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81. Jahrgang Mittwoch den 21. Juli 1915 abends Die Meitzeritz. Zeitung" «scheint täglich mit Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge- schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 3ü Pf. geben. Preis vierteljähr lich 1 M. bO_Pf., zwei. Monatlich 1 Mark, ein- monatlich 60 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstaltcn,Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. Inserat« werden mit 15 Pf., solche aus unserer Anushauptmannschaft mit 12 Pf. die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeus 85 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnserate mit entsprechendem Ans- Mr. 166 Wcheritz-Mung TUsKm Md AUW fir WMM AMMg Amtsblatt für die Königliche Amt-H-Uptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseittgem „Illustrierten Unterhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungs ettagL. Wir »I« A-ftmhm- -iE 2nl°rat° -- bestimmte- s.°a- «n» an b-Itimm.-,. Sm-N wi-b l-In- E-rmM« ab--n°mm°„. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehns in Dippoldiswalde. WMcWW i>er Mtvemiiiiettn zu AWlitisimIile kroltSk 6vu 23. ^ali 1915 abends 8 Uhr im Sitzungszimmer. Tagesordnung hängt im Rathause aus. Grohes Hauptquartier, 20. Juli, vormittags. Westlicher Kriegsschauplatz. Im Anschluß an eine Minensprengung bei Schloß Hooge östlich von Ppern setzten die Engländer beiderseits der Straße Hooge—Ppern zum Angriff an. Der Angriff brach vor unseren Stellungen zusammen. Teilweise kam er in unserem Artilleriefeuer gar nicht zur Durchführung. Den Sprengtrichter haben die Engländer besetzt. Bei Souchez wurden Handgranatenangrisfe abgeschlagen. ' Nach lebhafter Feuertätigkeit ihrer Artillerie in der Gegend von Albert versuchten die Fran zosen abends einen Vorstoß gegen unsere Stel lungen bei Fricourt. Sie wurden zurückge schlagen. Oestlicher Kriegsschauplatz. In Kurland wurden die Russen bei Groß- schmarden östlich Tuckum, bei Gründors und Usingen zurückgedrüngt. Auch östlich Kurschany weicht der Gegner vor unserem Angriffe. Nördlich Novgorod (am Narew) bemächtigten sich die deutschen Truppen feindlicher Stellungen nördlich des Zusammenflusses der Bäche Scroda und iPissa. Neueingetrosfene Landsturmtruppen, die hier zum erstenmal ins Feuer traten, zeichne ten sich besonders aus. Nördlich der Szkwa-Mündung erreichten wir den Narew. Die aus dem nordwestlichen Fluß ufer gelegenen ständigen Befestigungen von Ostrolenka wurden besetzt. Südlich der Weichsel sind unsere Truppen bis zur Vlonie-Grojec-Stellung vorgedrungen. Bei Nachhutkämpfen verloren die Russen hier 560 Gefangene und 2 Maschinengewehre. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die deutschen Landwehr- und Neservetrup- pen des Generalobersten v. Woyrsch haben den überlegenen Feind aus der Ilzanka-Stellung völlig geworfen. Alle Gegenstöße eiligst herbei geführter russischer Reserven wurden abgewiesen. Ueber 5000Gefangene fielen in deutscheHand. Unsere Truppen sind dem geschlagenen Feinde aus den Fersen. Kavallerie ereichte bereits die Bahn Radom-Iwangorod. Zwischen oberer Weichsel und Bug folgen wir dem zurückweichenden Feinde. Oberste Heeresleitung. Amerikanische Note an England. London. Das „Reuter - Bureau" veröffentlicht fol. gende Meldung der „Times" aus Neuyork: Die Ver- einigten Staate» haben eine Note an Großbritannien gesandt, in der sie daraus bestehen, daß die Rechte der amerikanischen Bürger gemäß dem Völkerrechte anerkannt werden müssen und durch britische Kabinetts-Ordres und ähnliche Verfügungen nicht angetastet werden dürfen. Die Vereinigten Staaten weigern sich, die Urteile der Prisengerichte, soweit sie mit dem Völkerrechte in Widerspruch stehen, anzu erkennen. Ein Mittel, das hilft. Die Türken sind fest entschlossen, gegen die Engländer Repressalien anzuwenden, wenn diese nochmal« türkische Lazareitschisl« beschießen oder aus ihren Lazarettschiffen Truppen und Munition befördern. Es wird erwogen, gegebenenfalls gefangene oder in Stambul lebende Eng ¬ länder auf den bedrohten türkischen Lazarettschiffen mit fahren zu lassen und wenn auf diese Schisse ein erfolg reicher Angriff erfolgt, jedesmal soviel Engländer aufzu hängen, wie Türken dabei umkamen. Die Verluste der englischen Flotte. Aus den jetzt veröffentlichten „Annual Accounts of Shipbuildinq and Dockyard Transaktion" für das Jahr 1913/14 führt die „Times" vom 15. Juli an, daß kurz vor dem Kriege die Marine für Umbauten an dem Panzerkreuzer „Hogue" l 12 063 und an dem geschützten Kreuzer „Pathfinder" 47 186 Pund Sterling ausgegeben hatte. Wie erinnerlich, fielen die „Hogue" am 22. Sep tember v. I. (zugleich mit „Abuktr" und „Cressy") und der „Pathfinder" am 5. September v. I. unseren Unterseebooten zum Opfer. Aus den obigen authen tischen Mitteilungen ersehen wir also, daß der Geld- wert jener Verluste für die engliche Flotte noch um etliche Millionen höher gewesen ist, als man ihn bisher berechnet hatte. 265 OVO gefangene Franzosen in Deutschland. Die Zahl der französischen Gefangenen in Deutsch land beträgt, wie aus Berlin gemeldet wird, jetzt 265 000. Ueber den gegenwärtigen Zustand der deutschen Botschaft in Petersburg ist der deutschen Regierung ein amtliches russisches Pro tokoll zugegangen, das für sich selbst spricht und zeigt, daß tatsächlich so gut wie nichts als die kahlen Wände des Gebäudes übriggeblieben sind. Im Hose der Bot- schäft lagern, wie durch amerikanische Vermittlung mit geleilt wird, große Haufen von Gegenständen, die während des Winters zerbrochen und zugrunde ge gangen sind. Es sind das wahrscheinlich die Ueberreste der kostbaren Einrichtung des Botschaftsgebäudes und der berühmten Kunstsammlung des Grafen Pour- tales. Es ist seit Zerstörung des Botschaftsinnern nichts getan worden, um etwa noch etwas von diesen Sachen zu retten. Die Räumung Warschaus. Die Behörden sahen sich gezwungen, 100 000 Ein wohnern den Befehl zum Verlassen der Stadt zu geben. Sämtliche Einwohner Warschaus, die deutscher Ab- stammung sind, wurden verhaftet. Selbst die Bericht- erstatter der französischen und englischen Blätter sind abgereist. Die Stimmung der Bevölkerung ist erbittert. Die russischen Truppen brannten auf der Flucht viele Ortschaften nieder und schleppten viele Männer mit sich, besonders in den Gouvernements Radom und Lublin. Unsicherheit in Warschau. Krakau, 21. Juli „Nowa Reforma" meldet aus Warschau: In letzter Zeit ereigneten sich häufig Ueber- fälle auf Deutsche und Personen deutscher Abstammung. Verhaftungen sind an der Tagesordnung. Telephon und Telegraph sind für den Prioatverkehr gesperrt, der Eisen- bahnverkehr ist unterbunden. Gegenwärtig weilt in Warschau nicht ein einziger fremder Untertan; selbst die englischen und französischen Berichterstatter haben die Stadt verlassen müssen. Die Stimmung ist im allge- meinen gedrückt. Ailes bereitet sich auf die bevorstehende Belagerung vor. Viele Fabriken sind nach dem Innern Rußlands übergesiedrlt. 30000 Familien sind adgereist. Amerikanische Waffen in Wladiwostok. Kopenhagen, 20. Juli. Ein großer Teil der in den Vereinigten Staaten bestellten Geschütze und Munition für Rußland ist nach Meldungen aus Tokio bereits in Wladiwostok eingetroffen. Die Schwierigkeiten, diese Kriegslieferungen durch Sibirien bi» an die russische Front in Polen zu schaffen, sind ungewöhnlich groß,, weil die Schienenstränge nicht genügend ausgebaut sind und die vorhandenen Frachtwagen nicht annähernd ge nügen, um die in Wladiwostok lagernden Materialien zu befördern. Infolgedessen dürfte es noch geraume Zeit dauern, bis die russische Armee in den Besitz dieser Geschütze gelangt, während der Ersatz der in Galizien verlorenen leichten und schweren Geschütze überhaupt nicht möglich ist. Das unerschöpfliche Deutschland. Kopenhagen, 20. Juli. Die „Times" schlossen gestern eine Artikelserie über Deutschlands Hilfskräfte mit einer Untersuchung über Deutschlands Reserven an Menschenmaterial und kommen zu dem Schluß, es wäre für England ein verhängnisvoller Wahnsinn, an eine frühzeitige Erschöpfung Deutschlands an irgend- welchen Hilfsquellen zu glauben. England müsse noch auf mindestens zwei Jahre alle seine Kräfte bis zum äußersten anspannen. Die Japaner als Lehrer der Russen. Paris, 19. Juli. Eclair erfährt aus Petersburg, daß die Abordnung der japanischen Artillerieoffiziere seit Mitte April die Ausbildung der russischen Artilleristen übernommen habe. Die japanischen Offiziere werden aber keineswegs an die Front gehen. Henderson über die Dauer des Kriegs. London, 20. Juli. Minister Henderson sagte auf einer Konferenz, daß der Krieg wahrscheinlich noch ein weiteres Jahr dauern werde. Die Räumung der russischen Ostseeprooinzen. Petersburg, 20. Juli. Sämtliche Behörden verlassen Riga. Die Eeldbestände der Bankfilialen und die Akten der Gerichte sind gestern nach Petersburg abgegangen. Mit der Räumung der dortigen Jntendentur-Lager ist be gonnen worden. Die Staatsbeamten haben die Weisung erhalten, sich zur Abreise bereit zu halten. Im Laufe der letzten Wochen haben über 10 000 Personen der Zivilbe völkerung Riga verlassen. Die Nordwest-Bahn Hot täglich für 19 FINchllingszüge Vorsorge zu treffen. Mitau sieht wie ausgestorben aus General Rußkis Ernennung zum Armeesührer wird nunmehr amtlich bekanntgegeben. „Rußkoje Slowo" bemerkt zu der Einennung, General Rußki werde die Armee zu führen haben, die Petersburg zu beschützen habe. Wie die Zeichnungen zustande kamen. Bei der jüngsten englischen Anleihe haben viele große industrielle Werke ihren Arbeitern große Erleichterungen gewährt. Line Schiffahrtsgesellschaft teilte ihren Ange stellten mit, daß sie zinsfreie Vorschüsse von 100 bis 2000 Mark für Zeichnungen auf die Anleihe gewähren werde. Die Stücke bleiben so lange in Häi den der Gesellschaft, bis sie durch Abzahlung in den Besitz der Arbeiter über gehen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 21. Juli. Gestern hielt der Kriegs hilfsausschuß seine 38. Sitzung ab. Die nächste Sitzung findet am 2. August und damit bereits im zweiten Kriegsjahr statt. An freiwilligen Spenden konnte der Kassierer wieder entgegennehmrn: Von Professor Ehe mann 10 M., von den Beamten des Brandvers.-Amtes 20 M., von den städischen Beamten und Angestellten 30 M., durch den Verein der Festbesoldeten vom Lehrer kollegium der Stadtschule 19 M. und von den Zoll beamten hier 18 M., von Rechtsanwalt Süß, hier (Sühne- betrag in einer Klagesache) 30 M , von Wachtmeister Burkhardt (Sühnebetrag in einer Klagesache) 5 M., von der Geschäftsstelle der „Weißeritz-Zeitung" 30 M. — Tagesordnung für die 10. Sitzung der Stadtver- ordneten Freitag, den 23. Juli 1915 abends 8 Uhr. a) Oefsentliche Sitzung. I. Kenntnisnahme, Staatsunter- stützung für die Müllerschule, — 2. Abrechnung über den Verkauf der von der Fa. Eberitzsch, Rudolstadt, be- zogenen Kartoffeln, — 3 Verwilligung «ine» Beitrags für da» Kinderheim zu Georgrnfeld. — b) Nichtösfent- liche Sitzung.