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N» 89. zehnter Jahr-. Donnerstag. 30. Mär; 1888. «aNch früh 7 Uhr. -us««te »«»« —-«««men: G»U*en»SI.«»«n- tags — «Ittag» » »Vr: «äMenffvase 1». 7»»wi,. in hjks. «atte, üb« t<tzt tn U.000 «,r«»<,rr» «rsch»t»t, ß»d« Nn« ersflgr^ch« »«bnttugs- >- v.. - -'» :-,1 ' ^ösunemnll: LkrtrljLhrlich 20 Ngr bei unentgeldlicher Ll«-> serung in'« Han«. Durch die Sönigl. Post »icrlrljichrtich LS Rgr 2Ini«ln« Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeilr r Ngr. Druck und Eigeuthum der Herausgeber: Tltpsch ök Nkichar-t. - «erantwortlicher Redacteur: IttftUS Reichardt. 1. April beginnt ei« neues Dresdner Vkachrichte« Wir er« tuche« Kcktber unsere geehrten Abonnenten, ihrg.HeS-nun aen darauf rechtzeitig,u machen, damit reine unterbrechuug in der Anfendung «folgt. ^ .... - . Die ExpedÜios der Dresdner Nachrichten. ' ' Lr«de«, «n 30 MLr». i i"^7 Sss- Maj. der König hat die bisherigen wirklichen ,OKerbergam1S« Assessoren, Brrgräthe Adolph Eduard v. Brust «n!» Oswald Erhard Römisch «« Oberbergräthen ernannt. l— Ihre könjgl. Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin beehrten vorgestern Lüdicke'S Wintergarten «it rinDüi li^naerld! ^6einäe. 7.1 -7 In der Wiener „Presft" liest «an Folgendes: „Wir hören aus Dresden, daß Herr v. Brust über Ostern nach Pari» rriftn will, um Aerzte zn consultirrn, vielleicht auch diplomatische. Diese ab und zu wiederkehrenden Pilgerfahr ten deutscher Staatsmänner nach Pari» machen einen wider wärtigen Eindruck/ Da« „Dresdner Journal" bemerkt hier über: „Wir können versichern, daß hier von einer Reis« de» Herrn Staat-Ministers v. Beust nach Paris nicht die Rede P UPd auch njcht gewesen ist. Was bei uns einen wider wärtigen Eindruck macht, da» ist die Leichtfertigkeit, womit gewisse Bltztter derartige völlig grundlose Gerüchte zu ver breite» beflissen find." — rx. Obgleich di« eigenUich« Concertsaison dieser Win- PrS vorüber ist, und vorgestern die Aufführung des „Feen- W» u sotzrie her Civcu« de» Herrn Renz starke Anziehung»- de» Hetel de Vax« gegebene Loirse mooioelv stärker besucht, als wir vermuthrtrn, denn die eigentliche Musikwelt DrrSdenS War eS, welche sich so zahlreich ringefunden hatte Da< Eon- oert war in mehr als einer Hinsicht außerordentlich, denn Herr von Bülow hatte er nicht nur verschmäht noch eine mitwir- kende Kraft für dasselbe zu gewinnen, sondern da« Programm enthielt auch meist solche Clavirrwerke, die man von ander« Pianisten nicht vortragen hört, weil sie, um die Aufmerksam keit der Zuhörer zu fesseln, ein ganz besonder« geistig belebte« Spiel erfordern. Das meiste Interesse erregten zwei Sonaten, bi« eine (ü-woll) 1817 von C. M. v. Weber, die andere (ä-m»!I) 1825 von Franz Schubert componirt; nur meinen wir, daß der Herr Concertgeber mit der bedeutend längeren Sonate ven Schubert hätte beginnen sollen. Ein Künstler wie Herr vr. von Bülow darf seiner Fantasie und seinem feingebildeten Geschmack« auch besondere Freiheiten gestatten, wie z. B. im letzten Satze der Weber'schen Sonate, wo, wir uns schien, einige Läufer eingelegt waren. Völlig unbekannt, aber höchst originell war die Gavotte (Il-moll) von Beethoven. Außerdem erfreute uns Herr v. Bülow durch ein Bourse (X-«oII) von I. S. Bach, einem Präludium und jeiner Fuge von Rubinstrin, und einer reizenden Romanze und Robelette von R. Schumann. Die größt« Virtuosität entwickelte aber der Herr Concertgeber in der Chopin'schen Fantasie und den LiSzt'schen Kompositionen, dir in einer Nebertragung eine« 4.V» Aari» au« dem 18. Jahrhundert von Arcadelt, und einer Kbapeockio eopagiol« (Manuscxipt) über zwei spanische Melo diken bestanden. In den genannten Musikstücken zeigt« Herr vr. von Bülow die vollendete Technik, ein fei« schattirte«, höchst saubere«, tiefdurchdachtr« und warm empfundenes Spiel. — Am Dienstag Nachmittag fuhr ein Knecht der hiesigen Lohnkntscher Schmidt mit einem schwergrladenen Steinwagen bei« sogenannte» Hohenstein in der Ntche von Gittersee, als ihm bei« Anschleifrn plötzlich die Pferde durchgingen. Der Knecht sprang vom Wagen um die Pferde zu erhalten, kam «brr dabei unter die Räder der Wagens und wurde jämmer lich am Arme und an den Schulten» zerfahren. Der Un glückliche wurde in Begleitung des herbeigeeilten Schtukwirth Frohberg, de« Ortsrichter» und Bader« »ach dem hiesige» «tadtkankenhause gefahren. — 8. AuthrepologischeS Museum. Wohl kann «S nicht« Interessantere« und Lehrreicheres geben, als da« Studium desjenigen GchöpfungSwerkeS, das wir mit Recht da« Meisterwerk nennen — da« Studium de» menschlichen Körper», und wo sich nur immer Gelegenheit bietet, seine Kenntnisse über den Wunderbau desselben zu erweitern, da sollte Niemand zögern, dieselbe «it Eifer zu ergreifen ; denn der Mechanismus eind da« räthsrlhafte Triebwerk derjenigen Maschine kenne« zu lernen, die wir von unserem ersten bi« zu »nserem letzten Athrmzugr mit uns herumtragcn, und ven deren regelmäßige« Gang« ba« Wohl und Wehe unsere« Kör- per« und unsere« Geister abhängt, da« sollte von Rechtswegen unser erste« Gesetz sein. Dem denkenden Menschen kann es unmöglich genüge«, nur zu wissen, daß diese Maschine ihre Functionen verrichtet, er will auch ihre Construction kmnen, will wissen, was er behufs ihre« guten und regelmäßigen Ganges zu beobachten, behufs ihrer Beschädigung zu vermeiden hat. Wer also Lust hat, nicht bloS als Träger, sondern auch als Hüter einer solchen Maschine zu gelten, wer, mit einem Wort, nicht selbst blos Maschine sein will, dem ist jetzt auf eine leichte Weise das Mittel dazu geboten: er besuche das seit einigen Tagm in der ersten Etage des Gewandhauses ausgestellte anthropologische Museum aus München. Ein Stündchen aufmerksamer Betrachtung wird ihm größeren und reelleren Genuß bieten, als mancher Abend im Theater, Lir en« oder auf der Bierbank, vorausgesetzt, daß ernste Wiß begier, nicht frivole Neugier ihn hier fesseln. Für erster« findet er hier reichhaltigen Stoff. Die sehr kostbare Aus stellung enthält in fünf Abtheilungen: sämmtliche Menschen- racen der Erde; die Eingeweidelehre des Menschen; eine voll ständige Abhandlung der Sinnesorgane; die Muskellehre, zum Theil vergrößert und zerlegbar behandelt, und die Entwicke- lungSgeschichte des Menschen, Vogels und Amphibiums. Die Präparate, theils in WachL, theils in Papiermache, sind höchst sauber und kunstvoll gemacht. Wir rathen einem Jeden, der nicht gewohnt ist, wie man zu sagen pflegt: in's Blaue hinein zu leben, sich diese höchst lehrreiche und kunstvolle Ausstellung anzusehen und, wenn eS sein kann, zu wiederholten Malen. — Obgleich die durch ihre ausgezeichneten künstlerischen Leistungen berühmte Tochter unsers Königlichen Kapellmeisters Herrn Krebs, die noch so jugendliche Pianistin Mary Krebs, dem sächsischen Pestalozzi-Vereine schon einmal in diesem Win ter ihre schönen Kräfte zur Verfügung gestellt hat, ist sie auch dem Wunsche de- Vorstandes unsers Dresdner Pesta- lo ui-Stifte« in liebenswürdigster Weise entgegen gekommen imd wird in einem übermorgen (SorRrabrnd, den 1. April) im Hotel de Saxe auszuführenden Concerte Mitwirken, in welchem sie von der Königlichen Hofschauspielerin Fräulein Wolfs, der Sängerin Frau Johanna Schubert, dem Hof- »pernsänger Herrn Scaria und den Königlichen Kammermu sikern, den Herren Grützmacher und Kötzschke in dankenswerthe- ster Weise unterstützt werden wird. Das im Jnseratentheile dieser Blätter vollständig abgedruckte, höchst interessante Pro gramm dieses ConcerteS, sowie der wohlthätige Zweck, wel chem der Ertrag gewidmet ist, werden gewiß nicht verfehlen, demselben recht zahlreiche Zuhörer zuzuführen. Möchten die Gönner und Freunde unserS Pestalozzistiftes — welches zu dem in Leipzig gleichen Namen führenden „Rettungshause" in gar keiner Beziehung steht — sich auch veranlaßt fühlen, in den hoffentlich nun bald eintretenden schöneren Frühlings tagen einmal einen Spaziergang nach dieser, Löbtauerstraße Nr. 3 gelegenen, Erziehungs- und Kinderbeschiftigungsanstalt zu machen, um sich von den segensreichen Einwirkungen der selben auf unsre ärmere Kinder Welt durch eigne Anschauung zu überzeugen! — Der Verein für Erdkunde feierte am 21. d. M. in den oberen Räume» des Belvedere sein zweites Stiftungsfest. Der erste Vorsitzende Herr Major von Abendrotb gab in ge drängten Worten eine llebersicht über die Thätigkeit des Ver eins im letztverflossenen Jahre. Die Zahl der Mitglieder be trägt gegenwärtig 113. — Besonders erfreulich ist die aus den thätigsten Männern im Verein gebildete Sektion für AuSwanderungSangelegenheiten, die, fern von Parteisucht oder eigennützigen Zwecke« eS sich zur Aufgabe gemacht hat, nach eigene» Anschauungen sowohl, «IS durch fortwährenden direkten Verkehr mit transatlantischen Ländern, sich so mit den zur Auswanderung geeigneten Pläpen vertraut zu erhal ten, und solchen, die in fernen Gegenden ihr Heil »ersuchen wollen, gewissenhafter mit Rath an die Hand gehen zu kön nen. — In diese« Sinne hat die gedachte Sektion bereit- gewirkt und namentlich vom Hamburger Senate z. B. nach Vorstellungen die Zusage erhalten, daß derselbe in dem Be reiche seiner Mrlsamkeit die jetzt an verschiedene« Ort n ver suchte Werbung für das amerikanische Kriegsherr unter falschen Vorspiegelungen nicht mehr dulden werde. — Auch gegen die in mehreren Blätter« seitens der mexikanischen Regierung angeregte Auswanderung nach Aucatan strebt man an, ge stützt auf Erfahrungen, die es unzweckmäßig für deutsche Kandtvirthe erweisen, jenes Land zum Felde der Thätigkeit zu erwählen. Herr Advokat Leskh hielt im Verlause des Fest abends einen humoristischen Vortrag über Dresdner Special- Geographie. der in weiteren Kreisen gekannt zu werden ver diente. Lin durch heitere Tafelliedcr und bezügliche Toaste gewürztes Mahl beschloß das Fest. — I« der vorgestrigen Sitzung de« Gewerbcvereins, in welcher wieder viele Mitglieder ausgenommen und viele Mit- gliedtkandidatcn verlesen wurden, theilte zuerst Herr Stadtrath Grüner mit, daß blind gewordene Marmvrplatten nur durch Aufpoliren, beziehendlich, wenn der Schaden durch Sturen re. entstanden ist, durch vorherige- Absck leisen, beseitigt werden kann. Herr Töpfer Möschke bemerkt zu den in voriger Sitzung vorgelegten Unterplatten für Berliner Oefen, daß dieselben eine von ihm herrührende Verbesserung seien und verspricht, in einer späteren Sitzung vollständige Platten auszustellen. Herr Busold legt eine von ihm konstruirte Holzspaltemaschine, die von Herrn Queißer für 18^ Ngr. geliefert wird, im Mo dell vor. Es schneidet dieselbe auch Beste durch. Herr Har- napp bringt aus der permanenten Ausstellung des Hm. Find eisen in Chemnitz ein« Anzahl interessanter Werkzeuge mit, al- z. B. einen Schraubenschlüssel nach dem Schwarzkopfischen Systeme, aber von Schmiedeeisen und von gefälligerer Form, eine Paralleldrathzange, eine Schubleere, die nur 3 Theile einer Rundung zu berühren braucht, um den Durchmesser zu messen, den Dewies'sch n Einölapparat, der sich durch seine Billigkeit und Bequemlichkeit auszeichnet, verstell bare Centrumbohrer, Schneidekluppen, gerissene s WasserstandSö gläser und Cementproben. Letztere sollen darthun, daß man in Bezug auf Cementsabrikation in Deutschland den Englän dern keineswegs nachstehe. — Herr Ober-Jnspector Tauberth berichtet über den in Frankreich eingesührten neuen Caselli'schen Telegraphen und zeigt eine mit demselben ausgenommene Ori ginaldepesche vor. Desgleichen läßt derselbe eine, mit dem Drucktelegraph erzeugte Depesche kursiren. Der Drucktelegraph giebt die Depesche in lateinischer Druckschrift und arbeitet schneller, als der Caselli'sche, und ebenso schnell, als der Morse'sche — Die Hausbau-Commission zeigt an, daß sie keine Schuld an der Verzögerung der Bauangelegenheit habe, da die Sache noch beim Stadtrathe liege und daß sie in nächster Zeit einen Bericht mit Zeichnungen aussenden werde. — Herr Maschinenbauer Lucas leitet eine Debatte über nöthige Verbesserungen im Begräbnißwesen rin. Wir kommen auf dieselbe zurück und werden ganz ausführlich be richten. Für heute theilen wir nur mit, daß man für gera- then fand, die Gründung eines Vereines zu beantragen, der es sich zur Pflicht mache, alles Unnöthige und die Mittel der Hinterlassenen Uebersteigende bei Begräbnissen zu vermeiden. — Herr K G. Schöne theilt schließlich mit, welche Ersparnisse erzielt werden können, wenn man, anstatt die Balkm zu be hauen, sie schneidet und stellt eine Rechnung auf über den Werth der Hauspäne und den der abgeschnittenen Schwarten und Schlagbreter. In nächster Woche werden die Winter sitzungen geschlossen. — Eine kleine, zu einem Klumpen geballte Schneelawine donnerte gestern Nachmittag vom Dach der Neustädter Kirche herab und fiel auf einen Herrn, der unten mit «ufgespanntem Regenschirm vorüberging. Von der Wucht deS Schnee- zur Erde niedergeworfen, erhob sich der Mann unbeschadet, aber sein Regenschirm war in Fetzen zerrissen. — Sichern» Vernehmen nach befinden sich unter den vielen nachträglich noch eingegangenen Anmeldungen zu dem Eängerfest auch Helgoland und Petersburg, letzteres mit 24 Mitgliedern der dortigen Liedertafel, vertreten. — Da die Maulkörbe für Hunde noch bis zum 5. Mai in Anwendung kommen müssen, und die Construction dieser Maulkörbe sich nicht immer als zweckmäßig, ja nicht selten für die armen Thiere recht peinigend erwiesen, so hat Herr Pilz, Pragerstraße 11, eine Art ganz neu construirtrr Körbe erfunden, die sich dadurch als empfehlenrwerth darstrllen, daß der untere Theil durch Federsprungkraft den Hunden da- Saufen gestattet. — Bei einem auf der Königsstraße wohnhaften Lohn- kutscher ist vorgestern Abend eine Fensterscheibe in seinem par terre gelegenen Logis von einem unbclannten Diebe eingedrückt, dadurch ein Fensterflügel aufgewirbelt und mittelst Einsteigens ein Bett, einiges Geld nebst diversen Schriften gestohlen worden. — — Aus dem Hause Nr. 16 der großen Schießgasse er tönte gestern Morgen gegen 1 Uhr der Hilferuf eine« dort wohnenden Mädchens, welcher durch seine Kläglichkeit die Nach barschaft erschreckte. Der diensthabende Nachtwächter wird jedenfalls den Urheber dieses Skandals zur Rechenschaft ge zogen haben. — Wieder ist es gelungen, ein gefährliches Passagehemnr- niß aus dem Wege zu räumen. Man weiß nun zwar nicht, ob die hierzu Verpflichteten dies gethan, »der ob dies Herrn Lüdicke'S Vorsorge zu danken ist. Wir meinen nämlich da« große Loch, welches auf der Blumenstraße unweit der Einmün dung der Elisenstraße gleich einer Wolfsgrube schon manche« Passanten eine unfreiwillige Erniedrigung bereitet hat. Da« Loch ist jetzt ausgefüllt Wenn doch auch andere, nicht min der störende Passagehemmnisse in hiesiger Stadt — nachdem man einmal die öffentliche Aufmerksamkeit aus sie gelenkt — auch so rasch verschwinden wollten, wie jenes Loch! Das Loch hat bekanntlich schon seit Jahr und Tag Jedem entgegen ge gähnt und nachdem wie vor Kurzem dasselbe einer Besprechung