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Materials durch die Erzeugung wechselnder Stimmungen, wobei das Soloinstru ment mit glitzernden Passagen, brillanten Läufen und feinen, arabeskenhaften Ornamenten die Grundgedanken virtuos umspielt. Das folgende Larghetto ge hört zu Chopins poetischsten Einfällen überhaupt. Dieser schwärmerisch-innige Satz, der von einem bezaubernden Nocturne eingeleitet wird, scheint in seiner wundervollen, liedhaften Melodik, seiner damals ganz neuartigen harmonischen Sprache den von verhaltener Erregung durchglühten Ausdruck reinster, zärt lichster Gefühle widerzuspiegeln. Nach einem leidenschaftlich-bewegten Mittel teil (Appassionato) erklingt noch einmal, jetzt ganz zart und verträumt, der Ein leitungsteil des Larghettos. Das Finale des Werkes (Allegro vivace) ist ebenso wie der Schlußsatz des e-Moll-Konzertes in freier Rondoform angelegt und von tänzerischem Schwung erfüllt. Drei polnische Volkstänze bestimmen die rhyth mische Gestaltung des wirkungsvollen, elegant-bravourösen, aber auch lyrischer Episoden nicht entbehrenden Satzes. Neben dem ständig wiederkehrenden Hauptthema, einer Melodie in Rhythmus des Kujawiaks, eines nicht übermäßig schnellen Tanzes im Vi-Takt mit unregelmäßigen Akzenten auf dem zweiten oder dritten Taktteil, begegnen Teile in Mazurkaform und endlich in der feuri gen, glanzvollen Schlußcoda auch der Rhythmus des wirbelnd dahinjagenden, raschen Obereks. Die Bur ieske für Kia vier und Orchesterd-Moll ist ein Jugend werk von R i c h a rd St ra u s s; er schrieb die Komposition während der Zeit, die er als Hofkapellmeister in Meiningen verbrachte, um 1885 86. In einem Brief an seine Eltern vom November 1885 findet sich die ers'-e Mitteilung über dieses Werk, das er seiner Mutter gegenüber später als sein „Klavierkonzert" bezeich nete. Die Burleske wurde von Strauss ursprünglich für Hans von Bülow kompo niert, der sie aber für unspielbar erklärte und dazu äußerte: „Jeden Takt eine andere Hands'-ellung, glauben Sie, ich setze mich vier Wochen hin, um so ein widerhaariges Stück zu studieren?" Strauss widmete das Werk dann Eugen d’Albert, von dem es 1890 in Eisenach unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt wurde. Die einsätzig und in der traditionellen Form eines Sona'-ensatzes angelegte Komposition erfreut sich dank ihres musikantischen Schwunges und der Brillanz ihres sehr anspruchsvollen Solopartes bis heute der Gunst der Pianisten. Obwohl das geistvoll-virtuose, fröhlich-charmante d-Moll-Stück in seiner musikalischen Sprache noch deutlich den Einfluß großer Vorbilder — namentlich Brahms' — erkennen läßt, zeigt es in vielem doch bereits den originellen Stil des jungen Komponisten (der allerdings später meinte, daß es „miserabel instrumentiert" sei und ihm keine Opuszahl zuerkannte). Zwischen Soloinstrument und Orche ster kommt es zu einem mun‘eren, launigen Wettstreit, wobei das kecke Pauken- Kopfmotiv des Anfangs eine große Rolle für den Verlauf des Werkes spielt. Das Ballett „D a p h n i s u n d C h I o e" schuf Maurice Ravel im Auftrag Sergej Diaghilews, der mit seinem berühmten russischen Balle‘-t 1909 nach Paris gekommen war und dem dortigen Musikschaffen damit starke neue Impulse gegeben hatte. Ravel begann das Werk, dessen Libretto von Michael Fokin stammte, bereits 1909, beende‘-e die Partitur jedoch — nach mehreren Unter brechungen und Umarbeitungen — erst drei Jahre später, im April 1912. Am 8. Juni 1912 wurde die vom Komponisten als „Choreographische Sinfonie in drei Teilen" bezeichnete Tanzdichtung durch das Diaghilew-Ballett in Paris uraufge führt und von Publikum und Kritik mit Wärme aufgenommen. Der Stoff des Werkes, das zu den bedeutendsten und umfangreichsten Kompositionen Ravels gehört, ist im griechischen Altertum angesiedelt und kreist um die Liebe zwischen dem jungen Schäfer Daphnis und der Schäferin Chloe. Chloe wird bei einem Einfall von Seeräubern entführ'-, durch das Eingreifen des Gottes Pan aber wird sie wieder gerettet und ihrem Geliebten Daphnis zurückgegeben. „Das Werk ist sinfonisch aufgebaut, nach einem sehr strengen tonalen Plan, mittels einer kleinen Zahl von Motiven, deren Durchführungen die Homogenität des Werkes sichern", schrieb Ravel zu seiner Musik, die sich keineswegs auf eine bloße Illustrierung der Handlungsvorgänge beschränkt. Die musikalische Sprache von „Daphnis und Chloe“ offenbart eine starke Gestaltungskraft, einen außer ordentlichen Erfindungsreich’um und zeichnet sich vor allem durch eine glanz volle Instrumentierung von größter Farbigkeit und ungewöhnlichem Klangreiz aus. Die wesentlichsten und besten Teile der Komposition wurden von Ravel zu zwei Konzertsuiten zusammengestell': („Sinfonische Fragmente"), eroberten sich in dieser Form bald die Konzertsäle der Welt und gehören heute zu den bekanntesten und meistgespieltesten Werken des Komponisten. In der zweiten, heute erklingenden Suite wird im ersten Satz das „Erwachen des Tages" geschildert. Mit Vogelrufen bricht der Tag an, während Daphnis noch schlafend vor der Nymphengrotte liegt. Schäfer ziehen mit ihren Herden vorüber, Hirtenlieder ertönen. Erwachend sucht Daphnis seine Chloe, die endlich, von Schäferinnnen umgeben, erscheint. Beide umarmen sich, aufs neue vereint. In der folgenden „Pan'-omime" stellen Daphnis und Chloe das Abenteuer dar, das der Gott Pan einst mit der Nymphe Syrinx erlebte und um dessentwillen er Chloe rettete. Den Abschluß bildet ein freudiger „Allgemeiner Tanz", der der Ver mählung von Daphnis und Chloe folgt und sich zu einem rauschenden, leiden schaftlichen „Bacchanal" steigert. Dr. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNGEN: Sonntag, den 13. September 1970, 20 Uhr, Saal des Landhauses 1. LANDHAUS-KONZERT Werke von Franz Schubert Anrecht D und freier Kartenverkauf Sonntag, den 25. Oktober 1970 , 20 Uhr, Kulturpalast 3. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Lothar Seyfarth Solistin: Elisabeth Leonskaja, Sowjetunion, Klavier Werke von Debussy, Ravel, Beethoven und Mozart Freier Kartenverkauf Sonntag, den 25. Oktober 1970, 20 Uhr, Saal des Landhauses 2. LANDHAUS-KONZERT Werke von Ludwig van Beethoven Anrecht D und freier Kartenverkauf Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1970/71 — Chefdirigent: Kurt Masur Redaktion: Dr. Dieter Härtwig Druck: veb polydruck Werk 3 Pirna - 111-25-12 3,2 ItG 009-92-70 oHilHarrr^omia 2. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 1970/71