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IS. Jahrgang Nr. >33 Montag äen ». Juni 1S23 uer Tageblatt DWZ Anzeiger für Sas Erzgebirge ZUM "*«»h»»«ch-ft,schw- a,. tt. «,1s»,,ch,«»« «I»,tt. L sgiam»«, rag-»iatt fwweMUM. Errthaitea- -ltz amtUchea Sekaavtmachnvgea -er Nair- örr Statt nab -rs Ami-grttcht- An«. p»M«ck»-«tto, ft«; kipris m. »eee Politische Wochenschau. Bon Oberbürgermeister Dr. Külz, M. d. R. Man kann nicht Men, Pa« die deutsche Antwort note unter besonder» günstigen Umständen das Licht der Welt erblickt Hütt«,' Sowohl innenpolMch wie außen- politisch «eschen, laden die Dintze in Deutschland und Mr.Deutschland äußerst Fchwiert^ Wenn man den rich tigen Gesichtswinkel Wr die Beurteilung gewinnen WM, ft» Hellt man sich in solchen Füllen chn MecknMiÄten auf den Standpunkt des Gegner» und versucht sich> klar M Machen, wie Mm die in Betracht kommenden Ber- hüttnisse erscheinen müssen. Was sicht ein Fran Lose in Deutschland letzt für Vorgänge? Er saß im RUHr- gebiet einen weit ausgreifenden, .kommunistischen Auf ruhr, er sicht in Mitteldeutschland kommunistische Re gungen an ollen Orten, Gewalttaten in den großen und mittleren Städten Sachsen», ohne daß eine hin reichende StachSautvrttät in der Lage wäre, durchzu greifen und abzuhelfen, er sicht eine mit . rasender Schnelligkeit anwachsende Teuerung, er sicht eine im mer weitere Kreise ergreifende nervöse Spannung und Unsicherheit, .er /sieht weiter aber ajuch eine Regierung, die täglich mehr den Anschein erweckt, als fehlten ihr klare und entschlossene Ziele; er sicht weiter die wirt schaftlichen Interessengruppen in starker Meinungsver schiedenheit über Art und Maß der LeistunaSPflicht ge genüber Volk und Vaterland. Müssen derartige Erschei nungen nicht den Franzbsen den Gedanken nahelegen, gerade setzt den Truck auf Deutschland durch die Ruhr invasion mit jeder denkbajren Verstärkung fortzusetzen und dadurch die zweifellos vorhandenen wirtschaftlichen und politischen Zersetzungsanfänge zu nach Hal.iger Aus wirkung kommen zu lassen, um damit endlich zum heiß ersehnten Ziele zu gelangen: zur politischen Vernichtung Deutschlands l Psychologisch betrachtet, war also von vornherein auf ffanMisch« Seite eine Einstellung ge genüber de« deutschen Antwort «««eben, di» alle» andere als verheißungsvoll wair. Anders lagen die Dinge in England. Das was vor, einige» Zett an dieser Stelle auSgeWhrt wurde, ist auch sehr balld etngetreten> Das britische Volk Verlangt von seinen Staatsmännern stärkere Aktivität. Der neue englische Premierminister bemüht sich mit sichtbarer Be flissenheit, dieser Forderung gerecht zu werdest. DtÄ außenpolitische Konstellchion kommt ihm dabei M Hilfe. Tie Spannung im nahen Orient hat vorübergehend nach, gelassen. Dafür ist aber zwischen Frankreich und Bel gien nicht alles mchr in Ordnung, Zn Belgien macht sich ein« starke Annäherung M die britische Politik bemerkbar. Wohl hass Pyincare durch seinen zweitägi gen Besuch in Brüssel versucht, die Belgier wied« hem mungslos in sein Fahrwasser M bringen; aber sovöl- lia ungetrübt ist doch die Harmonie Mischen den 'bei den Teilnehmern am Raubzuge nicht mehr. Auch in Italien W -ine starke Neigung nach der britischen Seit» hin zu.bemerken. England hatte also von seinem Stand punkte aus erhebliche Chancen MU seiner.Absicht, di« an der Lösung des Ruhr- und des RePaUationsproblern» beteiligten Mächte an den Verhandlungstisch zu bringen. Di« deutsch^ Antwortnote entwickelt soviel neue Gesichtspunkte, daß man bet ernsthafter.Prüfung nicht mehr Mt den nachdrücklichen Willen Deutschland bestreiten kann, .seinerseits alles W tun. .was den Wea zur Verständigung -öffnet. Freilich fehlt e» in einigen Punkten auch letzt mich an der nötigen konkreten Ge- stattung der. Vorschläge, insbesondere hinsichtlich der Sicherheiten. Abe» für den, der wirklich zu, einer Ver ständigung gelangen will. Hann dies kein Hinderung»- gründ sein, .einem seinen «Uten Willen bekundenden Deutschland gegenüber sich ablehnend zu verhalten. Die nächsten Tage schon werden zeigen, welche Tonart im Konzert« de« Mächte M durchsetzen wird; ob da« auf schrill« Disharmonie übzjelende französische Dur oder das versöhnliche gestimmte britische Moll, Inzwischen zeigt das tnnebe Leben Deutsch, land- seinerseits erheblich« Disharmonien. E» war wenig glücklich von der Reichsreglterung. sich bei Besinn der. Verhandlungen de» MichSdage» die Führung durch Sozialdemokraten und Kommunisten au- de» Hand neh men zu lassen und nicht ihrerseits von Vornherein der ungeheuren Not de» deutsch«« Volke» geMnüber mit ihren Absichten zur Linderung! und Abhilfe auf.den Plan zu treten. Die sehr beachtlichen Pläne der Reich». rogierung müssen an innerpvlittschem Werte und an moralisch« Wirkung verlieren, wenn «» «such nur den Anschein hat, all» seien Uv nicht eigener JnMattv» ent sprungen, sondern auf Druck von sozialdemokratischer Seit« hin gefaßt. Die besten Absichten der RatchSregiv- rung werden Übrigen» nicht ön der Lage sein, den Not stand zu beheben, .sie können Mn höchsten» lindern, denn die letzten Ursachen das AmMwn Lustünd, sind auher-ailL ViMhland» ktz »«ch-Uen uns«« Ireuiw« M Mchen. Ader Maae darum, Wests WUk Bim Ltnde- rung Und kein« Behebung des Notstandes möglich ist, müssen alle Möglichkeiten dieser Linderung restlos er schöpft und jeweils mit größerer Beschleunigung durch geführt werden. Ti« Sätze der .sozialen Unterstützung an Erwerbslose, Sozialrentner. Kleinrentner und Kriegs- fürsorgebedürftige dürfen nicht erst nach Wochen dem gesunkenen Geldwerte angepaßt werden. Löhne und Ge- hütter dürfen nach Maßgabe der wirtschaftlichen Mög lichkeiten nicht erst nach langwierigen Kämpfen auf.die Erfordernisse des Existenzminimums eingestellt werden. Sie müssen das sofort; sonst entsteht Mr die Betroffe nen eine Zwischenzeit der höchsten Note und kür den Staott eine ungeheure GeMvenauells der Unzufrieden heit weitester Volksschichten Berhandiungen über das deutsche Memorandum. Debatte der vier Ha«ptm8chte. Ter französisch-belgische Meinungsaustausch D LU einem Meinungsaustausch MMen den vier Verbündeten Hauptländern erweitert worden. Mast bemerkt im Pa riser Ministerium de» Neußern dazu, .der „Kontaft" zwischen Paris, .Brüssel, London und Rom sei, „bereits ziemlich eng- ^versichert aber andererseits, .daß jn Paris bis zur Stunde keinerlei amtliche Information über die Auffassung der englischen Regierung vorliegt. Ter scheinbare Widerspruch Mischen diesen beiden Angaben ist dadurch zu erklären, daß England sich zu nächst darauf beschränkt hat, Erkundigungen über -die Auffassung der französischen RegierunL einzuziehen. ve» Pariser Entwurf einer Antwortnote, der, auf den Brüsseler Verhandlungen beruhend, .in London und Rom offiziell bekanntgegeben worden ist, besagt etwa, folgendes r Dtk deutschen Vorschläge Lind in ihrer gegenwärtigen Form nicht annehmbar, Deutschland würde gewisse Punkte, in denen sein Angebot nicht ausreichend sei, ändern müssen, wenn eine Ver- ständigung erzielt werden solle/ Frankreich und Belgien bestehen jedoch..unbedingt" dargtuf. daß Deutschland vor etwaigen Verhandlungen .auf den passiven Widerstand verzichte". Man betont am Quai d'Orsay« es sei nicht «t erwarten« daß die Verbündeten sich! von heute auf morgen üb« eine gemeinsame Antwort einigten, mast müsse Vielmehr auf Langwierige Verhandlungen gefaßt sein. GS «schein« sogar nicht ausgeschlossen, daß Ma land die deutsche Noto gesondert beantworte. EnglkjHr Warnung. Ter „Manchester Guardian", der in.den letzten Wo chen wiederholt diejenigen Gesichtspunkte MM Ausdruck gebracht hat, jn denen die Regierung und die Opposition bei der. Behandlung des englisch-französischen Gegen satzes übereinstimmen, dürfte auch- heute dis offiziellen Anschauungen vertreten, wenn er in ein« politischen Information eine außerordentlich ernste und schroffe Warnung.an Frankreich richtet. Sie hat kolgen- den Wortlaut r .Die Zurückhaltung gegenüber.Frankreich ist .seit Januar gewahrt worden, Obwohl englische Interessen durch die französisch« Aktion im Rührgebiet geschädigt worden sind, Hat daN neu« enMsch« Kabinett es nicht unterlassen. .Frankreich Beweise, lein« freundschaftlichen Gesinnung zu geben. Wenn nicht in Zukunft ein an der« Ton in Paris angeschlagen wird, werden wir dies mal wahrscheinlich die dritte und letzte Jnnustratton der Unmöglichkeit «leben, ein Kvanßöfisch-eng.li- fche« Zusammenwirken zu erzielen. Lloyd Ge orge versuchte es mit der Methode der Geduld, des Kompromisses und d« Konzession. Er hat nie mit Frankreich gebrochen, aber « hat auch nicht mit diesem Lande eine Einiaung über eine wichtige Frag« «zielt. Bonar Lstw hat in Pari» den Versuch! gemacht, seinen Absichten Geltung zu verschaffen, und da» Ergebnis war d« Bruch. Baldwin hat bei seinem Eintritt in die Regierung §kb vor allem damit beschäftigt. Frank reich verstehen M lernen, in der Hoffnung, dadurch die Entente zu sichern. Vor einer Woche hat er im „Petit Parisien" eine Botschaft an Frankreich! gerichtet, die mit voll« Zustimmung von Lord Curzon in abgewogenen Worten abgefaßt ist. in der er sich zu dem Glauben bekannte daß ein« enMsch-ffnnMikcha Verständigung doch möglich sei. Sollte in dieser neuen Krise Poineare sich abermals weigern, dem englischen Standpunkt Rech- nung zu tragen, so ist LU befürchten, daß Englands PSlttik LBÜenüb«» Armnkreich geändert wer den müsse. Alle» ist noch nicht verloren« denn obwohl Poineare persönlich dis deutsch« Denkschrift -«rett» in den Papierkorb geworfen hch, hat « auf belgischen Truck» versprechen müssen, daß er keine amtlichen Schritte in der ReparaiionSfrage unternehmen werde, bevor die an- deren Alliierten zu dem Inhalt Stellung genommen Haven. Es besteht daher noch, eine Hoffnung, daß der englischen Regierung noch eine Gelegenheit gegeben wird, für di« geschäftsmäßig« Erledigung der Reparations- frage eintreten zu können." . Ebenso sind dw Blätter .Observ«" und „Sunday Lim«»" der Ansicht, Paß die neue britisch« Regierung da» deutsche Memorandum zum AuSganMmnft einer endgültigen Revlang v« RevarMioMra» machen «üff« Der französisch« Standpunkt für England unann«hmb«. Baldwin habe erkannt, sso schreibt ,Observ«"^ daß bet Pen augenblicklichen Methoden Frankreichs ein lieber« einkormnen vollkommen unmöglich! ist und daß. die kür Europa entscheidende Frage weit wichtiger sei. al» die französisch-englische Freundschaft, lieber da» deutsche Angebot selbst sei die Ansicht der Regierung ptwa die, daß der jetzt von Deutschland in JahreSzahlungen an gebotene Zahlung Möglicherweise Deutschland» unmittel bare Zahlungsfähigkeit darstelle, jedoch! nicht seine spä tere Zahlungsfähigkeit.' Ties sei aber nicht die drin gendste Frag«, umso mehr. MB. die deutsche Regierung alle notwendigen Unterlagen über die Zahlungsfähigkeit Deutschlands zur Verfügung stelle, waN nach britisch« Ansicht zu einer Regelung führen werde. .De« franzö sische Standpunkt sei kür die britische Regierung voll kommen unannehmbar. Werd« darauf gestanden, . so bleibe keine andere Wsthl, als «ist vollständig« Bruch zwischen Frankreich und England. Baldwin z« einer Konferenz in London berelt. Der.Parlamentsbevichterstatt« de» „Daily Expreß" schreibt, Lord Robert Cecil sei, in Pari» gewesen« um den Vorschlag.für eiste interalliierte Konferenz vorzu bringen. Baldwin sei bereit, dis Vertreter der übrigen Regierungen jederzeit nach London einzuladen. Italienischer Starröpunkt. Dl« Zustimmung de» italienischen Bresse zu den außenpolitischen Erklärungen Mussolinis ist abch wett- terhin fast allgemein» Interessant ist di« Stellungnahme, der ,Jdea Nazionale". Sie billigt vor allem Musso linis Politik EtznÜber der Kleinen Entente und be sonders die Haltung gegenüber Oesterreich und Ungarn. WaS die Ruhrfrgge betrifft, .so stellt das Blatt fest, daß Mussolini durchMS mit d« nationalistischen Denk weise sonform Me, .wenn er sagte,, Italien werde kei nerlei politische, wirtschaftliche oder territoriale Ver schiebung des gegenwärtigen Gleichgewichts ist Europa dulden. Diese Erklärung sei durchaus nicht allgemein gedacht «.-.sondern beziehe sich ausdrücklich auf die durchl die Ruhrbesetzung geschaffene Krise und aUif die Lösung, die eine interessierte Macht, nämlich Frankreich, der Krise selben möchte, Mussolini» klare» Programm bring« besonders diejenigen zum Schweigen, die ist Ita lien Mr eine'direkte Verständigung mit Pari» eintreten« wobei Italien, da e» an den Vorteilen der RuhrbesetzUng teilgenvmmen hätte, diese jedenfalls auch gebilligt ha ben würde. Aber auch- diese Außenpolitiker seien da mit widerlegt, die glaubten, eine starke Außenpolitik lasse sich ohne ein starkes Heer« eine starke Ülotto und ohne eine zielbewußte Diplomatie Uhren. Der Hin- weis Mussolinis auf das Heer, da»! sich immer Mr ebnen eventuellen Krieg pereithalten müsse« rede eine, klare Sprache. Vie New Uorkir Press«. Tie Presse in Newyork betrachtet in ihren Leit artikeln die durch die Entsendung de» deutschen Me morandums neu geschaffene Situation alS hosf- nUngSvoll. Sie ist.zwar der Ansicht, daß da» Staatsdepartement auf die deutsche Note nicht offiziell etngchen wird, aber die allgemeine Auffassung «geht of fenbar dahin, daß London eine allgemeine Aussprache auf Mn« Konferenz herbeifühven werbe und dabei der moralischen Unterstützung LLMingtonS Mer sein könne. Eine bedeutsame Rede de» Reichskanzlers. In Münst« Mr Tagung de» RetchSverbande» der deutschen Presse hielt d« Reichskanzler Dir. Cuno «ine Rede, in d« er auseinandevsetzte« was Deutschland alle» geleistet hat und wa» e» alle» leisten will. Er gedacht» der im Ruhrgebiet von den Feinden Ermordeten und der Tausende von vertriebenen und sagte dann wörtlich; „Sie sollen wissen, daß nicht» geschehen wird», wa» st« in ihrem Au-Harren tzmvnen könnte, in ihr« Abwehr, die au» der Liefe de» deutschen Volkslebens hervorgv» wachsen, durch nm erlittene» Unrecht immer wieder nm entfacht zu ein« Flamme geworden ist, di« von kein« Regierung entzündet wurde und ebenso von keiner Re gierung kann «^gelöscht werden. Mr wären d«r Hei mat und d«r Freiheit nicht wert, wenn wir st« MM