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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prienuiuvranäo. Inserate werde» bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Srabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Be.nha.d Ott in Zwönitz. 88. Dienstag, den 27. Juli 138». 5. Jahrg. Tagesgeschichte. Deutschland. Die in Aussicht genommene Conferenz deutscher Finanzminister soll zu Coburg noch 'in dieser Woche stattfinden. Dieser Tage war der Staatsminister v. Seebach aus Gotha an dem Conferenzort anwesend, um die für die Conferenz erforderlichen Dis positionen zu treffen. — Die Nothstandsbauten in Oberschlesien be ginnen; wie der „Reichsanzeiger" meldet, ist die Königliche Direction der Oberschlesischen Eisenbahn mit der Anfertigung genereller Vor arbeiten für eine Eisenbahn untergeordneter Bedeutung von Nybnik nach Sohrau beauftragt worden. Sohrau (zu unterscheiden von Sorau) liegt in Oberschlesien, im Regierungs-Bezirk Oppeln, im Kreise Nybnik. — In Belgien hat es sehr unangenehm berührt, daß Deutsch land seine Theilnahme an dem in Brüssel stattfindenden „Inter nationalen Unterrichts-Congreß" rundweg abgelehnt hat. München. Der König von Bayern wurde in der Nacht vom 20. zum 21. auf der Rückkehr nach Hohenschwangau von dem Un fall betroffen, daß das Hinterrad seiner Equipage einen Schlagbaum streifte, welcher in Folge dessen herunterfiel und die Pferde so er schreckte, daß dieselben in rascher Gangart durchgingen. »Doch gelang es, dieselben ohne weiteres Unglück alsbald wieder zu beruhigen. Schwerin, 22. Juli. Der Postschaffner Schuldt, der bekannte Verüber des großen Postdiebstahls, ist, nachdem er kurz zuvor in Gegenwart des Staatsanwalts, des Oberpostdirectors und sonstiger Beamten gezeigt, in welcher Weise er den Postdiebstahl verübt hatte, aus dem Arrestlokal entsprungen und sind die Nachforschungen nach ihm bis zur Stunde vergeblich gewesen. Oesterreich. Die Zustimmung der Mächte zur Flottendemon stration ist erfolgt. Die Entsendung der Kriegsschiffe in türkische Gewässer erfolgt, wenn die Pforte ablehnt oder weitere Verschlepp ungsversuche macht. Nach dem „Fremdenblatt" entsendet Oesterreich hierzu zwei Panzerschiffe. Obgleich das Blatt hofft, die Pforte werde im letzten Augenblicke einlenkeu und die Demonstration überflüssig werden, ist hierzu doch wenig Aussicht. Nachrichten aus Konstantinopel signalisiren im Gegentheil wachsenden Einfluß der Widerstandspartei. Frankreich. Auch die Flotte muß ihr Nationalfest haben; denn bei der Feier vom 14. d. M. war sie nicht vertreten, da ihr eben keine Fahnen zugetheilt werden konnten. Sie soll aber doch wissen, daß die Republik auch für die Flotte Sympathie hat, und der Präsident Grevy wird, diesem Gedanken nachgcbend, sich nun doch entschließen, anfangs nächsten Monats eine Revue über die Kanalflotte abzuhalten. Der Tag ist noch nicht fest bestimmt, aber es scheint, als ob das Fest, welches in Cherbourg Herrn Gambetta gegeben werden sollte, durch diese officielle Feier vereitelt werden wird. Man kündigt an, daß Herr Gambetta keinen Ausflug während der Sommerferien machen werde; er wird sie wie gewöhnlich auf der Villa d'Avray zubringen. — Alle amnestirten Communards, die sich in Paris befinden, sind für August zu einer Versammlung ge laden worden, welche für die Deputirtenwahlen von 1881 ein revo- lutionär-socialistisches Programm aufstellen soll. Italien. Stach einer, allerdings unter Vorbehalt gebrachten Nachricht soll auf den Eisenbahnzug, welcher den König Humbert in der Nacht vom 19. nach Neapel führte, ein Attentat geplant worden sein. Dänemark. Der König hat den Commandanten der deutschen Kriegskorvette „Nymphe", Capitän Schröder, welcher seit einigen Tagen auf der Kopenhagener Rhede vor Anker liegt, nebst den übrigen Ossicieren des Kriegsschiffes im Schlosse Christiansborg in Audienz empfangen. In der dänischen Hauptstadt hat dies großes Aufsehen erregt, weil es seit den 1864er Kriegsjahren das erste Mal ist, daß der König deutsche Marineofsiciere empfing. Nachmittags waren die deutschen Officiere zur Tafel nach Schloß Bernstorf geladen, wo zur Zeit auch der König von Griechenland weilt, dessen Gemahlin von Petersburg aus ebenfalls nach Kopenhagen gekommen ist. Rustland. Auf Befehl der Admiralität sollen fünf weitere Kriegsschiffe nach dem Stillen Ocean abgehen und ebenso der vor kurzem in Marseille vom Stapel gelassene Moskauer Kreuzer Jeros- law mit seiner Ausrüstung von mehreren 12^ Tonnengeschützen nebst Torpedokuttern. In der russischen Marine wird Capitän Griepenberg, den die Führung der Kreuzer anvertraut ist, seiner kühnen Unternehmungslust wegen der „russische Nelson" genannt. — Die Mutter des Generals Skobeleff, welcher man einen hohen Ein fluß in dem jungen Fürstenthum Bulgarien zuschrieb, ist (wahrschein lich aus politischen Motiven) von einem russischen Osficier Usatis ermordet worden. Diese Schreckensthat muß um so tiefer Abscheu erwecken, als der Mörder, ein durch feine hervorragende Tapferkeit ausgezeichneter Mann, feine schnelle Carriere fast einzig dem Sohn der Ermordeten zu danken hat. — In Polen wüthen wiederum häu fige Feuersbrünste, deren Entstehung man auf nihilistische Verbrechen zurückführt. Außer den Städten Kossow und Zelechow sind in den letzten Wochen durch Feuersbrünste die Städte Stopnica, Szydlew, Daleszye, Koszycn, Puchaczew und Janow größtentheils eingeäschert worden; außerdem sind in ganz Polen zahlreiche Dorfschaften und Fabriken ein Raub der Flammen geworden. Türkei. Die Pforte hat sich über die Antwort verständigt, welche sie den Großmächten auf deren Collectivnote zugehen lassen will. In derselben wird vorgeschlagen, die Mächte möchten im Princip annehmen, daß Larissa, Janina, und Metzowo bei der Türkei ver blieben und wird die Einleitung der Verhandlungen auf dieser Basis beantragt. — Deutschland hat den Mächten mitgetheilt, daß es ent schlossen sei, den Seitens der Pforte gewünschten Eintritt deutscher Officiere in türkische Dienste nicht eher zu begünstigen, als bis die Pforte sich den Conferenzbeschlüssen unterworfen, sowie überhaupt streng gemeinschaftlich mit den Signatormächten vorzugehen. Kostales und Sächsisches. — Die Strafbestimmungen des 8 264 des Str.-G.-B, wonach ein Betrüger, der bereits zweimal wegen Betruges bestraft worden, wegen eines abermals begangenen Betruges mit Zuchthaus zu be strafen ist, finden nach einem Erkenntnis; des Reichsgerichts, I. Straf senats, vom 3. Mai 1880 auch dann Anwendung, wenn der letzte Fall nicht einen vollendeten Betrug, sondern nur einen Betrugs versuch darstellt. — Vom 1. August ab sind Postaufträge nach Frankreich und Algerien zulässig. Die Einziehung von Geldern im Wege des Post auftrags kann bis zum Betrage von 500 Franken erfolgen. Der einzuziehende Betrag ist auf dem Formular zum Auftrage in Franken und Centimen anzugeben. Postauftragsbriefe nach Frankreich rc. müssen frankirt werden und kosten an Porto 20'Pf. ohne Rücksicht auf oas Gewicht. Der vom Adressaten eingezogeue Betrag wird dem Absender nach Abzug der Postanweisungstaxe und der Ein ziehungsgebühr von 10 Pf. fiir je 20 M., jedoch im Meistbetrage von 40 Pf., mittelst Postanweisung zugestellt. Die Aufnahme von Wechselprotesten wird im Verkehr mit Frankreich postseilig nicht ver mittelt. — Ein erfreuliches Zeichen von dem Wiederaufblühen der sächsischen Industrie erhalten wir in der Thatsache, daß nach einem Berichte des Consuls der Vereinigten Staaten für Sachsen an seine Negierung der Werth aus Chemnitz nach den Vereinigten Staaten exportirter Waaren sich auf 4,690,050 Dollars beziffert. Es sind dies gegen das Vorjahr 2,096,590 Dollars oder ca. 9 Millionen Mark mehr. — Wie iin ganzen Handwerkerstande sich schon seit längerer Zeit ein frisches Leben regt, haben sich auch die Schneider-Corpo -