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Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinend« Nummer bis vormittags 11 Uhr. »er Abonnementspreis beträgt vierteljähr ig 1 Mk. 88 Pf. Einzelne Nrn. 5 Pf. K«s««te pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. tabellarischer Satz wird doppelt berechnet. ««d Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Hern Kaufmann Otto Förster: in Kaufungen bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchursdorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wi- elm Dahler, LigarrengeschSft an der Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; i» Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichteustein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen» lruba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 159. Mittwoch, den 12. Juli 1899. Witteruugsbericht, ausgenommen am 11. Juli, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 765 mm. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -s- 24,»' 6. (Morgms 8 Uhr -s- 18,5° 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Lust nach Lambrechts Polymeter 37°/o. Thau-nnkt -s- 10,5 Grad. Windrichtung: Nord. Daher Witteruvgsavsstchte» für den 12. Juli: Halb bis ganz he ter. Großfürst Georg, Thronfolger von Rußland ch «Waldenburg, 11. Juli 1899. Die Ehre und das Verdienst, die dem Kaiser NicolauS II. von Rußland für seine Anregung zur FricdenS-Conferenz im Haag gebühren, sollen auch nicht gemildert werden, wenngleich die praktischen Ergebnisse nur in vollbe schriebenen Papierbogen bestehen, denen nur eine sehr geringe Respect einflößende Macht in^e wohnt. Denn wenn z. B. die chinesische Regierung ein internationales Schiedsgericht beantragt, sobald Ruhland neue Forderungen wegen Arrondirung seines chinesischen Pachtgebiete« stellt, so wird bei dem Schiedsgerichtsverfahren, wie sich wohl ein Jeder denken kann, blutwenig herauskommen. Trotz dem soll dem jungen Zaren gewiß gern zugestanden werden, waS ihm zukommt. Aber ein weit größeres Verdienst würde sich der Fürst oder die Regierung er werben, die ein praktisches Vermittelungsverfahren zur Beseitigung aller Zoll- und sonstigen Schwierigkeiten in Vorschlag brächte. Wenn der Satz „Zureden Hilst" zur Abwehr von Kriegen mit Pulver und Blei Geltung ß"den soll, warum nicht auch zur Verminderung von Kriegen mit Zoll-Paragraphen? In den letzten Jahren haben verschiedene Kriege statt- gesunden, die — wenigstens der griechische — zum Theil von einzelnen Großmächten noch geschürt und jedenfalls nicht verhindert wurden, obwohl diese Ver hinderung sehr wohl im Bereiche der Möglichkeit gestanden hätte. Aber die Großmächte selbst haben doch die ge waltige Verantwortlichkeit eines Krieges bisher gescheut, und man kann annchmen, daß sie diese Verantwortlichkeit und die Unsicherheit eines KriegSauSgangeS weit eher abhalten wird, einen Krieg zu führen, als die Rücksicht auf eine mißbilligende Aeußerung eine- internationalen Schiedsgerichts. Mit den Zollkriegen liegen die Dinge aber nicht so einfach, die Zollkriege Frankreichs mit der Schweiz und Italien haben allen Interessenten schwere Wunden geschlagen, auch Deutschland hat seinen Zollkrieg von längerer Dauer mit Rußland gehabt, und waS die Zukunft bringen kann, sobald wir unsere eigenen wirth- schaftlichen Interessen fest und beharrlich vertreten, ist schwer zu sagen. Daß eS nicht immer glatt geht, sehen wir schon bei den Handelsvertragsverhandlungen mit England und den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. Bei der enormen Ausdehnung, welche heute die In dustrie gewonnen hat, bei den harten Kämpfen deS internationalen Wettbewerbes, welchen Industrie wie Landwirthschaft die Spitze zu bieten haben, ist eS voraus zusehen, daß sich dir Gegensätze im Wirtschaftsleben von Jahr zu Jahr nicht nur nicht mildern, sondern vielmehr verschärfen werden. Die großen Staaten standen sich bei den Handelsvertragsverhandlungen schon längst sorgfältig rechnend und wägend gegenüber und seit einem halben Dutzend von Jahren erheben auch die Kleinstaaten, welche früher kaum mitsprechen durften, bedeutend ver stärkte Ansprüche. Auch hier hat das Wirthschaftsleben M Industrie, wie in Landwirthschaft sich ganz bedeutend erweitert, Vieles, was früher aus der Fremde bezogen werden mußte, wird im eigenen Lande producirt, und die Ausfuhr von Erzeugnissen der Landwirthschaft und Viehzucht aus diesen kleinen Staaten, die billigere Arbeitskräfte haben, nimmt von Jahr zu Jahr zu. Um nur ein Beispiel zu erwähnen: Die Dinge in den Orient staaten, die früher ausschließlich auf Oesterreich-Ungarn und Deutschland angewiesen waren, haben sich völlig um schattet. AuS den sehr frühzeitigen Vorbereitungen für die Erneuerung unserer Handelsverträge, die von der deutschen Reichsregierung getroffen worden sind, geht schon un zweideutig hervor, daß sie sich keinen Täuschungen über die harte Arbeit hingiebt, welche bei dem Abschluß d^r neuen Verträge zu überwinden sein wird. An gereizten und sehr anspruchsvollen Stimmen aus dem AuSlande Kat es schon in der letzten Zeit nicht gefehlt, und es ist selbstverständlich, daß es wieder so aus dem Wald h.rauSschallt, wie eS hineinschallt. In unserer Industrie und Landwirthschaft wird sich hoffentlich ein Einvernehmen über da« wirklich Nothwendige erzielen lassen und jedenfalls wäre eS ein schwerer Nachtheil für die deutsche Position, wenn man im Auslande erkennen würde, daß bei uns ein Theil des NährstandeS „Hü" sagte, der andere aber das Gegentheil davon. Brauchen wir uns sonst fremde Nationalitäten nicht zum Vorbild zu nehmen, in der Einigkeit gegenüber fremden Ansprüchen können wir von Engländrrn und Franzosen noch viel lernen. Eine Hauptsache ist die Stärkung unseres eigenen NährstandeS, wenn wir Schwierigkeiten im künftigen Wirthschaftsleben überwinden wollen. Jede rechte Wirth- schaftSpolitik kann und muß daraus bedacht sein, alle Seiten ihrer eigenen productiven Stände zu schützen; unterbleibt das, so ist ein Einbruch von fremden Con- currenten um so leichter möglich. OoiMsHe Runojchau. Deutsches Reich. Auf seiner NordlandSreise ist der Kaiser von Bergen über Aalesund in den Nord-Fjord (Meerbusen) gegangen und hier am Montag vor Oerskog gelandet. Das Wetter ist warm. An Bord der „Hohenzollern" ist Alles wohl. Die Kaiserin, die in den letzten Tagen mit ihren ältesten Söhnen auf der „Iduna" Fahrten in der Ostsee machte, wird aus diesem Anlaß in Kiel erwartet. Von hier reist die kaiserliche Familie nach Berchtesgaden weiter. Auf dem Bahnhof in München wird Prinzregent Luitpold die Kaiserin begrüßen. Kaiserin Eugenie hat eine zehntägige Fahrt an die Küste Norwegens angetreten, und eS wird nun vermuthct, daß sie mit Kaiser Wilhelm, der ja ebenfalls die nordische Küste befährt, zusammentrifft. Bei dieser Gelegenheit wird an eine Zusammenkunft mit der Exkaiserin erinnert, die bereits vor vier Jahren stattfand. . Kaiser Wilhelm fuhr damals, als er in Cowes weilte, in der Uniform seines englischen Regiments nach Farnborough hinüber und blieb zum Thee bei der früheren Kaiserin von Frankreich. Der socialdemokratischc Parteivorstand veröffentlicht im Centralorgan der Partei die übliche Ehrentafel, auf der die Partei-„Märtyrer" verzeichnet werden, die im Interesse der Umsturzbewegung mit der „Klassenjustiz der Bourgeoisie" zusammengestoßen und zu Schaden ge kommen find. Aus dieser Aufzählung ergiebt sich, daß man durch die verschiedenartigsten Beleidigungen in der Lage ist, sich die Anerkennung der Parteileitung als Genosse zu erwerben. Man beleidige Braucreidirectoren, Gendarmen, Bergwerksverwaltungen, Landräthe, Polizei- inspectoren, Militärbehörden, Oberstaatsanwälte, Ober präsidenten, Militärpersonen, Pfarrer, Fabrikanten, nament lich aber Streikbrecher und erhalte dafür vier Monate Gefängniß oder mehr und man wird von Herrn Bebel und Genossen in Ehren gehalten werden. Größere Ehren gebühren natürlich Denen, die unter Nöthigung und Hausfriedensbruch ihre Mitarbeiter terrorisiren und wegen ihrer Ausschreitungen sechs oder mehr Monate Gefängniß erhalten haben; denn sic haben damit nicht nur nachgewiesen, daß in der Socialdemokratie die per sönliche Freiheit hochgehalten wird, sondern auch, daß sie untereinander und mit ihren Mitarbeitern leben — wie ihr Apostel Bebel so schön sagt — „genau wie die ersten Christen". Rudolph v. Benningsen, der frühere Führer der Nationalliberalen im Reichstage, beging am Montag seinen 75. Geburtstag, Seit seinem Rücktritt vom politischen Leben lebt Herr v. Benningsen in stiller Zurückgezogen heit. Der Staatssekretär im Reichsmarineamt, Contreadmiral Tirpitz, welcher viel kränkelt, hat sich auch dies Jahr wieder genöthigt gesehen, einen so langen, bis in den September hinein dauernden Urlaub zu nehmen, daß man zu der Besorgniß gedrängt wird, es stehe mit der Gesundheit des Staatssekretärs auch jetzt noch nicht zum Besten. Das preußische Landwirthschastsministerium veröffent licht einen Erlaß mit der Mahnung, daß, wo irgendwie sich Rost oder Befall in den Weizenfeldern zeigt, un verzüglich Proben der kranken Pflanzen an das ReichS- gesundheitsamt in Berlin einzusenden. Statistische Er hebungen haben ergeben, daß der dem deutschen Getreide bau in einem sogenannten „Rostjahr" entstandene Ver lust auf 418 Mill. Mk. berechnet werden mußte. Unser großer Kreuzer „Hansa" hat, wie auS Kiel berichtet wird, die Probefahrten beendet. ES wurde die garantirte Geschwindigkeit von 19,5 Seemeilen erheblich überschritten. Die Ausrüstung soll derart beschleunigt werden, daß das Schiff am 1. August die Ausreise nach Ostasien antreten kann. Der Generalconserenz der deutschen Eisenbahnen, dir im September in Berlin zusammentreten wird, soll folgender Antrag zur Beschlußfassung unterbreitet werden: Die Normalkilometersätze für die drei ersten Wagen klassen auf diejenigen der zweiten, dritten und vierten Klasse in den Personenzügen hrrabzusctzen und solche ohne Unterschied für alle Zuggattungen gelten zu lassen. Rückfahrtkarten, Sonntags- und Saison-Karten, sowie feste Rundreisekarten für kürzere Entfernungen aufzuhcben, die zusammenstellbaren Rundreiseheste mit 25°/o Er mäßigung der neuen Normalsätze beizubehalten und die Verausgabung schon von 400 Kilometer Entfernung ab zuzulassen; die Gepäckfreiheit bei Reducirung der Taxe zu beseitigen. Endlich die 4. Wagenklasse für eine be schränkte Anzahl von Localzügen zur Taxe der Militär fahrkarten beizubehalten. Im „Rcichsanzeiger" werden die Gesetze wegen Ver wendung von Mitteln deS Reichs-JnvalidenfondS, betreffs des Nachtragsetats, also der Erwerbung der Karolinen- rc. Inseln, sowie betreffs deS Handels abkommens mit Großbritannien veröffentlicht. Wie der „Reichsanzeiger" mittheilt, ist unser Bot schafter beim italienischen Hofe, Frhr. o. Saurma- Jeltsch, seinem Anträge gemäß von diesem Posten ab berufen und einstweilen in den Ruhestand versetzt worden. Die neuen Beamten für die Verwaltung unserer neuerworbenen mikronesischen Inseln reisen schon am 25. Juli von Genua nach Ostasien ab. Der Assessor Or. Hahl (ein Bayer) wird als Vicegouverneur seinen Sitz in Ponage nehmen, der Assessor Fritz, dem die Marianen als Verwaltungsbezirk überwiesen sind, ist ein geborener Hesse. Der Sekretär Senfft soll den Be zirk der Westkarolinen in Aap verwalten. Im Bismarck-