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Die Meiheritz ° Zeitung- erscheint täglich mit Aus- nähme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge geben. Preis vierteljähr lich 1 M. 50 Pf., zwei- monatlich 1 Mark, ein monatlich 50 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. WHeritz-Mtung TaMitW M WiM für HMisM Schmitütbcrß ii.1l. Inserate werden mit 15 Pf., solche aus unserer Amtshallptmannschaft mit 12Pf. die Spaltzeile oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteInserate mit entsprechendem Auf schlag.— Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pf. Amtsblatt für die Königliche Amtrhauptmannschast, dar Königliche Amtsgericht nnd den Stadtrat zn Dippoldiswalde. Mit achtseittgem Illustrierten Unterhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 217 Freitag den 18. September 1914 's- 80. Jahrgang Pon den Kämpfen im Westen. Grohes Hauptquartier, l7. September abends. In der Schlacht zwischen Oise und Maas ist die endgiltige Entscheidung immer noch nicht gefallen, aber gewisse An zeichen deuten darauf hin, bah die Widerstandskraft des Gegners zu erlahmen beginnt. Ein mit großer Bravour unternommener französischer Durchbruchsversuch auf unseren äußersten rechten Flügel brach ohne besondere Anstrengung unserer Truppen schließlich in sich selbst zusammen. Die Mitte der deutschen Armee gewinnt langsam aber sicher an Boden. Auf dem rechten Maasuser versuchte Ausfälle ausBerdunwurden mitLeichtigkeitzurückgewiesen. (W TB) Die englische Flotte vor Helgoland. Rom, 16 September. (Prio.-T.) Londoner Blätter teilen mit, die englische Flotte erschien vor Helgoland und versuchte alles, um die deutsche Flotte zum Verlassen ihrer sicheren Refugien zu verlocken. Sie ließ sogar die Sirenen erschallen, um ihre Anwesenheit kund zu geben. Groß war die Enitäuschung der Engländer, daß die Deutschen auf keinerlei Weise reagierten. — Wenn die Stunde ge kommen sein wird, die oon unserer Floltenleitung aus ersehen ist, um die Aktionen zur See in größerem Maß stäbe auszunehmen, werden die englischen Schiffe sich nicht bemühen müssen, ihre Sirenen erschallen zu lassen. Auch ohne diese dem Ohr jedes Seemanns liebe Musik wird man die englische Flotte zu finden wissen. Keine russischen Truppentransporte nach Frankreich. Das Londoner offiziöse Pressebureau dementiert, wir das Kopenhagener Blatt „Politiken" berichtet, jetzt die Mitteilung, daß russische Truppen, die nach Belgien oder Frankreich bestimmt sind, England passiert hätten. Frankreich — ein großes Hospital. Dec französische Mitarbeilerder „Neuen Züricher Zeitung" gibt Erzählungen französischer Verwundeter wieder und stellt fest, daß die Mehrzahl dec Verwundungen französischer Soldaten verhältnismäßig leicht zu heilen ist Die Mitte Frankreichs, ebenso der Osten und Süden sind schon mit Verwundeten überfüllt. Man kann ohne Uebertreibung sagen, daß ein Teil Frankreichs in ein großes Hospital verwandelt ist. Der Gewährsmann gibt zu, daß einzelne Regimenter aus dem Süden oon einer Panik ergriffen sind. Die Engländer und der Krieg. Ueber die Stimmung in England gibt,,der Londoner Korrespondent des „Giornale d'Jtalia" einen anschaulichen Bericht. Interessant sei cs, am Abend in den Restaurants zu beobachten, wie sich das Publikum beim Spielen der englischen Nalionalhyme verhalle Wer am meisten Bei fall kundgebe, seien die neutralen Ausländer, die doch der ganze Krieg eigentlich gar nichts angehe. Die Engländer selbst dagegen tun den Mund nicht aus und seien voll ständig indifferent, denn der Krieg existiere für sie fast noch gar nicht, es sei denn, daß darauf gewettet wird Von einer hochpolitischen und ethischen Auffassung der Ereignisse sei gar keine Rede. Die große Masse sehe im Geiste nur ein in Handel, Industrie, Bankwesen usw. oer- nichtetes Deutschland und träume von den gewaltigen Goldsirömen, die nach Deutschlands Untergang In die Londoner Kassenschränke fließen werden. Der aniängliche Enthusiasmus sei längst vorüber. Welcher Engländer, sagt der Korrespondent, denkt auch nur einen Augenblick lang an die Möglichkeit einer Niederlage Englands durch Deutsch land? Wo ist der Engländer, der sich als Soldat an werben ließe, um das Land seiner Väter zu verteidigen? Der Korrespondent schließt mit einer Beschreibung der Londoner Fremdenlegion, welche die schönste Sportsparodie oon Kriegsenthusiasmns sei, und in dle Hunderte auch > englischer Sportsmen nur darum eintreten, um den Kriegs- s sport zu treiben und den Garibaidiner zu spielen. Die Engländer als Diebe. Die Engländer haben ihre bisherigen Vertragsbrüche nunmehr durch einen offenen Diebstahl gekrönt. Der eng lische Kommandant in Kairo hat nämlich den Reserve- fonds der ägyptischen Staalsschuldenverwaltung mit Be schlag belegt und den Schatz der ägyptischen Nationalbank und des ägyptischen Finanzministeriums tm Gesamtbeträge von 100 Millionen Kronen geraubt und nach England geschickt, den Aegyptern dafür aber wertloses Papiergeld gegeben. Die Millionen mohammedanischer Untertanen Englands können daraus den wahren Charakter ihrer Peiniger erkennen, die, ein wahres Räubergesindel, die europäische Kultur schänden. Das Kabel Japan—China durchschnitten. Die Kabelverbindung zwischen Japan und China ist unterbrochen, da dasKabelzwischenNagasakiundSchanghai durchschnitten wurde. Mißhandlung deutscher Gefangener in Frankreich. Rotterdam, 17. September. Die hiesigen Blätter veröffentlichen Mitteilungen, denen zufolge der Pelit Marseillais meldet, daß deutsche Gefangene, die durch die Straßen oon Marseille geführt wurden, von der Volks menge arg mißhandelt worden sind. Einige Deutsche wurden durch Siochchläge verletzt, und als das Militär sie schützte, wurde aus der Volksmenge mit Steinen nach den Deutschen geworfen, von denen eine ganze Reihe auch durch Steinwürfe verletzt wurden. Ein französischer Spion in der Schweiz verurteilt. Das Kriegsgericht der sechsten Division in St. Gallen verurteilte den Geistlichen Grand wegen Spionage zu einem Monat Gefängnis und 100 Francs Geldbuße. Grand hat in RohrsGach in der Schweiz verschieden« Telegramme an Gcneralstabsofsiziere in Paris ausgegeben, die der schweizerischen Paßbehörde aufgefallen war. Im Verhör gab Grond zu, daß der Empfänger der Depeschen aus diesen habe ersehen können, wo sich zurzeit die ver schiedenen deutschen Armeekorps aufhalten. Wie wirkt der Krieg auf Englands Handel? Um unseren Heranwachsenden Handel zu zerstören und unsere Flotte zu vernichten, hat England den Weltkrieg herausbeschworen, hat es planmäßig mit allen Mitteln Deutschland in eine Lage zu bringen versucht, die ihm den Lebensatem nehmen sollte. Dasür, daß ihm diese Absicht nicht gelingen wird, zeugen nicht nur die kriegerischen Er eignisse auf belgischem und französischem Boden, dasür spricht jetzt auch eine wirtschastiiche Tatsache von größter Bedeutung. Diese Tatsache stellt das englische Handels amt selbst fest. Sein üblicher Monatsausweis zeigt, daß die Einfuhr Großbritanniens im ersten Kriegsmonat — dem August 1914 — um mehr als 270000000 Mark und die Ausfuhr um mehr als 400 000000 Mark gegen über dem gleichen Monat des Jahres 1913 abgenommen hat. Für die Beurteilung der gesamten Ziffern kommt in Betracht, daß England bis zum 4. August abends, dem Augenblick der Krtegrerktärung, alle Kräfte daran gesetzt Halle, seine Einfuhr vor dem eigentlichen Kriegsausbruch möglichst zu steigern. Wenn die Einfuhr trotzdem um etwa 21 Prozent, die Ausfuhr um 37 Prozent kleiner geworden ist, als im Vorjahr, und wenn im Monats durchschnitt des Jahres 1913 Englands Einfuhr 128000000 Mark, die Ausfuhr 106000000 Mark ergaben, so zeigt auch dieser Maßstab klar und deutlich den scharf ein setzenden Abstieg. Wer andern eine Grube gräbt .... Englisches Geld gilt nicht in Frankreich. Paris, 17. September Dem Matin zufolge haben die englischen Soldaten in Frankreich die größte Schwierig keit, die notwendigen Dinge sich anzuschasfen. Englisches Geld will kein Geschäftsmann mehr annehmcn. Paris ist sehr still. Die Hälste der Einwohner ist geflüchtet. Ein Schwager des Kaisers schwer verletzt. Frankfurt a. M., 17. September. Prinz Friedrich Karl von Hessen, der Schwager des Kaisers, wurde in dem Gefecht bei Billers le-Sec durch einen Schuß in den Oberschenkel schwer verletzt. Dänemarks Neutralität. Zu dem Artikel des Echo de Paris, der erklärt, die Flotte der Verbündeten müsse nun in die Ostsee ein dringen und Dänemark könne nicht fernerhin neutral bleiben, schreibt das dänische Regierungsblatt Politiken: Dänemark kann nur die eine Antwort darauf geben, daß die Kriegsbegebenheilen auf dem Kontinent, wie sie sich auch entwickeln mögen, nicht auf den Entschluß des dänischen Volkes einwirken können, während des Weltkrieges strengste Neutralität aufrechtzuerhalten. Wie ein französischer Offizier über Frankreichs Aussichten denkt. Aus Halle a. S. wird den „L. N. N." von einem gelegentlichen Mitarbeiter geschrieben: Ein Fabrikdirektor von hier, der als Helfer vom Freiwilligen Sanitätsauto mobilklub die dieser Tage hier sehr zahlreich eingetrofsenen französischen Verwundeten vom Bahnhofe mit abtrans portierte, hatte Gelegenheit, sich mit einem verwundeten französischen Offizier sehr eingehend zu unterhalten. Er fragte den Franzosen auch, ob er an einen Sieg Frank reichs glaube. Doch jener schüttelte den Kopf und meinte: „Frankreich wird weder in diesem, noch jemals in einem anderen Kriege gegen Deutschland auskommen,' dies ist meine und meiner Kameraden Ansicht von Anbeginn de« Feldzuges gewesen. Und weshalb? Weil der deutsche Soldat zu gut schießt. Er schießt nicht nur; er trifft fast immer, eine Kunst, die der französische Soldat nie erlernen wird." Auch sonst war der Offizier über die Behandlung und Verpflegung in Deutschland des höchsen Lobes voll. Er wunderte sich am meisten über die ungeheuren Massen von Soldaten, die man bis ins Innerste Deutschlands noch antrefse, und über die vielen Zivilpersonen, von denen doch gewiß im Bedarfsfall« noch reckt viele mili tärtauglich wären. In Frankreich seien bei weitem nicht die Hälfte an Zahl der Zivilpersonen zurückgeblieben und von diesen seien kaum zwei vom Hundert militärdienstsähig. Deutsche Luftschiffe. Berlin, 17 September. (W. T. B. Amtlich.) Die im Dienste des deutschen Heeres verwendeten Luftschiffe haben die großen Hoffnungen, die man auf sie gesetzt hat, bis her durchaus erfüllt. Die unvermeidlichen Beschädigungen, die einzelne von ihnen aus ihren gefahrvollen weilen Fahrten zugeß^ßen sind, haben in keinem Falle zum Verluste des Schisses geführt Kein Luftschiff ist in Feindeshand gefallen. Beschießung von Kiautschou. Berlin, 17. September. Nach in Rom eingetroffenen Meldungen haben die Japaner auf chinesischem Gebiet eine Eisenbahn gebaut, wären aus diese Weise hinter Kiautschou gelangt und hätten dann mit der Beschießung begonnen. Kohlenmangel in Rußland. Stockholm, 17. September. Im ganzen nördlichen Rußland beginnt si^ der Kohlcnmangel bereits fühlbar zu machen, insbesondere gehen in Petersburg die Preise erschreckend in die Höhe. Der sozialistische Minister Guesde amtsmüde. Genf, 16. September. Aus Paris wird gemeldet, daß Jules Guesde, Minister ohne Portefeuille, sein Verbleiben im Kabinett davon abhängig macht, daß für die notleidenden Bewohner der Pariser Vororte mehr gesorgt werde. Die Not dieser Einwohner sei durch die Verteidigungsmaß- nahmcn aufs höchste gestiegen. (Und gerade von der Zugehörigkeit des Sozialisten Guesde zum „Ministerium der nationalen Verteidigung" hatte man sich in Frank reich soviel versprochen.) Kairo unter Standrecht? In einem Brief« eines Wieners aus Kairo wird die dortige Lage als sehr ernst geschildert. Fortwährend kommt es zu Revolten auf offener Straße. Die Negierung werde wahrscheinlich das Standrecht verhängen. Ein englisches Kriegsschiff gesunken. Die in Buenos Aires erscheinende „La Plata Post" berichtet in ihrer jetzt in Berlin eingetrofsenen Nummer vom I I. August folgendes: „Dem Hafenpräfekten oon Rio meldete der Kapitän des brasilianischen Dampfer» Jtaitube, daß er auf hoher See Rettungsboote, Wappen und Rettungsgürtel de» englischen Kreuzers Glasgow ge- funden habe. Ferner wurde gemeldet, daß dieses englische Kriegsschiff am Vormittag auf hoher See sKohlen nahm; bald darauf sei ein zweites Kriegsschiff am Horizont er schienen, welches der Kapitän für ein englisches gehalten habe, das aber ein deutsches (die Kriegsflaggen beider