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Vcrö' gegen Nichtamtlicher Theil. Locales und Sächsisches Prinzessin Alix am 6. Juni 1872 geboren. Die Prinzessin ist bekanntlich die jiingslc Schwester des Grohl,erzog« von Hessen; ihre älteste Schwester, Prinzessin Victoria, ist mit dem Prinzen Lndwig von Battenberg vcrhciralhet; ihre zweite Schwester, Prinzessin Elisabeth, ist die Gemahlin dcö Großfürsten Scrgin« nnd die drille Schwester, Prinzessin Irene, die de« Prinzen Heinrich von Prcnßcn. Wiederholt lieh ja da« Gerücht den künftigen Nnssenkaiscr mit dieser oder jener europäische» Fürstenlochlcr verlobt sein, aber alle diese Nachrichten stellten sich schließlich als bloße Com- binalionen heraus. Da hieß es vor einiger Zeil, co hätten sich zwischen dem Czarcwilsch nnd der jüngsten Schwester de« Großherzogs von Hessen zarte HerzenSbeziehnngen an- geknüpst, nnd immer bestimmter trat das Gerücht auf; nunmehr hat bei der Hochzcilöfcicr des Großhcrzog« Ernst Ludwig und der Prinzessin Victoria Melita von Eobnrg die amtliche Versündigung der Verlobung des Großfürsten- überhaupt zu großen Debatten nicht fühlte nnd daß die Anhänger nnd Bcrtheidiger desselben nnr im Namen der Gerechtigkeit nnd Freiheit, welche im dentscheu gleiche anch für die Jcsnstcn bestehen müsse, die Aufhebung des Jesniten- gesetzrS verlangen. Viel wichtiger als die letzte NeichSlagS- berathung in dieser Frage erscheinen uns aber die Unmenge Petitionen, welche gegen und für die Wiederkehr der Jesuiten im Reichstage cingcreichl worden sind. Daraus geht doch unzweifelhaft hervor, daß große und weite Volkskrcise im Reiche eine scharf ansgcp.ägte Parteistelluug in dieser Frage einnehmcn, nnd daß deshalb die Befürchtung vorlicgt, daß die Aufhebung des Jesnilcngesctzcö in protestantischen Kreisen einen Sturm des Unwillens entfesseln nnd leicht einen noch größeren Zankapfel abgebcn wird, als der bisherige Streit bekundete ja Fiuauzminister Dr. Miguel offen seine Freude über die entgegenkommenden Erklärungen des Ceulrumoführer Ur. Lieber, wonach da« Ecnlrnm, obwohl cS die jetzige Tabnkstcucrvorlage abgelchnt hat, im Princip einer stärkeren Bestenernng des Tabaks doch durchaus zustimmt. Die Kladderadatsch-Angelegenheit hat nun doch ein ernstes Nachspiel zur Folge gehabt, eS hat zwischen dem vom „Kladderadatsch" so heftig angegriffenen Geh. Legatious- rath v. Kidcrlen.Wächter nnd dem vielgenannten Redaclenr dieses Witzblattes, Polstoisf, ein Pistolendncll slatlgcfunden. In demselben erhielt Herr v. Polstorff beim drillen Kugcl- wechsci eine schwere Verwundung an der Achselhöhle; doch soll in seinem Befinden bereits eine Besserung eiugetreten sein. Verschiedene bcmerkcnswcrthc Aeußerungen deS Fürsten Bismarck bei dem Besuche der nalionallibcraleu Abgeordneten in Fricdrichörnh werden berichtet. So thciltc er mit, ver» schicdenc Auffassungen über die Socialdcmokralie hätten mit zu seinem Ausscheiden aus dem Amte beigetragen. Weiter bezeichnete der Altreichskanzler al« nächstliegende Aufgaben für Regierung nnd Volksvertretung die Regelung der NcichS- finauzcn, die Beseitigung der landwirthschafllichcn Nothlagc nnd den Zusammenschluß der bürgerlichen Parteien gegen die Socialdcmokralie. Mil Entschiedenheit sprach sich dcr Fürst gegen die Polcnpolitik des „neuen Curseö" und gegen die Trcnunng dcö preußischen Ministerpräsidiums vom Rcichskanzleramtc aus. Schauda u. Der Geburtstag uusereö geliebten Königs Albert ist auch hier nicht spurlos vorübcrgegangen. Schau in frühen Morgenstunden wnrde die Einwohnerschaft durch eine von der hiesigen Knrkapclle ausgeführte Reveillc au die hohe Bedeutung des Tagcö erinnert. Viele öffentliche und private Gebäude hatten Flaggenschinuck angelegt. Die patriotische Feier, welche die hiesige Bürgerschule Montag, den 23. April, vormittags 10 Uhr in dem festlich jgeschmück- len Kursaale abhiclt, hatte eine ebenso zahlreiche wie glänzende Festvcrsammlnng vereinigt. Vor dem mit Lorbeer bäumen gezierten Podinm war auf ciucm Sockel die Büste unsere« nllvcrchrtcn König« Albert ausgestellt. Die herr liche „König-Albert Hymne" dcö Leipziger Gewandhaus- Kapellmeisters Prof. Dr. Nciuccke leitete die Feier aufö würdigste ein. In der sich hieran anschließenden Festrede, kcunzcichuclc Herr Schnldirektor Dreßler unsern allverehrlcu Laudeövater, diesen edlen Sprossen dcö Wcttinerstammes, als eine» ebenso trefflichen Herrscher wie weisen Regenten. In begeisterten Worten forderte er die Jugend zu echter Vaterlandsliebe und zu unverbrüchlicher Treue zu dem an- gestammlen Königshaus auf. Die Erziehung unserer Kinder zu diesen Tugenden ist in der gegenwärtigen Zeit, die zn- gleich das Signum der Zersctznng mit glühenden Lettern an der Stirne trägt, eine der höchsten und edelsten Auf gaben der Schule. Darum läßt sie auch keine Gelegenheit vorübergchcn, diese Seite der Erziehung, die nicht« Anderes bedeutet, als die eigentliche Wurzel de« Volköwohlcö, zu betone» u»d samcnstrcucnd zu wirke». Mit einer Reihe passender, unser Vaterland und imscrn Herrscher preisender Deklamationen, sowie Gesängen, von denen wir nnr die vvllöthümlichc „Sachscnhymnc" von H. Jüngst erwähne» wollen, schloß diese schöne Feier. — Von 12 bis 1 Uhr ertönte Glockengcläntc. — An dem Nachmittag 5 Uhr im festlich dccorirten Saale de« Forsthaus-Hotcl veranstaltete» Festmahle nahmen etwa 5)0 Herren Theil nnd zwar Ver- trcter der königlichen nnd städtischen-Behördeu^die.'Offizicrc ^s Benrlaubteustandcs nebst Vertreter der verschiedensten Bürgerkreisc. De» Toast auf Sc. Maj. de» König brachte Thronfolgers Nicolaus und der Prinzessin Alix slattgc- fnnden. Mit dieser Verbindung erfahren die mancherlei Familicnbandc, welche das rassische Kaiserhaus schon längst mit deutschen Fürstcnhänscrn verknüpfen, eine neue bedeutsame Vermehrung, die anch in Hinblick ans die politischen Be- ziehnngcn zwischen Deutschland nnd Rußland wohl nicht ganz einflußlos werden dürfte. Das ncnvcrmähllc großhcrzogliche Paar von Hessen hielt nm Freitag seinen feierlichen Einzug iu die Hauptstadt Darmstadt, deren Bevölkerung den hohen Neuvermählten einen ebenso glänzenden wie begeisterten Empfang bereitete. — Der Kaiser hat sich nach Beendigung seine« Aufent halte« in Coburg nach der Warlbnrg bcgcven, um in den Wasnngcr Forsten wiederum der Auerhahu-Jagd obzulicgcn. Am Montag hat er dem König von Sachsen anläßlich dessen Geburtstages einen mehrstündige» Besuch i» Dresden ab- gestatlct. Die Ankunft des Kaisers in der sächsischen Haupt stadt erfolgte am genannten Tage Mittag« 12 Uhr. Abends 6 Uhr reiste der Kaiser wieder nach Eisenach zurück. — Die Kaiserin Angnstc Victoria hat bei ihrer Rückreise von Venedig nach Abbazia eine änßcrst stürmische Uebcrfahrt gehabt. Besonder« war die Landung gefährlich, sie konnte nnr unter de» größten Schwierigkeiten bewerkstelligt werden. Die Kaiserin zeigte bei der ganzen Uebcrfahrt wie auch bei dem überaus schwierigen Laudungömanvvcr großen Mnth nnd bcwniidcruswerlhc Kaltblütigkeit. Die Pforten des Reichstages haben sich nunmehr auf länger denn ein halbes Jahr geschlossen, denn vcrmulhlich werden sich die parlamentarischen Vertreter der Nation erst im Spälhcrbste ans« Nene in der Reichshauplstadt ver- sammeln. Die jetzt beendigte Session stand gleich zu ihrem Beginne im Zeichen der neuen Stcnervorlagen nud iu dem selben klangen auch die Schlußdcbatteu de« Parlaments au«. Den» den letzten Beschluß dcö Plenums bildete die cndgiltige Anuahme de« neuen BörseusleuergcsetzeS, in der Schluß sitzung der Steucrcommissiou aber wurde die Tabakstc»cr- Vorlagc verworfen. Gerade die letztere Vorlage stellte das eigentliche Hauptstück iu der vorläufig gescheiterte» stcucr- u»d finanzpolitischen Action der verbündeten Regierungen dar und müßte man darum iu de» Kreisen derselben ob de« Falles dcö Tabakstcuergcsetzeö — von dem „stillen Begräbnisse" des Weinsteucrgesctzcs nnd des Finanzreform- Plancs ganz abgesehen — recht niedergeschlagen sein. Aber ganz stn Gegentheilc, cö giebl sich im Regierungölagcr trotz negativen Anögangc« der Steuerfragen eine mc kwürdlge Zuversicht kund. Reichskanzler Graf Caprivi di?- m "och beim Schlüsse dcö Reichstages durch "euer Stenervorlage., für die Herbstsession Allöduick und m der letzte» Sitzung der Steuercommissiou Befriedigung in Anspruch uchmcu, dem KoukurSverwaltcr bis zum 1't. Mai tM)4 Anzeige zu mache». Königliches Amtsgericht zu Schandau, am 24. April 1804. vor dem unterzeichneten Gerichte Termin aiibcranmt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache iu Besitz habcu oder rur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegebcu, nichts an den Ocmcui- schuldner zu verabfolgen oder zn leisten, anch die Verpflichtung aiiferlegt, von dem Besitze der Sache nnd von den Forderungen, für welche sic ans der Sache abgesonderte Ahle, AmISgcrichtöralh. Veröffentlicht: Akt. Köhler, G.-S. Bekanntmachung. <!v» 28. <!«. INlt«. Mittags 12 Uhr sollen in Rath- MlttMsdorf im Gehöfte des Gutsbesitzers Paul 2 starke Pferde — Wallachen —, 1 Paar ArbcilSgeschirrc, 4 Kühe, 3 St. Jungvieh, 1 Ziege, 4 Wirlhschastswagen, 3 Korbwagen, 1 Rennschlitten, 1 Acker- pflng, 1 Dreschmaschine mit Göpel, 1 Häckselschncidemasch^ ca. 20 Schock Roggen, ca. 4 Schock St.oh, 1 Haufen Dünger, 1 Pranoforte 1 Schreib, sccrctär, 2 Kleiderschränke, 2 Kommoden, 1 Sopha, 2 Tisch-, 0 Stühle, mehrere Kleidungsstücken und verschiedene andere Sachen mehr Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Scha » dan, am 22. April 1804. Schellt«, Gerichtsvollzieher. Konkursverfahren. er öffnet. H^r or. Leitztter in Schandau wird zum KoukurSverwaltcr Koukursfordcruugen siud bis zu... 11». Mai bei dem Gerichte anzn.uelden Es wird zur Beschlußfassuug über die Wahl "»cs audercu Verwalters, Bcstclluua eines Gläubiacrausschnsscö und eintrclendcn Falles über d.c in tz 1^0 der Kou- knrSordnnng bezeichneten"Gegenstände, sowie zur Prüfung der angcmcldclcu Forderungen auf 6VH 2S. lklnl I8»4, Vormittags 11 1Ihr nm diese Frage. Da die Freiheit der katholischen Kirche ganz unabhängig von der Jesuitenfragc in Deutschland bc. steht und da die katholische Kirchcugeschichtc beweist, daß eö sogar einmal ein Papst, nämlich im Jahre 1773 der Papst Clemen« XIV., für gut fand in seiner berühmten Bnlle „Dominus an rvclumtor" („Der Herr und der Erlöser") den Jesuitenorden gänzlich anfzuhcben, so liegt auch kein schwerwiegender Grnnd vor, daß die Katholiken Demschlandö sich über die wahrscheinliche Ablehnnng des Antrages im Buudesraihe benachihciligt fühlen. Neue A.islagen von Kirchenkämpfcn müssen aber in Deutschland möglichst ver mieden werden, und so wäre zu wünschen, daß die ganze Frage von allen Seilen so rnhig nnd sachlich wie eine andere Frage der Gesetzgebung behandelt würde. Schließlich machen wir darauf aufmerksam, daß das Jesuitengesetz im Reiche nicht nnr eine Art AuSnahmcgcsctz, sondern auch ciu nahezu überflüssiges Gesetz insofern ist, weil die meisten deutschen Staaten schon vor der Gründung deS Reiche« thcils durch ihre Verfassi.ug, theilö durch be- stimmle Gesetze ihre Stellung zn dcu verschiedene» kirchlichen OrdenögcseUschaficn regelten. So ist im Königreiche Sachsen die Zulasinng dcö Jesuilciiordenö durch die Verfassung ver boten. Ferner sind in Bayern nach de» Concordalei. die Jesuiten nie zngclassen worden. I» Baden und Würltem- berg kann auch nur auf Grund eine« besondere» Gesetze« der Jcsmlenordcu zngclasscn werden, und Preußen hat seine slrki.gcu Kirchcugcsctze, welche de» Jcsuitcnordcu verbieten Die Aufhebung des NeichSgesctzcS, betreffend die Jesuiten würde sonach noch lange »Ich, deren Zulassung in die einzelnen Staaten bedeuten, wohl aber recht viel Verdruß zwischen der Gesetzgebung des Reiches und der Einzelstaatcn schaffen. Politisches. Die Vermählungsfcstlichkeite» am Coburger Hofe haben "A '"ehr überraschend gekommenes Ereigniß gezeitigt, die offizielle Verlobung des Großfürsten-Throu- Sächsische WMimg Amtsblatt *... »v* ---m w 0 Uhr, für das 7717.1'7^^ sü7dl°0^ m Hohnstein Herr M-gcrmstr. Hesse, i» Dresden und Leipzig di-Annonce... wL-n mit S» Pf- berechnet, (tabellarisch^^ Invalid «»dank und Rud. Mosse, in Frankfurt °. M. G. L. Daube L T°. Schandau, Mittwoch, den 25. April 1884. 3m Fr«»- d-r d°« L "LkÄ Wiederum und ttuttinehr iu dritter Lesung ist dcr An- - - . trag der CetttrumSparlci auf Anshcbung dcö Jesnilengcsctzc« in, Reichstage angkiiommcn worden nnd an der NcichS- regicrung resp. dein BnndeSrathe ist es »nnmchr, sich da rüber zu emschcidcn, ob dcr Antrag Gesetz werden und die Rückkehr dcr Jesnilcn nach Dcnlschland gestattet sein soll. Wollte man nach dem Standpunkte urlhcilcn, welchen die NcichSrcgiernng seit Jahrzehnten in der Jesnitenfragc ein genommen hat nnd dabei berücksichtigen, daß die Parteien, welche die Mehrheit für den Antrag bilde.en, nämlich die Ccntrnmsparlci, die Polen, die Sociatdcmokralcn, die Welfen, die Elsässer, die süddeutsche Volkspartei, die Aaucrnbüudler und die Mch. heil der freisinnigen Volkspartci, sich sonst zu keiner gemeinsamen Regierungspartei eignen, so dürfte dcr BundcSrath den Antrag ablchncn. H^borgchvbcn muß aber anch werden, daß die drille Bcralhnng diese« Antrages