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1 Ä Sonnabend, den 29. Mar; 1924 Die 2!mtsha«ptma»»schast. Oelsnitz i. V., 26. März 1924. Ferner wird eine Gefahrenzone aus den links der Elster liegenden Gemeinden des Amtsgerichtsbezirkes Oelsnitz i. V. gebildet. _ Die mit Bekanntmachung vom 17. 3. 1924 wegen der Maul- und Klauenseuche m Posseck getroffenen Anordnungen behalten auch für diesen Sruchenfall Geltung. Zuwiderhandlungen werben bestraft. l 28 n. Der Wahlkampf schreitet rüstig voran, Vie Kan didatenlisten sind in ziemlich weitgehender Weye Ver öffentlicht, und auch die Wahlaufrufe werden bekannt aeacben. Auch die Wahlreden werden schon gehalten. An der Spitze der Sprecher stand der Reichskanzler ^r. Marx, der so viel Optimismus zeigte, daß er die Er wartung hat, es werde gelingen, die Lasten und Pflicht- erfüllungen, die uns durch den Vertrag von Ver sailles auferlegt wurden, zu überwinden. Auch Mi- Mister des Auswärtigen Stresemann war hoffnungsfreu- dig und setzte seine Erwartungen auf die Einsicht der Völker, unter denen sich in den letzten Jahren doch schon viel geändert hätte. Der italienische Minister präsident Mussolini sprach sich in energischster Weise für eine selbständige und unabhängige Außenpolitik aus. Danach macht Italien also in der Ententepolitik nicht mehr mit. Die Absetzung der Dynastie Glücksburg, das heißt des griechischen Königshauses, die jetzt von der republi kanischen Negierung in Athen erfolgte, ist der letzteren doch fatal gewesen. Tas bedeutet der Name „Glücks burg". Dean das dänische Königshaus, dem die grie chische Dynastie entstammt, ist allerdings aus dem Hause Glücksburg, aber das letztere ist doch nicht mehr der ausgesprochene Name der Dänendynastie. Es waltet in Athen also offenbar das Bestreben ob, die dänische Königsfamilie, die der englischen so nahe verwandt ist, nicht mit in diese griechische Revolution hinein zu > ziehen. Siebzig Jahre hat das Haus Glücksburg nun- - mehr in Griechenland, dem es vier Könige gab, von wel- j cheD zwei eines gewaltsamen Todes gestorben sind, regiert gehabt. Vorher war Prinz Otto von Bayern, ein Bruder des späteren Prinzregenten Luitpold, etwa 30 Jahre König von Griechenland, der in der Bischofs- stadt Bamberg gestorben ist. Adone Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Oelsnitz, des Amtsgericht.', dec Ants, anwaltschaft und des Stadtrates zu Adorf. UM-M AMW» i« PW „ In dem Gehöfte des Gutsbesitzers Otto Pfau m Pofseck ist die Maul- und Klauen leuche festgesteNi worden. B^ach^ung^ - ° Posfeck-Höllensteg, Posseä-Saselram, Posseck-Grünpöhl, Tichnbrunn-Birkigt und Gassenreuth. Anzeigenpreise: — » di, VE«- °t» dm» R°»m IS «bp,-mig«. bn -»MS-tig-n A„°iM» 20 M di- 8-«- « «Pi-mng-. W «Ps-n-i,-- K«r Sch-M°U°r und°D°r.eg°r 0«, M-y-t v. M--f. _ «v Der Präsident der Republik hat das feste Vertrauen, daß Poincars ein neues Kabinett bilden wird, das eine Politik der Festigkeit nach außen und eine Politrk der OrdF nung und der Sparsamkeit nach innen fortsetzen wird. Was. die auswärtige Politik betrifft, so kann Frankreich da» Ruhrgebiet nicht räumen, bevor es vollkommene Repa rationszahlungen erlangt hat. Was die innere Poliük be trifft, so müsse Frankreich das Gleichgewicht un Budget Herstellen, eine Anleihe aufnehmen, keine Ausgaben machen^ die nicht durch Einnahmen gedeckt sind. Wenn es — WM freilich eine Eventualität wäre, die der Präsident der Re publik nicht ins Auge faßt — Poincare vielleicht mchp möglich wäre, ein Ministerium zu bilden, dann, könne de« Staatschef nur ein Kabinett bilden, das fest entschlossen ist, die allgemeine Politik des Landes nach den angeführten Linien weiter zu leiten. Für den Fall jedoch, dag das Land sich einer Fortsetzung dieser Politik gegenüber feind lich verhalten würde, würde der Präsident der Republik,: was ihn selber betrifft, unverzüglich die Konsequenzen ziehens die er für angebracht hält. Die Znduflrietagung in Berlin. Staat und Wirtschaft. Die Tagung der gesamten deutschen Industrie zu, Berlin ist eine Veranstaltung von entschieden impo-» nicrender Größe. Alles, was in unserer gewaltigen^ Industrie Namen von Klang hat, ist zu den außer^ ordentlich wichtigen Besprechungen erschienen. In« weiteren Verlauf der Hauptversammlung sprach Gene-s raldirektor Dr. Vögler über ' Staat und Wirtschaft i Generaldirektor Bögler führte aus, daß die in-^ dustriellen Organisationen, obwohl sie keine politi schen Organisationen seien, doch nicht an den grotzeni Fragen der Staatspolitik vorübergehen können. s Tie außen« und innenpolitischen Probleme seien 1» hohem Maße von der wirtschaftlichen Leistungsfähig-! leit abhängig. Andererseits habe die Andnstrie da», größte Interesse an einem gefestigten Staatswesen. Wenn die Industrie eine politische Richtung verfolgt hat, so sei es die, die alten Grundsätze bewährter Wirt schaftsführung wieder herzustellen und in Einklang zu bringen mit den Lohn« und Arbeitsverhältnissc». Tie politischen Bedürfnisse der Industrie ergeben sfchs aus den Grundgesetzen der Wirtschaft von selbst. - Der Redner schildert den Vorgang der Jndustriali-f sierung Deutschlands; er weist darauf hin, daß dadurch! erst die vielseitigen Arbeitsmöglichkeiten für die An-i gestelltenschaft, Beamtenschaft, den geistigen und ge-! werblichen Mittelstand und die freien Berufe geschaffen! worden seien. Die kulturellen Einrichtungen und Auf-r Wendungen, die Lage des Mittelstandes fei direkt ad-j hängig von der Höhe der Produktion. A ls die P r o duktion um 30 Proz. nach der Revolutior»! sank, wurde ein Drittel unseres Mittelstandes ar-s beitslos, soweit er nicht in dem Leerlauf der Wirtschaft! und des Staates verwandt wurde. Es könne also auch? in Zukunft eine Besserung der Lage der Arbeiterschaft! und des Mittelstandes nur davon erhofft werden, daß! die Industrie ebenso wie die Landwirtschaft wieder volll in Gang kämen und mit Ertrag arbeiten. Es wäre! verhängnisvoll, wenn es einer gewissen parterpoliti-i schen Verhetzung gelingen würde, einen Sozialismus deÄ Mittelstandes wachzurufen. Die Parole des Klas-l senkampfe § und des Klassenhasses habe letzten Endest ^s"^o?^!"^Enbruch des Staates herbeigeführt. Die Industrie mußte zu dem nachrevolutionären, vowi der sozlaustlschen Tendenz beherrschten Staat in Oppo- sition treten. Es ist heute Wohl nicht mehr zu bezwei- feln, daß sich auch der Staat völlig von diesem Wirt- smaftlich unproduktiven und geistig zersetzenden System! frermachen muß. Man wirft der Industrie vor, keine politischen Ideen gehabt zu haben. Aber die Grund vorstellung, die sie von Staat und Wirtschaft aehab» habe, habe sich als richtig erwiesen. Eine Ansprache des Reichskanzler« Zu der Jndurstietagung war neben sonstigem zahlreichen Regierungsnntgliedern auch Reichskanzle- Dr. Marx erschienen, um die Versammlung zu begrüßen. Er bezeichnete in seiner Ansprache als das Kernproblem Das Sachverfländigengutachien. Teutschland soll den Fricdensvertrag erfüllen. lieber das Ergebnis der Sachverständigenberatung sickert allmählich immer mehr durch. So macht jetzt die italienische Zeitung „Messagcro" einige nähere An gaben über die zu erwartenden Beschlüsse der Sach verständigen. Diese Beschlüsse, sagt das Blatt, wür den zwar den außerordentlichen Verhältnissen Deutsch lands Rechnung tragen, aber dennoch seine Fähigkeit feststellen, den Friedensvertrag zu erfüllen. Darüber seien sich alle Sachverständigen einig. Was das Moratorium anlange, so sei ein zweijähriger Aufschub vorgesehen. 1927 müssen die deutschen Zah lungen wieder ausgenommen werden. In der Zwi schenzeit würde Deutschland unter Garantie der Reichs bahnen eine größere Ausländsanleihe aufnehmen. Diese Anleihe würde auf etwa 10 Milliarde» berech net. Da die Reichsbahnen durch die Geldentwertung völlig schuldenfrei geworden seien, würde ihr Ertrag als hinreichende Garantie für die Anleihe angesehen. Die Reichsbahnen im Rhein- und Ruhrgebiet müßten allerdings der deutschen Verwaltung zurückgegcben wer den. Als Garantie für die Ausführung der deutschen Verpflichtungen würden die Sachverständigen die Ver- waktunaskontrolle über wichtige deutsche Handels- und Jnkmstriezweige Vorschlägen. DaS Gutachten der Sachverständigen sei in der ersten Hälfte des April zu erwarten; die Verzögerung rn der Fertigstellung wäre durch anderweitige beruf liche Belastung einiger Sachverständiger verursacht. Die italienische Presse betont, daß die von den Sachver ständigen vorgesehenen Vorschläge im wesentlichen sich oem italienischen Reparationsplan von 1922 nähern. Millerand über die Krist PoincarH erneut beauftragt. « ^ber die Regierungskrise in Paris veröffentlicht Millerand eine Erklärung, jn der es heißt: Was gibt es Aeues? — Der sozialdemokratische Parteivorstand beabsichtigt "°Er die Wiedereinführung des Achtstundentages einen Volks- 'Meid herbsizuführen. . — Nuntius Pacelli wird München demnächst endgültig "Erlassen und als Nuntius erster Klasse nach Berlin gehen "w soll gleichzeitig zum Kardinal ernannt werden. „ . — Die Urteilsverkündung im Hitler-Ludcndorff-Prozeß ^fvlgt am 1. Slpril. Präsident Millerand hat Pvincarö erneut mit der EEaviuettsbildung beauftragt- "" Bei einer Unwetterkatastrophe in Italien sind über Personen umgekommen. Sie letzte Woche. Das Ereignis der Woche war die Niederlage Poin« in der Kammer in einer an sich nur formalen Angelegenheit; aber immerhin, es war eine Nieder- nrge nach Hunderten von Vertrauensvoten, die sich ränkevolle Advokat in Kammer und Senat ge- Fiw uns resultiert daraus zunächst nichts, denn Poincaro weiterhin Ministerpräsident bleibt oder in irgcndeirrer Form bleibt uns der Deutschen- ^sser bestimmt erhalten. Das Wirtschaftsleben streitet mit der Politik, und s wäre erfreulich, wenn die letztere sich schneller über- Mnden erklärte. Aber der alte Gegensatz zwischen Ugland und Frankreich, der so viel zur Verstimmung Völker beigetragen hat, legt sich noch immer wie Wall vor die bessere Zukunft. Die Gerüchte von Wartungen aller Art kreuzen sich, und wie es immer Mu seit geraumer Zeit der Fall war, so werden heute E Meldungen mit Blüten der Freude geschmückt, die schon wieder völlig verwelkt sind. Es ist an der ' daß die Beständigkeit wieder zu ihrem Recht bn« duS ihr so lange gefehlt hat. Nicht nur. bei ab' Indern in allen Staaten von Europa, die die Widerstandsfähigkeit gegen einen Krakehler ver- Nen lassen. Poincarö schiebt nach wie vor die Schuld für die d ""'chen Zerwürfnisse und den wirtschaftlichen Nie- k^"ug, die er in seiner eigenen Ränkespinnerei zu di/E" auf Deutschland. Sein Bestreben geht dahin, kis A^citen der Sachverständigen-Ausschüsse in Pa- "le in Berlin vorher so flott von statten gingen, zu legen, und immer wieder betont er mit Pathos, Sen die Sicherung von Frankreichs Grenzen ge- ßi- Deutschland nicht aufgeben und auf die Pfänder die deutsche Zahlungspflicht nicht verzichten kann. Ein- s * englische Ministerpräsident Macdonald hat rrjl i°nge Unterredung mit dem Vertreter Frank- -^rhubt, die indessen ergebnislos verlaufen ist. sitze, * dieser Beziehung sind die früheren Gegen- istne» m Ausdruck gekommen, die Fragen der Nep'ara- Kakw' Räumung der Ruhr und der einzelnen gebißen während des Moratoriums sind ungelöst "eue^"' Der Premierminister hat sich auch' von ^iten ö"- Einer Diskussion der VölkerbundSangelegen- " "ufgefchwungen. Er hat den Vorschlag gemacht, yeq ^mcinsam gegen jeden Friedensbrccher vorgcgan- yu b-m ben soll. Das ist ein guter Vorsatz, nur ist ?Eht d"K ihm. wenn es an die Ausführung tz>vrf?., enso bon Paris aus Steine in den Weg ge- n^Erdeu, wie es bei früheren Gelegenheiten der M-E'e" ist. Im ganzen gehen die optimistischen AbAmistischen Anschauungen durcheinander, wie Schluß mit Deutschland erfolgen wird. Enthüllungen über die antideutschen Per- zn^n zwischen Franzosen und Tschechen haben ^Estiw^^'^Erlei Erörterungen Anlaß gegeben. Die agilen über den Völkerbund sagen'allerdings, Verträge überhaupt nicht abgeschlossen aber es ist eine alte Geschichte, daß geduldig ist. Und wenn wirklich kein ge- i^riz i.^^g oder überhaupt kein Vertrag zwischen abgeschlossen worden wäre, so weiß! KanrünA' ^"8 Ar von den wwären Gesinnungen ö ftschen und tschechischen Regierung zu Hal-!