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K«m«er S7 - 22. Jahrgang Erscheint sechsmal wöchentlich. Bezugspreis für Juni 8800 M. AnzelaeupreiSrDie eingespaltene Petitzeile 880 Vtz, für Familien-und Ve reinronzeigen. Stellen» und Mietgrsuche L80 M, Die Pettt.Reklamezeile, 89 mm breit. 1000 M., Lfselteugebühr für Selbstabholer 80M.. bei Uebersenduiig durch die Post außerdem Poetozuschlag. Preis für di« Einzelnummer 800 Mark Peschüstlicher Teil: Josef Koyman», Dresden Siickstscke Freitag, den 15. Juni 1923 Im Fall« höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung aus Lieferung sowie Erfüllung von Anzeigen-Austrägen und Leistung von Schadenersatz. Für undeutlich und dnrchFern- sprecher übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt eingesandte und mit Rückporto nicht versehene Manuskripte werden nicht ausbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 8 bi« 6 Uhr nachmittags. Hauptschristleiter: Dr. Joses Albert. DreSdeS Tageszeitung für christliche Politik und Kultur Redaktion und Geschäftsstelle: Dresden,«ltstadt IS. Holbeinstrahe 4« E Fernruf 32722 / Postscheckkonto Dresden 14797 MklWlW M BW * Ae Well »er Null * Das >>M Lebe» * >.H, Dresden-Altstadt 19, Holbeinstraße 49 Englands Bemühungen nm Franlreich Das ewige Hin und Her .zwischen London und Paris — England für den Abschluss eines Gottes friedens? — Weitere Mordtaten im Ruhrgebiet — Dollarlrnrs: 107 730 Das DelchssW-esttz im MunMuOusj Im Bildungsansschuß des Neichstcrgcs tobt der Stellung", krixg weiter. Es wird erbittert um „Grabenstücke" gekämpft. So drehte sich am Mittwoch in einer dreistündigen, heftigen De- batte der Streit um einen Sah aus dein Anträge der bürger lichen Parteien zu 8 3 (Bekenntnisschule), welcher lautet: „Die dem Bekenntnisse eigenen und in der Schule herkömmlichen religiösen Uebunge» und Ge bräuche sind zu pflegen, ohnx das; dadurch der Unterrichtsbetrieb im ganzen beeinträchtigt werden darf." Die Sozialdemokratie nahm schärfste Stel lung gegen diesen Sah, in welchem sie eine Beeinträchtigung der staatsbürgerlichen Freiheiten des Lehrers zu befürchten glaubte. Stach Ansicht der sozialistischen Redner wäre der Geist des Bekenntnisses in der Bekenntnisschule lediglich von der subjektiven Gesinnung des Lehrers abhängig. Nach sozialdemo kratischem Rezept solle der Lehrer an der Bekenntnisschule auch dann nur weiter wirken dürfen, wenn er die Erteilung des Reli gionsunterrichts ablehnt und nicht mehr ans dem Boden des Be kenntnisses steht. Bekanntlich hat der sozialdemokratische preu ßische Kultusminister Harnisch dixsen Standpunkt nicht ver treten, sondern erklärt, daß ein Lehrer, der nicht ans dem Bo den des Bekenntnisses seiner Schüler steht, für diese Schule un geeignet sei. Der sozialdemokratische Staatssekretär Schultz, welcher als Negiernngsvcrtret?r heute einen, der Verfassung ent sprechenden, lohalen Standpunkt vertrat, wurde deshalb von sei nen Parteigenossen Hoffmann (Kaiserslautern) und Schreck unter groß- und kleinkalibercs Kreuzfeuer genommen. Dr. Loswenstein (Soz.) betonte, der Charakter der Bekennt nisschule bestehe lediglich di,rin, daß Lehrer und Schüler dem selben Bekenntnisse angehören, unbekümmert um einen von ihm selbst gestellten Anträge (Nr. Ol): „Die Schule verliert ihren Charakter als Schule chneö bestimmten Bekenntnisses oder einer bestimmten Weltanschauung dadurch nicht, daß auch Kinder an derer Bekenntnisse oder Weltanschauungen sie besuchen" usw. Auf die Bemerkung der sozialistischen Abg. Frau Pfülf, der Aberglaube wohne nicht neben dem Glauben, erwiderte Prof. Dr. Lauscher (Ztr.), der innigste Nachbar und Verwandte deS Aberglaubens sei der Unglaube. In den Sprechzimmern der so- «nannten „weisen Frauen" (Wahrsagerinnen, Kartenlegerinnen- öiine man sich dafür unwiderlegbares Bgwei'smaterial erholen. Den Standpunkt des Zentrums zu dieser Frage vertraten die Abgg. Marx und Hofmann (Ludwigshafen), wobei er- sterec namentlich auf die verfassungsrechtliche Begründung deS zur Debatte stehenden Satzes und letzterer ans die pädagogische Berechtigung dieses Antrages hinwies. — Aiiknüpfend an die Worte der Sozialistin Pfülf: „Die Art, wie sich der Geist zur Schule auswirkt, bestimmen nickst Gesetze und Verordnungen, sondern die Persönlichkeit des Lehrers," betonte Abg. Hofmann (LndwigShafen) das Recht der Eltern und Erziehungsberechtigten auf die verfassungsmäßig garantierte Konfessionsschule, welche als bestes Erziehungsmittel des Vorbildes nicht entbehren könne, und diesxS Vorbild sei der Jugend lebendig in dem ge- sinnungSgleichen Lehrer gegeben, der nicht bloß tbeoreiisieren, sondern auch praktisch ausführen müsse, wenn er nicht zu einen, Zerrbild ocs Erziehers, zur personifizierten, innere» Unwahr haftigkeit werden solle. In die Bekenninisschule gehören deshalb nur bekennt,,istreue Lehrer, und was die „dem Bekenntnisse eigenen und in der Schule herkömmlichen religiösen Uebnngcii und Gebräuche" beträfe, so seien diese nach einen, geordneten, methodischen NeligionSimterrickst doch nur die pädagogische For derung der Anwendung und Uebnng. Er wundere sich, daß die Sozialdemokratie, welche an der Bekenntnisschule in der Pra xis große Interesscnlosigkeit zeige, den Anhängern der Bekennt nisschule ibr Schulideal nun noch auSzuhchlen suche, während man, umgekehrt, den Sozialdemokraten ihr; weltliche Schule nach deren Geschmack doch konzertier«. Die Stellungnahme der So zialdemokratie bedeute vollendete Gewissenstyrannei gegenüber den Anhängern der Bekenntnisschule. Religionsunterricht sä nach Art. 149 der Verfassung ordentliche? Lehrfach und müsse in der Bekenntnisschule auch seine praktische Auswirkung finden. Ein RcgierungSvertreter Preußens machte darauf anfme'k- sam, daß »ach 8 -28 der ReichSversassnng der Beamte besoldet werde nach seinen Fähigkeiten und Leistungen: bei Ablehnung de? Religionsunterrichts könne demnach der Lehrer an eine an dere gleichwertige Stelle versetzt werden, nm dort entsprechend; Mehrleistung zu erziele». Ein bestimmtes Reckst ans eine bestimmte Stelle habe kein Staatsbeamter. Dem widersprach der sozialdemokratische Abg. Dr. Radbrnch lder frühere ReicbS- justizmimster) unter Hinweis ans Artikel 1!8 und 139 der Reichs- Verfassung. Bei Art. 128 der Reichs-Verfassung handle cS sich nm Werte der Leistung und nicht um das Maß. Schließlich wurden alle von den Sozialdemokraten gestellte» Anträge ab ge lehnt und der im Anträge der bürgerlich-',, Parteien festgelegte Satz: „Die dem Bekenntnisse eigenen und in der Schule herkömmliche» Ile Hungen und Gebräuche sind zu pflegen, ohne daß dadurch der ll n t e r r i ch t S b etr i e b im ganzen beeinträchtigt werden darf" mir 19 bürgerlichen ge gen 10 sozialdemokratische Stimmen angenommen. Die neuen Kohlenprelse Berlin» 14. Iunt. In der gemeinsamen Sitzung des Reichs- kohlenverbandeS und des Großen Ausschusses des Reichskohlenrates wurde am 13. Juni 1923 beschlossen, die Nettopreise se Tonne Kohle wie folgt zu erhöben: Steinkohle, Rbeinland-Westsalen um 82 974 Oberschleften „», 76 891 Niederschlesien um 88258 .6, Sachsen um 107 975 -2; Braunkohle, Rhe n. Rohkohle nm 14 989 Briketts nm 53891 Mitteldeutsche Rohkohle »m 19973 Briketts um 52 852 ^6. Hiernach stellt sich z. B. der Preis der Fettsörderkohle im Rubrgrbiete je Tonne netto aus 239444 brutto auf 339778 Die neuen Preise gelten ab 15 Juni 1923. Die Erhöhungen sind festgesetzt in demselben Ausmaß wie die am 11. Juni 1923 beschlossenen Zuschläge zu den Bergarbeiterlöhnen, d. h. um 59—62°/,. SMM lmr Ml- »Ild WWW« London, 14. Jnni. In der gestrigen Sitzung des britischen Kabinetts, die unter dem Vorsitze des Ministerpräsidenten Baldmin statifand, wurde die Nepnrcftionsfrage weiterhin besprochen. Vor der näch sten Woche ist mit einer Erklärung über den englischen Stanv- punkt nicht zu rechne». Berlin, 13. Juni. Der Londoner Matinkorrespondent meldet: Baldwin bemühe sich in der Richtung, eine gemein same Antwort auf die deutsche Not; zustande zu bringen. Da er es nicht sehr eilig Hetze, wolle er sich Zeit lassen, nm eine vorschnelle Erörterung zwischen Frankreich »nd Großbritannien zn vermeide», znmal dies z» eine», Bruche der Entenie führe» könne. Man hofft, auS der Sackgasse hcranszusommen, und d'S Mittel hierzu bestehe in einem Abschluß eines Gottes- friede ns im Nnl, rgcbiet auf folgender Grundlage: Falls die französische Regierung znstimme, den Charakter der Besetzung etwas abzuändern, n->d zwar dahingehend, daß sie zwar aus rech t e r h a l t c n würde, aber, wie eS auch anfangs geplant war, in weniger sichtbarer SV eise, bann würde sich die englische Ne steriing bei der Neichsregicrnng dafür einsetzen, daß der passive Widerstand nnfhöre und daß die französische Be setzung einfach als eine Kontrolle der Alliierten der im Vcisailler Vertrag vorgesehene» Neparntioiisbestimmunge» hingcnommen wird. Berlin, 11. Juni. Wie ans Lmbon gemeldet wird, scheint dort der Gedanke an einen Waffenstillstand im Nuhrgebict immer noch von den maßgebenden Kreisen erörtert zu werden. ES heißt, daß daS englische Kabinett, von diesem Gedanken ausgehend, die Verhandlungen mit Frankreich zn füh ren beabsichtige. (Wie man sich in London eine französische Be setzung deS RiihrgebieteS in weniger sichtbarer Weise vorstellt, ist nnS allerdings völlig unklar. Man kennt wohl d.,S Auftreten eines Franzosen „och nicht zur Genüge. Auf diesen neuen Gimpelfang füllt hstfeiillnh niemand in Tentsch'and her ein. D Red.). Die unmögliche Förderung London, 11. Juni. Der Ss.idcrberichtcrstattcr der Ti mes im besetzte» Gebiet schildert den Wiocrstaiid, auf den eia Versuch dcr brutschen Regierung, den passive» Widerstand a»i< zugebcn, im Nuhrgcbiet stoße» würde. E.ne Aufforderung der Negierung a» eine Bevölkerung, die sich znm Widerstande q-gcn eine freust e Besetzung erhob und infolgedessen bcträchtl'ch ge litten habe, sich nicht »nr zu ergeben, sondern tatsächlich in den Dienst ibreS Gegners zn treten n»d ihm zn Velsen, wötzrend dcr FriedciiSverlsandlnngen daS Land fester i» dir Hand zn bekomme», würw eine Folge nach sich ziehe», nie un- übersehbar sei. ES sei n n w ahrschrin ! i ch, daß die Ne- girrnng Enno eine Erfüllung dieser französischen F-oidcrnng übernehmen könnte. Sicher würde ein Sturm von nllcn Sei ten aller derer losbrechc», die für die Sache gelitten haben, wenn sie erkennen müßte», daß die Früchte ihrer Opfer von dcr Ne gierung weggc warfen würden. Der Berichterstatter fahr: fort: Ein Unterschied müsse jedoch gemacht werden zwischen Pas sivem Widerstand und Snboinoenltci!. ES könne kein guter Grund bestehen, wonach die deutsche Regierung »icbt, wie viele örtliche Behörden dies in zahlreichen Bezirke» seit langem getan hätten, vollständig von dieser Form der Aktivität abriicken sollte, die rein nationalistischen Ursprunges sei. tAnmertung des W. T. B.: Die Negierung hat niemals einen Zweifel darüber ge> lasten, daß sie eine solche Form der Naivität nicht billigt.- D-7 Berichterstatter weist darauf hin. daß bei der Erwäg»»» der Frage daran gedacht werden müsse, daß 98 v. H. der dcnt'cheu Bevölkern»» der cingenblicklicheo- französischen Negierung voll kommen mißtrauen und der Ansicht seien, daß bnS wirkliche Zstl der Nuhrnktio» nicht die Bezahlung von Reparationen sei, son dern territoriale u n i> wirtschaftliche Vergrö- ßcrn n g. Was w-?! Becken? Berlin, 11. Juni. And London wird gemeldet: Der belgische Vorschlag, der gestern in London überreicht wurde, sieht eine Entenlesonferenz über das deutsche Angebot vor, und zwar vor Erörterung der Frage deS passiven Wider standes mit Deutschland. Nach dem Dailtz Telegraph wurde t»'k belgische Nrpnrationdplgn gestern von de» englischen Finnnzsach- vcrständigen geprüft. Den Kapftglwert dcr Reparationen schäll-m tie Belgier auf 10 Milliarden, dis Jahresleistungen ans 2.8 Mil liarden Goldmark. Tie demschen Eisenbahnen sollen noch diese:» Plane eine Milliarde, die Monopole 15 Milliarden Pfund und die Sachleistungen 359 Millionen Pfund ergeben. Amerikas Bereilwillipkeit zum Sckiedsrichieramt London, 11. Juni. Washingtoner Telegramme besagen, daß die englische Negierung einen Plan Vorschlägen möge, der den Bereinigten Staaten das Ami dcs Schiedsrichters in der NepnrativnSfraqe znrrkennen soll. Holding lehnte jede Erklä rung über diese Meldung ab. Nne GM staitsWer Aalkrei ' Mainz, 11. Inns. In Mainz fand gestern dle KriegSgerlchtSverhandluna gegen den der Sabotage angeklagten Ingenieur der Badischen Anilin-' und Sodafabriken Körges statt. Der Angeklagte war t» dein Augenblicke überrascht worden, als er die Einnbahnsteecke In der Nähe von Ludwlgshasen durch Sprengstoffe z» zerstören versuchte. Er befindet sich bereits seit längerer Zelt in Haft. Schon lange hatte er die Absicht zu erkennen gegeben, sein Leben dem Vatev- lande zu opfern. Er hat iich bei der Vernchmun« offen zn der ihm zur Last gelegten Tat bekannt. Sein Verhalten wird von den fianzöii-che» Blättern a's ausfallend würdig be zeichnet. In der Verhandlung protestierst' er gegen de» Por.nnrs der Feigheit, den ihm dcr Vertreter inr Anilage machen wollte, und versicherte, daß er nur ans pntrotischen Gründen gchandrlt habe. — Der Angeklagte wurde nach kurzer Verhandlung zum Tode oernrteilt. Dortmund, 11. Juni. Von den Franzosen wurde der an gebliche Mörder der beiden fn'nzösischen Unteroffiziere sesn- genommcn, Nach fra,'Micher Angabe handelte es sich nm einen früheren deutschen Schupooeamtcn. Der Verhaftete versuchte, sich durch dir Flucht seinen Verfolgern zu entziehen und wurde dabei erschosst». Dortmund, 11. Juni. Der nn» schon vier Tage andauernde B r l a g c r un g s z n st a » d . der über die Stadt Dortmund mit Ihren mehr als 599 999 Einwohnern verhängt worden ist. hat schon jetzt gewaltige Störungen des gesamt » Wirb- schastslrbenS znr Folge gehabt. Alle Möglichkeit«» für einen geregelte» Geschäftsgang sind unterbrochen. Zahlreiche Arbeit r und Angestellte, die außerhalb arbeiten, sind nicht mehr in der Lage, vor der Sperrstunde ihre Wohnungen in Dortmund zn erreichen »nd müs-stn nach ihrer Arbeit ans den Werken zurück- bleibe». Die Hotels sind leer. Der Zuzug von Reisenden hat gänzlich aufgehört. Da bekanntlich die Telegeaphensperre weiter andauert, besteht keine Möglichkeit, einen Arzt an ein Krankcnlett zu rufen. Niemand wagt es. in KranIheitSsüllen »ach !» Uhr abends die -traue zu betreten, um einen Arzt zn hole». Der Handel stockt schon merklich. Tie Milchzusn.hr ist bereits äußerst unregelmäßig. Düsseldorf. 14. Juni. Der Schornsteinfeger Heinrich Drä, ger. der bei rinem französischen Offizier weg n KaminsegcnS vor stellig geworden war und die Erlaubnis zum Fegen erhalten hatte, wurde in dem Augenblicke, alS er das Dach betrat, von französischen Soldaten angeschossen. Die „Gründe" für de» «e»c» Wrküinz Berlin, 11. Juni. In Berliner wirtschaftlichen Krc'scn wird dcr neue M.ork- stnrz vor ollem auf die p e s s i m i st i s ch e Beurteilung der volitischcn Lage zuriickgcfiibrt. Man weist darauf hi», daß eine Möglichkeit, demnächst zu Verhandlungen über dos deutsche M:- morandnm z» kommen, kaum besteht, daß vielmehr befürchtet werden muß, eS werde eine w o ch e » l a » g e V e r s ch l e p p u n g der englisch-französischen Vclbnndlnngen eintrcte», die bei den augenblicklichen Verbältnistcn schwere Griemen für die denis-he Wirtschaft mit sich bringen kann. Es wird aber auch bcsürch.'ct, dast sich eine eventuelle Einigung zwischen England »nd Frank reich wied-r anf Kostcn Deutschlands vollzieben tonnt;. Wie es heißt, ist jedenfalls der jetzige Mortinirz nicht von Vor- senkreisen veranlaßt worden »nd v-rdnnkt seinen Ursprung nicht spekulativen Gründe» <? ?> Vielmehr Meint der Devisenbedarf der Industrie wieder sehr bedeutend zn sei» und das heutige plötzliche .S'inniifschnellcn der Kurse »cronbißt z» habe». ES wird von seiten der Industrie erklärt, daß ibr von seiten d s Auslandes große Rohstosfkredite gekündigt seien, so daß sie ge- zwmigcn sei, sich mit nnSländischen ZobliingSmitteln ein-nsecken. (Es ist nicht ganz cinznsestcri. daß durch die angegebenen Gründe ei» so ungeheurer Marllsturz absolut bedingt sein soll. D'e Gründe lassen gerade erst eine uinsangreiche Spekulation ver^ muten, di« man allerdings auf eine pessimistische Bcurl teilung der politzifchen Lage zurücksührcn kann. D. Red.) Berlin. 1 l. Juni. Na.,wem ln der DienStugsitzung des Reichstige-s das Reich v lnno P s ch a f t s g e s e tz in dritter Leimig a n g e n oui - men worden war, nahmen am Mittwoch den Reichstag zunächst Steucrfrageu in Anspruch. Tie GestnugSdaner des Wein st e n e r g e s e tz e S fall bis zm» 1. April >92- verlängert werben. Nach kurzen: MeinungSansstusch verwies man diese Vorlage noch mals nn den Steneransschns;. Dorthin leinte man au h die neuen V e r b r a n ch S st e u e r v o r l a g c n (Erhöhung der Miiierr-was- scr-, Lencsitruiltill-, Zündwarea-, Salz- und Zuckerstener). Diese Stenern sollen der Geldentwertung angepaht werden. Abg. Simo" Schwaben (Soz.) machte die Zustimmung seiner Fraktion zn dieser Stenererhöhnng abhängig von den angelündigten Besitzstenern. Dann ging der Reichstag über zur Beratung eine? Gesetzent wurfes, der für die Volksgennidheit von großer Wichtigkeit ist: der zweiten Lesung der Vorlage zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. Dcr Sozialausschttß des Parlaments hat sich die Dnrcbprnsnng dieser Maierie nicht leicht gemacht. In zwei Lesungen ist er ihr gerecht geworden, manchmal sind die Meinungen schar» auf einander geprallt, ab:r schließlich ist der Ausschuß trab mancher Bedenken zu einstimmiger Befürwortung der Versage gekommen. Die Behandlung von Geschlechtskrankheiten soll fort an nur den approbierten A e r z t e n gestattet sein, und eine Aenderung deS StrasgesebbncheS wird dalnii vorgeiwm- men, daß die Unterhaltung von Bordellen als Knvvelei angesehen wird. Jeder, der an einer mit Ansteckungsgefahr ver bundenen Geschlechtskrankheit leidet, hat fortan die Pflicht, sich ärztlich behandeln zn lassen. Bewußte Verbreitung solcher Krank heiten wird mindestens mit Gefängnis bis zn drei Jahren be straft. Ein Geschlechts kranker, der eine Ebe ringelst, verwirkt! ans Antrag G e f ä n g i s st r a s c Reich-Zinne,nnittlster Oeser, befürwortete, nachdem Abg. Dr. Grotjahn (Soz.) als besonders belangreich und ansschlag». gebeno die Aushebung der polizeilichen Sittenkontrolle bezeich net hatte, die beschleunigte Fertigstellung dieses Gesetzes, das dann am 1. Oktober in Kr ist treten könne, wenn inzwischen die Vorarbeiten und die Verständigung mit den Landesregierungen'