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Mßeritz-Mmg Anzeiger für Dippoldiswalde «nd Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Amisyauptmannschast, das Königliche Umtsgeiichi und den Stadtrach zu Mppoldiswalde. Inserat«, welch« bei der bedeutenden Auslage de» Blattes «in« sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12 Psg-, solche aus unserer Amtshaupt' Mannschaft mit 10 Psg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische undcomplicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, iin redactionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Psg. Die »Weiberitz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donners tasi und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis oierteliShrlich I M. 25 Psg-, zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Mle Postan stalten, Postboten, sowie unsere Agenten nehmen Bestellungen an. Veranlworllicher Aedarteur: Paul Irhne. - Druck und Verlag von Carl Jehnv in Dippoldiswalde. Mit achtfettigem „Illustrirten Anterhaltungsblatt". Mtt land« «nd haarwirthschastlicher «onats-Brilage. Nr. 23. Sonnabend, den 1. März 1902 68. Jahrgang. Nach Mittheilung des Königlichen Landstallamtes zu Moritzburg finden die dies jährigen Stutenmusterungen und Fohlenschauen für die Zuchtgebiete Lo88Sl8Üort am 4. LprU, Vornlittags y Uhr, mit Stutenprämiirung, 0ippoIäl8«Lläv am 28. LprU, Vormittags 10'/- Uhr, mit Fohlenprämiirung und vopltr am 2S. Lpri!, Vormittags 9 Uhr, mit Stutenprämiirung in den vorgenannten Orten statt. Die Herren Bürgermeister und Gemeindevorstände des amtshauptmannschaftlichen Bezirks werden veranlaßt, nicht nur sofort hierüber in ortsüblicher Weise Bekannt machung zu erlassen, sondern auch die Besitzer von Pferden auf fragliche Musterung pp. noch besonders aufmerksam zu machen. Hierbei wird wiederholt darauf hingewiesen, daß für alle im Zuchtregister nicht Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nachdem sich am Dienstag Abend der Sternsaal von Besuchern ziemlich gut gefüllt hatte, begann Herr Lehrer Zimmermann aus Pretzschendorf seinen Bortrag über „Telegraphie ohne Draht", indem er Ein gangs von der Entwickelung der Fernzeichengebung über haupt sprach und dann zu der Erfindung Marconis über ging. In allen verständlicher Weise erklärte er, wie sich Lie Elektrizität im Aethcr gleich dem Lichte in Wellen bewegungen fortleitet, wie durch Induktion in parallelen Drähten Elektrizität erzeugt wird, und wie sich auf diese Erfahrung auch die Telegraphie ohne Draht gründet. Sodann besprach der Vortragende sowohl den Spender, wie auch den Empfänger mit den verlängerten Drähten, Ohren genannt, und mit den empfindlichen Büchschen, dem Fritter, einem mit Metallspähnen theilweise gefüllten Glasröhrchen, in das Platinspitzen ragen. Daraus stellte Herr Zimmermann Versuche mit seinen Apparaten an, die in überraschend vorzüglicher Weise gelangen; denn kaum machte die Elektrisirmaschine eine Drehung, als auch am Empfänger ein Glockenzeichen ertönte. Geschah dies zunächst in einer Entfernung von einigen Metern, so telegraphirte dann Herr Zimmermann über den ganzen Saal hinweg, ja selbst von der Saalstube aus durch Wand und Fenster hindurch wirkten die Elektrizitätswellen, so daß auch hierbei der Empfänger pünktlich funktionirte. Wie nun der Glockenklöppel bewegt wird, so kann ebenso Ler Hebel am Schreibapparat in Bewegung gesetzt werden. Zum Schluß sprach der Vortragende noch über die Be deutung der Telegraphie ohne Draht, die schon auf 90 Meilen Entfernung Depeschen gegeben Hot, für Krieg und Schifffahrt, wie sie auch auf der Amerikareise des Prinzen Heinrich angewandt worden. Für seinen hochinteressanten Bortrag, in dem er das imrnerhin schwierige Thema in anschaulicher Weise zum Verständniß brachte, erntete Herr Zimmermann wohlverdienten, lauten Beifall, wie auch Herr Stadtrath Heinrich im Namen des Gewerbevereins besten Dank aussprach. — Auf Grund des § lI des Gesetzes, betreffend den Berkehr mit Butter, Käse, Schmalz und deren Ersatzmitteln, vom 15. Juni 1897, hat der Bundesrath beschlossen: Butter, welche in 100 Gewichtstheilen weniger als 80 Gewichtstheile Fett oder in ungesalzenem Zustande mehr als 18 Gewichtstheile, in gesalzenem Zustande mehr als 16 Gewichtstheile Wasser enthält, darf vom 1. Juli 1902 ab gewerbsmäßig nicht verkauft oder feilgehalten -werden. — Der Kreisausschuß der Kreishauptmannschast Ehemnitz beschloß dem Gesuche der Stadtgemeinde Olbern hau um Genehmigung zur Aufnahme eines Dariehns im Betrage von 225000 Mark nicht stattzugeben, da der Kreisausschuß die Bedenken des Kreishauptmanns theilt, die Darlehnsaufnahme mit einer 64 jähr. Tilgungs frist zu genehmigen; das Gesuch habe nur dann Aussicht auf Genehmigung, wenn eine 45 jährige Tilgungsfrist vorgesehen werde. — Zeitbild! Das Schützenhaus-Restaurant in Großenhain wird pachtfrei und ist deshalb ausge schrieben worden. Originell ist es, daß eine Bekannt machung des bisherigen Pächters Klemm im Jnseraten- theilc des „Großenhainer Tageblattes" zu finden ist, in welcher der Genannte seinen werthcn Gästen und Gönnern mittheilt, daß er nächsten Monat das „Schützenhaus" ver lasse, und zwar „wegen zu großen Geschäftsandranges und Kapitalüberfluß". (Der Mann scheint wenigstens den Humor nicht verloren zu haben!) eingetragene Stuten ein um drei Mark erhöhtes Deckgeld zu zahlen ist und ebenso für eingetragene Zuchtstuten, sobald ihre nachzuweisenden Produkte im ersten oder zweiten Jahre bei den Fohlenschauen nicht vorgestellt werden. Diejenigen Züchter also, deren Stuten nicht im Zuchtregister ausgenommen sind, die sich aber fernerweit das bisherige niedrigere Deckgeld von 6 Mark sichern wollen, müssen ihre Stuten bei der nächsten Stutenmusterung zur Eintragung ins Zuchtregister vorstellen und ihre Produkte seiner Zeit im ersten oder zweiten Jahre zur Fohlenschau bringen. Eine Anmeldung der Fohlen resp. Stuten zur Schau hat nur stattzufinden, wenn für die in Frage kommenden Thiere Prämiirungen angesagt sind und sie hierbei in Konkurrenz treten sollen. In diesem Falle muß die Anmeldung auf einem bei jeder Beschälstation zu entnehmenden Formulare bis zum 1. April d. 2. an Vas König!. Lanvstallamt Moritzburg erfolgen. Dippoldiswalde, den 19. Februar 1902. Königliche Amtshauptmannschaft. Nr. 345 O. Lossow. Sg. Tagesgefchichte. Berlin, 2b. Februar. Die Zolltariskommission nahm mit 15 gegen 10 Stimmen den regierungsseitig bekämpften Kompromißantrag auf Erhöhung der Marimal und Minimalzölle der vier Hauptgetreidearten an. Zwei Mitglieder enthielten sich der Abstimmung und zwei fehlten. — Der „Berliner Börsenkurier" hört, es sei fraglich, ob die Börsengesetznooelle dem Reichstage vor dem Herbst zugehen werde. Nordamerika. Prinz Heinrich von Preußen ist wohlbehalten, wenn auch nach einer stürmischen lleber- fahrt, in Newyork angekommen und hier sowohl als auch in sWashington auf das herzlichste empfangen worden. Bei einem Diner im Weißen Hause am 24. Februar zu Ehren des Prinzen Heinrich brachte Präsident Roosevelt einen Trinkspruch auf den Deutschen Kaiser und das Deutsche Volk aus; er sagte: „Wir bewundern Deutsch lands große Vergangenheit und seine gegenwärtige Größe und wünschen ihm jeden möglichen Erfolg für die Zu kunft. Mögen die Bande der Freundschaft zwischen Deutschland und dem amerikanischen Volk immer stärker werden!" Prinz Heinrich erwiderte mit einem Toast auf den Präsidenten und das Volk der Vereinigten Staaten und gab der Hoffnung auf eine beständige Fortdauer der freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Nationen Ausdruck. Präsident Roosevelt brachte dann einen Trink spruch auf den Prinzen Heinrich aus, in dem er sagte: „Im Namen des amerikanischen Volkes begrüße ich Sie und biete Ihnen unser herzlichstes Willkommen und die Versicherung unserer wärmsten Zuneigung dar." Um Mitternacht trat Prinz Heinrich die Rückreise nach Newyork an. — Am Dienstag Vormittag fand dann auf Schockers Island bei Newyork der feierliche Stapellauf der neuen Pacht des Kaisers in Gegenwart einer destinguirten Fest versammlung statt. Fräulein Alice Roosevelt vollzog den Taufakt, indem sie eine Champagnerflasche gegen den Bug der Pacht schleuderte und dabei in englischer Sprache sagte: „Im Namen des deutschen Kaisers taufe ich dich „Meteor"; dann lief die Pacht, nachdem Miß Roosevelt mit silbernem Beil die das Schiss haltenden Seile zer trennt hatte, unter dem Donner der Kanonen und dem Jubel der Zuschauer glatt vom Stapel. Prinz Heinrich sandte dem Kaiser sofort eine Depesche über den ge lungenen Stapellauf. Dann wurde in der Festhalle ein Gabelfrühstück eingenommen, bei welchem Prinz Heinrich auf den Präsidenten und seine Tochter, der Präsident auf den Prinzen toaste. Später folgte ein Festmahl auf der „Hohenzollern" nach. Prinz Heinrich brachte hierbei einen Trinkspruch auf Präsident Roosevelt aus, worauf letzterer mit einem Toast auf den Prinzen erwiderte, in welchem er hervorhob, daß der Besuch des Prinzen in Amerika bestinimt die Freundschaft zwischen Deutschland und Amerika noch vertiefen werde. Dann trank Prinz Heinrich u. A. noch auf die Gesundheit von Miß Roose velt. Dem Festmahl auf der „Hohenzollern" schloß sich das Lordmayorsbanket im Newyorker Rathhause und diesem wiederum ein Besuch des Prinzen im Metropolitan Opernhause an. Pretoria, 27. Februar. Die Buren, die am 23. d. Mts. die Blockhauslinie Frankfort—Brede zu durchbrechen versuchten, wurden auf 600 bis 800 geschätzt und waren unter Albert Roß, den zwei Bothas und einigen Trans- vaalern. Den Hauptstoß hatten die Neuseeländer auszu halten; sie traten den Buren erfolgreich entgegen, erlitten aber schwere Verluste. Die Buren verloren 15 Todte — Von Ostern ab soll in den Bürgerschulen in Mittweida das Achtklassen-System eingeführt werden. Beerwalde, 26. Februar. Am vorigen Sonntage hielt der Männergesangverein zu Ruppendorf sein dies jähriges Konzert ab. Schon lange vor Beginn war der Saal gefüllt, sodaß es später schwer hielt ein Plätzchen zu erobern. Unter der bewährten und sicheren Leitung seines Liedermeisters des Herrn Kantor Burgardt bot der doch so kleine Chor seinen Zuhörern einen wahrhaften Kunstgenuß. Einheimische, sowie wir zahlreichen aus wärtigen Besucher sind dem wackeren Männergesangverein und seinem verdienten Dirigenten für die genußreich ver lebten Stunden zu größtem Danke verpflichtet. Freiberg. In der letzten Stadtverordnetensitzung wurde beschlossen, die an der hiesigen Bürgerschule be stehende einjährige Selekta in eine zweijährige Beamten schule zu verwandeln. Heidenau, 25. Februar. Beim ersten Läuten zum vorgestrigen Frühgottesdienst passirte es, daß der An schlagsknopf des Klöppels der großen Glocke absprang und einen mit dem Läuten beschäftigten Knaben auf den Arm traf, der in Folge dessen anschwoll. Heute Nach mittag war Herr Glockengießer Bierling zur Besichtigung des Schadens hier. Es macht sich die Einsetzung eines neuen Klöppels nothwendig. Meißen. Als in Klein-Zadel am Montag Abend sich eine Anzahl Kinder auf dem Mbufer-Eis tummelte, brach das Eis und mehrere Kinder stürzten ins Wasser. Vier Knaben im Alter von 11 bis 14 Jahren ertranken. Geithain. In unserer altehrwürdigen Stadtkirche, welche eine der ältesten Kirchenbaue Sachsens ist, wird, nachdem am Sonntag ein Abschiedsgcktesdienst stattge funden haben wird, am kommenden Montag unter Leitung des Architekten Winkler mit umfassenden Nenovaiions- arbeiten nach den Plänen des Professor Näumann in Dresden begonnen werden. Die Kirche enthält reiche Schätze an volksthümlichen Kunstwerken, bietet in ihrer gegenwärtigen Einrichtung viel Interessantes aus ver gangenen Zeiten und enthält auch so manche Kuriosa, z. B. die zahlreichen buntbemalten Logen und Betkammern, die innen stockfinster sind und zum Theil alten Brett- Häuschen gleichen, das alte Gestühl und die Aufgänge und Zugänge zu den Empöret«. Eine besondere Sehens würdigkeit ist die große, auf den Umfassungsmauern und einer Anzahl weißgetünchter Porphyrsäulen ruhende Holz decke, welche, in Felder eingetheilt, biblische Gemälde zeigt. Da die Renovation der Kirche derart erfolgen wird, daß sie zwar einerseits modernen Grundsätzen entspricht, daß aber andererseits auch die vorhandenen Schätze möglichst dem Gotteshaus« erhalten bleiben, sollen die sämmtlichen alten Malereien durch Künstlerhand aufgefrischt werden, was von jedem Freunde volksthümlicher Kunst ebenso begrüßt werden wird, wie der ganze geplante Charakter des Umbaues. Bautzen. Am Montag Vormittag ist bei dem 8 Uhr 55 Minuten in Pommritz einfahrenden Personen- zug 646 von Görlitz der Schaffner Rothmann dadurch tödtlich verunglückt, daß ihm beim Aussteigen durch Wieder zuschlagen der geöffneten Abtheilthür in Folge Anstoßens derselben an einen dem Gleise zu nahe stehenden Hand wagen der Kopf schwer verletzt worden ist. Derselbe er lag nach >/2 Stunde seinen schweren Leiden. Die Leiche wurde nach Görlitz befördert.