Suche löschen...
Dresdner Journal : 09.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189601092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-01
- Tag 1896-01-09
-
Monat
1896-01
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 09.01.1896
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Amtlicher Teil Nichtamtlicher Teil ist ein Kaiser Uhr ab den Portrag des Chefs des Civilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats vr. v. Lucanus und empfingen um I l Uhr den Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe und den Direktor der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts, Wirklichen Geheimen Lcgationsrat Or Kayser zum Vortrag. — Abends nach der Villa Strehlen. Für nächsten Mittwoch, den 15. Januar, Kammerball in Aussicht genommen. Deutsches Reich. * Berlin, 8. Januar Se. Majestät der hörten im Neuen Palais heute vormittag von 9 Tag,'Lgelchichk. Dresden, 9. Januar. Gestern abend fand in den Paradesälen des König!. Ncsidenzschlosses der erste diesjährige große Hofball statt, zu welchem Ein ladungen ergangen waren an das Corps 6ip!omutujue und die Herren Staatsminister nebst Damen, an das Direktorium und den größten Teil der Herren Mit glieder beider Ständekammern, an Damen und Herren der Aristokratie und der Fremdenkolonien, an die Generalität und eine große Anzahl Offiziere aller Truppengattungen hiesiger Garnison und von aus wärts, ferner an die höheren Civilstaatsdiener, sowie an Vertreter der Kunst und Wissenschaft, des Handels uyp der Industrie. In der II. Etage des König!. Schlosses hatte eine Paradewache vom König!. Gardereiterregimentc Auf stellung genommen, nm die militärischen Honneurs zu erweisen. Nach 8 Uhr nahm die Versammlung der ein geladenen Damen und Herren im Stucksaale und im großen Ballfaale ihren Anfang, und nach Verlauf einer halben Stunde belebte eine Gesellschaft von 780 Personen die festlichen Räume, um das Erscheinen Ihrer Majestäten zu erwarte«. Nachdem den Allerhöchsten und Höchsten Herr schaften im Marmorsaale die neu angemeldeten Damen und Herren vorgestellt worden waren, erschienen Ihre Majestäten der König und die Königin mit Ihren König!. Hoheiten dem Prinzen Georg, dem Prinzen und der Frau Prinzessin Friedrich August, dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg, der Prinzessin Mathilde und Sr. Durchlaucht dem Fürsten Reuß j. L. Hein rich XIV., umgeben von den Damen und Herren des König!, großen und des Prinzlichen Dienstes, gegen K10 Uhr in der Festversammlung und hielten einen viertelstündigen Eercle. Sodann wurde unter Vortritt Sr. Ezcellenz des Lberhofmarschalls Grafen Vitzthum v. Eckstädt der Tanz mit der vom Stabshautboisten Hermann kvm panierten Polonaise „Hosball" eröffnet An derselben kommens nd; Ge- Snschluß- i Meißen m linken r.Donner Serechtig- kassen aus tition, die ation be. derüte zu tSaerichts Petition ensrichter n Erbau- n Stadt- nd Gen, en Eisen- n Wasch- rrichtung Nrünhain Langen- ichel und ing eines öbeln be- Petition llaußnitz- rikbesitzer krbauung Franken - ung einer zeplanten miß und tädtischrn mg einer neu i B.; um AuS- r prsjek- ite; Ge- g an die teuftLdtel m diesen es Aucr- ng eines ölasewitz, tung der gehabten Borstand um Er- Yaunhof- nahmen teil: Ihre Majestät die Königin mit Sr Durchlaucht dem Fürsten Reuß j. L., Se. Majestät der König mit Frau Baronin v. Niethammer, Se. König!. Hoheit der Prinz Georg mit Frau Minister Schurig, Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August mit dem Kaiser!, und König!. Österreichisch-Ungarischen Gesandten pp. Grafen Ehotek, Se. König!. Hoheit der Prinz Friedrich August mit Fran Minister v. Metzsch, Ihre König!. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg mit dem König!. Bayerischen Gesandten rc. Baron v. Niethammer, Se. König!. Hoheit der Prinz Johann Georg mit Frau Minister v. d. Planitz und Ihre König!. Hoheit die Prinzeß Mathilde mit dem Minister 1>r. Schurig. Der Polonaise folgten abwechselnd Walzer, Polka, Galopp und Francaise, an welchen Tänzen Sich auch die Durchlauchtigsten jungen Prinzlichen Herrschaften auf das Lebhafteste beteiligten Als Vortänzer fungierte der Rittmeister v. Metzsch vom Gardereiterregimente. Mit Ausführung der Hof ballmusik war die Kapelle des König!. I. (Leib-) Grenadierregiments Nr. 100 beauftragt worden. Nach Beginn des Tanzes wurden die in der Reit schule arrangierten, allerlei Erfrischungen bietenden Konditoreibuffets eröffnet. Dieselben waren mit Blatt pflanzen und Biskuitporzellanen dekoriert. Tas eine Buffet war geschmückt mit einem griechischen Tempel, flankiert von Basen und Blumenwagcn mit Amoretten, das andere mit mehreren mythologischen Gruppen. Um I I Uhr fand das Souper im Eckparadesaale, sowie im Bankett- und im Speiscsaale statt. Ten Eckparadesaal, wo ein hufeisenförmiges Buffet, ge schmückt mit dem Goldservice, ausgestellt war, zierte eine mächtige Gruppe von Blattpflanzen, Maiglöckchen, Hyacinthen, Flieder, Orchideen, Eamelien und anderen tropischen Gewächsen: die Buffets im Bankett- und im Speisesaal dagegen waren mit dem Silberservice dekoriert. Zwischen den Erzeugnissen des König!. Hofgartens gewahrte man in dem Pflanzenaufbau im Eckparade saale prunkvolle goldene Tafelgerätschasten, bestehend ans großen getriebenen Tabletten, Aussätzen, Vasen, Pokalen und Kandelabern. Zu beiden Seiten der Eingangsthür waren Buffets mit Schätzen der König!. Hofsilberkammer und des König!. Grünen Gewölbes aufgestellt. Etagenförmig aufgebaut waren dort große Kessel, Schüsseln, antike Humpen in moncberlei Formen und Gestalten zu einer auserlesenen Sammlung von Kunstgegenständen aus dezn 17. und 18. Jahrhundert vereinigt. Als um I Uhr der Tanz zu Ende war, zogen Sich Se. Majestät der König (Ihre Majestät die Königin hatten den Ball bereits vor Beginn des Soupers verlassend mit den übrigen Durchlauchtigsten Fürstlichkeiten, Allerhöchst- und Höchstwelche während des Festes eine große Anzahl Damen und Herren mit Ansprachen ausgezeichnet hatten, zurück. Bald danach verließ auch die Hofgesellschaft die Königlichen Gemächer. Ihre Majestäten der König und die Königin übernachteten im König!. Rcsidenzschlosse und begaben Allerhöchstsich im Laufe des heutigen Vormittags wieder tzerneuuuuge», Versetzungeu rc. im öffentlich«! Dienste. Departement dcr Kinanien Beider Postverwaltung ist ernannt norden: Ernst Max Ackermann, zcither Post anwärter, als Postassistent im Bezirke der Kaisert. Ober-Post direction in Leipzig. Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: Tie neugegründetc (5.) ständige Lehrerstelle in Gröba Kollator. Das K. Ministerium des Kultus und öffent lichen Unterrichts. Gehalt 1000 M. und freie Wohnung. Ge suche sind bis zum 19 Januar an den K. Bezirlsschnlinspektor vr. Gelbe in Großenhain einzusenden; — die zweite stündige Lehrcrstellc in Culitzsch. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: ivvo M. Gehalt und 70 M. Wohnungsgeld für einen unverheirateten, 120 M. für einen verheirateten Lehrer. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher PrüfungS- und Amts- sührungszengnisse bis zum 22. Januar bei dem K. Bezirls- schulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichen. Die Lage in Transvaal. Es scheint zunächst unmöglich zu sein, Klarheit darüber zu schassen, wie die Dinge in Transvaal und in Johannesburg insbesondere, eigentlich liegen. Wenn das, was sich die „Kölnische Zeitung" aus London melden läßt, in Richtigkeit beruht, ist eine optimistische Auffassung der Lage jedenfalls nicht am Platze. Der Orirrffrrrbe Bericht kautet folgendermaßen: Stehen wir am Anfang des zweiten Teils des Unter nehmens, da- an der Unabhängigkeit des Bureusrcistaats rüttelt? Hier bereitet sich ein Umschlag, oder richtiger gesagt, Vie Bethätigung der wahren Stimmung vor, die man dem scharfen Eintreten der Regierung Jameson gegenüber be kundete. Chamberlain wird nicht länger so laut gepriesen, Jameson nicht länger so scharf getadelt. Die gesamte Presse, die LonalitätSpächter im konservativen Lager allen voran, bietet nun das eigentümliche Schauspiel, daß sic die Johannesburger ob des Verrats an dem „armen Jameson" tadelt und ihnen den Vorwurf macht, daß sie keinen Fuß gerührt, um ihm mit den Waffen in der Hand zu Hilfe zu eilen, als er vor den Mauer» ihrer Stadt mit den Buren im Kampfe lag Sollten die Unterthancn Ihrer Majestät dem ihnen verkündeten Befehle der Königin, Jameson nicht zu unterstützen und sich ruhig zu ver halten, entgegenhandeln, ihren Unterthaueneid brechen und zu Ausrührern werden ? Für ihren Gehorsam werden sie jetzt Feiglinge, Verräter, Prahlhänse, Großmäuler gescholten, und dies selbst in den von Loyalität triesenden Blättern. ES wäre alles anders gekommen, wenn sie Jameson nicht im Stiche gelassen hätten, heißt cs Ja, wie anders? In welcher Art sollte es anders kommen? Nach der Be hauptung der Buren war es dic Absicht, ihrem Freistaat ein Ende zu machen, und in Johannesburg selbst wußte man und erklärte offen, daß die Verschwörung dieses Ziel vor Augen hatte. Wenn es also anders gekommen wäre, dann hätte heute der Buren-Frei staat zu bestehen ausgehört, dann wäre der Rhodessche Gedanke, und man darf wohl sagen Plan, ganz Südafrika unter einer Flagge vereint zu scheu, ersüllt. Er hat schon wiederholt dic Regierung gezwungen, seine aus eigene Faust ausgesührten Freibeutrrzüge anzucrkenncn, und wenn Jameson Erfolg gehabt hätte, wie in Maschona- und Matabeleland, so wäre diese An erkennung wohl auch diesmal nicht auSgeblieben. Ter Miß ¬ erfolg hat aber die Regierung auf andere Bahnen gedrängt und dies namentlich deswegen, weil die anderen Mächte sich nicht einer vollendeten Thatsache gegenüber gestellt sanden und Zeit gewannen, ihr warnende- Huucks oE vernehmbar zu machen. Ist das britische Weltreich doch nur das Er gebnis von Freibeuterzügen in allen Weltteilen. Die Wikinger leben in den Engländern fort, und Jameson als Sieger wäre von ihnen nicht verleugnet und dir Frucht seines Sieges nicht verschmäht worden. So ist es freilich ander- gekommen. Die Buren wurden nicht überrascht, wie man hoffte; sie waren auf den Einfall vorbereitet, und gut vorbereitet; sie setzten sich zur Wehr und siegten. Ist aber mit der Vernichtung der Jamesouschen Frei schärler auch die Verschwörung zu Ende gekommen? Die heuti gen Meldungen aus Johannesburg und der Rücktritt Cecil Rhodes' weisen nach der andern Richtung hin. Der Rücktritt Rhodes' wird selbst von der englischen Presse in dem Sinne gedeutet, daß er mit den Plänen und Handlungen Jameson- so verwoben ist, daß er es nicht länger möglich findet, Minister der Krone zu bleiben, d. h. Rhode- war in der Verschwörung, und mehr, die Seele derselben, und wenn auch Jameson gc- sallen ist, so ist sie nicht mit ihm gefallen. Er war die Vor hut, die Nachhut wird folgen Rhodes Hal jetzt freie Hand, und diese wird bald sichtbar werden, wenn sie nicht schon in dem plötzlichen Umschlag der Dinge in Johannisburg sichtbar ist Von allen Seiten haben wir die Versicherung und Beweise, daß die gewissenloseste Hetzerei die Zustände in Johan ncsbnrg geschaffen hat, daß dort Agenten aus der Kapstadt die Unzufriedenheit mit der Burenrcgierung und den Aufruhr schürten. Mit den offen barsten Lügen über Gcwaltthaten der Buren versuchten sie die eugiische Regierung zum Einschreiten zu verleiten, was jedoch mißlang; mit denselben Lügen verleiteten sie Jameson, ihnen zu Hilse zu eilen, überhastet aufzubrechcn und im Vertrauen aus ihre Zusage, daß sie ihm mit 2000 Mann cntgcgenrücken würden, vorzeitig los zu schlagen. Sie lockten ihn so ins Verderben, und an dem Übereifer dcr Verschwörer scheiterte die Verschwörung Man war versucht zu glauben, endgiltig. Nach der Niederlage Jamesons beruhigte sich Johannesburg ganz merkwürdig und gefiel sich in Loyalitätskundgebungcn für die Regierung in Pratoria. Alle und jede Treiberei hatte auf gehört, die Stadt war ruhig. Jetzt ist alles wie mit einem Schlage anders ge worden. Die von dort eingelangten Teiegramme, so mager sie auch immer sind, lassen erkennen, daß dort, trotz der Anwesenheit Sir Herkules Robinsons in Pretoria, Verhältnisse eingetretcn sind, welche die Lage kritischer als je zuvor zugcspitzt haben Eine Meldung vom 30 v Mts., die verspätet eingelangt ist, schildert dic ungeheure Ausregung, die an diesem Tage in Johannes burg herrschte. Alle Straßen waren von tosenden Mcnschen- masscn ersüllt. Dic Vorstände dcr National Union verteilten Waffen an ihre Mitglieder und an die von ihr an- geworbenen Leute, und im Triumph wurden einige ein geschmuggelte Maximgcschütze durch die Straßen der Stadt geschleppt. Es herrschte, mit einem Wort, offener Ausruhr. Und was that die „herausfordernde" Burenregicrung? Um jeden Zusammenstoß zu vermeiden, zog sie die Polizei aus den Straßen zurück und erlaubte keinem Bur, die Stadt zu betreten! Am selben Tage rief aber die National Union Sir Herkules Robinson um Schutz gegen die Buren an, „die alle Engländer mit Nicdcrschießen bedrohten und zum Waffendienst zwingen wollten". Jameson hatten sie schon aus den Weg gelockt und wußten es — und die Buren gleichsallS. Statt in Johannes burg, nahmen ihrer 2000 vor Johannesburg Stellung, und dies, und nicht der Ausruf dcr Königin ist es, was dic Johannes burger Aufrührer bewog, in der Stadt zu bleiben und Jameson seinem Schicksal zu überlassen. 36 Stunden lang kämpfte er gegen dic ungeheure Übermacht der Buren, ein rühmliches Zeichen seiner Tapferkeit für eine unrühmliche Sache, und erst als die letzte Patrone verschossen, ein Drittel seiner Mannschast ver loren und der Rest vom Hunger überwältigt war, streckte er die Waffen. In Johannesburg wurde cs da plötzlich ruhig Die Ausrührer verschwanden, die Waffen auch. Sie sind aber doch in Johannesburg, und einige Scharen dc- Jamcsonschen Corps, die sich durch die Reihen der Buren durchgeschlagen, gleichfalls Kein Wunder, daß hier nur die Ruhe vor dem Sturme war! Allem Anscheine nach ist jetzt schon der Sturm aus gebrochen, denn nur so lassen sich die solgcndcn Telegramme erklären, die gestern und heute hier cingelauscn sind: „3. Januar (erst heute hier angelangt). In Johannesburg herrscht die furchtbarste Aufregung. Alles greift zu tcn Waffen. Jameson» Befreiung wird allgemein verlangt. Die National Union setzt eine vorläufige Regierung ein. Der Aufstand gilt als un vermeidlich und hat in der That schon begonnen — 4 Januar. Die sämtlichen Mitglieder des jcitendcn AuSschussc« der National Union sind aus Befehl des Präsidenten Krüger verhaftet und nach Prätoria abgeführt worden. — 6. Januar. Präsident Krüger hat alle LebenSmittelzusuhren abgeschnitten. Johannesburg ist ganz von Buren eingcschlosien Niemand wird im Transvaal zugclasscn, außer wenn cr sich mit einem vom Präsidenten visierten Paß ausweiscn kann " Und da- sind unter Zensur abgesandte Meldungen, da, wie der Gouver ¬ neur von Natal berichtet, alle Depeschen aus Transvaal von der Regierung durchgesehen und ost verspätet und verstümmelt abgclasscn werden. Rach einem an die Westminster Gazette heute aus Kapstadt gerichteten Telegramm herrscht dort die höchste Aufregung über das Schicksal Jamesons und seiner Schar. Rhode- sei entschlossen, sich den Dingen gcgenüberzu- stelleu (to raos tbe music), unbekümmert um die „Hasenherzen" von Johannesburg Das ist der Anfang de- zweiten Kapitels, und hier wendet sich die Stimmung entschieden auf die Seite von Rhode« und Jameson Die Negierung meint es ehrlich, sie wird aber einen harten Stand haben. Nebenbei greift eine deutsch feindliche Stimmung um sich, wie sie seit 1870 nicht zu bemerken war. Alls direkten englischen Quellen stammende Nach richten lauten wesentlich hoffnungsvoller, wie man an anderer Stelle des Blattes ersehen wolle. In Lon don scheint man anzunehmen, daß der Präsident Krüger den englischen Forderungen weites Entgegen kommen erweisen werde. Ob England von den Plänen, die durch den Jamesonschen Zug so vorzeitig vereitelt worden sind, abstehen wird, ist wieder eine andere Frage. Nach der Heftigkeit, mit der cs seine Rüstung klirren läßt, sollte man beinahe annehmen, cs beabsichtige die Dinge direkt zu einem Konflikt mit Deutschland zu treiben. Eindruck Hagman mit seinen Kriegsvorbereit- ungen jedenfalls noch nirgends erzielt Das beweist mehr als alles andere die ruhige Haltung der Börse, die selbst dem englischen Versuche gegenüber ruhig geblieben ist, durch Abgabe deutscher Werte eine Panik auf dem deutschen Geldmärkte hervorzurufen. Was in Amerika geglückt ist, braucht nicht auch in Deutsch land Erfolg zu haben! Dresden, 4. Januar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Direktor beim Land gerichte Dresden Oberjustizrath Karl Gustav Iustus von Weber bei seinem Uebertritt in den Ruhestand das Offizierskreuz vom Albrechtsorden zu verleihen. Dresden, 7. Januar. Se Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem bisherigen Sekretär beim Amtsgerichte Leipzig Bruno Ludwig Cichorius das Verdienstkreuz, und den bisherigen Dienern Friedrich Traugott Winkler beim Amtsgerichte Leipzig und Friedrich August Heinicke beim Amts gerichte Grimma das Allgemeine Ehrenzeichen bei ihrem Uebrrtritte in den Ruhestand zu verleihen. iseubahn itton um kaunhos- lenoffen, »ch-Auer- fchaftlichr gung der landwirt ^6. 1896. Donnerstag, den 9. Januar, abends. Journal E»kü»»t„«tz»«ep»tzre»r Für den Aaum einer aefpal» lenen Zeile kleiner Schrift »0 Pf. Unter „Eingesandt" dic Zeile 50 Pf Vri Tabellen- und Ziffernfatz entfprechender Ausschlag. Her«»»«edtr. Königliche Expedition de« Drc-dner Journal« Dresden, Zwingerstr. 20. ^rnfpr.-«°fchluß:Rrt»»L, Dresdner ve„g«prei«: E»r Dresden vierteljährlich 2 Mark boPf, bei den Kaiser lich d<i nchco P->'anfiattcn vierteljährlich »Mark; außer- halb de« Deutschen Reiche« Post- und Etempelzuschlag Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine.: Täglich mit Entnahme der Sona - »nb Feiertag» abend« S«r°jpr..»»schl»ß:Rr1»^ Knust und Wissenschaft. Marco Polo und die Anian-Straße. Am 3. d. Mts. sprach im Dresdner Verein für Erd kunde Hr. Professor Ruge über Marco Polo und die Anian-Straße und machte damit die Sitzung zugleich zu einer Jubiläumsfeier; denn cS werden jetzt gerade 600 Jahrc, daß Marco Polo, dcr italienische Weltreiscnde des Mittelalters, von seiner großen Reise bis an das Ostende Asiens nach seiner Vaterstadt Venedig zurückkehrte. Mit seinem Vater Nicolo Polo und seinem Oheim Masfio Polo, die schon von 1254 bis 1269 eine Reise nach Jnnerasien ausgeführt hatten, trat Marco Polo als Jüngling 1271 die große Reise an, von welcher er erst 1296, und zwar frühestens zu Anfang dieses Jahres, nach der Heimat zurückkehrte. Von Nordsyrien ausgehend, zogen die drei Poli das Euphratthal hinab und von OrmuS durch das mittlere Persien bis nach Badachschan und Balch, drangen über das Pamirhochland nach Ostturkestan vor, wo sie als die ersten Europäer den Lobnor sahen, und gelangten end lich nach China. Hier stand Marco Polo, also der Jüngste unter den drei, lange Jahre im Dienste des GroßchanS und durchzog fast sämtliche Provinzen des mächtigen chinesischen Reiches Endlich ging er an der Spitze einer großen Gesandtschaft, dir eine chinesische Prinzessin ihrem Verlobten, einem persischen Fürsten,zuführen sollte, von China zur See um die Halbinsel Malakka, an Ceylon vorbci und durch den Persischen Golf nach Persien, um nach Vollendung seiner Aufgabe über Trapezunt und Konstantinopel endlich wieder nach Venedig zu gelangen. Marco Polo war der erste Reisende, welcher dem Abendland« au« eigner Anschauung China in seiner ganzen Größe enthüllte, von den Sitten und Gebräuchen seiner Völker erzählte und von dem indischen Archipel, von Java, dem Ursprungslande der Gewürze, und Ceylon, der Jnsej der Edelsteine, Nachrichten brachte, welcher auch Erkundig ungen über die von seinen Reisewcgen weit abgelegenen Länder, von Madagaskar und Abessynien, dem Lande des sagenhaften Priesters Johannes, bis zu den EiSgefilden Sibiriens, cinzog und das alles, Geschautes und Er kundetes, zu einem großartigen Weltbilde zusammensaßtc Eigentümlich ist es, daß zwischen der Zeit der Heim kehr Marco Polo« und dem Anfänge des 16 Jahr hunderts keiner seiner gelehrten Landsleute von ihm spricht; von seinen Zeitgenoffen erwähnt ihn nur der Mönch Jacopo d'Acqui. Erst Ramusio, der im genannten Jahr hunderte ein dreibändige« Werk über die Reisen vom Mittelalter bi« in die Mitte jenes Jahrhunderts schrieb, erzählt im zweiten Bande des Werkes von den Reisen Marco Polo«. Als die Poli nach Hause zurückkehrtcn, erkannte sie niemand mehr, denn sie hatten in Sprache und Tracht mehr Tartarischc« al« Italienisches. Da luden sie ihre Verwandten zu einem Feste ein, erschienen nach mongoli scher Sitte während der verschiedenen Abteilungen dc» Mahles in wechselnden reichen Kleidern, die dann zer schnitten und unter die Dienerschaft verteilt wurden, zertrennten endlich vor den Augen der Gäste ihre Reise- gcwändcr und brachten darau« zum Erstaunen der Zu schauer eine große Menge von Edelsteinen hervor, die auf da« sorgfältigste darin verborgen gewesen waren In Edelsteinen hatten sie nämlich beim Abschiede vom Großchan da« in China durch ihre Thätigkcit erworbene Vermögen angelegt Nunmehr glaubte man ihnen. Marco erzählte später in dcr vcnetianischen Gesellschaft viel von China und wendete dabei, wenn er die Zahl der Menschen, die Einkäufe dcS GroßckanS und dergleichen erwähnte, nicht bloß den Begriff, sondern auch den damals noch gar nicht gebräuchlichen Ausdruck „Million" an, was so auffiel, daß man den Erzähler all gemein als „Messer (Herr) Marco Millioni" bezeichnete. Wenige Jahre nach der Rückkehr der Poli nach ihrer Heimat brach ein Seekrieg zwischen Venedig und Genua au», an welchem Marco Polo teilnahm. Er geriet in die Gefangenschaft der Genuesen, wurde nach Genua gebracht und dort jahrelang zusammen mit einem litterarisch gebil deten Manne, Namens Rusticiano, gefangen gehalten Diesem diktierte er die Beschreibung seiner Reise in alt französischer Sprache, dem damals weitverbreiteten allge meinen Verständigungsmittel, in die Feder Dieser erste Entwurf wurde dann in dem damals besten Französisch neu ausgearbeitet, vielfach abgeschrieben und in andere Sprachen (1477 ins Deutsche) übersetzt. Im ganzen giebt es noch 80 Handschriften von Marco Polos Reise bericht, von denen die meisten lateinisch oder italienisch, nur wenige französisch abgefaßt sind Die älteste, rohe Form des Berichts ist 1824 von der Pariser geographischen Gesellschaft veröffentlicht worden Auf der Darstellung von Marc^ Polos Reisen durch Ramusio beniht der Name Anian-Straße für die heute nach Behring, einem Entdecker in der ersten Halste des 17. Jahrhunderts, benannte Meeerenge, welche die Nord ostecke Asien« von der Nordwestecke Amerikas trennt. Ra- musioS Bericht enthält nämlich zwei Kapitel, die sich in keiner der bekannten Handschriften finden Darin kommt der Name Ania oder Amu und neben ihm Toloman oder, wa« wahrscheinlich die richtigere Lesart ist, Koloman vor. Nach Ramusio gehören diese Namen ohne Zweifel nach dcr Südprovin» China«, nach Mnnan, wo auch ein neuerer englischer Reisender zwei Völkerschaften mit ihnen ent sprechenden Namen gesunden hat; die Kartographen aber haben die Namen nach Norden, schließlich an die Stelle der heutigen Behringstraße verlegt. Daher hat noch im vorigen Jahre ein Gelehrter Ania al« die Anis«, die Urbevölkerung der japanischen Insel Jeso, und Toloman als die Einwohner von Kamtschatka erklärt und aus den: Umstande, daß von Marco Polo noch weitere Inseln er wähnt werden, geschloffen, daß wir hierin die erste Kunde von Amerika vor uns haben. Wie jedoch Prof. Ruge nachweist, ist daran gar nicht zu denken, sondern der Zweifel löst sich auf ziemlich einfache Meise. Entsprechend dcr Anschauung des Columbus, der Teile von Asien ge sunden zu haben glaubte, zogen die Kartographen die Neue Welt zu Asien, auch dann noch, als die Spanier 1513 über die Landenge von Panama hinweg an die Gestade der Cüdsee gelangt waren, sodaß hinter Mexiko gleich die Mongolei erschien; nur nahm bei fortschreitender Kenntnis der neue Erdteil immer mehr die Form einer Halbinsel Asiens an Je weiter die Entdeckungen nach Norden vorschritten, dcstomchr mußte sich der Zweifel an der Wahr heit dieser Darstellung geltend machen Ramusio war mit dem damaligen größten Kartographen Venedigs, Gastaldi, eng befreundet. Dieser stellt auf einer früher von ihm gezeichneten Karte zu Ramusios Werk Amerika getrennt von Asien dar, läßt aber unentschieden, ob das nördlich von den damals bekannten Gegenden gelegene Gebiet Land oder Meer sei. Ramusio starb 1557; erst 1559 erschien der zweite Teil seines Werke«, in welchem allein der Name Ania vorkommt, und 1561 tritt auf einer neuen Karte Gastaldis, auf welcher Asien und Amerika im Norden durch Meer getrennt sind, dort eine Provinz Ania auf. Nur durch ein Mißverständnis, das Ramusio, der bereit» gestorben war, nicht mehr verbessern konnte, hat sein Freund Gastaldi den Namen an jene Stelle setzen können Auf einer 1566 erschienenen Karte, die wahr scheinlich auch von Gastaldi hcrrührt, steht dann der Name „Stretta de Anian" (Anian-Straße); danach gebrauchte von 1569 an Mercator diesen Namen, und seinem Bei spiele folgte die Schar der übrigen Kartographen H G
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite