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Ersch«iu< tiigllch nachm. mit NuSnahme der Sonn- und Festtage. A>»<g«b« L mit .Die Zeit tn Wort und Vtld" vlertcttttdrltch 8,1« Ft In Dresden durch Boten 2 4« Ft In ganz Deutschtand sret HauS 2 82 Ft; tn Oesterreich 4,4« IO IluOgabe » ohne Illustrierte Beilnqe viertel iibrlich Fr. In Dresden durch Bote» 2,1« Ft In gm» Dentschland tret Haus 8,28 Ft- tn Oesterreich 4 «? »Ö — Einzet-Nr. 1« z. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserate werden die Ngelpnltene Petttzetle oder deren Raum mit 18 z. Rcllamen mit!»« 4 die Zeile berechnet, bei Wiederholungen entsprechenden Rabatt. Buchdriiikerei, Redaktion und Gcschiistssteller Dresden, Pillnttzer Ltraste 4.1. — Fernsprecher I««« Jitr Rüikgabe »nverlanftt. Schrtftstllcke keine tverdtndltchkett Redaklions-Sprechstunoc: II bis 12 Uhr. Milieu 8>e! St« vereckvenitea üelrt LN <ton> teuren, ^e- sunckkei sscbtisliciten nereenrerrüt enden r>0NN6NKLII6S «t«e LI, »pareo «eia LN unserem reolilkeilen, gesundkeil-rulrtigiictien, NLtir- KalteN U. d tlei.iislen I>iäkl--»cal<so. ?fä. 80.100.120.140 bis 200 ?l. Oerlin^ <L kockZlrok, vreZäen. diiederlogen in allen Stad teilen. itbl Die traurige Lage der christlichen Bevölkerung in ver Türkei. (Von einem Lpezial-Korrespondcnren.) Konstantinovel, d n 9. Februar 1911. Nach der Revolution vom 26. Juli 1908 und der Pro- klamierung der Verfassung kennt das türkische Reich einen Parlamentarismus dem Namen nach. Da knatn wird jedoch das ottomanische Reich von dem Absolutismus eines Komitees regiert: eine gutorganisierte und von der Armee unterstützte Oligarchie entscheidet über die Schicksale des Reiches. Der Despotismus, welcher früher von einer ein zigen Person ausgeübt wurde, wird jetzt von einer Partei ausgellbt. Die Hinrichtungen 1909 haben deutlich gezeigt, daß die neuen Herren weder milder noch gerechter sind als der so viel verlästerte Abdul Hamid. Ueber Konstantin: el hängt noch immer das Damoklesschwert des Standreck res. Von der Freiheit der Presse und des Wortes zu sprechen, ist direkt ein Hohn; die Parlamentstätigkeit ist dem Willen des Komitees untergeordnet; die Debatten der türkischen Kammer sind nur eine „mm »>n um das Ausland zu täuschen. Die angebliche Spaltung des Komi tees für Freiheit und Fortschritt ist eine Fiktion. Das Komitee ist der absolute Herr, es drängt der Kammer und dem Kabinett seine Resolutionen auf, es erneuert und stürzt die Minister, es bringt Gesetzvorlagen ein und läßt sie votieren, es inspiriert und macht die äußere Politik. Mit einem Worte, das Komitee ist die Seele des parlamen tarischen Mechanismus. Am 14. November v. I. hat die Kammer in .Konstanti nopel eine Session gehalten, zugleich aber hielt das Komitee Union et Progresse in Salonichi einen Kongreß ab. In diesem Kongresse, dessen Sitzungen ganz geheim waren, wurde über das Schicksal des ottomauischen Reiches ent schieden. Die Presse erfuhr darüber nicht dos geringste. Der Ort der Zusammenkünfte wurde erst eine Stunde vor her den Mitgliedern bekannt gemacht. Keine einzige Sitzung fand in demselben Lokale zweimal statt, sondern jeden Tag fanden sich die Mitglieder in einem anderen Lokale zu sammen. Bei diesen Zusammenkünften, welche so geheim waren wie die Sitzungen der Freimaurer, wurde über die Frankreich und Deutschland gegenüber eiuzunehmende Stellung und über das weitere Schicksal der Christen in Mazedonien entschieden. Das Komitee bildet die eigentliche Regierung des ottomauischen Reiches, Muhammed V. herrscht, er regiert aber nicht. Die Christen in Mazedonien, und vor allem die Bul garen, hatten damals die Proklamicrung der Revolution, welche ihnen Sicherheit, Gleichheit und wirtschaftliche Auferstehung versprach, mit Enthusiasmus aufgenommen. Man weiß jetzt, wie wertvoll für das Gelingen der Revo lution die Mithilfe der Albanesen war. Ohne dieselbe wäre weder die Proklamation der Verfassung im Jahre 1908 noch die Expedition des Mahmud Schefket möglich gewesen. Wenn man jetzt bei den verschiedenen Nationalitäten, be sonders bei den Bulgaren, nachforscht, sieht man sich überall enttäuscht. Die Revolution vernichtete die nationalen Hoff nungen der Slawen und ihren Traum einer Verbindung mit Bulgarien oder Serbien. Man hatte gehofft, daß ein liberales Regime den Aspirationen der Bulgaren Rechnung tragen werde. Nach den: Gelingen der Revolution vergaßen jedoch die Herren, mit wessen Hilfe sie gesiegt hatten. — Eine Aera blutiger, fanatischer, echt muselmanischer Knechtung und Uiuer- drückung der christlichen Bevölkerung nahm ihren Anfang. Die schönen Versprechungen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit wurde bald vergessen. Wer sich nickst dem Halbmond fügte, wurde erschlagen, ans Kreuz geschlagen, zu Tode gemartert. Christliche Schulen und Kirchen wur den unter den nichtigsten Vorwänden geschlossen, wehrlose christliche Weiber und Kinder wurden in der unmenschlichsten Weise abgeschlachtet. Die verschiedenen Straferpeditionen und Entwaffnungszügc gegen die christliche Bevölkerung Albaniens sind nichts anderes als eine ununterbrochene Kette von barbarischen Akten und Verbrechen gewesen. Augenzeugen dieser barbarischen Szenen sagten einstimmig aus, daß diese Verbrechen und Roheitsakte nicht aus das Konto der Soldateska zu buchen sind, die Offiziere waren vielmehr die Führer und Organisatoren dieser wilden, unmenschlichen Greueltaten. Die höchsten Offiziere und die einflußreichsten Mitglieder des Komitees haben des öfteren öffentlich erklärt, daß „das einzige NegierungS- mittel in Mazedonien das — Spießrutenlaufen sei". Unter Abdul Hamid konnte der Verfolgte Rekurs ergreifen, auch waren etwaige Beschwerden der europäischen Konsuln fast immer von Erfolg begleitet. Heute ist das ausgeschlossen. Die Intervention eines Konsuls ist unzulässig und ein Rekurs hat für den Verfolgten nur noch schlimmere Folgen. Es scheint, daß diesem unleidlichen Zustande jetzt mit Aussicht auf Erfolg entgegengearbeitet wird. Gewisse Differenzen und Meinungsverschiedenheiten unter der christlichen Bevölkerung sind im Schwinden begriffen. Die erbitterten Befehdungen zwischen bulgarischen, griechischen und serbischen Christen haben anfgehört. Seit einiger Zeit macht sich auch eine Annäherung zwischen den Abgeordneten der christlichen Bevölkerung bemerkbar. Dieselbe bezweckt das Zustandekommen einer „Entente" zwischen den christ lichen Nationalitäten, uni ine gemeinschaftliche Plattform zu bilden. Eine Verständigung zwischen den griechischen und bulgarischen Abgeordneten ist so gut wie perfekt, die griechischen Abgeordneten baben auch die anderen, nament lich die Armenier, aufgesordert, sich dieser Liga anzu schließen. Am 6. Januar hat nun eine Besprechung der christlichen Liga stattgefunden, an der 31 Deputierte teil- nahmen. In dieser Konferenz wurde mit Einstimigkeit be schlossen, einen Verein der christlichen Abgeordneten zu gründen. Dieser Verein soll nicht eine oppositionelle Par tei bilden, sondern er soll sich bemühen, die Mißstände und Gewalttaten gegenüber der christl. Bevölkerung seitens der mohammedanischen Beamten zu beseitigen bezw. zu ver hindern. Die chauvinistische jungtürkische Presse mit dem „Tannin" an der Spitze, hat gegen diese Vereinigung sofort eine heftige Campagne inszeniert, ihr Verschwörungs- und Zerstörungstendenzen zugeschrieben. Daß es sich hier nur um eine Hetze handelt, dies zu beweisen ist überflüssig. Tie „Vereinigung der christlichen Abgeordneten" ist viel mehr einerseits eine Garantie für den Frieden und für die Ruhe, anderseits eine Garantie gegen die separatistischen Tendenzen einzelner Elemente. Denn eine Verständigung zwischen Griechen und Bulgaren und zwisck)en Bulgaren und Serben ist nur auf der Basis des territorialen Status- auo möglich. Eine Ausnahme des Einflusses des christlichen Elementes im parlamentarischen und christlichen Leben der Türkei kann nur von Nutzen sein, denn dadurch wird ein Gegengewicht gegen die oft entgegengesetzten Tendenzen und Weltanschauungen des muselmanischen Elementes gc» modernen Europa näherbringen und die vollkommene Ab schaffung der noch existierenden hamidianischen Tradition beschleunigen. Politische Rundschau. Dresden, den 9. gebruar 1911. — Ter Reichstag setzte am Mittwoch die zweite Lesung des Gerichtsversassungsgesetzes fort. Der freisinnige An trag: „Das Amt eines Mitgliedes einer Strafkammer dark nur von einem ständig angestellten Richter wahrgenommen: werden", wird nach kurzer Debatte mit großer Mehrheit angenommen, ebenso fand 8 73. betreffend die Zuständig keit der Strafkammern, nach hartem Kampfe in der Kom- missionsfassung Annahme. Am Donnerstag geht die Be ratung weiter. — Das preußische Abgeordnetenhaus befaßte sich am Mittwoch mit dem Zweckverbandgesetzentwurf Groß-Berlin. Minister v. Dallwitz legte den Entwurf vor. Die Aufnahme desselben ist im ganzen gut, wenn auch von den verschiede nen Fraktionsrednern mancherlei Bedenken geäußert wur den, deren Beseitigung man jedoch von der Kommissionsbe ratung erhofft. — Nächste Sitzung Donnerstag. — Die Privatbcamtrnvkrsichcrnng. Auf eine Anfrage des Münchener Journalisten- und Schriftstellervereins an den Staatssekretär des Innern, ob die Redakteure und fest angestellten Mitarbeiter der Zeitungen unter das neue Ver- sicherungsgcsetz für Angestellte fallen, wurde vom Neichsamte des Innern folgende Antwort erteilt: Die Redakteure und angestellten Journalisten gehören zu denjenigen Personen, für die nach dem Entwürfe des Versicherungsgesetzes für Angestellte der Versicherungszwang eingeführt wird. — Der Vorstand des Trntschcn StüdtctagcS hält seine nächste Sitzung am 11. Februar in Berlin ab. Auf der Tagesordnung stehen die Berichte der Vorstandskommissio- nen über die Kreditvcrhältnisse der deutschen Städte und über die Arbeitsloscnfrage, sowie über die Vorbereitung der heurigen Hauptversammlung des Deutscl-en Städte tages. Im ganzen sind diesem bis jetzt 16-1 deutsche StädtS mit über 25 000 Einwohnern und 10 größere Städtever bände als Mitglieder angeschlossen. Die Gesamteinwohner zahl der Verbandsstädte ist von 16,2 Millionen im Jahre 1905 auf 18,3 Millionen nach der letzten Volkszählung gestiegen. Zirbelfeier des Sammelverbandes Dresden. DaS große WohltiittgkeltSkonzert, welches der Sammelverband Dresden E. V. am Dienstagabend */,8 Uhr in den Sälen des Gewerbehauses veranstaltete, trug ein festliche« Gepräge. Kann doch der Verband auf eine 25jährige segensreiche Arbeit zurückblickm. welche mit Begeisterung der sozialen Arbeit und dem Heile der un sterblichen Kinderfesten geleistet wu de. Da» Konzert er freute sich eines außerordentlich zahlreichen Besuchrs aus allen Gesellschaftskreisen. Die hochwüidigkten Herren Bischof Dr. Scharfer und Domkapitularsenior Monsignore Jakob Skala vom Domstist Bautzen wohnten dem Konzerte bei. Ihre KSntgl. Hoheit Prinzessin Mathilde, die in Be- gleltung der Palastdame Baronin v. Gaertner. des Hof- fräuleinS Maria v. Scköoberg-Rotschöoberg und des Hof- marschallS Kammerherrn Freihercn v. Koennerih erschien, wurde vom hochwürdigsten Bischof und dem Vorstand de» Vereins mit dem Vorsitzenden Herrn Direktor Wilhelm Etselt an der Spitze ehrfurchtsvoll empfangen und in den Saal geleitet. Die VortragSordnung wurde durch einen von dem Musikschriststeller und Komponisten Herrn Heinrich Platzbecker verfaßten und gesprochenen F.-stprolog, der tn launigen Worten einen kurzen Ueberblick über die 25jäh- rtgen Tätigkeit deS Verein« gab. etngeleitet. Die drei Schwestern Margarete. Tharlotte und Melanie Schlitzte im Atter von 8 — 13 Jahren gaben sodann Proben ihrer Fertigkeit aus dem Piston. Charlotte trug außerdem mit weichem Ansatz dos Piston Solo: „Wenn die Rosen sprechen könnten" von RodominSky vor. An Fräul. Maisel lernten wir ein volle» glockenreines Organ schätzen, da» «ach weiterer Vervollkommnung manchen schönen Kunst genuß verspricht. In das tiefernste Schubertsche Ave Maria, welches Frl. v. Pirwitz auf ihrer schönen Harfe sehr ge- schickt begleitete, legte die Sängerin andachtsvolles Emp finden. Auch zwei andere Lieder, „Verborgenheit" von Wolf und „Hoffnung" von Grieg, gab sie mit gutem Ver- ständniS wieder. Mit vollendeter Technik spielte Herr Pellegrini auf der Violine eine selbst komponierte Tarantella und trug die Cavatine von Raff mit der ihm eigenen guten Auffassung vor. Drei Lieder. „Dem Unend lichen" (Fr. Schubert). „Die Mutter" (W. Kienzl) und „Heimweh" (H. Wolf), sang Herr Hofopernsänger Plaschke. Sein warmer voller Bariton gab mit tiefem Empfinden diese prächtigen Kompositionen, von Herrn Krause mit Ge schmack am Klavier begleitet. Von einer guten Schule und viel Talent gab daS Cello-Solo „Musette" von Offmbach Zeugnis, das Frau PatttS zum Besten gab. Auch in dem Quart«tt Meditation aus- der Over „Thais" von Massenet halte sie den Cellopart, währe >d Herr Pelle grini auf seinem Instrument in Begleitung von F Sulein v. Pirwitz auf der Harfe und Herrn Kantor Stier auf dem Harmonium bei ausgezeichnetem Zusammenipiel eine vollendete Leistung bot. In Madame Elena de Luca trat uns die ittalienische Gesangskunst entgegen. Al« ehe malige Leiterin einer Gelangschule in Florenz, jetzt einer solchen tn Dresden, repräsentierte sie die eigenartige Gattung von Kunstgesang durch zwei italienische Lieder. Sie sang Puccini» „Marron Lescault" und sodann „Le Nil* von Leronx. begleitet von Violine (Herr Pellegrini) und Klavier (Herr Stier). Die Künstlerin hat eine vor- zügliche Tonbildung, sang mit warmem Empfinden und schörer Reinheit. Seitdem Herr Felix Schweighofer in Dresden seinen ständigen Wohnsitz aufgeschlagen hat. stellte er seine hohe Kunst wiederholt und freudig tn den Dienst der guten Sache; der Verband ehrte sein Verdienst durch Verleihung der Ehrenmttgliedschaft. Al» er Dienstag daS Podium betrat, begrüßte ihn, den bekannten Freund und Meister, stürmischer Beifall. Mit ihm trat die heitere Mufe in ihre Rechte und fröhliches Lachen lösten seine beiden Vorträge auS; zunächst daS Zitaten- lied von Herrmann und sodann sein eigener urwüchsiger Vortrag „Kur-Erlebnisse eines alten Wieners". Man muß die faszinierende, lebendige und gemütvolle Kunst dieses Meisters gesehen und gehört baben, um den Riesenerfolg gerechtfertigt zu finden. Die Begleitung auf dem wertvollen Förster-Flügel übte Herr Kantor Stier fast bei sämtlichen Programmnummern in ganz ausgezeichneter Weise aus. An das Konzert schloß sich ein fröhlicher Ball an. Von der Zentralstelle des BonifatiuS-SammelvereinS in Paderborn war an den Jubelveretn in Dresden folgendes Glückwunsch telegramm eingegangen: „Dem hochverdienten lieben Sammelverbande zum heutigen frohen Silberjubiläum im Namen de« ganzen Bonifatius-SammklvereinS die herzlichsten Glückwünsche. Möge Gottes reichster Segen Ihr wahrhaft patriotische» wie kirchliches Wirken auch fürderhin stet« begleiten. In L ebe und Treue die Zentralstelle de« Bonifatius-Sammel- Vereins. Domkapitular Theologieprofeffor Dr. Kleffner." Aus Berlin war folgende Depesche eingelaufen: „Dem Sammelverband Dresden zum Silberjubiläum innigsten Glückwunsch. Möge Sammelwerk gesegnet sein immerdar. In Biuderlieb« die Delegaturhauptstelle." DaS frühere eifrige Vorstandsmitglied Herr Pfarrer Riedel in Mittweida hatte ebenfalls ein Glückwunsch telegramm gesandt und als Festgabe die Gründung zweier neuer Sammelstellen in Mtttweida und Waldhetm ge meldet. — So möge denn der humanitäre Verein unter Gottes Beistand mit Hilfe wohltätiger Herzen die kommenden 25 Jahre weitere soziale Arbeit zum Wohle der armen Kleinen leisten! r-r.