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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.06.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120612010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912061201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912061201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-12
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
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Morgen ArMabe Anzeige»-Prei» BezuflS.Prei» los. Zstzrgsny Nr. 2S5 MMwoül, üen lL. Juni ISIS L8 Seiten * Theateranzeigen siehe Seite 16. DM- Man beachte auch die Inserate in -er Abend-Ausgabe. - und dort Im- P°ft,ch.«o>-t» 8W. d die Trut- hncr, wgel, wäne, chlen, onen- üben, zeien, lkeun- i und Unsere gestrige Abendausgabe umfahr 1V Seite», die vorliegende Morgeunummer 16 Seiten, zusammen Aus rsigen hier- den ästig- wden. astige imer- tühle, teure Ber ahme s be- ulie«;' den albes ein« idere war. lngs- > pa- ,t er- ihre der dere. d die > un- Um- tung. )ber» kann. ein- «lchen ralen Be. diese si die das ; der des Pla. '.l die ektro- Dies aders einen Nach : Ee- Um. :ufen, nung netsn * In einer (Rußland) sind bräunt. fische aune, Pcli- üben, ilben, rffcn, ajeln, achti- ^chte, * In der Provinz Rios (Ecuador) ist eine Revolution ausgebrochen, die von Carlos Affarv geleitet wird. und wdul- „das lohnt ilien» Aäus- rssens sumal erden ! und nichts l sein, : der- t, da- ^ehen xlrmc ber ste in essen, wenn mchen s hat. chlim« man- e be- i das r hat dem Ber it — h für Hang. ver- ver- >t be reich- Lälmsrrkurg-RuüMtsüt. Aus Thüringen wird uirs geschrieben: Der Appell der Sä-warzburg-Rudolstädtcr Regie- rung an den gesunden Sinn der Wählersck>aft dieses Fürstentums ist vergeblich gewesen. Tie Neuwahlen zum Landtage Haben bekanntlich daS Uedcrgcwicht der staatsfeindlichen Elemente im Landesparlament nicht beseitigt, sondern eher noch befestigt, denn eS hat sich gezeigt, daß trotz der Vorgänge, die die Auf- lösung deS Landtages notwendig machten, und trotz Getreidedarre bei Tantbow 59 Feldarbeiter ver- * Der Flieger Czakay hat die Teilnahme am Fernflug Berlin-Wien kurz vor Dien auf geb en müssen. (S. Sport S. 8.) glaubt auch nicht, daß ein Mangel an Wagcnmaterial cintreten werde, wenn in diesem Monat noch große Bestellungen an Futtermitteln durch die Eisenbahn zu erledigen sind. t Allgemein« Deutsch« Tredit» l Anltalt Brühl 75/77. VÜllllulMlo. < Drilliche Bank, Filiale Leipzig f Dep.-Nall« Grimm. Steuiweg ü. V.ft)ch^k«u» «et»»i, «8. Der Gilenbshnminilrer übecüenüuslisümetsttrMr/uttecmlttel Eine für alle praktischen Landwirte sehr wichtige Entscheidung hat soeben der Eijenbahnminister ge troffen. In landwirtschaftlichen Kreisen hatte man mit Rücksicht auf den entstandenen Futtermangel, den die Dürre des vorigen Fohres heroorgerufen hatte, eine weitere Beibehaltung des im Herbst 1911 in Kraft getretenen Ausnahmctarifs für Futtermittel für wünschenswert erachtet. Dementsprechend hatten die landwirtschaftlichen Interessenvertretungen durch ihre Zentralstelle bei der Eisenbahnverwaltung den Antrag gestellt, daß dieser Tarif, durch den die Frachtsätze etwa um die Hälfte ermäßigt wurden, auf die Dauer eines wei teren Vierteljahres. also bis zum :lO. September, ver längert werden sollte. Dieser Antrag ist nunmehr von der E i se n b'a'h n o e r w a l t u n g abgelchnt wor den, so Laß es im Interest« aller Landwirte liegt, sobald als möglich die notwendigen Futtermittel zu beschaffen, was bis zum 30. Juni geschehen müßte, da am 1. Juli d. I. die alten Tarifsätze in Kraft treten, die naturgemäß eine bedeutende Verteuerung der Beschaffungen zur Folge haben würden. Die Eiscnbahnverwaltung macht in ihrem ablehnenden Bescheide geltend, daß eine weitere Ermäßigung des Ausnahmctarifs in der Landwirtschaft die Befürchtung erwecken könnte, daß die Ernteaussichten dieses Jahres schlechte wären, was nicht der Fall ist. Außerdem würden durch ein Fortbestehen des Ausnahmetarifs die Interessen der Binnenschiffahrt erheblich leiden, da sic durch die ungünstigen Verhältnisse des vorigen Jahres gleich falls geschädigt wären, und eine weitere Ermäßigung der Eiscnbahntarife über den festgesetzten Zeitpunkt hinaus ein« weitere ungünstige Rückwirkung auf die Einnahmen durch Frachten auf dem Wasserwege be fürchten lass«. Ferner glaubt die Eisenbahnverwal tung nicht, daß unter den obwaltenden Verhältnissen die Frachtermäßigung den Landwirten die er wünschte Erleichterung bringen würde, wobei an scheinend Bezug genommen ist auf die nach Ein führung des Ausnahmctarifs hervorgetretcnen Klagen in landwirtschaftlichen Kreisen, daß die Maß nahme hauptsächlich dem Handel und nicht der Land wirtschaft Nutzen brächte. Die Eiscnbahnverwaltung » . s"6sr c«»cht«.,chl»z) Lel.-Anschl.i 14 893 t 14 894 Amtsblatt -es Rates und -es Nolizeiamtes Ser Lta-t Leipzig Krilenlüktchen? (Don unserem Pariser Mitarbeiter.) Paris. 10. Juni. Die radikale und die s o z i a l ist i s ch - r ad i - knlc Partei hat gestern bei einem Bankett unter dem Präsidium „Väterchens", Emile Lombes, dem Ministerium Po in carö den Krieg er klärt. 800 Deputierte, Senatoren und Wahlmänner jubelten ihrem Propheten des Antiklerikalismus zu, als er dem gemäßigten Republikaner Raymond Poin- carc vorwarf, mittels der Wahlrcform den Radikalismus dezimieren zu wollen. Eombcs gab in seiner langen Rede zu, daß die Un einigkeit in seiner Partei den Gegnern Las Spiel leicht gemacht habe: nur durch Irrtümer und bedenk liche Reibereien hätte es kommen können, daß die stärkste Parlamentsgruppe in die Minderheit geriet. Sein Vertrauen wäre unerschütterlich, daß die Ein heit bald wieder erreicht werde. Zwar wäre cs dem schändlichen Bunde der Republikfeinde und der So zialisten gelungen, in den Ersatzwahlen den Fort schrittlern einige Sitze zu nehmen; aber der radikale Gedanke habe im Lande nicht an Sympathien ver loren, im Gegenteil. Das Gesamtergebnis der letzten Kemeinderatswahlen habe, nach der Statistik der Re gierung selbst, in 471 neuen Ortsvertretungen den Radikalen die Mehrheit erbracht. (Während Tombes sprach, entrissen die Sozialisten bei den Ecneralrats- wahlen im Seine-Departement dank der Hilfe der Reaktion wieder Len Radikalen fünf Sitze!) . Das Ministerium versprach zunächst, die Wahlreform nur unter Mitwirkung der republikanischen Mehrheit Lurchzuführcn; jetzt erklärt es, di« Republikaner müßten ihm folgen. Nachdem in der Kammer von der Rechten, dem Zentrum und der äußersten Linken «in Gesetzentwurf Lurchgedrückt wurde, der die pro- portionellc Listenwahl mit geringer Prämie an die Mchrhcitspartei einführte, brachte die Regierung ein neues Projekt für die zweite Lesung ein, das den Vorzug der Klarheit Hat, aber mit der Ausdehnung der Wahlbezirke Las proportionelle System nur noch kräftiger cinpflanzt. Eombes sagte hierüber: „Man bedroht die radi kale Partei, wenn sie sich auch nicht der Proportionellen Doktrin unterwirft, sie nach und nach bei allen Ersatz wahlen zu zerstören. Was man aber verheimlicht, ist, daß. wenn das proportionelle System Gesetz wird, die radikale Partei mit einem Schlage gleich bei den nächsten Gesamtwahlen alles verlieren soll, was die ertremen Parteien ihr jetzt stückweise entreißen möchten. Wären die für die Republikaner so schönen Wahlen von 1906 nach der „R. P." („Representation proportionelle") erfolgt, wäre es mit der republika nisch» Mehrheit und jeder Negierungsaktion vorbei gewesen, La die Kammer von der Koalition der Minderheiten abgchangcn hätte. Somit vermag ich nicht zu begreifen, daß Radikale oder Radikalsozia listen, wenn sie nicht blind sind oder persönlichen Interessen gehorchen, einem Wahlsystem beipflichten können, das ihre Partei aufreibt, sie in ungeheurem Grade vermindert und jede parlamentarische Mehr heit unmöglich macht. Ebenso vermag ich im Gegen teil sehr gut zu begreifen, warum die Sozialisten so versessene Anhänger eines Systems sind, das ihnen die Kammer und die Regierung ausliefern würde." Eombes nannte dann Poincarö einen Doktrinär einen Philosophen oder, wenn man das vorziehc, einen Akademiker. Er gab zu, daß Las Kabinett Mit glieder besitze, die von Anfang an überzeugte Ver teidiger der Verhältniswahl gewesen seien; wie aber die radikalen Mitglieder, die früher ihr antipropor- tionalistisches Glaubensbekenntnis abgelegt hätten, jetzt den Poincar.'schen Entwurf billigen könnten, wäre ihm zu seinem Bedauern unversHndlich. Schließlich entschied sich Eombcs zu gu nsten der Listenwahl, doch ohne Berhältnissystem. nur mit gesicherter Vertretung der Minoritäten. Richt aus Voreingenommenheit weise die Partei den Pro- por; ab. sondern weil er beim gegenwärtigen Stande der Sitten undurchführbar und fürdas republi- k a n i s chc R e g i m e e i ne G e fah r se i. - Es erstaunt einigermaßen. Laß Eombes nichts mehr von der Zusammenarbeit mit den Sozialisten wissen will. Als er selbst Ministerpräsident war, konnte er ohne die Hilfe seines damaligen Freundes Jaurcs nicht leben. Er hatte, wie vor ihm Waldeck. Rousseau, „zwei Majoritäten", eine mit der äußersten Linken, wenn er seine antiklerikale Politik förderte, und eine mit dem Zentrum, wenn der Sozialismus übermütig zu große Nachsicht für die Störenfriede der Arbcitsbörsc folgerte. Eombcs scheint sich nur noch der Unannehmlichkeiten seiner gemeinsamen Tätigkeit mit den Sozialisten zu erinnern; und doch müßte er sich gestehen, daß die Trennung von Kirche und Staat sowie die Ausweisung der unerlaubten Orden mit der heutigen verwässerten und tatenlosen radikalen Mehrheit nie zustande gekommen wären. Andere Redner, wie Elemente!, sprachen die Erwartung aus, daß die Regierung noch nachgeben und sich dem von Augagnenr ausgearbeiteten Gesetzentwurf über die Listenwahl anschließen werde. Für das radikale Projckr Augagncur xocrden in den Wandelgängen Stimmen gesammelt. „Es brodelt in dem Wurst« kessel." Gerüchte gehen. Laßes innerhalb de» Ministeriums zu M« i n u n g s o c r s ch i e de n- hcitcn gekommen sei, weil Poincaro sich mit folger Entschiedenheit für den Proporz oussprach, daß es kein Zurück mehr geben kann. Ein Krisenlüftchcn weht, das vielleicht noch in dieser Woche zu einem Sturm anschwellen kann. Die Sozialisten haben bc schlossen, durch dick und dünn für Poincar« ein zutreten, wenn er in der Wahlreform fest bleibt. Alle anderen Fragen daneben treten zurück. Jaures würde sogar gegen die Amn-stie seines Freund«? HcroL stimmen, wenn das Poincar« genieren sollte? Vas Dichtlglte. * Die Lage im Londoner Hafen ist durch die Erklärung des Streikes unverändert. iS. auch Ausl. S. 2.) auch drauf und dran, die „kritiklose" Bewilligung von .Hcercsforderungen zu den überwundc- nen Anschauungen der alten Nationalliberalen zu zählen und sich zu überlegen, ob es nicht taktisch klüger sei, für jeden einzelnen Fall eine äo-ut-äes-Politik, nrit anderen Worten einen Kuh handel, gegenüber der Regierung zu treiben. Die parlamentarische Vertretung der nationallibe ralen Partei hat im letzten Tagungsabschnitt des Reichstags erfreulicherweise solche Neigungen nicht gezeigt, aber zweifellos lag, nachdem die Abstimmung bei der Präsidentenwahl eine natio nale Opposition in den eigenen Reihen herauf beschworen I)attc, ein taktiscl»es Interesse vor, sich in nationalen Fragen unbedingt zuverlässig zu zeigen. Wenn jene nationale Opposition nicht eingesetzt hätte? Dann wäre das Ueber- greifen des Umdenkungsprozesses wohl deutlicher in die Erscheinung getreten. Mag man über die neue altnationallibcrale Organisation denken, wie man will:das eine objektive politische Ver dienst liegt schon heute auf feiten der Alt nationalliberalen, daß ihr Vorhandensein geeig net ist, die nationalliberalc Reichstagsfraktion irnd die nationalliberale Gesamtpartei in na tionalen Fragen bei der Stange zu halten. Geradezu unmöglich sollte cs für den linken Flügel sein, abzuleugnen, daß im Verhältnis zur Sozialdemokratie eine Aendernng erstrebt wird. Es sollte also mindestens in der Be ziehung ein „Ruck nach links" zugegeben werden. In dieser Frage hat der badische Geheimrat Reb mann eine erfreuliche Offenheit gezeigt. Würde man-aber die Frage des Verhältnisses zur So zialdemokratie einmal nur nach den Interessen der nationalliberalen Partei beurteilen, so wüßte man dem linken Flügel sagen: laßt es doch nur der Einigkeit willen lieber beim alten. Ein Hauptstreitpunkt wäre wi" mit einem Schlage wcggeräumt, wenn der linke Flügel sich dazu be- wegen ließe, es bei dem Verhältnis zur Sozial demokratie zu belassen, wie es nach den Reichs- tagswahlen vom Jatrre 1903 und 1907 bestand. Indem der linke Flügel dazu bisher keine Be reitwilligkeit gezeigt hat, sondern die ganze Partei lieber mitten durchbrechen lassen will, zeigt er, eine wie ausschlaggebende Bedeutung er dem Zusammengehen mit der Sozialdemokratie beimißt. Manchen Politikern des linken Flügels ist das Zusammenarbeiten mit der Sozialdemokratie in der Tat eins und alles. Wenn der Generalsekretär des Altnatio- ualliberalcn Reichsverbandes, Fuhrmann, rin na tionales und liberales Programm entwirft, so interessiert sie das gar nicht; cs wird als ver waschen und inhaltlos bezeichnet. Man mag zugeben, daß das Programm noch Ergänzungen in liberalem Sinne erfahren kann, aber keine noch so fortschrittliche Ergänzung würde dem linken Flügel — wie er heute denkt — genügen, wenn statt eines Zusammengehens mit der Sozial demokratie die schärfste Bekämpfung dieser Partei proklamiert würde. Dies ist für den linken Flügel der politische Kernpunkt. Es kann einer sein Leben im Dienste der Sozialvolitik und des vier ten Standes verbraucht haben, er kann ebenso lange gekämpft haben für Freiheit und Fort schritt — wenn er nicht einsehen will, daß man heute mit der Sozialdemokratie Zusammengehen muß, wird er vom linken Flügel als Reaktionär, als politischer Eunuch, als Knecht der Schwer industrie, des Bundes der Landwirte oder der Konservativen gebrandmarkt. Es muß eiumal ausgesprochen werden, daß solche Vo würfe mit Recht von denen als Unverschäurtheit empfunden werden, die sich keines andern Vergehens schul dig machen, als früher von der Gcsamtpartci gehegte Bedenken aufrechtzucrl/alten. Ich meine die Bedenken Hegen ein Zusammenarbeiten der jenigen Partei, die wie keine zur Förderung der nationalen Gegenwartsausgaben des Deutschen Reiches berufen und in dieser Mission noch durch keiue andere Partei abgelöst ist, mit derjenigen Partei, die außer dem Klasseukampf noch heute innerhalb einer Welt von Feinden die Vernachlässigung der deutsck)en Machtmittel und die Zerschlagung der zu diesen Machtmitteln gehörenden Monarchie zum Dogma macht. (Er kripp« »nd Vorort« »nrch Trager nno Eoedttmir« L«al t tn» Hau» gebracht:» Pß. mmurtL,tz vtetteltäbrl. vet »nsern ßtttalen nahm«ft« Le« adaeholt: 7» , Die nstianslllbersle Disputation Bon Dr. Johan n Johannsen, Berlin. Kann man zu der Disputation in der natio- nalliberalcn Partei noch einen ersprießlichen Bei trag liefern? Fast möchte man die Hoffnung für vermessen halten, wo doch so viele gescl-eite Leute zu dieser Auseinandersetzung ohne sicht baren Erfol; schon ihr Scherflcin beigesteuert haben. Manche fangen es allerdings recht son derbar an. Auf dem letzten nationalliberalen Parteitage in Berlin haben Politiker, die nach all gemeiner Ansicht auf dem linken Flügel der Par tei stehen, ungefähr freikonscrvativc Anschauun gen entwickelt, andere dagegen, die auf dem rech ten Flügel stehen, möglichst fortschrittlich ge sprochen. Damit kommt man nicht weiter. Wert voll waren eigentlich nur solche Acußernngen, in denen rechtsstehende Politiker mal offen aus sprachen, warum sic die Entwicklung nach links nicht wollten, und umgekehrt. Der Führer der nationalliberalcn Fraktion des preußischen Ab geordnetenhauses, Dr. Friedberg, hat das Ver dienst, ofscncr als andere die Streitfragen, von seinem Standpunkte aus erörtert zu haben. Besonders schmerzlich muß cs berühren, wenn non dem linken Flügel abgestritten wird, daß er nach links gehen wolle. Hundertmal haben die Jungliberalen und die ihnen Nahe stehenden offen erklärt, daß man Anschluß nach links suche, gegen rechts entschieden Front machen und den Liberalismus stärker betonen müsse. Es ist geradezu eine Sünde an der Jugend und von der Jugend, der man sonst Idealismus und Ehrlichkeit nachsagt, ivenn jetzt diese Ideen ab geleugnet werden. Der Marsch nach links ist erfolgt und man kann noch heute viel dafür an führen; man kann noch heute der Meinung sein, oaß er notwendig war. Er soll hier nicht ge tadelt, es soll nur die Forderung ausgestellt iverden, daß sich in einer Erörterung unter Par teigenossen jeder zu seiner Ueberzeugung bekenne, und daran die Frage geknüpft werden, ob der Ruck nach links nicht zu weit gegangen ist. Zunächst die innere Entwicklung der Gesin nung. Es ist zweifellos ein „Umdenkungspro- zeß" erstrebt und durchgeführt worden. Das Wort rst auf jungliberaler Seite angewandt. Frischere, volkstümlichere Form der Agitation, Fürsorge für die materiellen Interessen der breitesten Schichten, intensive, politische Arbeit und Orga nisation, größeres Selbstbewußtsein gegenüber der Regierung, Schaffung eines Zukunftspro- granuns, Vermehrung der Rechte und zugleich des Verantwortungsgefühls des Volkes, das alles mag zur Festhaltung der Massen bei einer natio nalen Partei notwendig und mithin verdienstvoll gewesen sein. Man kann auch das Aufhören cwer Zänkereien mit dem Freisinn als erwünscht be trachten. Aber in den Umdenkungsprozeß sind von manchen solche Dinge hineingezogen wor den, an denen zu rütteln kaum wohlgetan war, namentlich die kernfeste monarchische Ge sinnung und die innere Gegnerschaft zur So zialdemokratie. Wer ün Ernst ableugnet, daß auch nach dieser Richtung hin Acnderungen eingetreten sind, weiß nicht, wie es in den Köpfen aussieht. Einige Politiker des linken Flügels sind von hervorragend nationaler Gesinnung erfüllt, in anderen ^tttc sich der Umdenkungsprozeß sogar auf das Na tionale erstreckt. Sehr verbreitet ist die Gervohn- heit geworden, über den Hurra- und den Krieger- Vereinspatriotismus zu spotten; man war aber M Inserat» Leip Pa und Um,«dun« die Ispaltige Petit,eil« L Ps. die Reklame- rett« 1 Ml. »an ou»n»att» Ä Pt. Reklamen llll Mk. Initiale von Behörden im amt lich«, Teil di, Petitteil« SO Pf. Geschafuanjelgen mit Platzoorlchrtsten im Preis« erhöht. NaLattnachTatts Beilagegebllhr Sesam», auslag» S Ml. p Tausend eilt. Postgebühr. leildeUa,« Höher. FeHertetlt» Auftrag« können nicht „rück- -«»»,», warben. Für da» Erscheine» an bestimmten lagen na» Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen. Annahme: Johanni »giss« 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Lxpedttionea de» In- «nd Auilande». Drmt und veela, »o, Fisch« ch Küsten Inhaber: Paal Nürste». «edaktio» und Geschtzft.p^l«: Johanni»,ass« S. -awU-Filial« »r«»»«,r Seestratz» < 1 (Telephon «Wir der verstärltcn und bei der für die Landbevolterung so ungünstigen Zeit der Neuwahlen doppelt be merkenswerten Wahlbeteiligung der sozialdemokra tische Einfluß auf die Wählermasscn nickt erschüttere ist- Ist rs doch Len Parteigängern des Umstürze* sogar gelungen, den lusber stets zum bürgerlichen Besitzstand gerechneten Wahlkreis Frankcnhausen Land zu erobern und damit den noch fraglichen Sieg LeS Bürgertums im Wahlkreise Stadtilm, wo der bürgerliche Kandidat den sozlalistischen Rivalen nur mit einer Wahlstiinmc überflügelt hat, wieder lvett zu machen. Damit ist der Beweis erbracht, daß die Mehrzahl der Wähler infolge der intensiven Hetz- arbeit der sozialdemokratischen Wortführer und be- sonders auch der sozialistischen Partei- und Gelverk schastsprcsse so völlig in den Bannkreis Hw Umsturz bewegung gezogen ist, das; selbst die eifrigste Auf kläru'ngs'tätigkeit, die daS Bürgertum während der letzten Wochen entfaltet hat, dagegen wirkungslos bleibt. Kenner der politischen Verhältnisse kann diese Ergebnislosigkeit freilicb nicht überraschen. Denn der unheilvolle Einfluß, den die sozialdemokratische Agitation in jahrelanger, zielbewusster, intensiver Arbeit auf das politische Denken und Empfinden der Wählermassen nusgeübt hat, kann nicht in dem Zeitraum weniger Wollen wirkungslos gemacht wer den. Um dies zu erreichen, gehört auf bürgerlicher Seite zum mindesten dieselbe andauernde energische zielbewusste Kleinarbeit, die die Sozialdemokratie zur Ausbreitung ihrer stantszersetzenden Weltanschau ung entlaltet. Auch darf man nicht vergessen, das; die politische Hetzarbeit den Genossen, die in erster Linie in Verunglimpfung der bestellenden staatlicllen Verhältnisse und Verdächtigung der leitenden Per- sönlichkeiten und GesellschastSschichten besteht, bei urteilslosen Leuten ein viel leichteres Spiel hat, als die politische Aufklärungsarbeit, die im Gegen satz dazu das Bürgertum leisten muß, und die zu ciiieiu großen Teile Larin besteht, daß man mühsam wieder aufzubaucn sucht, was die Gegner nicdcrbc- rissen und in den Schmutz getreten haben. Berück sichtigt mau diese Sachlage, so kann es gewiß nicht wundernchmen, daß die Neuwahlen zum Landtage keine durchgreifende Aeudcruug in der Zusammen- sepuna des LcindesparlamentcS gebracht haben. Auch die regste und energischste Wahlagitation weniger Wochen kann den Vorsprung nicht cinholen, den die Sozialdemokratie durcd ibre jahrelange unausgesetzte Volksaufwiegelnng auf politischem Gebiete vor dem Bürgertum voraus hat. ?)ian wird gut tun, diese Tatsache im Auge zu behalten, sowohl bei der Beurteilung des bedauer lichen Landtagswahlergebnisses selbst, als auch bei der künftigen politischen Arbeit überhaupt. Es versteht sich von selbst, daß die Regierung deS Für- stcntums auch mit dem neuen Landtage keine posi tive parlamentarische Arbeit erzielen wird. Den Genossen ist durch den Sieg ihrer Partei der Kamm gewaltig geschwollen. Sie werden schwerlich die For derungen ihrer Fraktion, um derentwillen der Land- tag aufgelöst worden war, fallen lassen, um so weniger, als sie mit der Lahmlegung des Landes parlamentes eine sichere lhandlsabe zu besitzen glau ben, den ihnen gründlich verhaßten Leiter der Schwarzburgischen Regierungsgeschäste, Freiherrn v. d. Necke, zu stürzen. Denn so lange dieser Wil lensstarke Staatsininister die Negierung des Landes vertritt, wird sich dieselbe kaum den Wünschen der Genossen unbequemen, die darauf abzielen, durch Beseitigung der .tzöchstbesteuertenmandatc den Land tag völlig zu demokratisieren und durch Steigerung seiner Kompetenzen die Rechte der Regierung und Les Landcsherrn zu beschneiden. (nner-aw DeutsGland, »nd der doHchen Xolpnte» viertel!ährl. «»»all. llll »k. -Ntiltzl. P-ftbeftellaelO Ferner in Belgien. Dänemark, den Donavstaaten, Italien. Cuzemdurg. Niederlande, Nor wegen. Oeherreich-Ungarn. Rußland, Schwede, und Schwei». 2« all«n übrige« Staaten nur direkt durch die Geschäft», lüll« de» Blatt«, erhältlich. Da, Leipziger Tageblatt «»scheint 2mal täglich. Sonn» u. Feiertag» nur morgen». Adoane»«»t».Lnnadm«: S»ha«ri»,als« 8. ö«i »ns««, Trägern, Filiale«. Spediteuren »u» Annahinestöüen, sowie Postämtern nutz Briefträger». IriWM Tageblatt Handelszeitung
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