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WiDlOWM WM unüAnffiM Hohenftein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Erscheint jeden Wochentag nachmittags. — Fernsprecher Nr. II und 28. — Postscheckkonto Leipzig 23464. — Bankkonten: Stadtbank (Konto 2314), Dresdner Bank Zweigniederlassung Hohenstein-Ernstthal, Commerz-- und Privat-Bank Zweigstelle Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt eingesandte Beitrüge werden nicht zurückgeschickt. — Einsendungen ohne Namens nennung finden keine Aufnahme. Bet Konkurs und Zwangsvergleich erlischt jeder Nachlaß- anspruch. Im Falle höherer Gewalt — Störung des Be triebes der Zeitung, der Lieferanten oder der Besörderungs- einrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung deS Bezugspreises. — Erfüllungsort und Gerichts stand: Hohenstein-Ernstthal. Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hiittengrunv, Oberlungwitz, Gersdorf, Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Stadtrats behörd» Hermsdorf, Berns5orf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen- I I licherfeits bestimmt« Blatt. Außerdem veröffentlicht es die Bekanntmachungen des Amtsgerichts dach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egrdien, Wüstenbrand, Grüna, "nd des Finanzamts Hohenstein-Ernstthal sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften. Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rußdorf. s s Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Nr. l84 Ik'tzLU'ÄWl Freitag, den s. August 1935 l 1 85. gahrg.' „Tatsächliche Meuterei" im Kriegshasen Toulon Gena« nach -en ans der Kominternlagung ansgegebenen Rezepten Laval erläht 83 neue Notverordnungen Paris, 9. August Savas bestätigt, daß die Arsenalarbeiter von Cherbourg in den Streik getreten sind und innerhalb der Werftanlagen die Internationale angestimmt haben. Um 18 Uhr seien sie unter dem Gesang revolutionärer Lieder durch die Straßen gezogen. Auch in Lori ent haben 3000 Mann der staatlichen Werke gegen die Notverordnungen protestiert. Nach einer Versammlung im Ge werkschaftshaus, in der die Leiter der sozialisti schen und kommunistischen Gewerkschaften zu Worte kamen, zogen die Kundgebcr zur Unter präfektur, wo sie ein Protestschr eiben über reichten. Z» Brest ist es in den späten Abendstunden wieder zu Zusammenstößen gekommen. Etwa 200 Demonstranten hatten sich innerhalb der Befesti gungsanlagen zusammengcrottet und sangen die Internationale. Mobile Garde wurde gegen sie eingesetzt. Die Truppen versuchten, die Kundge ber, die sich zur Wehr setzten, zu umzingeln. Bei den heftigen Zusammenstößen ist ein De mo» st rant schwer verletzt worden. Zn der Stadt selbst soll Ruhe Herrichen. Die Beisetzung des an den erlittenen Verletzun gen verstorbenen Brester Arsenalarbeiters sand am Donnerstag nachmittag von dessen ehemali ger Wohnung in einem Vorort von Brest aus statt. Etwa 10000 Personen, meist Arbeiter des Arsenals und der umliegenden Ortschaften, nah men an dem Trauerzug teil. Fast alle hatten Irgendeine rote Blume angesteckt. Die Beiset zung erfolgte ohne Zwischenfall auf einem der Brester Friedhöfe. Die Unruhen in Toulon hab^-. im Lause des Donnerstag abend einen sehr ernsten Cha rakter angenommen. Nach Einbruch der Dun kelheit ist es zu heftigen Zusammenstößen zwi schen Aufrührern und Polizei gekommen. Um Mitternacht zählte man nach einer amtlichen Mit teilung bereits zwei Tote unter den Aufrüh rern, einen schwerverletzten Polizeibeamten und über 50 Verletzte, darunter 20 Ordnungsbe amte. Privatmeldungen, die zur Stunde nicht nachgeprüft werden können, sprechen gar von fünf Toten und über 100 Verletzten. Von den Unruhen ist vor allem die untere Stadt be troffen. Gegen 21 Uhr, als Polizeikräfte An sammlungen zerstreuen wollten und einige Re volverschüsse in die Luft abgaben, prasselte aus den Fenstern der umliegenden Häuser ein Ha gel von Wurfgeschossen aller Art aus die Beamten herab. Gleichzeitig wurden auf den Straßen die Laden scheiben eingeschla gen, Kolonialwarenläden geplündert, die Dek- kel der Kanalisationsschächte herausgerissen und gegen die Polizeipferde geschleudert. Kurz nach Mitternacht hält der Widerstand der Aufrührer unverändert an. Der Präfekt hat ein Batail lon Infanterie angefordert, da die berit tene Mobilgarde in den engen Straßen der Un terstadt gegen die Aufrührer nichts ausrichten kann. Die Scheinwerfer der Kriegsschiffe leuch ten ständig die Dächer der Häuser im Aufruhrbe zirk ab. Die Aufrührer versuchten den Bahnhof zu stürmen, wurden aber von der Mobilgarde zurückgeschlagen. * Etaene Funkmeldung Paris, 9. August Die Unruhen in Toulon am Donnerstag abend werden von der halbamtlichen französischen Nach richtenagentur selbst als „tatsächliche Meu terei" bezeichnet. Während das Innenministe rium die Zahl der Todesopfer mit zwei angibt, meldet der Sonderberichterstatter des „Petit Pa- risien" 5 Tote und 200 Verletzte. Der Stellvertreter des Bürgermeisters von Toulon ist im Laufe der Unruhen ange griffen und niedergeschlagen worden. Sein Zustand ist besorgniserregend. Im Laufe des späten Abends versuchten die Meuterer, das Gaswerk zu stürmen. Sie wurden von Sc- negalschiitzen zurückgeschlagcn. Die Polizei mußte immer und immer wieder gegen die Meuterer vorgehen, die zum Teil von den Dächern mit Gewehren auf die Beamten her- abschosscn. Schließlich wurden Senegalschiit- zen eingesetzt, denen es gelang, gegen 2 Uhr morgens die Straßen zu säubern. Die Meuterer verteidigten sich mit großer Zähigkeit und errich teten Barrikaden, in deren Schutz die Läden Neuyork, 8. August In Dallas in Texas streiken seit einiger Zeit die Schneiderinnen. Am Mittwoch kam es nun zn größeren Ausschreitungen von Strei kenden gegen unorganisierte Streikbrecherinnen, denen die Kleider heruntergcrissen wurden. Sie wurden dann unbekleidet durch die Straßen getrieben und von den Strei kenden mit den Fingernägeln blutig gekratzt. * Da kann man nur den Kopf schütteln. Nicht einmal dazu wird man vor Staunen vielfach noch in der Lage sein. Ist denn so etwas mög lich? fragt man sich immer wieder verwundert. Ist denn so etwas überhaupt denkbar in dem Land, das sich mit Stolz das freieste der ganzen Welt nennt? Um derartige Vorkommnisse zu verhindern oder zum mindesten ihre volle Durch führung nicht zuzulassen, ist die Staatsgewalt nicht in der Lage? Das ist doch wahrlich mehr als beschämend für das Land, in dem es ge schehen, das ist eines Kulturvolkes unwürdig und demnach eine glatte Kulturschande. — Und die große Weltpresse? Sie, die sich zur Richterin über Deutschland aufspielt in Dingen, die nur Phantasie und Böswilligkeit zur Ursache einer zahlreicher Straßen geplündert wurden. Sämtliche Straßenlaternen im Unruhegcbiet wurden zerstört, so daß die Kriegsmarine Scheinwerfer zur Verfü gung stellen muhte, in deren Lichtkegel die Säubcrungsaktion durchgesührt wurde. Etwa 50 Meuterer wurden sestgenommcn, unter ihnen ein Ztaliener und mehrere nordasrikanische Arbei ter. Gerüchte, daß der Belagerungszustand ver hängt werden soll, werden als unbegründet be- zeichnet. Der Personendampfer „Champlain", der mit 24stündiger Verspätung in der Nacht zum Freitag von Le Havre nach Amerika hätte abfah- den sollen, hat wegen der Fortsetzung des Streiks der Besatzung seine Ausreise nicht antreten kön nen. Auch in Oran (Algier) ist es am Donners tag zu kommunistischen Unruhen gekommen. Nach einer großen Versammlung der Volksfront zo gen etwa 1000 Kommunisten durch die Stra- zen und stießen dabei feindselige Rufe aus. Als sie Polizei die Demonstranten auseinanderzu- trciben versuchte, gingen die Kommunisten zum Angriff über. Der Kampf dauerte etwa drci- viertcl Stunden, dann blieb die Polizei Herr der Lage. Sie hat allerdings zahlreiche Ver wundete zu beklagen, während von den An greifern nicht einer verletzt wurde. Acht Kommu nisten konnten scstgenommen werden. Kritik machen können, über Dinge, die sich bei Erkundigung an zuständiger Stelle von vorn herein als Ausgeburten von Lüge und Ver leumdung herausstellen müssen, dieselbe Welt presse geht über diese Dinge mit einem gering schätzigen Schmunzeln des Wohlbehagens oder mit einem Achselzucken der Achtlosigkeit hinweg. — Dieselbe Weltpresse hat sich monatelang an einem Fall die Finger wundgeschrieben und über ihn die geistige Erfindungskraft ausge preßt, der sich in einer deutschen Stadt zugctra- gen haben soll, von der aber bei uns gar nichts bekannt ist. Angeblich sollen in dieser sagen haften deutschen Stadt junge Männer der Dirne eines jüdischen Zuhälters die Haare abgeschnit- tcn und sollen sie mit einem entsprechenden Schild um den Hals durch die Straßen geführt haben. Es wird nicht behauptet, daß diese Frau mißhandelt worden sei, nur zur Abschreckung habe man sie durch die Straßen geführt. Es ist ganz unmöglich, die Ausdrücke wiederzugeben, mit denen dieser Vorfall immer wieder in ge wissen jüdischen Auslandsorganen kritisiert mor den ist. Damit ist die ganze Niederträchtigkeit einer nur von Haß gegen Deutschland geleiteten sogenannten „Weltmeinung" genügend gekenn zeichnet. Daß die sogenannte „Volksfront", die die Ver treter sämtlicher Linksgruppen von den Kommu»' nisten bis zu den Radikalsozialisten umfaßt, wil lenlos der Führung der Kommunisten folgen werde, war schon bei ihrer Entstehung voraus» zusehcn. Das ist auch prompt eingetreten. Am Donnerstag hat der leitende Ausschuß der Volks front in einer Entschließung seine Sympathie für die Arbeiter von Toulon und Brest ausge sprochen. Nach diesem Ausdruck der Bewun derung für die Veranstalter der Tumulte folgt dann eine schüchterne Warnung vor „augenblick lichen Provokationen", weil man damit „nur dem Faschismus in die Hände spiele". Der Ausschuß fordert zur Disziplin auf und verlangt von neuem die Entwaffnung und Auflösung der Kampfbiinde. — Wie man sieht, vollzieht sich alles nach den Rezepten, die auf der Komintern» tagung offen verkündet worden sind. * Paris, 9. August Die 83 neuen Notverordnungen, von denen am Freitag zunächst 41 veröffentlicht werden, bilden die Ergänzung der Verordnungen vom 17. Juli. Durch die damalige Nerordnungsserie hat die französische Regierung das Gleichgewicht des Haushalts wieder herzustellen versucht und die Währung vor weiteren Angriffen geschützt. Die neue Serie der Notverordnungen ist dazu bestimmt, eine Belebung des Wirtschaftslebens zu bringen und die Lebenshaltungs kosten zu senken. Auf diese Weise soll ein Ausgleich für die von der Bevölkerung verlang ten Opfer und Lasten hergestellt werden. Eine der Verordnungen verfügt die Einsetzung eines zentralen Ausschusses zum Kamps gegen die Arbeitslosigkeit, der u. a. die Aufgabe hat, die Beschäftigung ausländischer Arbeiter und Handwerker zu kontrollieren und zu begrenzen. Eine andere Verordnung betrifft Maßnahmen zum Schutz der Sparer, und zwar einen Schutz der Bevölkerung vor zweifel haften Unternehmungen. Auf dem Gebiet der Handelspolitik bringen die neuen Verordnungen den Ausfuhrfirmen verschiedene Erleichterungen, dagegen werden 2 3 Indu st rie-Einfuhr kontingente abgeschafft. Grundlos der Spionage bezichtigt Madrid, 8. August Am Mittwoch berichteten fast sämtliche Ma. drider Zeitungen von der Verhaftung eines deutschen Staatsangehörigen in Nerka bei Malaga. Der Verhaftete sollt« angeblich in ein« Spionageangelegenheit „ganz gre« ; e n Stiles" verwickelt sein. Aber schon am Donnerstag mußten die Behörden den Verhaf teten wieder auf freien Fuß setzen, nachdem sie ich von der völligen Haltlosigkeit der Vermutungen überzeugt hatten. Eine Schande für Amerika Streikbrecherinnen nackt durch die Straßen getrieben M GraWPark- nnd VaWest WM > WL-ML RSSAP / RS-Sem«Mast„Maft dmch KM«"