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Freitag Nr. 14. 14. April 1843 WM Deutsche Allgemeine Zeitung. ZM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Uebervlick. Deutschland. * Aus dem Artisgau. Vorschlag zu einem Verein für Ermittelung der deutschen Sprachgrenzen. 'Dresden. Verhandlungen über den die Censurbefreiung betreffenden Gesetzentwurf. 'AusÄur- hessen. Die Regierung soll das Gesetz über die gemischten Ehen nicht publiciren wollen. 'Altenburg. Sammlung für eine protestantische Gemeinde in Mähren. Programm der Versammlung der deutschen Land - und Forstwirthe. Preußen. 'Posen. Der Landtag. Großartige Bewilligung des Kö nigs für Landstraßen. Die Erzbischofswahl. Veränderungen in dem Verwaltungspersonal. -Vesterreich. Das Fest des Erzherzogs Karl. Spanien. 'Paris. Staatspapiere. Untersuchungen in Barcelona. Das Cabinet will abtreten. Revision des Zolltarifs. Nachrichten aus Manila. Großbritannien. Amerikanischer Opiumhandel. Die Staatscinnahmc. Fest des Lordmayors. Wahlkämpfe. Das Küchengärtchen in der Süd see. 'London. Die Opiumfrage. Frankreich. Pairskammer. Der Staatsrath. Der Gouverneur des Grafen von Paris. Guadeloupe, -s Paris. Die Eisenbahn nach Lille und Calais. Welaien. Verpract kommt nach Brüssel zurück. Niederlande. Ein Oppositionsschriftsteller wird Legationsrath. Schweiz. Eine Mystifikation in Betreff Hurter's. Nordamerika. * Neuyork. Der nächste Kongreß wird wahrscheinlich die Zölle ermäßigen. Gesetzliche Werthsbestimmung des Zollvereinstha lers. Consulate. Stand des Verkehrs. UruguaK. Veränderungen in den Ministerien. Vertheidigungsmaßregeln. Handel und Industrie. Ptnkündigungen. Deutschland. *AuS dem Kreisgau, 6. April. Die Frage: wo ist die Grenze, innerhalb welcher die nach Sprache und Sitte deutsche Nation ihre festen, abgeschlossenen Wohnsitze hat, abgesehen von politischen Landesgrenzen? ist, meines Wissens, mit Genauigkeit und für ihren ganzen Umkreis noch nicht gelöst, wenigstens habe ich mich vergebens nach Katten für diesen wichtigen Wissenszweig erkundigt. Es scheint unserer Zeit Vorbehalten zu sein, das Interesse für Nationalität auch auf Erörterungen hierüber auszudehncn, welche von patriotischen, für diesen Zweck hinlänglich ausgebildeten Männern, Hand in Hand mit Freunden aus den Nachbarnationen, an Ott und Stelle angcstellt wer den. Von dem Einzelnen läßt sich kaum die erfodcrliche Ausdauer und Ausrüstung mit Sprach- und topographischen Kenntnissen erwar ten; ich schlage daher vor, das erwünschte Ziel auf dem Wege eines Vereins zu erstreben, welcher beiläufig auf folgende Weise gebildet werden könnte. Für jeden größern Theil der Grenze bildet sich in ei ner größern Stadt ein Hauptverein, z. B. für die Grenze durch Ti rol in Innsbruck, für die Grenze durch die Schweiz in Bern, für Frank reich in Strasburg tc. Sobald im ganzen Umkreise von Deutschland solche Hauptvcreine bestehen, so beschicken sie einen Ccntralvercin, der allenfalls in Gotha oder Weimar sich versammeln könnte, um sich über die Art und Weise einer gleichmäßigen Ausführung zu verständigen und darüber normgcbende Statuten zu entwerfen. Es wäre zu ver abreden: I) daß und wo die zur praktischen Ausführung deö Planes bestimmten Localvereine zu gründen seien. Wol zunächst in den Grenz städten von IV zu 1v Wegstunden. Bei ihrer Zusammensetzung wird natürlich Alles darauf ankommen, Männer für die Sache zu gewin nen, welche Sprachkenntniß mit Localkenntniß verbinden: Geistliche, Lehrer an höhern Schulen, Ingenieure, Geometer, Forst- und andere Administrativbeamte, doch wäre natürlich jeder für den großen Zweck begeisterte Mann willkommen. 2) Diesen Localvereinen müßten ge wisse Wahrzeichen angegeben werden, nach welchen das Vorhanden sein der Sprache und Nationalität erkannt und anerkannt werden soll, damit bei der Ausmittelung nach gleichen Grundsätzen verfahren werde und nicht Patriotismus oder Phantasie die Wirklichkeit überschreite; z. B. Sprache, in welcher der Gottesdienst gehalten und Schulunter richt ertheilt wird, wol auch Kirchencult und Form der kirchlichen Hand lungen, Gebräuche bei Hochzeiten tc., Sprache der Kinder und auf den Straßen, Namen des Ortes, der Feld- und Walddistrictc, Jn- . halt der Grundbücher und anderer Gemcindeschriften; Pfarrbücher, alte Familiennamen, Inschriften in Kirchen, auf Grabsteinen tc.; die alte Gau-, Cent- und Genossenschaftscinthcilung und Verfassung; Ge birgszüge und sonstige natürliche Grenzen. Es müßte unterschieden werden zwischen Stadt- und Landbewohnern, zwischen höhern Stän den, unter welchen Einwanderer der die Landschaft beherrschenden Na tion natürlich zahlreicher sind, und zwischen der eigentlichen Volks masse; auch angegeben werden, wo die deutsche Sprache untcrgegangen ist und seit wann? 3) Die Arbeit der Localvcrcinc könnte unmöglich eine einfache, geometrische Grenze bilden; cs müßten ausgenommen werden: s) die letzten ungemischt deutschen Orte; >i) gemischte, und zwar sowol der Mundart nach, wo nämlich die Einwohner Worte und Constructioncn beider Sprachen durch einander gebrauchen, als den Familien, wol auch den Straßen und zerstreuten Wohnungen nach, un ter Angabe des Mischungsverhältnisses; e) Enclaven jenseit der eigent lichen Sprachgrenze, wenn sie ungemischt oder wenig beigemischt sind; <I) die Orte der fremden Sprachgrenze müßten ebenfalls namentlich benannt werden. 1) Jeder Localvcrein erhält eine bestimmte Strecke zugewiesen und wird mit einer möglichst genauen Karte ausgestattet, nach gleichem Maßstab, allenfalls zu '/w,wo der wirklichen Größe; dann aber wird er scine.Strecke sorgfältig und mehrmals bereisen, seine Wahrnehmungen mit jenen der beiden anstoßenden Localvercine aus tauschen, die Bemerkungen verständiger Grenzbewohner damit verglei chen und dann seine Karte mit einem Commcntar und urkundlichen Belegen an den Hauptverein einsenden, welcher sie 5) in freundschaft lichem Verkehr mit den Männern, welche das verdienstliche Werk voll bracht haben, prüfen und zusammenstcllcn, sodann an den Central- vercin überschicken würde. 6) Die Aufgabe des letztem, an dessen Spitze ich freudig einen edlen deutschen Fürsten zu erblicken hoffe, wäre: Leitung des schwierigen, vielgestaltcten Geschäftes, Beantwortung dcr vorkommenden Zweifel und Anfragen nach gleichen Grundsätzen, Er munterung der Localvereine, wo cs Noth thut Abordnung eines Tech nikers zu ihrer Unterstützung, Aufbringung dcr Geldmittel, soweit die Hauptvcreine damit nicht aufkommcn, endlich Zusammenstellung einer vollständigen corrccten Karte. Cs bedarf wol nur eines ernstlichen Un ternehmens, eines Anfangs in irgend einem Grenzgau, um auch die übrigen zur Theilnahme an demselben zu ermuntern. Zu seinem Ge deihen wäre allerdings unumgänglich nothwendig, daß cs rein wis senschaftlich betrieben und jeder Schein von politischen Beziehungen sorgfältig vermieden würde. *VresdtN, 7. April. ^Fortsetzung des Berichts derVer- handlungcn über den Gesetzentwurf: die Befreiung dcr über 20 Bogen starken Druckschriften von dcr Ccnsur bc- treffend.j Minister Nostitz und Jänckendorf: Feind allen erfolg losen Erörterungen, hege er nicht die Absicht, auf einen Kampf ge gen das Princip dcr Preßfreiheit und für den Werth dcr Ccnsur cinzugchen; er wolle nur mit dcr gewohnten Offenheit über den vor liegenden Berathungsgcgcnstand seine Ansicht aussprechcn und einige Angriffe in ihrem wahren Lichte zeigen. Nach seiner Ueberzeugung sei in der von ihren enthusiastischen Freunden erstrebten Preßfreiheit für den Staat allerdings kein Heil zu erblicken; darum wolle er aber nicht läugnen, daß auch die Ccnsur ihre großen Mängel und Schwächen habe. Einer wcitcrn Darlegung seiner Ansichten bedürfe cs indessen gegenwärtig nicht, da Ccnsur einmal bundesgesetzlich bestehe und jene Preßfreiheit dadurch ausgeschlossen sei. Es handle sich daher nur darum, der Presse jenes Maß freier Bewegung zu gewähren, das im Interesse des Staats und in der Bundesgesetzgebung begründet sei. Von die sem Standpunkte habe die Negierung ihre Aufgabe betrachtet und sic glaube, sie vollkommen und ausreichend gelöst zu haben. Der Presse die nölhige und nach den angcdeutetcn Grenzlinien mögliche Freiheit zu gewähren, der Regierung die nöthigen und ausreichenden Mittel gegen den Misbrauch: das sei bei der Bearbeitung der Gesetzvorlage das Ziel der Regierung gewesen. Da dieselbe von der Richtigkeit die ses Standpunkts noch fortwährend überzeugt sei, so werde sie auch an den Grundsätzen des Entwurfs sesthalten. Prüfe die Kammer genan