Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188607132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860713
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860713
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-07
- Tag 1886-07-13
-
Monat
1886-07
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.07.1886
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abonnementspreis: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende — Landes-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg, bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Bororten, sowie bei der Post. lEingctraacn unter Nr. 4638.) gu,2.«.4. Quartal erscheint für Abonnenten Sächsischer Liseubahu-Aahrplanheft. Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten 3-hreSbuch (Weihnachtsbcigabe) d. Anzeigers. Verlag: Alexander Wiede, Buchdruckcrci, Chemnitz. Sächsischer Fiililcs-Kiisrizrr mit „Chemnitzer Gtadt-Arrzeigee". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Dienstag, 13. 2uli 1886. AnsertiorrSpreiS: - Raum einer schmalen Korpuszeile 18 Pfg.» — ReName (Ispallige Petttzeile) SO Pfg. — BeiWiederholung großer AnnoncenRabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle mau Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifüg« tteo Silben Korpusschrist bilden ca. l Zell«). Annoncenannahme nur bis Bormittaa. Inserat« nehmen außer der Verlag»» Expedition die Annoncen - Bureaux «r. Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Nr. L. Telegramm-Adr.: Wiedel Anzeiger, Lbemnttz. FcrnsPrechstelle Nr. 136. KeidMer: „Tägliches Untcrhsliungsblstt" md humristisch Wlirtes Somtagsblait „Lustiges Bilderbuch". Telegraphische Stachrichten. Vom 11. Juli. Würzbnrg. Abermals ist ein« Fra, infolge der beim Bahn- nuglück erlittene« Berletznuge« gestorben Das ist nun der 18 Todesfall. Wien. Die Leiche deS holländischen Gesellschaftsseeretär Trom melin, sowie di« de» Führer» Rangetiuer, welche bet der Besteigung des Großglockner verunglückten, find aufgtfnnden worden. Nach der Leich« deS Markgrafen Paladicini wird noch gesucht. Wien. Wie die »Presse" meldet, tritt i» der nächsten Woche im Ministerium des Aeußer« eine österreichisch ungarische Zollconferenz wegen des ZoVkawpfeS mit Rumänien zusammen. Zn der Eonferenz sollen außer handelspolitischen Vertretern der Regierung auch Del«, girte der Eiseubahntarif - Abheilungen der beiderseitigen Ministerien zugezoge« werden. Wien Der cze chische Reichs tags abgeordnete Joseph Klima hat gestern wegen zerrütteter Vermögensverhältnifse einen Selbstmord verübt. Brüssel. Die jüngst in der Pariser „Röpubllqur sran-aise* veröffentlichte Nachricht, als wäre König Hnmbert um seine Inter vention zur Versöhnung zwischen den beiden Prinzen Napoleon Vater und Sohn angegangen worden, ist unwahr. Dadurch werden auch all« daran geknüpften Folgerungen über die Stellung Italien» zur Republik Frankreich hinfällig. Petersburg. Der „RegieruvgSauzeiger* veröffentlicht einen kaiserlichen UkaS, wonach die Schließung des Freihafen» von Batuw vom 17. d. M. ab angeordnet wird. Batum. m Chemnitz, den 12. Juli. Mau kann sich gar nicht vorstellen, mit welchem tiefem »Schmerz* eS die russische Regierung erfüllt hat, daß sie genöthigt war und ist, den bulgarischen EinigungSbestrebungen sich zu widersetzen; alle Augenblicke ist das von Petersburg aus betheuert worden. Aber was tvar zu thun? Man konnte doch nicht den Berliner Vertrag verletze» lasten. Das Pflichtgefühl rief, und so schwer es der russischen Politik auch wurde, sie mußte sich das Opfer auferlegen und vertragslreuer als das übrige Europa dem Fürsten Alexander und den Ostrumelicrn ein Hindcrniß «ach dem andern in den Weg legen. Es war wirklich traurig. Nun mag mau sich erst denken, wie schwer Rußland sich entschlossen hat, zu seinem eigenen Vortheil einen Artikel des Berliner Vertrages zu vernichten. Aber der Schmerz ist versüßt durch dar Bewußtsein, Bulgarien gegenüber seine „Pflicht* gethan zu haben, und dadurch erwächst in den Augen der Russen ei« gewisse- Recht. Bulgarien hatte ein Unrecht, den Berliner Vertrag zn brechen, Rußland protestierte dagegen vergeblich, und nun hat man, so sagt man sich in Petersburg» dar Recht, auch den Berliner Vertrag zu verletzen. Der Artikel 59, welcher die Freihafenstellung der Stadt Batum in Armenien festsetzt, wurde aufgehoben. In der That und ernsthaft gesprochen: Das schlechteste Vorspiel zu dem gegenwärtigen Schritte war das unaufhörliche Betonen der Vertragstreue während der Ereignisse in Bulgarien, das doch zu keinem anderen Zwecke geschah, als »m den Neid und die Mißgunst gegen Fürst Alexander zu verdecken. Man erklärt jetzt in Petersburg den Artikel 59, der übrigens thatsächlich ohnehin nicht eingehalteu wurde, für aufgehoben, um für die jammervolle Rolle, die Rußland ln den bulgarischen Wirren spielte, der Nation eine Entschädigung zu bieten» indem man ihr zeigt, daß das Zarenreich noch immer eigen mächtig Vorgehen und jede hemmende Fessel abstreife» kann. Diesen Sinn soll die neueste Maßregel zweifellos haben, und sie wird ihren Zweck nicht verfehlen, wird sogar den Panslavisten Anlaß geben, in den bekannten überschwänglichen Reden sich zu ergehen. Für Europa hat die Frage praktisch nur ein nebensächliches Interesse, aber eS darf verlangen, wenn cs diesen Punkt des Vertrages fällen läßt, daß Ruß. land nun auch auf weitere Einwendungen gegen Bulgarien verzichtet. Wenn man weiß, daß mit der Aufhebung des Batum-ArtikelS die Ruhe Europa'- für die nächste Zeit erkauft ist, dann wird man ihn leicht verschmerzen. Lord BeakonSfield hatte vielleicht darum so sehr darauf bestanden, den Artikel in den Vertrag aufzunehmen, weil das Lösen jeder solchen Fessel ein Zugeständniß ist, das bezahlt werde« muß. Rußland muß das Zugeständniß, das ihm Europa jetzt macht, damit bezahle«, daß es die in Bulgarien eingetretenen Veränderungen an erkennt, daß es dem Fürsten Alexander keine strengere Moral auf- bürbet, als die eS selbst befolgt. Wenn das Interesse an dem Bestehen eines Freihafens in Batum ein nebensächliches für Europa ist, ausgenommen für Eng land, dessen Handel dort einen glücklichen Stapelplatz fand, der vor den russischen Hochschutzzöllen bewahrt blieb, so ist eS doch für Ruß land ein sehr wesentliches. Mit Batum besitzt Rußland im Winkel dl s Schwarzen Meeres einen strategisch wichtigen Punkt; daß es diesen schon im Frieden gegen jeden kriegerischen Handstreich ausreichend sicher stellen» daß es daraus ei« Ausfallsthor wachen kann, ist wichtig. Die Umgestaltung Batum's ist ein Schritt weiter zur Erhöhung der russischen Machtstellung im Schwarzen Meere, welche durch den Krimkrieg vernichtet worden ist. Gesteht Europa Rußland diese Machtstellung zu, so kann das aber doch nur unter der Bedingung geschehen, daß es nicht gleichzeitig auch jenseits seiner Grenzen in Bulgarien seine Sonderpolitik betreibe« und seine Vorherrschaft in Anspruch nehmen will. Solche Versuche würden schließlich vielleicht zu dem selben Ende führen, welches die unter Kaiser Nikolaus unternommene« gehabt haben; Europa würde vielleicht wieder das Reich, das über seine Sphären hinausgreifen will, gewaltsam zurcchtweisen. Ueber- griff würde mit Uebergriff beantwortet werden. Gerade je stärker das Zarenreich auf dem Schwarze» Meere ist, desto unabhängiger und kräftiger müssen auch die übrigen Uferstaaten erhalten bleiben; es hieße sonst, sie der Uebermacht ausliefern. Man kann aber von Unhabhängigkekt und Kräftigung nicht sprechen, so lange gerade die Türkei in den bedrängtesten Zuständen ist. In ihrer Finanznoth wird sie durch Rußlands Forderung nach Begleichung der rückständigen Kriegsentschädigung immer tiefer gebracht; vielleicht gelingt e» ihr, jetzt von Rußland eine Ermäßigung zu erhalten. Wichtiger wäre es, wenn sie daran ginge, das Centrum ihrer Macht, mit dem sie steht und fällt, Kleinasten mit neuem Leben zn durchdringen, ihren dortigen Unterthanen den Glauben an die Zukunft des Reiches wiederzugeben. Wenn die osmanische Kraft nicht dort, wo ihr Urfitz ist, geweckt wird, dann ist die schließlich« Zer trümmerung deS TürkenreicheS unvermeidlich. Politische Rundschau. Chemnitz, de» 12. Juli. Deutsche- Reich. Finanzwiuister von Scholz, welcher mit seinen Steuerprojekteo in letzte» Zeit fortdauernd arge» Pech hatte, fühlt plötzlich seine Gesundheit etwa» angegriffen. — Der dentsch« Kolonialverein, der Witn in Ostafrika erworben hat. wird demnächst eine Kommission znr genaue» Prüfung der Ver. hältuifle dorthin senden und nach deren Bericht di« Bildung einer Gesellschaft znr Ausnützung der Kolonie beginnen. — Lin« Versammlung von Brennereibesttzrrn aus dem König, reich und der Provinz Sachsen und au» Anhalt in Leipzig hat be schlossen, die Production in der nene« Campagne um 20 Proceut einznschränken. — Die Kommission zur Ausarbeitung de» deutsch« bürgerlichen Gesetzbuches glaubt ihre Arbeit binnen Jahresfrist beendigen zu können. — Dem »CzaS* zufolge wäre eine Zusammenkunft der Kaiser von Deutschland, Oesterreich und Rußland, in deren Gefolge sich die Minister des Auswärtigen befinden würden, bevorstehend, um die Vereinbarungen von Skieruiewiee, deren Frist im nächste» Jahre ab- läuft, zn erneuern. Eine Reihe von Vorkommnissen und diploma tischen Reisen der letzten Zeit deuten allerdings darauf hin, daß Unterhaudluugen schwebe« mögen. Man kann für de« Fall, daß eine Zusammenkunft fiattfiuden sollte, vielleicht annehmen, daß sie diesmal ans deutschem Boden, etwa in Mel oder Königsberg, stattstnden würde. — Die Königsberg» Handelskammer sagt in ihrem Jahres bericht: »ES ist leider den Betheiligien unzweifelhaft, daß der so überaus bedeutende Rückgang unseres GetreidrhandelS, namentlich in den ersten vier Monaten de» Jahre» 1886, wenigsten» theilweise den Polenansweisungen znznschreibe« ist.* — Mit welcher Findigkeit die Berliner Socialdemokratie agitirt, trat am letzten Donnerstag wieder ans Licht. Es galt die Verlhei- lung des von dem ausgewiesrnen Abg. Sivger an seine Wähler ge richteten und jetzt verbotenen Abschiedsgrußes. Nicht weniger als 20,000 Exewplar« wurde« am Hellen Tage verbreitet, ohne daß es der Polizei gelungen wäre, einen einzigen Bertheiler zn erwischen. Auch der Name des Druckers wurde nicht ermittelt. Frankreich. Nach dem Schluffe der Freitogssitzung der Deputirtenkammer feuerte ein Individuum, welches sich ans der Zu- Hörertribüne befand, einen Revolverschuß ab nud warf darauf eine Anzahl kleiner Papierstück« in den Saal Der sofort verhaftete Thäter befand sich Im Besitze eines sechsläufigen Revolvers, von dem »och 5 Läufe geladen Ware», und sagte, er habe über den Kopf des Präsidenten hinweggezielt; er sei ein Unglücklicher und habe durch seine That nur die Aufmerksamkeit auf sein Elend lenken wollen. Diese Aussage ist richtig. Der Mann ist ein bankerotter Weiubergs- besitzrr, de, geistesgestört worden ist. — Die französische Regierung hat einem Kanonenboot den Namen der bekannten Deutschseindes DöroulLde gegeben. England. Die russische Regierung hat mit eine« großen Aufwand von Worten ihre Maßnahme wegen Aushebung der Frei- hafenstevnng von Batum zu vertheidigen versucht, damit aber in England keinen Eindruck erzielt. So sagt die »Times", die Frage sei zwar nicht wichtig genug, um eine« ernsten Streit zu veranlassen, es müsse aber doch von der Thatsache Kenntuiß genommen werden, daß Rußland eine direkte Herausforderung an England gerichtet habe, welches seine Politik demgemäß gestalten müsse. Wolle Rußland nicht mehr anerkennen, daß Batnm ein Freihafen sei, so brauche England anch nicht mehr die Neutralität der Dardanellen anzuerkennen. — Da» ist ganz folgerichtig. Kümmert sich Rußland nicht mehr um den Berliner Vertrag, so sind auch die übrigen Mächte von dieser Ver pflichtung entbunden. — Bis zum Sonntag waren 572 Wahlresaltate bekannt; davon entfallen auf die Eonservativen 290, ans die Unioniste» 62, auf die Gladstoneaner 148, anf die Irländer 72. Gladstonr's früherer College und jetziger Gegner Hartiugton siegte mit 1500 Stimme« Mehrheit über einen Gladstoneaner. Gladstoue's Nieder lage ist jetzt also zweifellos. — lieber di« großen Wahlkrawalle in Cardiff sollen strenge Untersuchungen geführt und die Schuldige« energisch bestraft werde». Die Behörden sollen überhaupt neuen Versuchen mit aller Energie entgcgentrete». — Der Prinz von Wale» gab zu Ehren des Grafe« von Paris ein Gartenfest, dem anch die Königin Victoria beiwohnte. — In Blrwa finden «och fortwährend gnsammmenstöße zwischen Briten und Birmanen statt, di« nichtgerade iwmer siegreich für die Engländer verlaufen. Orient. Lin Pefier Blatt hatte die Nachricht verbreitet, in Bukarest seien höhere russische Osficiere eiugetroffe«, welche ein« russisch- ruwänische Convention zur Sicherung de» Durchmärsche» russischer Truppen durch Rumänien für den Fall einer Besetzung Bulgarien'» durch Rußland abschließe« sollte«. Von Bukarest au» wird di« Mit theilung als völlig erfunden bezeichnet. — König Milan von Serbien traf a« Sonnabend Abend mit allen Ministe« in Nisch ein. Heute Montag findet di« erste Sitzung der Skupschtlna patt. Sächsisches. T—. 966 Rittergüter hat das ganze Königreich Sachsen. Die Zahl ihrer Steuereinheiten beträgt ungefähr 6 Millionen. Bekanntlich entfällt eine Steuereinheit auf jede Mark des eingeschützten jährlichen Durchschuittsertrages vom Grund und Boden. Bäuer liche Besitzungen bis herab zu 120 Steuereinheiten giebt es 47 366; ihre Steuereinheiten beziffern sich auf ungefähr 22 Millionen. Da aus die Steuereinheit jährlich 4 Pfennig Grundsteuer zu ent.schien sind, so haben die Rittergüter auf ihre Steuereinheiten jährlich ca. 240,000 M., die bäuerlichen Besitzungen ca. 880,000 M. zur Grundsteuer (außer ihrer Einkommensteuer) beizutragen. Neben den genannten Güte.« giebt es anch noch — immer nur die Besitzungen bis herab zu 120 Steuereinheiten eingercchnet — 4000 landwirth- schaftliche Besitzungen in Stadtfluren mit rund l*/, Million Steuereinheiten. Es entfallen mithin von den Steuereinheiten, also auch von dem cingeschätzten Bodenertrag Sachsens ca. 75 Proc. auf die bäuerlichen Besitzungen, 20 Proc. auf die Rittergüter, 5 Proc. aus die Besitzungen in Stadtfluren. — Dresden, 10. Jnli. Di« schweren Regenwassen, welche mit wolkeubruchartiger Gewalt Freitag Abend und in der darauf folgende« Nacht in das Elbthal gefallen find, find die Ursache eines Eisenbahn-Unfalles geworden. Etwa 3 Min. vor der Station Ober- vogelgesang schlängelt sich am linken Elbufer dicht am Praffer'sche» Gteinbrnch vorüber ei« scheinbar harmlose» Bächlein, der Fächelgrabe«, der Elbe zu Er ist der ejgentliche Schuldig« au dem Unglück. Seine Waflermasse« habe« in der Nacht zum Sonnabend bewirkt, daß sich viel« Hunderte von Kubikmetern lockeren Gesteins loslöste« nnd nach dem Bahndamm zu stürzten, de« sie eine Streck« von ca. 20 Meter überschütteten. El« Steinbrucharbeiter, welche» mit feiner Familie ei» vor dem Bahndamme gelegenes zweistöckige» Haus bewohnt, sah die Felsmaffeu hereiubrechen, hatte aber glücklicher Weise noch so viel Zeit, u« in sein Haus znrückzuspringru, von welchem in kurzer Zeit das Parterre wie das erste Stockwerk mit Geröll und Gand gefüllt waren. ES gelang ihm, sich und seine Familie durch da» obere Stockwerk zu retten. Dies geschah gegen V»3 Uhr früh. Ohne daß eine Verständigung deS Zugpersonals hätte stattfinden können, brauste kurz daraus der Wien-Dresdner Eilzug mit voller Dampfkrast heran. Ein Unglück war unvermeidlich, und es ist als «ln Wunder z« betrachten, daß die Katastrophe kein Menschenleben gefordert hat. Die Uuglücksstätte bietet ein Bild der Verwüstung. Die Locowotive steht fast unversehrt neben dem Geleise. Sin kurze» Stück hinter ihr steht der loSgerifsene Tender. Dagegen liegt der erst« Packwagen gänzlich zersplittert in de, Tief«. An ihn lehnt sich ei« verhältuißmäßig wenig beschädigter Wagen 2. Elafle. I« schräger Stellung steht auf dem Bahnkörper ei« zweiter Wagen, von welche« das erst« Coupe« und di« Hiuterwand eingedrückt sind. Die übrige« Wagen find theilweise aus dem Geleise gehoben, aber nur wenig be schädigt. Bei mehreren fehlen die Puffer. Nur dem Umstande, daß die ersten Wagen gänzlich ««besetzt waren, ist es zu verdanken, daß die Passagiere, 14 an der Zahl, »it dem bloße» Schrecken davonge- kommen find. Mit zweistündiger Verspätung trafen sie in Dresden ein. Der einzige Verletzte ist ein Zugbeamter, der auf dem zersplittrrteu Packwagen plaeirt war. Seine Verletzungen find jenoch nur leichte« Natur. Die Geleise find anf einer Strecke von ea. 80 Mir. beschädigt. Der Verkehr ist natürlich an der Unglückestätte «uterbroche«, doch wird eifrig an der Wiederinstandsetzung gearbeitet. Vorläufig wüsten die Passagiere an der Uuglücksstätte di« Wagen verlasse« und eiue Strecke von 200 Meter zn Fuß zurücklegen. Da» U«laden des Ge päcks verursacht eine« Aufenthalt von ca. einer halben Stunde. Der Güterverkehr wird anf einige Tage fistirt bleiben müssen. Für den Personenverkehr hofft man bereit» heut« das eine Belei» sreUegeu zu können. — Weitere Verkehrsstörungen find noch eingetreteu ans der Sekundärbahn Pirna-Berggießhübel nud auf der Linie ArnSdorf-Pirna. Auf der ersten« Strecke ist der Raseudamm in der Nähe de» Ritter gutes RottwernSdorf unterspült und anf der Liuie ArnSdorf-Pirna ist ein Dammbrnch zwischen Lohme» und Pirna «ingetreteo. Großen Schaden hat die Gottleuba angerichtet. Sie führte immense Wafser- mafsru «it sich, die, wie man glaubt, von einem Wolkeubruch Her richten, welcher in Böhmisch. Tissa gefallen sein soll. In Pirna hat das Flüßchen mehrere Straßen, namentlich die Bahnhofs- und Mühleu- straße, unter Wasser gesetzt. Mehren daselbst gelegene industriell« Etab1isse»>eutS find außer Thätigkeit gesetzt. Schweren Schaden Habs« auch mehrere Piruaer Gärtnereien erlitten. — Au der Elb« anf Serko- witzer Flur wurden Donnerstag Vormittag ei« neues Kammgarn- Jaquet, «ine blangespnukelte Stoffweste, ei« Paar rindslrdrrne Schaft stiefel und «in schwarzer breitkrempiger FIlzhnt aufgefuude«. Es ist anzuuehmrn, daß der unbekannte Eigenthümer dieser Kleidungsstücke entweder beim Baden in der Elbe ertrunken ist oder sich das Lebe« genommen hat. — Schon seit längere» Zeit hält sich hier «in stellen loser Kaufmann aus Leipzig auf, der in verschiedenen Gasthäuser« Wohnung genommen, daselbst Schulden gemacht und seine Gläubiger durch allerhand Vorspiegelungen für längere Zeit hinzuhalteu gewußt hat. Eiue« derselbe» hat nun Donnerstag die Verhaftung diese» gänzlich mittellosen Manne» veranlaßt. — In Kamenz entlud sich am Donnerstag rin Gewitter, wobei ein Blitzschlag die WIrthschaftsgebänd« deS Gasthofs „Zum goldenen Berg* traf nud daselbst nicht geringe Verwüstungen au- richtete, ohne jedoch zu zünden. Ein Strahl tras die Werkstätte des Klempnerweifters Schiebold und betäubt« eine« der arbeitenden Ge hilfen, ei» anderer Blitz dir Zschach'sch« Färberei, gleichfall» «ine« Arbeiter betäubend. In dem benachbarten Dorfe Jauer traf rin Blitz de» ersten Gewitter» da» StallgebLude de» Gutsbesitzers Waurich und setzte dasselbe in Brand, welcher mit Hilfe de« Feuerwehr jedoch auf den Herd beschränkt blieb. BemerkeuSwrrth ist, daß di« Ortschaft Jauer seit den letzten zehn Jahren wiederholt von Blitzbrandschädru betroffen wurde und da» geschädigt« Gut innerhalb diese» Zeiträume» viermal Braudunglück erlebte. — Weiter ist da» Dorf Frankenthal wiederum durch Blitzschlag hart betroffen worden. Der Blitz, welcher in eine Hänslernahrung einschlng nnd diese in Asche legte, war von unheilvollster Wirkung begleitet. Der Besitzer Steglich wurde getödtet, dessen Mutter so schwer verletzt, daß der Tod jeden Augenblick zu erwarten steht, nud ferner zwei Kinder lange Zeit betäubt. Der in derselben Stube liegende, schwer krank« Vater de» Besitzer» ka« mit dem Schreck davon. Auch in Uhyst a. T. tvnrde ein Mann vom Blitz erschlagen. — Brand, 10. Jnli. Abermals ist von einem beim Bergbau vorgekommeuen Uriglücksfall zu berichten, indem gestern Nachmittag in der dritten Stunde auf Himmelssürst Fundgrube der Bergarbeiter Pretzschendorf« tödtllch verunglückte. Dem Betreffenden ist die Schuld au seinem Tode selbst beiznmesscu, indem er, um sich die Ausfahrt z» erleichtern, auf eine der fördernden Tonne sprang, dabei aber ver- muthlich fchlgetreteu oder auSgeglitteu ist. Sein Körper ist dadurch zwischen die Tonne und die Leitungsbäume eingeklemmt und zusammen gedrückt worden, wodurch sein Tod augenblicklich erfolgte. Die Maschine, welche mit Wasserkraft getrieben wird, blieb sofort stehe», anch waren sehr stark« Ho'zlheile in der Grube und außen au der Maschine zersprengt, so daß es zwei Stunden dauerte, ehe der ver stümmelte Körper zu Tage gefördert werden konnte. — Wie mau aus bergmännischen Arbeiterkrrisen vernimmt, haben am Montag, den 5. Juli, Vormittags einige Doppelhäuer bei dem fiskalischen Erzbergbau Hiwmrlssürst Fundgrube eine reichgesegnete Schicht verfahren. Auf fünfter Gezeugstrecke wurden di« Dvppelhäuer, weil sie in dem ange legten Bohrloch in der Tiefe eines halben Meters Wasser verspürte« nud etwa» Wichtiges vermuthrten, stutzig. Durch da» Abschießen de- Bohr loches löste sich di« Masse ab und wurde bei dem nun beginnenden Bbtreiben eine von außen ganz unscheinbare, aber desto reichere Stufe aufgefuuden. Diese Stufe mißt in der Länge 56 Zentimeter, ist 35 Zentimeter breit und hat einen Durchmesser von 10 Zentimeter.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite