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Frankenberger Tageblatt . Bezirks- Anzeiger Amtsblatt für die AmtshauptmannsHast Flöha, die Staats- und Gemeindebehörden zuFrankenberg Verantwortlicher Redaüeur: Trust Roßberg sen. in Frankenberg i.Sa. — Druck und Verlag: LG.Roßberg in Frankenberg t.Sa. 160 Dienstag Seu 13. Zuli IVM nachmittags 7S. Jahrgang Obstnutzungen Mit Rücksicht ans di« demnächst neu etnseßenden Verpachtungen von Obstnutzungen soll nicht unterlassen werden, bereit« letzt daraus btnruweisen, daß der unterzeichnete Kommunalvei» band tu Ausführung der ihm «'teilten obabthördlichen Anweisung lei» besondere» Augenmerk aus die Sähe der vereinbarten Pachtsummen richten und aegebmenialls Verträge kür «kchttg e-klären oder Dreis'enkungen vornebmen wird, wenn sich ergibt, daß dir vereinbarten Pachtpreise «ngerechtsvtigt hoch sind. Haben die bisbertaen bei der Abgabe de« Obst«, an die Verbrauch« berechneten Hohm Prelle zum Teil auch ihre Ursache in eingesetzten reichlichen Gewinnvrorenten de« Groß- und auch Kleinhandel» gehabt, so ist doch sür die hoben Preise in erster Linie der Obsterzeug« verautwortich zu machen, da unberechtigt hohe Pachtsummen gefordert oder ange nommen bat. Der unterzeichnete Kommunaloerband wird deshalb unuachstchtltch gegen unberech tigte PrArsorderungen, wie sie insbesondere auch vielfach bei dem Obstverkaus durch den Erzeuger unmittelbar an den Verbraucher in Erscheinung treten, vorgehen und alle gestkltchen Mittel an wenden, um Uazuträglichseiten, wie sie bisher anderwärts hervorgelreten sind, sür hier von vorn herein m begegnen. - - Flöha, am 12. Juli 1920. Der Äowmunalverbanb ber Amtshauptmannschaft Flöha. Dänische Kin-eespeifung betreffen- Dke Eltern d« an der dänischen Speisung teilnehmenden Kind« werden auch hierdurch nochmal« darauf ausmeillam gemacht, daß ab Donnerstag den 1S. ds. Mts. (während der Ferienzeit) die Speisung nicht »achmtttag», sondern wttktSgllch vormtttaga 10 Ahr in der Schulturnhalle erfolgt. Ak Ersatz sür Aartoffeln werden in der städtischen Niederlage (Baderberg Nr. 6) «artoffetslockm in vorzügl. Qualität Löten oder Gefäß« lind mikubringen. Frankenberg, den 13. Juli 1920. Lebensmittel-Abtcilung de» Stadlrates. Obstbaum - Verpachtung Die der Ltadtgemeinb» gehörigen Aepfel- und VlrueubS««e sollen für diests Jahr ver pachtet werden. Der Stand und die Zahl der Obstbäume, sowie die Bedingungen können an Stadt» haupttassenstelle eingesehen «erden. Schriftliche Angebot« find — kür seden Post«, getrennt — Lis zum 24. Juli 192» elnzurekchm. Auf die Bekanntmachung de» Wirtschaskmintsterium« vom 3. März 1920 — abgedruckt in Nr. 84 de» .Frankenberger Tageblattes" vom K. März 192» — wird ausdrücklich hingewirsen. «tabtrat Fraukesdwig. am 8. Juli 192». Gemeinde-Verbands-Sparkasse Niederwiesa Geschäftszeit von 8—4 Uhr und Sonnabends von 8—2 Uhr durchgehend. Zweigstelle i« Braunsdorf geöffnet Mittwoch nachmittags von S—S Uhr * Zinssatz SV, °/° bei täglicher Verzinsung Slrokouto Ne. 1 Niederwiesa Postscheckkonto Nr. 27 561 Leipzig r«l«f-u Nr. 21 Flöh, Tageblatt-Bestellung^ LL,7^WL ' Kennzeichnend ist das Urteil Millerands über die Denk schrift. „Es steht nichts darin," sagte er, als er sie flüchtig durchgelesen hatte. Die öffentliche Meinung wird darüber entscheiden, ob das Urteil richtig war, und sie wird anders entscheiden. ' > > - - Schon steht der Sonderzug Millerands auf dem Bahn hof, und die Blätter melden, daß er heute abend abfährt. Lloyd George hat seine gestrige Krankheit schnell überwunden , und berät heute wieder mit seinen Ministern. < vir K-dlrnstage in Spa ' l ! Emeute Vertagung. ' Spa, 12. 7. Die heutige Sitzung der Chefs der auf der ! Konferenz vertretenen Regierungen, an der von deutscher Seit« Reichskanzler Fehrenbach und Minister Simons teil nahmen, trat um V»4 Uhr in La Freineuse zusammen. Die endgültig« Entscheidung in der Kohlenfrage wurde auf morgen vertagt. ' ! n i i i i k > l In der Neparationsfrage wurde die Einsetzung einer gemischten Kommission beschlossen, welche morgen vormittag 11 Uhr zum erstenmal zusammentritt. Die deutsche Delegation machte dann noch den Vorschlag, eine weitere Kommission für die Ernährungsfrage einznsetze». Die Sitzung wurde darauf auf Dienstag nachmittag Vx4 Uhr vertagt. > > i l Ter Montag in Spa Spa, 12. 7. Als die deutschen Delegierten heute kurz vor 11 Uhr vor dem Schloß de la Freineuse vorfuhrcn, wurde ihnen mitgeteilt, daß die Konferenz verschoben sei. Man bedauere außerordentlich, daß die Herren sich haben hier her bemühen müssen, die Beratungen der Alliier ten seien jedoch noch nicht abgeschlossen; man habe sofort den Versuch gemacht, die deutsche Delegation recht zeitig telephonisch zu benachrichtigen, leider sei jedoch der Anruf zu spät gekommen, da mitgeteilt wurde, die deut schen Delegierten seien bereits abgefahren. Generalsekrrtmj Nollan fügte hinzu, er sei ausdrücklich beauftragt, zu erklären, daß die Beratungen des Obersten Rates fruchtbar (fruc- tueuse) sein würden. Der Reichskanzler erwiderte, daß, wenn ein solches Ergebnis der Beratungen in Aussicht stehe, er gern mit der Vertagung einverstanden sei. j Im Verlaufe der Konferenzberatungen und vor allem in den Kommissionen kam es wiederholt zu persönlichen Be rührungen der beiderseitigen militärischen Sachverständigen.. Sie begrüßten sich und tauschten Händedrücke aus, so Marschall Foch mit General v. Seeckt. Dasselbe taten auch die Mitglieder der Luftkommission. Nur die französischen und deutschen Seeoffiziere, die sich in der Konferenz oder in der Kommission sehen, reichen einander niemals die Hand, sie begrüßen sich höflich, aber in Lemrssener Entfernung von einander. . l ! I !/ l l ' Die Wirkung unserer Deulschrtft Spa, 12. 7., 4 Uht nachm. Die Hitze ist unerträglich, alles wartet auf das Ende der Konferenz müde und über arbeitet! Das Tempo, in dem hier Weltgeschichte gemacht wird, können auch dir stärksten Nerven aus die Dauer nicht aushalten. Dazu kommt noch, daß immer neue Krisen .zu Spannungen führen, daß man mehr als einmal vor dem Abbruch zu stehen schien. > l Obschon sicher ist, daß eine Wendung zum Guten eing «treten ist, so waren doch die Gegensätze in den Stand punkten der beiderseitigen Sachverständigen gestern so groß, daß st« unüberbrückbar schienen, wenn auch gewisse Einwände der Deutschen Aufnahme und Berücksichtigung fanden, so be sonders der Wegfall der Forderung eines genauen Kohken- wirtschaftsplanes. > Tinen Höhepunkt der Konferenz bildete die mit größter Spannung gestern abend erfolgte Ueberreichung des deutschen Planes in der Wiedergutmachungsfrage, den man studieren muß, um ihn ganz in sich aufzunehmen. Ein großartiges Programm des Wiederaufbaues zur Beseitigung der „offenen Wunden am Körper Europas", wie Minister Dr. Simons cs treffend bezeichnete. Als die Tatsache der Ueberreichung gestern abend bekannt wurde, begann sofort hier der Sturm der ausländischen Pressevertreter, der hi den letzten Tagen schon rocht dünn geworden war, auf Annette et Lubin. Alles wollte die deutsch« Denkschrift haben. Man flog sie durch, und merkwürdigerweise alles suchte nach dem Phantom der Gesamtsumme, / 6rak Mckel Sder «ar Zonaerttleaenr- Angebot Kaiser Karls Wien, 12. 7. Der ehemalige deutsche Botschafter Graf Wedel veröffentlicht einen aufsehenerregenden Artikel über Oesterreich-Ungarns Sonderfriedensversuch voM Oktober 1918 und zitiert im Wortlaut einen Brief Kaiser Wilhelms an Kaiser Karl, in dem es heißt: > > i ' „Teurer Freund! Die Ankündigung Deiner Absicht, unsern Gegnern eine» Sonderfrieden anzubieten, hat mich auf oas scbmerzlichste überrascht. Du würdest durch die Ausführung dieses Gedankens dem Plane unserer Feinde neue Bahnen offnen, der darauf hinausgeht, durch, Trennung unserer Reiche unsere Länder leichter ihrem Willen zu unterwerfen und ihre antimonarchistischen Ziele zu verwirllichen. Einen baldigen Frieden wünschen unsere Völker und Negierungen. Nach ihm ist mein Sinnen ebenso gerichtet wie das Deine. IHM zuliebe habe ich schwere Opfer gebracht, denn dem Wohle meines Volkes ordne ich eigene Interessen willig unter. Die im Einvernehmen mit Deiner Regierung kürzlich eingeleitete Ak tion bezweckt die Herbeiführung eines Waffenstillstandes und des demnächstigen Friedens. Diese Verhandlungen befinden sich im Fluß und können in wenigen Tagen zu einem Er gebnis führen. Die bisherige Zusammenarbeit unserer Re gierungen, deren Aussichten nicht ungünstig erscheinen, würden durch eine Sonderfriedensaftion Deiner Regierung im jetzigen Augenblick auf das äußerste gefährdet werden. Schon die Bedingungen für den Waffenstillstand werden sehr viel schwerer werden, wenn unsere Gegner erfahren, daß mzser Bund ge sprengt ist. Das berührt unsere Reiche in gleicher Weise. Ich bitte Dich daher dringend, von.jeden: Schritte abzuschen, der den Eindruck erwecken muß, daß wir nicht mehr einig sind. He fester wir auch fernerhin zusammcnstchen, desto größer sind die Aussichten, daß unsere Gegner, welche ebenfalls schwer unter den Lasten des Krieges leiden, sich zu Friedensbedin gungen verstehen, die mit der Ehre und den Interessen unsrer Völker im Einklang find. Ich erwarte von Dir, daß Du Deine Regierung sofort veranlassen wirst, nur'in vollem Ein- vernehmen Mit der meinigen, die mit den Vereinigten Staa ten eingeleiteten Verhandlungen fortzusühren. In treuer Freundschaft Wilhelm." Graf Wedel erklärt noch zum Schluß: Kaiser Karl hat unter verschiedenen Einflüssen schon längst mit dem Sonder frieden und dem Bruche der Nundestreue geliebäugelt. Offiziell wurde er erst inl Oktober 1918, ich gebe zu in höchster Not, beschlossen. Aber ich bi» überzeugt, Kaiser Franz Josef hätte es auch in höchster Not vorgezogen, in Ehren unterzugehen. Die Monarchie ist unterHegangen, aber nicht in Ehren. Her Treucbruch gegenüber eine»! Verbündet«», der 1914 auszog, unk Oesterreich-Ungar» zu schützen, der es im Kriege mehr mals gerettet, war ihre letzte Tat. Kein ruhmreiches End« für das ulte Habsburger Reich, welches bis dahin auf eine glorreiche Geschichte zurückblicken konnte. i : Uebel OieVag««« ckeLKelcdMrgmak kn Leipzig geht uns im Anschluß an die Wiedergabe einiger auf dieser Tagung angenommenen Entschließungen von einem Frankenberger Teilnehmer folgender Bericht zu: > l : ^10 Uhr pünktlich eröffnete der vcrdienstvofle derzeitige Präsident des Reichsbürgcrrates, Staatsmimstcr v. Locbell, die ! Sitzung mit Begrüßung der zahlreich erschienenen Vertreter aus dem gesamten Reiche. Hierauf sprach «r allen Mit arbeitern den Dank des Präsidiums aus. Vorwärts gekommen sei die Bürgerbewegung, aber man hätte noch weiter flut können, doch die Bürgerschaft zusammenzuschließen sei sehr schwer. Das Wort „Bürger" soll aber nicht einseitig aus- gelegt werden, nicht etwa ipr Sinne: Hie Bürger, hie Ar beiter. Nein, Bürger soll stets angewendet werden im Sinn« Staatsbürger. (Das wollen wir auch zu Anfang betonen, unt jede Voreingenommenheit zu zerstreuen.) In d«m nun folgenden > > ! : : t ' Tätigkeitsberichte, ' den Herr v. Loebelk gab, erwähnt er, daß im Deutschen Reiche nunmehr 330 Bürgerverbände beständen, und weiters täglich .angemeldet würden. Auch der Kapp-Putsch wurde erwähnt., Unl den Bürgerkrieg zu vermeiden, sei der Bo richterstatter geradewegs zu Kapp gegangen, um Kapp zum Rücktritt zu bewegen. Anderseits habe der Reichspräsident leider einen Empfang abgelehnt.. Ebenso energisch sei man gegen die gewerkschaftliche Nebenregierung eingetreten. Der Berichterstatter streifte dann kurz die politische Lage in den Ententestaaten und gab der Hoffnung Ausdruck, daß Deutsch land einmal mit einer verhandlungsfähigen Regierung ini Rußland die Beruhigung Europas versuchen kann. Er schloß mit dem Wunsche, daß die bürgerliche Bewegung einst wieder ein' Deutschland schaffen werd«, in dem es eine Lust zu Meie sei für jedermann. i > , . > s l > f , Die herauf erfolgende Wahl deS neuen Präsident»» »rgää emstjmmig die Wiederwahl des Herrn o. Loebelk. ! . Den ersten Vortrag hielt der Vizepräsident Herr kk. Meyer-Absberg-München, über - c ! I „Drsemberechtigimg und Ziel« der BLrgcrralsbewegung". Die Berechtigung einer Organisation, wie die der Bürger ratsbewegung, ist bedingt durch ihre Notwendigkeit für da« Wohl des Volkes. In bewegten Zeiten wie heut* ist Politik und Wirtschaft von einander nicht zu trennen. Ein Volk kann sich nur dann glücklich entwickeln, wenn seine Politik und Wirtschaft seiner ihm eigenen und ihm allein eigenen Lebensidce entspricht. ; c Die deutsche Lebensidce? Die deutsche Arbeit und dl* deutsche Philosophie, aus der die größte» Menschheitsidcrn entsprungen sind, also eine auf das rein praktisch«, materiell«, scharf individualistische, und ehre aus das allgemein Mensch liche, kosmopolitisch gerichtete ideologische Wesensart. In o«r Zusammenfügung (Synthese) leider liegt die deutsche Leben*- idee. Das deutsche Volk als Nation jeweils nur eine dieser Eigenschaften in den verschiedenen Zeiträumen. Zu seMetü Anglücke. Deutsche Arbeit beruhte von jeher auf dem Indi vidualismus, auf der Auffassung von der freien Persönlich keit und ihrem Ausstieg durch Fleiß und Fähigkeit. Das ist aber der Begriff der bürgerlichen Arbeit. Ihre Entartung ist der proletarische Arbeitsbegriff. Er setzt undeutsch an die Stell« der verantwortlichen Persönlichkeit die Masse. Diq lleberspannung des Arbeitsbcgrisfcs führt zum Materialis mus, die tteberspamnmg des Kosmopolitismus zum hohlen Internationalismus. Und dainit zur Verneinung des Staats bürgertums. Hieraus folgt die zweite Aufgabe: Wiederer weckung des Bewußtseins der Volkssolidarität, der Volks einheit, des Nationalgefühles, das im Gegensatz steht zum Klassenkampf. Hieraus ergibt sich die Beantwortung der Frage: Ist die Neichsbürgerratsbcwegimg notwendig? Der Redner folgerte, daß die Synthese bei dem Hansabund« und auch beim Reichswirtschaftsrate nicht gelinge. Dem Rcichs- bürgcrrate sei dies aber dank seiner vielseitigen Zusammen setzung Möglich. Nach dem Erachten des Redners müsse das Ziel der Biirgerratsbcwegimg u. a. sein die Schaffung ciner neben der Kammer der Abgeordnncten bestehenden, gleiche berechtigten Ständekammcr. Sie ermöglich« die Auswahl der Besten für Wirtschaft und Politik und befreie die politische Kammer von de» Ständevertretern. Eine deutsche Lebens, gememschaft müsse geschaffen werden, vom Arbeiter bis zum! Adel, daß der Deutsche wieder stolz bekennen kann: „Ich bin ein Deutscher". .(Lebhafter Beifall.) , . I !