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Beitrage zur Belehrung und Unterhaltung. — 32^ Stück, den 25. April igoZ. Einige Natur-Merkwürdigkeiten der Grafschaft Glatz. d^uf einer Reise in der Grafschaft Glatz, fand ich Gelegenheit, unter mehrern Natur- merkwürdigkeiten, welche diese paradiesische Provinz enthalt, die sogenannten Seefel der in Augenschein zu nehmen. Ihr Stand, punkt ist unweit des Städtchens Neinerz auf einigen hohen Gebirgen, die stets mit Wasser bedeckt sind. Wunderbar ist es, daß dieHöhc dieses Wassers eine ununterbrochene Gleichheit behauptet, und auch in den här testen Wintern noch nie gefroren ist. Der Raum, den diese Felder einnehmen, betragt sowohl in der Lange, als in der Breite, un gefähr eine Stunde Weges. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts wagte man eS, sie mit Kähnen zu befahren, und ihre Beschaf fenheit zu untersuchen; allein inan hatte sich kaum 20 Schritte vom User entfernt, so mußte man wieder umkehren, weil die Fahr zeuge von einer Art Moos, welches dem Torfe gleicht, aufgehalten wurden. In der Folge machte man nochmalige Versuche, dieselben zu befahren und ihre Tiefe zu erforschen; aber diese Bemühungen waren eben so verg-blich als die vorigen. Einige Naturforscher, wel che die Lage dieser merkwürdigen Felder be obachtet Haber:, mnthmaßen, daß diejenigen Gebirge, aus welchen sie entstanden sind, mit dem Weltmeere gleiche Höhe haben, und daß das Seewasser von untcn her cindringe und allmählig emporsteige. Wäre diese Vermu- thung gegründet; so müßte man annehmen, daß die Gebirge einige verborgene Quellen und zugleich einen noch unentdeckten Abfluß haben, und daß der Abgang des Wassers mit dessen Zugänge in stetem Verhältnisse stehe, weit seine Oberfläche weder ein Steigen noch Niedersinken bemerken laßt. Aus der unver änderlichen Lauheit des Wassers wird es er klärbar, daß dasselbe auch bei dem höchsten Grade von Kälte nie gefriert. Auf der entgegengesetzten Seite dieser Gebirge findet man in der Tiefe eines mit Nadelholz bewachsenen Berges verschiedene Grotten, welche das Auge des Beobachters überraschen. Die wunderbar geformten Säu len, die in der Mitte das Gewölbe gleichsam zu unterstützen scheinen, bestehen aus Tropf stein. Das Ganze dieses Naturwunders stellt ein geräumiges, sich nach der Länge hin ziehendes und mit Seitengemächern umgebe-