut gewordene Fragen und erklärte, cs sei völlig falsch, wenn man davon rede, daß bei der Auswahl der Rcgicrungs- und Oberpräsidenlen irgendein Partcigesichtspunkl hervorgetrctcn sei. Die Zurdispositionstellung der hannoverschen Landröte habe er selbst für unbedingt notwendig gehalten. Die Staats regierung habe sich die Vorgänge im Proviuziallandtag nicht bieten lassen können. Nachdem der Oberpräsident ausdrücklich erklärt habe, daß die zur Behandlung stehende Angelegenheit die Zuständigkeit des Provinziallandtäges nicht berühre, Hütten die drei Landräte mit ihrer Abstimmung einen besonderen Afsrvm gegen die Staatsrcgiernng begangen. Neuerdings hervorgetrctene Wünsche aus Absplitterung Hannovers vom Preußischen Staat, die sich an diesen Vorfall knüpften, könne er nicht tragisch nehmen Diese Dinge miteinander zu vermischen, offenbare einen Mangel an Staätsgesinnung. Zum Volkstraucrtag sagte Braun, daß der Trauerlag in jetziger Form nicht aus der Stimmung weitester Volkskrcise heransgewachsen sei, sondern das Ergebnis der Bemühungen eines Vereins sei, der sich nicht auf seine eigentlichen Aufgaben beschränke und von dem Übel der Vereinsmeierei angcstcckl worden sei. ' Auch Bayern und Württemberg hätten diesen Volkstrauertag nicht an erkannt und dächten nicht daran, sich von einem privaten Verein einen solchen Traucrlag vorschrcibcn zu lassen. Er habe keine Veranlassung gehabt, seine für diesen Tag, der mit der zehn jährigen Wiederkehr des Zusammenbruches des Kapp-Putsche- zusammengefallcn sei, angesctztc Rede abzusagcn, da sie dem Volkstrauertag in keiner Weise Abbruch getan habe. Angriff und Verieidigung. Um die finanzielle Hilse des Völkerbünde' für angegriffene Staaten. In den Verhandlungen des SicherheUsausschuffes in Genf ' über eine finanzielle Hilseleistung des Völkerbundes an ange griffene oder bedrohte Staaten erklärte der deutsche Vertreter Göppert, es sei ersahrungsgemäß meist außerordenilich schwer, festzustellen. Welcher Staat in einem Streitfall der eigeiulich Schuldige sei. Der Schein könne leicht gegen den un schuldigen Siaat sprechen und es sei bedenklich, wenn der Völkerbundrai vor einer endgültigen Klärung der Schuldkragc eindeutig zugunsten der streitenden Mächte Stellung nehmen würde.