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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 29.02.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-02-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192002296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19200229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19200229
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- enth. Beil.: Amtliche Fremden- und Kurliste, Nr. 9
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-02
- Tag 1920-02-29
-
Monat
1920-02
-
Jahr
1920
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Sächsische «r. 49 ßMcktzoecherr «lmt DreSde» «r, S1SV7 Lelegr.-Adreffe: Tlbgaxpresse vl«sevt^ n Unter ¬ en - kommen ter un» (8l:r (811 tucke chki Febrrrar: :emiten ('> >trich(nach- nt (aboS.7) 7) ,desteuer eräudertk unterstell icnehmigt der hi« bkssiunt n Uever- chcn- t» >taskieNr Icvolver- den Kas- st ratze 27. lersir. 1«. illerplatz. Lrler 572» na Frani l., Blase- Icnutzuu, ^evorstan- c bis zu ichen An- riedigun- kiuladn»- imte An- achtZ ge- itzt wir», en obige d<-r B« inigungs- ncn von vor der mpfe b-i Gedenk- -rankr ich iren. Sie zersägte» n. ' Stelle in die Verhandlungen hin- »ingeworfen worden ist. Selbst wenn itire Erledigung einmal ausnahmsweise ganz zugunsten Erzbergers auSsiele, ist es sonach doch eine schwer verständliche Zuversichtlichkeit, zu ver sichern, der Reichsfinanzministcr werde seine Dienstgeschäfre „sofort wieder übernehmen". Heute steht schon fest, dah dieser Mann nichts mehr im Reichsministerium zu suchen hat, denn er ist ein gerichteter Mann, mag auch das Urteil im Helf- ferich-Erzberger-Prozetz ausfallen, wie cs will. Man sollte deshalb auch in jeder Beziehung den Schein meiden, als wolle man der Untersuchung vorgreisen. Es wäre das nach alledem, was über Erzberger in letzter Zeit gerichtsnotorisch und weit, bekannt geworden ist, auch durchaus zwecklos. bergerschen Steuererklärungen etwas näher unter die Lupe genommen und das Resultat dieser Untersuchung dürste bald bekannt gemacht werden. Wenn wir auch sonst davon über zeugt sind, datz Erzbcrgcrs Dickfälligkcit geneigt ist, trotz aller Beschuldigungen ruhig wieder den Ministersessel einzunehm n, so wird das doch nicht gehen, denn so weit ist im deutschen Volke doch nicht Sitte und Moral gesunken, daß es das ge statten würde. Denn es kann wohl nicht genügen, daß in der Steuerangelegenheit „ein positives Ergebnis nicht gezeitigt wird," vielmehr ist es durchaus notwendig, daß ein unzweideu tiges negatives Ergebnis gewonnen wird. Auch bildet in ßer Hah« asewitz. (52'' Anzeigen-Preis: die tzgespaltene Grundzeile oder deren Rau» 70 Pf., im Textteile die Zeile 1.60 Mk, für An- und Verkäufe und dergleichen 65 Pf., Tabellen- und schwieriger Satz 50 "/n Aufschlag Anzeigen-Annabm- für die nächste Nummer bis norm, ll Ubr Dlasewitz Sonntag, 29. Februar 1920 Absatzgebiete. Aus dieser Einrichtung ergab sich für beide Teile Vorteil und Nutzen. Jetzt sieht der holländische Klein Händler der Wiedexanknüpsung der unterbrochenen Beziehun gen mit Sehnsucht entgegen. Sehr beachtlicherweise geschieh: dies trotzdem, daß die englischen Außenhandclsstellc« die Si tuation mit Eifer zu ihrem Vorteil auszubcut<n suchen. Ge rade diese Tatsache läßt mit Klarheit erkennen, welchen W rc man den deutschen Erzeugnissen in Holland beimißt. Es gehen daraus aber gleichzeitig für den deutsche« Kaufmann die guten Aussichten hervor, dH' für eine Wiederanknüpfung der hol ländischen Geschäftsbeziehungen vorhanden sind. Tie sich bietende Gelegenheit für ein erfolgversprechendes Export gcschäft sollte nicht unbenützt bleiben. Ter holländische Klein Händler ist trotz seiner Notlage zu einer Reise nach Deutsch land nicht zu bewegen. Tic Initiative muh von deutscher Leite erfolgen. Ter den vorliegenden Ausführungen zu gründe liegende Bericht schlägt zu dem gedachten Zwecke den Zusamenschluß verschiedener Fabrikanten d-.-r Galan-terie. uns Bazarwaren-Jndustrie vor, um auf diese Weise die unter den gegenwärtigen Verhältnissen natürlich nicht unbeträchtliche. Kosten einer Bereisnnq des Gebietes zu verteilen. Auch dieser Vorschlag dürfte sehr wohl Beachtung verdienen. Es kann nicht Aufgabe dieser Zeilen sein, nähere Einzel heiten für die Durchführung der erforderlichen Schritte aus zustellen. Wir wollen nur auf die erfolgversprechende Be arbeitung des Gebietes Hinweisen und müssen den in Betrach: kommenden Kreisen cs überlassen, ob und in welcher Weise sic den Anregungen Folg« zu leisten geneigt sind. Ter Bericht enthält übrigens noch einige weitere inter essantc Nachrichten. So läßt eine von der weltbekannten Kakaosirma van Houten getroffene Maßnahme auf allerlei Entwicklungsmöglichkeitcn schließen. Tie Firma hat ihre« deutschen Abnehmern -den Bezug ihrer Fabrikate dadurch er möglicht, daß sie zur Verminderung des Bargeldverkehrs aus dem Wege des Tauschhandels deutsche Erzeugnisse aller Art in Zahlung nimmt. Tadurch hat sich in Haarlecm ein bunt gemischtes Lager von Möbeln, Pianos, Fahrrädern, Haus kaltungsgegcnständen usw. angesammelt. Zum Absatz dieser Waren ist die Einrichtung von Exportabteilungen geplant und es besteht eine lebhafte Neigung einer großen Anzahl von holländischen Firmen, den Warenaustausch auszudehnen Vorbereitungen hierzu sind bereits getroffen, und es wird sich lohnen, diesen Vorgängen ebenfalls einige Beachtung zn widmen. Nicht beliebt scheinen die deutschen Aluminium-Erzeng niste zu sein. Der Markt wird von französischen Firme« be schickt. Tie Ware« sollen nach holländischer Ansicht wobt teuerer, aber aualitativ bester sein als die deutschen. Glänzende Gewinne machen die holländischen Lchiffabrts gesellschaften. Die Firma Nievelt, Eondriaa« hat Gewinn« von za. 1500 v. H. zu verzeichnen uns die Abschreibungen der der Holland—Amerika-Linie sind so bedeutend, daß ein? An zahl noch im Hafen befindlicher Dampfer mit dem Wert von einem Gulden zu Buche stellen Dagegen liege« die Verhältnisse im Eisenbahnverkehr weniger günstig. Die Stimmung unter den holländische« Eiseiibahnarbeih'rn ist sehr schlecht und das holländische Mi nistcrium.für Verkehrswesen hat sich zu vertraulichen Ver Handlungen mit den Eisenbahnarbeitern und -beamten ge nötigt gesellen, um einen Eisenbakmerstrcik zu verhüten. Wäll rcnd des ernstlichen deutschen Eisenbahnerstreils erhielt di'' deut'chn Streikkvmmissivn von den holländische« Kollegen der Grenzplätzc Enschede. Winters«, ijk, Oldcnzaal Snmvatstic lnndgebunge«, j« welchen aus eine baldige gemeinschaftlich' Aktion hingewiesen wurde. Wie immer und überall sind also auch hier Licht und Schatten bei einander. Wir glauben mit Recht annehmen zu können, daß sich auc dem mit dem holländische« Handelsverkehr sich beschäftigen den Teile des Berichts bzw. aus den Beobachtungen rings Kenners, de^ in Holland vorliegenden Verhältnisse auch fü - unsere sächsische Industrie mancher wertvolle Hinweis ge winnen läßt. Die Bemühungen nm die Wiederaufrichtung unseres Wirtschaftslebens erfordern sorgfältigste Beachtung aller Möglichkeiten, die zu dem erforderlich«« Ziele führe« können. MÄ lütrl - » 10 eben io Vfe««i«r Me - tagsüber me schon Dachwiger (526' «»»»» Erscheint jeden Wochentag nachm. 4 Uhr ^llr den folgenden Tag- L.zugspreis: durch die Post viertclj. 6- ausschließlich Bestellgeld; durch Boten frei ins Haus vierteljährlich 6—, monatlich 2.10; bei Abholung in d - 'jchtelle vierteljährlich 5 40, monatlich l 80 Wirtschaftliches aus dem Auslande. Einem uns aus Holland zugebcuden Berichts zufolge besteht dort unter den Kleinhändlern von Spielzeug, Steingut. Haushaltungsartikeln und dergleichen starke Nachfrage nach deutschen Erzeugnisten. Der Kleinhändler d«r Branche ist jetzt ganz und gar den holländische« Grossisten ausgeltcfert, die die Waren in bed«utcndcn Mengen unter den größte« Preis- drückereicn in Deutschland aufkaufen und trotz der billigen Einkaufspreise nur unter Berechnung enormer Preisaufschläge an den Detaillisten wcitcrgeben. Vor dem Kriege stände« die .Kleinhändler mit den deutschen Fabrikanten in direktem persönlichen Verkehr. Dadurch erhielt der deutsche Kaufmann einen- guten Einblick in die Markttage deS Landes und stu dierte an der Orrelle den Bedarf ans die Wünsche der dortige« Politische Nachrichten. Freiherr von Lersncr mahnt zur Entschlossenheit. Vor einer nach Tausenden zählenden begeisterten Zu hörcrmengc sprach am Donnerstag abend in Ebern nitz der frühere Vorsitzende der deutschen Friedensdclegation in Pa^. Freiherr von LerSner. Lcrsner gab ein ergänzendes Bild des Verlaufs der Friedensverhandiungcn in Versailles, namentlich d«r Beratungen über die Entschädigung für Scap Flow, die Gesangcnensrage, die Frage des Einmarsches recht.. deS Rheines bei Nichterfüllung irgendwelcher Bedingungen, sowie die Auslieferungssraae und zeigte, wie einzig und allei-- entschlossenes, einmütiges Zusammenhalten auf deutscher S il Erfolg gegenüber den feindlichen Forderungen erzielt. Mi stürmischem Beifall wurde Lcrsners mannhafte Haltung ge genüber der von ibm an die Entente zurückgcschickten Ans lieferiingsnote begrüßt. Er erklärte dabei, er habe, nachden- cr immer wieder der Entente versichert hatte, daß kein deutsche,- Beamter' weder ak»iv noch passiv die Hand zur Auslicfernrw bieten würde, nicht als erster solche Handlangerdienste für die Entente tun dürfen. Ucbrigens gab Lcrsner der Ucberzeu- gung Ausdruck, daß die Entente. wenn Deutschland weiter Entschlossenheit zciae, schließlich ganz aus die Auslieferung verzichten werd«. Aus den weiteren Ausführungen war be sonders eindrucksvoll die Bemerkung LerSner-, -atz eS seit Grenzen des Streikrechtes der Angestellten. D. J.-E. Erst nachdem «ine Verordnung über Tarif verträge usw. im Dezember 1918 ergangen war, welche die Bedeutung gemeinschaftlicher Abschlüsse über die Bedingungen, der Arbeitsverhältnisse in den Vordergrund rückte, habest sich die Vereinigungen der Angestellten mit dem Abschluß von Tarifverträgen eingehender befaßt, haben im Handel usw. ihre bisher mehr nach anderen Gesichtspunkten organisierte« Verbänden sich gewerkschaftliche Grundsätze zu eigen gemacht. Wer jemals in die Lage gekommen ist, mit Angestellten zu verhandeln, und wieviel Arbeitgeber habe« sich wohl heute damit abzngeben, seitdem es Ausschüße und Betriebsräte gibt, wird aua) die Erfahrung gemacht Haven, daß den Angestellte« mit der gew rkschastlichen Tradition auch alle die gewerkschaft liche« Grundsätze fehlen, die sich die Arbeiterschaft irr jahre lange« Kämpfe« zu eigen machte. Wenn ja auch gerade in letzter Zeit durch das Ueberhandnehmen syndikatlicher und kommunistischer Hetzereien mancher Streik der Arbeiterschaft ohne oder gegen den Willen ihrer alten Gewerkschaftsorgani- sationen vom Zaune gebrochen wurde, so kann man im gro ßen ganzen doch sagen, daß Streiks erst dann eintiate«, wenn alle Verhandlungsmöglichkcite« erschöpft waren. Anders bei den Angestellten, die mangelnde taktische Schulung ihrer Führer, die fehlende Disziplin der Geführte«, bat neben u:r- zcitgemäßen Streikdrehnngcn auch Streiks zur Folg^ ge habt, wenn die Verhandlungen noch schwebten oder noch gar- nicht abgebrochen waren. In diesem Zusammenhang ist es interessant, wie auf der Tagung des Hauptverbandes der Ortskrankenkassen der Vorsitzende Fräßdvrf (sozialdemokrati scher Abgeordneter der sächsischen Volkskammer» energisch be tonte, daß die Ortskrankenkassenangestellten solange „kein Streilrecht hätten, «sie noch Verhandlungswege beständen, da die Krankenkassen lebenswichtige Betriebe seien". Was Herr Fraßdorf hier für die Ortskrankenkassen in Anspruch nimmt, gilt für die gesamte Industrie und den Handel Deutschlands. Jeder einzelne Betrieb ist beut' lebenswichtig für das Bestehen unseres Vaterlandes, und selbst ein Tag Stillegung bringt unermeßlichen Schaden nicht nur für die betroffene Industrie, sondern auch für die betreffende« Ange stellten. die den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Es sei nur auf die in jedem Tarifentwurf aufgestellten Forderungen auf noch weitere Verkürzung durch 48stündige Arbeitszeit lnngc- wiesen, die Herr Fraßdorf damit beantwortet: Das deutsche Volk habe die Pflicht zu arbeiten, denn nur Arbeit könne «ns aus dem vorhandene» Tiefstände herausbringen. Diese An schauungen sollten sich auch die Angestellte« zu eigen machen. Sehr deutlich ist auch der Hinweis darauf, daß die Schutz- bestimmungc« der Rcichsversicherungsordnung cin- r Revision unterzogen werden müßte«, und daß ei« entsprechender An trag an dia Reichsregierunck in dem Angenblick erfolgen würde, wo eine Streikandrvhung von feiten der Angestellten erfolgt. Von dem Vorsitzenden der Ortskrankenkasse könnte man cher Arbeitgeber lernen, dem trotz seiner sebr sachlichen Gründe in Verhandlungen und vor dem SchlichtnngsauSschusse der Mut entfällt. Amtsblatt für die Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, das Amtsgericht Dresden für die Superintendentur Dresden II, das Forstrentamt Dresden Md für die Gemeinden: Dlasewitz, Weitzer Hirsch, Laubegast, Dobritz, Wachwttz, Riederpoyrttz, Hostcrwitz, Pillnitz, Weitzig, Schönfeld Lublikations-Organ und Lokalanzeiger für Loschwitz, Rochwitz, Bühlau, die Lößnitzgemeinden, Dresden-Striesen, .Neugruna und -Tolkewitz DrniN und Verlag: Slbgan-VnchdrweNerei Verlagaamftal« Harn»«,« Veqer » L». Die Politik der verflossenen Woche. Im Vordergrund des allgemeinen Interesses stand in »er nunmehr beendeten Woche der sich ebenfalls zu Ende neigende Helfferich-Erzberger-Prozetz. Was in diesem Pro zeß bisher schon enthüllt worden ist, hätte man bis vor wenig Jai>r«n nicht für möglich gehalten. Erzberger war von icber eine sehr zweifelhafte Persönlichkeit, und cingewcihte Kreise wußien, daß er schon als Abgeordneter es meisterhaft »erstanden hat, persönliche Vorteile für sich zu erhalten. Daß dieses Treiben, welches sonst in der deutschen Beamten- ... weit nicht Sitte war, als Staatssekretär und zuletzt als j diesen Beschuldigungen gegen Erzberger diese besondere Tache Kcichsfinanzministcr fortgesetzt, übersteigt aber alle Begriffe nur ein einzelnes Glied; und jedermann erkenn» sofort, wes- :wn Moral und Sitte. Hierzu kommt nun noch, daß er es halb sic gerade an dieser Stelle in die Verhandlungen hin- mit seinen eigenen Steuererklärungen nicht genau genommen i>-. baden soll. Hätte sckon das bisherige Ergebnis des Pro zesses, in welchem der eigentliche Angeklagte Helffcrich mit Necht als Kläger austritt, die sofortige Beseitigung dieses Mi nisters erfordert, so wäre dies mindestens unbedingt notwen dig gewesen, nachdem die Ocffentlichkeit von den Steuererklä rungen des NeichSsinanzministers Kenntnis bekommen hatte- Ad«r auch jetzt geschah dies noch nicht, denn man beschlag nahmte zuerst diese Broschüre, welche die Oeffentlichkeit über Arzbergers Treiben aufklärte und dann „beurlaubte" mau den Herrn Reichsfinanzminister. In der offiziellen Bekannt machung hieß cs, „Erzberger ist vorläufig von der Wahrneh mung seiner Dienstgeschäfte entbunden worden." Die Ve- tanittgabc dieser Tatsache erfolgt selbstverständlich mit der sittlichen Entrüstung, die bet alle« Dingen, die mit Eräberger «isammcnhängcn. ja schon üblich ist, die aber längst gewünschte Wirkung völlig verfehlt. Sie beginnt gleich mit der vernich- rcndcn Phrase: „Nach Bekanntgabe der gestohlenen Steuer akten des Nrichsfinanzministers Erzbcrger . . ." Unter dein alten Regime allerdings hätte diese Wendung vernichtet. Aber beute —? Auch Akten habe bekanntlich längst aufgchört, un verletzlich zu sein. Und gerade der jetzige HauptregierungS- >e«'er, Herr Erzberger, hat dazu beigetragen, daß <>s der Re volution so leicht wurde, auf diesem Gebiete mit den alten Uebcrlieferungd« von gut und böse aufzuräume«. Erzber- a-.rs Name ist ja schon früher im Zusammenhänge mit der Verwendung von Akten genannt worden, die nur auf un erlaubtem Wege bis zur Parlamentsmappe der Parteircdner -langt sein konnten, wie dies ja auch jetzt im Helffcrich brzb-rger-Prozeß wieder festgestellt wurde. Erinnert sei nur an den Einbruch in de« Geschäftsräumen des Flottenvercins m Jahre 1906, einer aufsehenerregenden Affäre, bei der gerade der Abgeordnete Erzberger derjenige war, der das Material dieses Diebstahles im Reichstage parteipolitisch ausschlachtete. «etzt erfährt er nun am eigenen Leibe, wie es tut, wenn man mit solchen Mitteln bekämpft wird. Nur ist, falls die bekannt gewordenen Steuererklärungen Erzbergers echt sind, doch wohl noch ei« erheblicher Unterschied zwischen jenen Vorgän ge« und dem, was jetzt der Herr Reichssiyanzminister erlebt. ll'!d die Entrüstung darüber, daß ftine Steucrakten „gestoh- i «" seien, macht sich ziemlich eigenartig. Die Art, wie die Angelegenheit angefaßt wird, ist überhaupt bezeichnend für die Heutige Taktik. Herr Erzberncr hat „unverzüglich" eine Untersuchung geg«« sich veranlaßt, „und damit seinerseits auf jede materielle Erwiderung in der Presse verzichtet, die der Ilntcrsnchung vvrareifen konnte". Herr Erzbcrger will oder kann also nicht erklären, daß die so ungemein schweren Beschul- »ignngeu gegen ihn unwahr sind, und wählt denselben Weg, -> v in Sachen Helsserich «eine Verschleppung der Aufklärung um ein halbes Jahr zur Folge hatte. Inzwischen kann viel, sehr viel geschehen, zumal in unserer Zeit mit ihren sich >o überstürzenden Ereignissen. Herr Erzberger wird auch u.rr von der Wahrnehmung seiner Dienstgeschäftc entbunden, „damit auch nicht der Schein eines Druckes auf die llntcr- ß'chung des Finanzamtes fallen möge." Unter dem alte« Re gime wäre es wohl kaum nötig gewesen, gerade das so be- -onders hervorznhcbcn; nach den Ergebnissen des Helfferich- Prozesses allerdings möchte es nicht überflüssig erscheinen. Taß aber weiter nichts zur Begründung der vorläufigen Amtsenthebung des Reichsfiuanzmiuisters gesagt ist, wird manchem Deutschen als Zeichen dafür gelten, daß das Rcinlich- keitsgefühl in gewissen Kreisen gegen früher viel Einbuße er litten hat. Mai» war sich auch offenbar an den leitenden Stel- !'ir der Wirkung der betreffenden amtlichen Erklärung in ihrem allzu Erzbergcrschen Stile doch nicht sicher. Die „Deutsche Allg. Ztg " vonr25. Februar muß daher ein übriges tun, indem sic folgende Bemerkung daran knüpft: „Es liegt Grund zu der Annahme vor, daß der Teil der Opposiüons- messe, dcp in den letzten Tagen in Angriffen gegen den Rejchs- sinanzminister mehr als ein übrig-s getan hat, versuchen wird, die vorläufige Enibinduug des Ministers von seinen Dienst- eeichäften als einen Vorläufer seines endgültigen Rücktritts u deuten. Demgegenüber ist es nötig, an der Tatsache festzn- tmtten, daß es sich hier, wie klar aus der amtlichen Meldung -'ervorgsht, nur um eine vorübergehende Dispensie rung des Ministers handelt, die lediglich zu dem Zweck er folgt un» in der vsn ihm selbst beantragten Untersuchung von vornherein jeden Schein eines Druckes auszuschließcn. Ist die Untersuchung abgeschlossen und hat sie ein positives Er gebnis nicht gezeitigt, so wird der Ncichsfinanzminister seine Dienstangelegenheiten sofort wieder „übernehmen". — Wenn die betreffenden Regierungskreise diese Notiz wieder gus dem offiziellen Organ herauslancieren könnten, und zwar so tchnell, wie sie dieselbe hineinlanciert haben, würden sie es wahrscheinlich herzlich gern tun, denn sie hab«»» etwas voreilig -ehan-elt. Wie jetzt bekannt wird, hat -le St-atSanwaltschaft schor» vor Erscheinen -er beschlagnahmten Broschüre die Erz-
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