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Dresdner Nachrichten : 01.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187310017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-10
- Tag 1873-10-01
-
Monat
1873-10
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.10.1873
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M: Jnftr»te»-«nn-d»« «I. wärt»: »»« V<Wt» tn Hamtur,.»««- L»»;« - L,«. »E tn v-rlt«, US-."!'«»- Tageblatt für Uaterhaltung M GeWftSverkhr. . Druck und Sigmthum der H«au»-Ä«: Ltepfch » «etchardt in Are-de«. «mmt«-rtl. Red«««: DÜi» Nrühar-t. »tn- »arantt, Nt« > nicht >,,«»»». »utwürtwe ««,«« «nfträ,, v»n un» «»» Iknnte« INrnmi». V«» t»nen inlirtren wk >»r märte» oder Boäetrqah» tung. » «wen «ö»e» >>, «nr. «U»»LLL tiune« die Lohlmm «tch Mit et« Lre»d»er«rw« —weil«. «I«. »kj 874. «qizehater Jahrgang. Mlkredattrur: vr. LweU Für da» Aeutllelon: Dretten, «ittwoch, 1. OctoSer 1878. Pulttische«. Innerhalb der europäischen Umsturzpartei hat seit einigen Jah ren «inZerwürfniß zwischen den hauptsächlichsten Führern, Bakunin und vr. Marcks, immer größerm Umfang angenommen. Nachdem beioe Herren jahrelang einträchtig miteinander an dem Umsturz der gegenwärtigen Gesellschaft gearbeitet, geriethen sie in bittere Feind schaft «egen der Leitung der revolutionären Bewegung. Jeder von ihnen,von brennendstem Ehrgeize erfüllt, glaubte sich zumChef dereuro päischen Revolution berufen und mißgönnte seinem Nebenbuhler die sen Platz. Eine erbitterte gegenseitige Verfolgung zeigt« sich in der Presse, in den Clubs, auf den Congressen. Nichts war so fluch würdig, dessen sich nicht die Vorkämpfer der Revolution bezichtigten, Schand und Brand thaten sie einander an, wie eSinähnlichemGrade selbst zwischen principiellenGegnern bisher unerhört war, geschweige denn zwischen den verwandten Zweigen einer und derselben Partei. Auf dem Haager Congreffe maßen Marcks und Bakunin ihre Kräfte; bald zeigt« sich jedoch, daß Bakunin» Stern im Sinken begriffen war; zu ihm standen nur wenige Abtheilungen der Revolutionsarmee der Schweiz, Spaniens und Belgien»; im übrigen Europa fand er we nig Unterstützung, wenn auch viele Socialdemokraten von der durch Marck« geübten tvrannischen Diktatur nicht erbaut waren. Jetzt hat Marck« seinen Nebenbuhler jedoch vollständig aus dem Sattel gehoben. An einer Broschüre weist Marcks nach, daß Bakunin nichts weiter äs «in elender Spion der russischen Polizei war, ein Aufhetzer der Arbeiter, um dieselben ins Unglück zu jagen. Bakunin hat mit üner wahrhaft teuflischen List Hunderte von bethörten Arbeitern zu Verbrechen verleitet,! um sie dann der Polizei zu verrathen und aus mliefern. Mordbrennereien und Meuchelmorde, im Dienste der Geheimpolizei begangen, sind Bakunin actenkundig durch Marcks nachgewiesen worden. Die russische Polizei bedarf derartiger Ver brechen und Verbrecher,' um ihr Land despotisch regieren und das nichtrusstsche Europa erschrecken und in die Bahnen des Absolutis muS Hineintreiben zu können. So vernichtend ist die Marcksschc Broschüre gegen Bakunin ausgefallen, daß letzterer erklärte: er ziehe sich, krank wie er sei, ins Privatleben zurück und bitte, ihn zu ver aeffen. Welch wahnwchiger Thor dieser Mensch war, der in den Maitagen von 1849 in Dresden als Diktator seine blutbefleckteRollc spielte und Jammer und Elend über Hunderte von Familien gebracht hat, da» «Hellt, wenn wir einige Sätze au» der jüngsten puiltessu- schen Leistung diese» Unsinnigen, dem „Revolutionären Kate chismus" «iedergeben. Man traut seinen Augen kaum, wenn man die nachstehenden Sätze liest: „8 1-5: „Pflichten des Revolutionär« gegen sich selbst."- „Der Revolutionär ist ein geweihter Mensch. Sr hat keine persönlichen Interessen, keine Geschäfte, keine Gefühle, keine Neigungen, kein Etgenthum und auch keinen Namen. Alles wird bei ihm in Anspruch genommen durch ein einziges, aus schließliches Interesse, einen einzigen Gedanken, eine einzis Leidenschaft: vle Revolution." — „In der Tiefe seines Sein nicht nur tn Motten, sondern in der Tdat. hat er vollständig gebrochen mit der bürgerlichen Ordnung und der gesammte» nvtltflrten Welt, mit den Gesetzen, dm Gewohnheiten, der Mo ral und den allgemein anerkannten Sitten dieser Welt." - „Ein Revolutionär verachtet allen Doktrinarismus und ver- zichtet auf die Wissenschaft dieser Welt, indem er sie für die zukünftigen Generationen aufbebt. Er kennt nur eine Wissen schaft: die Zerstörung." — „Kalt gegen sich selbst, muß er es auch gram Andere sein. Alle Gefühle der Zuneigung, alle verweichlichenden Gefühle der Verwandtschaft, der Freundschaft, der Liebe, der Dankbarkeit müssen in ihm durch die einzige und kalte Leidenschaft des revolutionären Werkes erstickt sein." — „Tag und Nacht muß er elnm einzigen Gedanken haben, ein einzige» Ziel: die unversöhnliche Zerstörung. Indem er kalt und ohne Unterlaß dieses Ziel verfolgt, muß er bereit sein, selbst unterzugeben und alle die, die ihn an seinem Ziele bindern, mit eigenen Händen umzubringen."— 8 6-8. „Pflich ten dm Revolutionär» gegen seine Revolutionsgenossen." - «DerRevokutionär kann Freundschaft und Zuneigung nur sür dm Mann haben, der thatsächlich bewiesen bat, daß er, wie er, ein revolutionärer Agent ist. — „Pflichten des Revolutionärs gegen die Gesellschaft." — „Ein Revolutionär geht tn die Welt der Klaffen und lebt in ihr nur im Glauben an deren baldige gänzliche Zerstörung. Er ist kein Revolutionär, wmn etwas m dieser Welt für ihn Wrnh hat. Er darf vor der Zerstörung keiner Position, keiner Fessel und keines Menschen, der dieser Welt angehött, zurückschrecken. Wenn die Fesseln der Berwandt- tchaft, Freundschaft, Liebe seinen Arm zurückbaltm können, dann ist er kein Revolutionär." A 14 erklärt, daß der „Revo lutionär" sich auch in die Geheimpolizei einschleichen bars. 8 2S-2fl. „Pflichten der Verbindung gegm daSVolk." - „In der Ueberzeugung, daß die Emancipation und das Glück des Volkes nur erreicht werden können mittelst einer Alles zer- stbrmdm Volksrevolution, wirb die Verbindung Alles an. wmben, um die Uebel und das Unglück zu vergrößern, welche endlich die Geduld erschöpfen und es zur Massenerhebung auf. reizen." „Unsere Angelegenheit ist die schreckliche, vollständige, unversöhnliche und universelle Zerstörung," „Wir müssen uns verbinden mit der Abenteurerwelt des BrigantenthumS; das find die wahren und einzigen Revolutionäre Rußland»." Und mit einem solchen Tollhäusler ist Jahre lang vr. Marcks, da» geistige Oberhaupt der Socialdemokratie, Hand in Hand ge gangen! ES hat eines persönlichen Zerwürfnisses bedurft, um das einträchtige HandelnBeider zu stören! Mr wissen wohl, daß Marcks vorsichtiger zu Werke geht, daß er vorzieht, der Revolution wissen- schastliche Waffen zu schmieden; aber von dem Vorwurfe wird er sich nicht zu reinigen vermögen, daß er sich zur vorbereiteten Verwirk lichung des Umsturzes der jetzigen Gesellschaft in der Wesse, wie er sie sich denkt, der Hilfstruppen bedient hat, die ihm Bakunin stellte. Die Königlichen in Frankreich betrachten die Einsetzung Hein rich V. als ein Ereigniß, dem man nur seine äußere Form zu geben braucht, damit es eine vollendete Thatsache sei. Schon richtet der alt« Adel Frankreichs seine Paläste in dm aristokratischen Stadt vierteln von Paris her, um die alten vernachlässigten Räume mit neuem Glanze auSzustatten. Einen ernstlichen Widerstand gegm dies« Restaurationspläne befürchten die Königlichen im Lande nir gend». Wmn Gambetta inPvrigueux seinen republikanischen Freun den, die in ihn dringen, eine öffentliche Rede zu halten, erklärt: Nein, das würde nur Unmhe erzeugen, dm Königlichen Waffen in die Hände geben, es sei besser, sich zu gedulden, denn Geduld sei die Waffe des Starken, man müsse mit edler Entsagung den Moment erwarten, da man in der Nationalversammlung die Fahne der Re publik stolz aufpflanzen könne,— so zeigt dieseSprache deutlich, wie verzweifelt der rothe Radicalismus seine Sache ansieht. Sehr ge schadet hat ihm auch, daß ein Theil der Bonapartisten vorschlägt, mit ihm gemeinschaftliche Sache zu machen. Zwar protestiren die Anhänger der Exkaiserin Cugenie und de» Prinzen Lulu, ,cheS jungen Adler», der bald seinen Flug mhmm wird", gegen jede sie entehrende Gemeinschaft mit dm Republikanern; aber seitdem sich der rothe Prinz offen dm letzteren angeschlofsen hat, hält man diese Verwah rung blos für eine Aeußerlichkeit. Traurig ist «S, daß die englischen, deutschen, italienischen und anderen Kriegsschiffe das Bombardement der offmen Stadt Alicante durch die spanischen Insurgenten nicht verhindert haben. Wäre Ka pitän Werner in den spanischen Gewässern gewesen, so würde die spanische Geschichte nicht mit dieser Unthat befleckt «ordm sein. Auch die italienischen Minister haben hohe preußische Orden er halten. Die preußischen Blatter sind mit Vermuthungen gefüllt da rüber, welch« Veränderungen im preußischen Staatsministerium an läßlich de« Rücktritts RoonS bevorstehen, namentlich, welche Stel lung Bismarck innerhalb de» preußischen KabinetS einnehmm wird. Locales und Sächsisches. — Der Appellationsrath Fleck in Bautzen, der Gerichtsrath Hüttner in Plaum und der Gerichtsamtmann Hahn in Stolpen haben die nachgesuchte Versetzung in Ruhestand mit der gesetzliche» Pension unter Belastung von Titel und Rang bewilligt erhalten — Der GerichtSrath Thierbach in Dresden ist zum Appella- tionSrath befördert und nach Bautzen versetzt, der Gerichtsrath Töpfer in Bautzen in gleicher Eigenschaft an das Bezirksgericht Plaum versetzt wordm. — Se. k. k. H. der Erzherzog Albrecht ist gestern Mittag, über Bodenbach kommend, im Sommerhoflager zu Pillnitz ein- getroffm, um Ihre» königlichen Majestäten einen kurzen Besuch zu machen (Dr.J.) '— I. M. die Königin-Wittwe 'st jetzt von Possenhofen am Starnberaer S« nach Wim gereist. - Da» ,Fk. J.", dffsm vor dm Wahlen gemachi- Mittheil- ung, daß ««^Erhöhung der Staatsdienergehalte beabsichtigt werbe, von den Nationalliberalm verdächtigt wordm war, ein Wahlmanö ver 'zu beabsichtigen, erfreut das Land nunmehr, da die Wahlen vor über sind, mit der frohen Kunde, daß diese Erhöhung der Gehalte und die von uns zuerst signalifirte Erhöhung der Staatsdimerpen- sionen möglich seinwird ohne Erhöhung der Steuern. Ferner meldet es, daß das Finanzministenum die Vorlage über die Ober rechnungskammer soweit gefördert hat, daß sie nunmehr an's Ge- sammtministcrium zur Prüfung gelangen kann. Endlich wird ge meldet: Auch die Entwürfe der von dem letzten Landtage beantrag ten Steuerreformgesetze sind nahezu vollendet. Die Commission, welche zur Berathung der Geschäftsanwcisung für die Abschätzung der landwitthschaftlich benutzten Grundstücke und der steuerpflichtigem Gebäude zusammenberufen worden war, hat nut angestrengtem Fleiße und großer Gründlichkett in einer verhältnißmäßig kurzen Zeit ihre Aufgabe vollendet. P.ie Ergebnisse ihrer Arbeiten, die voraussicht lich in allen wesentlichen Punkten die Zustimmung der Regierung finden dürften, werden mit an die Kammern gelangen. Auch über eine entsprechende Vermehrung der Gehalte der Schullehrer ist ein Gesetzentwurf vorbereitet wordm. Endlich wird selbstverständlich auch der Entwurf des am vorigen Landtage nicht zu Stande gekom menen Gesetzes wegen einiger Abänderungen der Verfassungsuttunde dm Kammern wieder vorgelegt werdm. — Von heute ab kann man bei sämmtlichen Reichs-Post-An- stalten außer dm mit dem Frankostempel zu */z Groschen versehenen Formularm zu Postkartm gewöhnlicher Art auch Formulare zu Post karten mit bezahlter Rückantwort, welche mit je 2 Frankostempeln L r/z Groschen bedruckt sind, erhalten. Diese Formulare werdm zum Betrage des Stempels abgelaffen. Der Verkauf von Postkartm ge wöhnlicher Art und von Postkarten mit bezahlter Rückantwort, die nicht gestempelt und auch nicht mit Freimarken beklebt werden, findet in baannter bisheriger Wesse statt. Die Postkarten mit bezahlter Rückantwort können, außer im internen Verkehr des deutschen Reichs Postgebietes, auch im Verkehr mitBaiern, Wüttemberg und Luxem burg in Anwendung gebracht werdm. — Der Stadtrach hat beschlossen, im Hinblick auf Feste von allgemeiner Bedeutung, bei denen eine Beflaggung der städtischen Gebäude stattfindet, auch für die städtischen öffentlichen Schulen in der Art zu sorgen, daß dieselben gleichfalls mit Fahnm geschmückt werden könnm. Er hat zu diesem Zwecke 600 Thlr. zur Beschaffung von Fahnenschmuck bestimmt. — Wir theilten gestern aus der „Sachs. Schulzeitung" einm Artikel des „Dresdner Lehrervereins" nach seinen wesentlichsten Punkten mit. Dieser Artikel ist auch in der Rathsplenarsitzung vom 23. v. M. Gegenstand längerer Berathung gewesen und hat der Stadtrath gefunden, daß der fragliche Artikel mehrfach unrichtige und unvollständige Darlegungen enthalte und die Tendenz verfolge, aus wärtige Lehrer von Bewerbung um Stellung an städtischen Volks- chulen abzuhalten. Außer dem etatmäßigen Einkommen bezieht der größte Theil der Lehrer nicht unbeträchtliche Einnahmen für beson ders honorirten Fachunterricht im Französischen, Zeichnen und Tur nen. JmJahre 1872 sind für diesen Unterricht inSgesammt 10,846 Thlr. an städtische Lehrer auSgezahlt wordm. Die Avancements- vechältniffe sind günstiger, als sie der Artikel darstellt; viele Hilfs lehrer rücken schon nach 2 Jahren in ständige Stellen ein. Unter der Annahme, daß die Mehrzahl der Dresdner städtischen Lehrer das vom „Dresdner Ährerverein" beobachteteBerstchren nicht billigt, hat derStadtrath einstimmig beschlossen: mit dem ,Fehrerverein" inAn» gelegenheit der Lehrerschaft nicht weiter amtlich zu verkehren und di« künftigen vacanten Stellen, namentlich die für Ostern 1874 zu er richtenden 16 neuen Stellen, für den Fall, daß die Bewerbungm um städtische Schulstellen nicht in ausreichender Menge eingehm soll ten, öffentlich auszuschreiben und nicht bloS als Hilfslehrerstellm, sondern mit Gehalten von 350 bis 830 Thlr. — Die Räume des Residenztheaters werden bei seiner Eröff nung ein völlig verändertes Acußere zeigm. Bekanntlich erstanden die jetzigen Besitzer des Theaters nur die leeren Räum« und mußten dieselben vollständig nm ausstatten. Alles, was man an MerLle- mmt und sonstiger Einrichtung finden wird, ist auf das Zweck mäßigste und mit Benutzung der neuestm Erfahrungen hergerichtet. Einm ganz besonderen Schmuck dürfte der imposante Kronleuchter bietm. Derselbe besteht aus vergoldeter Bronze und wurde in einer der renommirtesten Pariser Bronzegießereim hergestellt. Er ist vor 3 Tagen eingetroffcn; für seine Zusammenschraubung und Befestig, ung an der Decke ist die Arbeit mehrerer Tage erforderlich. — Wie wir hören, war die hiesige Behörde dem durchgebrann ten Filialdirector Victor Blachstein bereits seit mehreren Tagen vor Veröffentlichung des hinter demselben neuerdings erlassenen Steck briefs, auf der Spur. Sie kannte seine angenommene Pseudonymi- tät, auch die Richtung, in der er die Flucht von hier genommen, ganz gmau, nur lecher war der Vogel bereits ausgeflogen, als er in seinem Versteck aufgehoben werden sollte. Darauf hin erst und well es an jeder weiteren Spur fehlte, nachdem er Mürzzuschlag ver lassen, ist die Veröffentlichung des Steckbriefs erfolgt. — In der Nähe Leipzigs, in Reudnitz, ist in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntage wieder arg spektakelt worden. Ganz bedcutmde Excesse werden berichtet. Eine Bande sogenannter „Steinetreiber" zogen in jener Nacht von einem Tanzlocale der Kreuzstrahe in Leipzig zankend und lärmend fort nach Reudnitz. Einen schutzlosen Schankwirth — Reudnitz hat 11,000 Einwohner und nur zwei active Polizcidiener —, dessen Local an der Chaussee liegt, überfiel die Bande zunächst; ihm gelang es noch, dieselbe aus- zutreibm, aber auf offener Straße setzte sich das Lärmen und Toben erst recht sott; die rüdeste Gesellschaft aus Reudnitz strömte herbei. Die Chauffeestraße war so dicht mit Menschen angefüllt, daß die von Eutritzsch ».Connewitz in der 12.Stunde kommendenPferdebahnwagen kaum nochduvhkonnten. Einige Anführer leiteten den ganzen furchtbar tobenden Zug nach der „Grtinen Schänke" und dem „Löwen". Im ,Föwm" wurde das große Eingangsthor, da es verschlossen war, so fort eingerannt und im Gehöfte und in den Schänkstuben der Van dalismus in schreckenerregender Weise losgelassen. Endlich gegen 12 Uhr kam die Gensd'armerie und die Ortspolizei an und griff uner schrocken ein. Nur nach heißer Arbeit gelang es den Sicherheits organen, Herr der Situation zu werden und zahlreiche Arreturm zu bewirken. Die Nacht sollte aber einmal ganz dem gemeinsten Trei ben geweiht sein, denn immer wieder sammelten sich die Tumul tuanten an anderen Orten in Anger, Sellerhausen, Volkmarsdorf; sogar in Neuschönefeld tobten, lärmten und schlugen sie sich herum, und erst gegen 4 Uhr früh war es möglich, die letzten Haufen zu »erstreuen. Die unschuldigsten Leute wurden von der brutalen Menge insultirt. Auch noch am Sonntag sind manche von den Hauptsubjecten aufgegriffen worden. Hoffentlich wird man hier so streng als möglich abstrafen. — Ein Besuchsfremder aus der Oberlaujitz, der vor einigen Abenden von hier mittelst der Bahn in seine Heimath zurückkehren wollte, hatte sich am Zuge versäunit und setzte sich deshalb auf der Treppe nieder, die zur Wartehalle des Schlesischen Bahnhofs führt, um hier sich ein wenig auszuruhen und einen später angehenden Zug zu erwarten. Plötzlich wurde ihm, während er dort eingeschlafen zu sein scheint, seine Uhr nel st der Kette, die er um den Hals herum trug, von einem Manne entrissen. Er vermag denselben nicht wei ter zu beschreiben, da der Ueberfall ihm eben zu unerwartet gekom men und die Dunkelheit der Nacht dem Thäter noch außerdem sehr zur Hilfe gekommen ist. Deshalb hatte auch die Verfolgung des selben kein Resultat. — In der vorgestrigen Nacht fand ein Wächter in einer auf dem Altmarkt stehenden Bude eine schlafende Frauensperson. Als er dieselbe geweckt hatte und auffordcrte ihm zu folgen, wurde die Schöne zur Megäre. Sie schimpfte und stach den Wächter, der nun mehr Hand an sie legte, mit einem Messer sogar in den Kopf. ES half ihr aber nichts, sie mußte mit und wird nun hinterSchloß und Riegel Muße haben, ihre Renitenz zu bereuen. — Ein unbekannter junger Mann von ungefähr zwanzig Jahren, von mittler Statur und bekleidet mit einem dunklenAnzug, kommt in dm Verdacht, vor einigen Tagen aus einem Geschäfts locale auf der Weißegasse, woselbst er um eine Taschenuhr gehan delt, eine Spieldose mit schwarzem Gehäuse entwendet zu haben. — Aus Neustadt wird uns mitgetheilt, daß seit einigen Tagen ein Gehilfe eines dortigen Bäckers das Wette gesucht hat, weil er Ich vor dm Folgen einer niederträchtigen That fürchtet, die er an der 5 l/zjährigen Tochter eines Mtbewohners desselben Hauses be gangen hat. — Gestern kursirte mehrfach das Gerücht, Ernst Echaufuß >abe sich erschossen. Wo? sagte das Gerücht nicht. Denkbar wäre es jedenfalls bei dem wirrm Gemülhszustande von Schaufuß, den er die letzte Zeit hier gezeigt hat, daß er seinem Leben ein End« ge macht habe. — Nach öffentlichen Blättern ist neuerdings in München ein Jndustrieritter aufgegriffen wordm. der unter dem Na vr. Brühl bis zum Beginn dieses Jahres auch mehrere Mchrate lang rn Dresden gelebt, dabei practicirt und, um sich meb^Ansehm zu verschaffen, sich fttr einm preußischen Stabsarzt aurgegeben, auch I,in und wieder die Uniform eines solchen getragen hat, ohne hierzu berechtigt gewesen zu sein.
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