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VItst N»»rr „raß, t tritt. Das Wichtigst, vom Lage. Der König von Sachsen lraf gestern vormittag an Bord d » Lloy'mmvftrt Großer Kurfü'st tnPortSudanei«. Die Weitere eis« nach LH ar tum war auf 2 Uhr nachmittag» festgesetzt. Das sächsische Ministerium de« Innern stellt de« Gewerbekammern M ti> l zur Unterstützung« on teste Selbständigkeit auch nach außen besitzt, wie die, jetzt in wirtschaftlichen Verhandlungen mit den vereinigten Staaten sehr stark heroortritt. Da, Schweigen der Thronrede ist vielleicht «in Anreichen dafür, daß di« Position England» gegenüber Ta, nada wohl recht schwach zu sein scheint. Sehr auffällig ist ferner der lakonische Hinweis auf di« andauernd freundlichen Beziehun- gen mit den andern Mächten sowie auf den Handelsvertrag mit Japan und di« Situation in Persien. E» mag «vielleicht sein, daß man niemand zunahe treten wollte und deshalb alle« in Bausch und Bogen erwähnte. Gleichwohl «hätte «ine kleine Spe zialisierung, in freundschaftliche unverbindliche Worte gekleidet, doch vielfach Befriedigung hervorgerufen; nicht einmal des japa- Mitteilung von einer Reihe sozialer Vorschläge gemacht, wie Ausdehnung der Altersponston, Einführung der Versicherung der Jndustrtebovälkerung gegen Krankheit und Invalidität sowie Arbeitslosigkeit. Leber andere wichtige Fragen der inneren Politik, speziell di« Homerule, die Betobill und derg/. mehr, schweigt man sich gründlich au». Di« Thronrede scheint alle» in allem nach dem diplomatischem Grundsätze aufgestellt zu sein, daß die Sprache dazu da sei, um di« Gedanken zu verbergen. Politische Tagesschau. Au«, s Februar. Bezugspreis: vyrch unsere Boten frei in, ksao, monatlich 50 Ofg. Bei der Geschäftsstelle abgekolt monatlich 40 pfg. und wöchentlich 10 Pfg.— Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich ,.so Mk., monatlich so pfg. — Durch den Briefträger frei in, Haus vierteljährlich 4.-2 Mk., monatlich «» psg. — Einzelne Nummer 10 psg. — Deutscher Postzeitongrkatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden -n>' ">usn dm-- Insertion,prei,: Vie siebengespaltene Rorpuszeile oder deren Raum für Inserate au» Boe ond den (Ortschaften d« klmtshauptmannschast Schwarzenberg >0 Pfg., sonst >s Pfg. Reklamepetitzeile 25 pfg. Bei größeren Abschlüssen «nt- ftrechender Rabatt. Annahme von Anzeigen bi, spätesten, 9'/, Uhr vormittag,. Für Aufnahme von größeren rammten Stellen kann nur dann aebürgt werden, wenn sie am Tage vorher bei »ns eingehen. und Anzeiger für das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktton mit Ao,nahm« der Sonntage nachmittag, von «—» Uhr. — Telegramm-Adresse: Tageblatt Aoeerzgebirg«. — Ferntzrecher LL. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. m. d. ff. in Au» i. Lrzged. Verannv » licher Redakteur: strllz Krnbolä für die Inserat» verantwortlich: vllatrer Krau». Beide m Aue 1 Lrzgeb. Donnerstag. 9. Februar lull, iirkrr äaoo nüntt kttcintii Nr SS SechStkv gahrgnn-. Auer Tageblatt Handwerkslehrlingen zur Verfügung. » Da» G rücht von einem Kaiserbesuch beim Papst wird offiziös dementier«. Dr deutsche Kronvrinz tritt am 2b. d i e s e« M o n a t« mit dem englischen Dampfer Arabta von Bombey ou, die Hrtmreis« an. itz Staatesekretär Delbrück erklärte, daß die Sbaffun« einet seibsländtgenBundesstaateSElsa ß-L othrt ngen iür de verbündeten Netzes ru»gen unannehm» b a r iei. i ' Der U »nicht an der Krakauer Universität wird in diesem Wintersemester nicht wieder ausgenommen. Englische Parlamentseröffnuug. Das englische Parlament Ist nunmehr mit einer Thron rede Königs Georg eröffnet worden, in althergebrachter Form, die sich allem Anscheine nach auf die Thronrede selbst zu erstrecken schien. Das vom König verlesene Dokument ist so farblos Die möglich, und man muß viele» zwischen den Zeilen lesen. Nachdem in ausführlichster Weise König <N»uard gefeiert worden ist, wird der südafrikanischen Mission de» Herzogs von Tonnaught gedacht, di« zweifellos für den Zusammenhang de« dor tigen Kronlandes mit dem Mutterland« von Bedeutung war; auf fallen muß aber daß die künftig« Verwendung des Herzogs al» Ge neralgouverneur von Tanada mit keinem Worte erwähnt wird. Es ist zur Genüge bekannt, daß die Beziehungen dieser großen Kolonie zu England recht locker sind und daß Tanada die wei. irischen Bündnisses ist mehr Erwägung getan. Mit Genugtuung darf man die Versicherung entgegennehmen, daß England in Persien keine Sonderziele verfolge. Freilich wird in England gar manches versprochen. Für di« ganze Anlage der Thronrede charakteristisch ist auch da, Fehlen einer Erwähnung der Balkanfrage, abwohl England dort ganz beträchtlich interessiert ist. Vielleicht wird die» noch im Parlament nachgeholt werden, sobald der Leiter der aus- wärtigen Politik, Grey, der infolge Famtltentrauer in der ersten Parlamentssitzung nicht anwesend war, Red' und Antwort stehen wird. Immerhin war bemerkenswert, daß der Kabinett»chef As quith ganz besonder» Frankreich» gedacht«, indem «r er klärte, im Namen der Regierung erwidere er auf» herzlichste die herzlichen und freundlichen Ausdrücke, di« d«r hervorragende Minister de» Aeußeren Frankreich» mit Bezug auf Großbritan nien vor einigen Tagen gebrauchte. Auch gedachte der Premier der Tatsache, daß in diesem Jahr« di« Feier de» 80. Jahrestage» der Begründung der Einheit Italien» fallen werde. Warum gerade dessen in der Rede Erwägung geschah, ist nicht recht er findlich, es müßte denn sein, daß man englischerseit» erneut ver- suchen möchte, Italien zum Vorspann für britische Interessen zu nehmen. Jäönfalls wird auf die englischen Parlamentyver- Handlungen in den nächsten Tagen wegen der prinzipiellen Au«, einandersetzungen noch mehrfach zurückzukommen s«in, zumal auch über die Gegenstände der inneren Politik ein« heiße Debatte ent brennen dürft«. So ganz nebenbei werden nach Erwägung de» Planes einer Königsreise nach Indien Vorschläge für die Rege lung der Beziehungen zwischen den beiden Häusern de» Paria, ment» zum Zwecke eine» wirksameren Arbeiten» der Verfassung cmgekündigt, al» ob es sich um «ine untergeordnet« Frage han delt und nicht um den Punkt, um den sich augenblicklich di« ge- samt« inner« Politik England» dreht und der ja auch zu der letzten Parlamentauflösung geführt hat. Desgleichen wird noch Gerichtsorrfassungsgesetz. X Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben! Nachdem man am Dienstag ausnahmsweise einmal tkb«r Moabit nicht gesprochen hatte, glaubte man die» gestern sofort nachholen zu müssen. Nachdem der Antrag Dahlem, der am Dienstag im Reich» tage vorzeitigen Schluß herbeigeführt hatte, angenommen war, kam es zu einem Rededuell zwischen dem Genossen Heine und einem RegierunAskommissar bet einem sozialdemokratischen An. trage über di« Verweisung von Prozessen an bestimmt« Straf kammern, der damit begründet wurde, daß die Staatsanwalt schaft, wie Moabit gelehrt habe, Willkür sich vorgeh«. Der Antrag wurde abgelehnt. Mehr Glück hatte man dag^en mit ,in«m Anträge der Linken, wonach in den Strafkammern nur ständig angestel.lt« Richt«, tätig sein -Liefen, der trotz de» Widerspruche« de» Staatssekretär, Li«o angenommen wurde. Zu «tn«r längeren Auseinandersetzung kam es dann beim tz 73 über di« Zuständig?«» t der Strafkammern. Ein Antrag der Linken will Urkundenfälschungen an di« Schwur, gerichte verweisen, wa» aber van Regierungsseite bet aller Sym pathie für die Institution der Schwurgericht« abgetthnt wurde. Rechte, Zentrum und Nationalliberalr, au» deren Rethen sämtlich Juristen sprachen, wollen aber von einer Ausdehnung d«» Schwur gericht«, in der Leregten Hinsicht nicht» Missen, «» verbleibt bet den Kommissionsbeschlüssen. H«rr Hein« hatte sich noch «inen Ordnungsruf zugezogen, da er di« Haltung der Juristen im ersten Essener Prozeß »«rsprecherisch genannt halt«. Heute wird man vielleicht -um Schluß kommen. » * Besuch Kaiser Wilhelm» beim Papste? Di« vom Auer Tageblatt bereits veröffentlicht« Nachricht der Frankfurter Zei tung, der Kaiser werde im Mär- nach Rom kommen und auch den Papst besuchen, wird in Rom an maßgebender Stell« Die Märlhyreriuuen der Koketterie. cerachd«« Es liegt ein Stück Tragik in dem weiblichen Schönch«itstrieb, ein odijsches Martyrium. Man könnte von göttlichen Dulderin nen sprechen, die um ihrer Schönheit willen — st« zu heben, sie durch Kunstmittel ins rechte LüA zu setzen — die grausamsten Qualen auf sich zu nehmen bereit sind. Man hat sich gewöhnt, von fraulicher Aengstlichkeit, Zimpferlichkeit zu sprechen. Das ist aber zweifellos für ihren Schönheitsfuror nicht zutreffend, denn der zeigt uns die Frauen aller Zeiten und Völker auf der Höhe eines vergleichslosen Heroismus. Was männlicher Schönheits sinn, hauptsächlich der Mitteleuropas, an Duldertaten aufzu weilen hat, ist winzig, mückenklein, denn was will «in« Schnurr, bartbinde neben einer Gesichtsbinde, die kürzlich für dap schöne, in diesem Fall« zu verschön«rnde Geschlecht in Frankreich erfunden worden ist. Nach Art «ine» Ritterhelm» umschließen starke Gummibänder Stirn, Wangen und Kinn der Trägerin, und die Nase gar wird durch eine Quetsche seitlich zusammengedrückt. Diese Sturm-, ich wollte sagen Nachthaube, l«gt di« Dam« Abend für Abend an, bi» au» dem plebejisch-rundlichen Gesicht die schmale, aristokratische Form geworden ist. Wann di« Wandlung «tntritt, läßt sich wohl schwer voraus bestimmen; im Interesse der armen Dulderin aber wäre zu hoffen, daß «» überhaupt «in. mal geschieht. Dieser nächtlich« Kopschutz erinnert übrigen» an die Gesichtsmaske der eleganten Römerin de» Altertum», di« sich bekanntlich, um die Haut weich und schön zu erhalten, da» Gesicht mit «tnem Drollt« 1g üb« Nacht oerll«istert«, der dann am Morgen mit Eselsmilch obgewaschen wurde. So etwa» wie «in«n Rekord in der Kokettert« scheinen aber die Abessinierinnen ausgestellt zu haben. Den «benholzfarbenen Schön«« ist «» leider nicht vergönnt, den -«zaubernden Teint d«r rosenfingrig«n Go, zu erwerben ; sie finden aber, daß «Kaffeebraun ihrer Rabenfarbe immer noch vor-uztehen ist, und so haben st« «ine recht raffinierte Art ersonnen, sich diese» Aussehen zu geben. Ei« schließ«« sich volle dr«i Monat« in «in Zimmer «in und um. hüllen sich dicht mit ein«m Leinenstoff, unter dem sie klein« Feuer von grünen Zweigen und Räucherwerk abbrenn««. Der beißende Rauch bringt einen merhwürdigqn Verfall der Haut hervor, di« nach diesem Prozeß Heller und weicher wird. Unter den farbigen Rassen ist das Verschönern der Haut überhaupt an der Tagesordnung, und unter den mannigfachen Prozeduren spielt da» Tätowieren «ine Hauptrolle. Dieser schmerzhafte Akt, der vielfach noch im Backfischalter vollzogen wird, bleutet wohl zugleich ein« Prüfung im klagelosen Ertragen heftiger körperlicher Schmerzen, also eine Art Vorbereitung auf den Mut terberuf und die Peinigungen durch den künftigen Meherrn; denn Sanftmut gehört nicht gerade zu den Tugenden der farbi gen Ehemänner. Bisweilen freilich wissen die Wilden selbst nicht, wa» sie sich unter dem Tätowieren denken. Davon er zählt Taylor folgende Geschichte. Auf den Vitt-Inseln tätowie ren sich nur di« Frauen, Mährend auf den benachbarten Tonga- Inseln sich nur die Männer tätowier««. Ein Tonganer war nach den Kitt-Inseln geschickt worden, um zu erfahren, wie täto wiert würde. Während der Rückreise sagte er sich immer vor: Mann muß die Frauen tätowieren, nicht die Männer. Er stol pert« aber über einen Stein, fiel und vergaß! seinen Satz, so daß er bei seiner Ankunft den Seinen erzählte: Man muß di« Männer tätowieren und nicht di« Weiber, und seitdem wurde e» auch so gehalten. Meist jedoch ist da» Tätowier«« Lei Frauen au» Schönheit,gründen üblich, wie ein neuseeländisch«» Lied be weist, da» di« Gespielinnen ihrer Freundin singen, während ihr Lippen und Kinn tätowiert werden. E» beginnt: Leg' dich hin, mein« Tochter, zu zeichnen dich, Zu tätowieren dein Kinn! Daß nicht, wenn du kommst kn «i« fremde» Hau», Sie da sagen: Woher diese» häßlich« Wetb? Di« hierzu gebrauchten Instrumente haben in Neuseeland di« Form kleiner, zterlicher Haken, deren au, Knochen oder Muschel gearbeitet« Klingen mit fein«« Zähnungen an der Schneid« ver sehen sind. Dies« gezahnte Schneide wird der Haut aufgesetzt, und durch «inen leichten Schlag mit «tnem hölzernen Hammer werden di« mit Farbstoff bestrichenen in di« -aut hineinyetrie- ben. In anderen Ländern wieder benutzt man nadelarttg« In« strumente, die bisweilen, wie in Japan, au» einer Reih« dicht nebeneinander liegenden Nadeln bestehen. Eine wesentlich schmerzhaftere Prozedur scheint die der Schmucknarben zu sein, die bei einzelnen Völkern al» besonder schön gelten, wie Lubbock erfuhr. Bei den Frauen von Martay (ArHtralien) ist di« einzig« wichtige Handlung da» Abschrappen d«, RÜckqw, ich möchte es «in Einkerben nennen. Diese Prozedur findet statt, sobald ein Mädchen erwachsen ist. Das junge Frauenzimmer kniet nieder und legt ihren Kopf zwischen die Knie «in«t alten^ starken Frau, der der Operateur mit einem Muschel- oder Feuerstein stücke reihenweise von der rechten zur linken Seit« quer über den Rücken lbis dicht an die Schulter lange, tief«'Einschnitte in das Flei ch macht. Der Anblick ist äußerst empörend. Da« »lut rinnt in Strömen herab ünd tränkt di« Erde, und die Schmerzensaus brüche des arm?, Opfers steigern sich zu einem lauten Angst geschrei. Und doch unterziehen sich di« Mädchen gern dieser Qual, denn «in gut gekerbter Rücken wird sehr bewundert. Unsere Damen werden diese Koketterie gewiß etwas übertri«. " ben finden, aber die australische Negermod«, di« zweffellos den Vorzug der Stabilität hat, verlangt da» nun einmal, und wenn die Neuseeländerinnen Hr Gesicht tätowieren, um sich vor den Runzeln de» Alter, zu schützen, so werden st« «» wieder nicht ver stehen, daß eine europäisch« Schön« statt «in«» «tnmaligen Ein griffs täglich viele Stunden dem gleichen Zweck opfert. Vtcom- , teste de L., «ine zweit« Ninon d« l'Gnclo», erzählt offenherzig, daß sie bereit» vom 20. Jahr« am mit allerlei Hilfsmitteln ihr« Schönheit zu konservieren, zu besser« Haltung zu bringen und zu erhöhen unternommen -ab«. Dazu braucht« sie bis zum 30. Jahre täglich -wei bi« drei Stunden. Dom SO. bi» 80. Jahre mußte schön da« Doppelt« dem Schönh«it»kult geopfert w«rden, denn «» halt, die kleinen Fältchen an den Mundwinkeln, di« Krähenfüßchen an den Augen durch ««Handlung mitDämpf« n und weichen Pasten gewissermaßen fort-uschmetcheln, da, dünner werdend« Haar mußt« sorgfältig von den immer häufiger auftretenden Eilberfädrn gejätet «erden, ganz zu schweigen von der stetig wachsenden Mühe, e» möglichst kleidsam und effektvoll zu frisieren. Nachdem die Fünfzig überschritten waren, reicht« auch die Zett nicht auh« hin, den vielen Bervätern de» Alter» den Garaus zu machen. Dieser Schönheitsfrondienst zivilisierter