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Wochenblatt für Reichenbmnd, Siegmar, Neustadt, Ravenstein und Rottluff. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Bezugspreis: Vierteljährlich 30 Pf., durch die Post bezogen vierteljährlich 75 Pf. — Anzeigen werden außer in der Geschäftsstelle (Reichenbrand. Neooigtstraße 11) von Herrn Friseur Weber in Reichenbrand und von Herrn Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommen und die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 20 Pf. berechnet. Schluß der Anzeigen-Annahme Freitags nachm. 2 Ahr. Fernsprecher Amt Siegmar 244. — Postscheckkonto Leipzig Nr. 12 55S, Firma Ernst Flick» Reichenbrand. ^ 8 Sonnabend, den 22. Februar 1919 Bekanntmachung. «erdenden, unabwendbaren Wohnungsnot werden alle Hausbesitzer hierdurch dringendst aufgefordert, sofort etwaige leerstehende Wohnungen, Stuben, Kammern usw. zunächst aber nur für Orts- einwohner zur Verfügung zu stellen. Ferner wolle jeder Hausbesitzer sofort prüfen, ob er durch Fauttlien-Unterftütznng. Die Auszahlung der Reichsunterstützung für die zum Heeresdienst einberufenen Mannschaften für Monat März 1919 soll bereits Freitag, den 28. Februar 1919, von 8—12 Uhr vormittags — für alle Nummern — erfolgen. Am selben Tage von nachm. 2—3 Uhr erfolgt die Auszahlung der Mietsbeihilfen für Kriegerwitwen. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 20. Februar 1919. Wichtig für Viehbesitzer. Herr Bezirkstierarzt Oberveterinärrat Kunze, Chemnitz, ist erkrankt. Die Vertretung hat b Herr Bezirkstierarzt Ar. Pelz» Stollberg, Telefon Nr. 252 Amt Stollberg, Die Gemeindevorstande zu Rekchenbrand, Siegmar, Neustadt, Nabenstein und Rottluff, am 19. Februar 1919. Etwa 7—8 Raummeter Nutzholz sollen Sonntag, den 23. Februar 1919, vorm. 19 Uhr auf dem hiesigen Nittergute versteigert werden. Zuschlag wird Vorbehalten. Der Gemeiudevorstand zu Rabenstein, am 21. Februar 1919. Die der Landgemeinde Ravenstein gehörige Rittergutsziegelei soll möglichst ab 1. April 1919 verpachtet werden. Pachtangebote bis 28. Februar an den (Semeinde- vorstaud zu Nabenstein erbeten. Nemusstelluiig üer Mliüenlisten siir die KleinhiiMer. Montag, den 24. Februar 1919 in der Brauerei von Joh. Esche von 8— 9 Uhr für die Kleinhändler Polter, Heinig, Hähle und Leutritz. »9— 10 „ . „ P. Ahnert, Meichsner und Winter. , 10—-Vs12 „ „ „ 1. Verkaufsstelle des Konsumvereins. « 2— 3 ., „ „ Kleinhändler Böhme, Linke, Stetnert und Lohse, „ 3 — 4 „ , „ . Kirchhof, A. Ahnert, Ranft und Gerstenberger, , 4— V26 ., » „ 2. Verkaufsstelle des Konsumvereins. Brothefte, Eier- und Butlerkarten sind zur Abstempelung rnitzubringen. Gemeindeverwaltung Ravenstein, den 21. Februar 1919. Johannes Esche, I. Gemeindeältester. Kirchliche Nachrichten. Parochie Neichenbrand. Am Sonntag Sexagesimae, den 23. Februar, Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst: Pfarrer Rein. Vorm. 11 Uhr Kindergottesdienst: Derselbe. Amtswoche: Hilfsgeistltcher Schwarze. - Parochie Nabenstein. Am Sonntag Eeragesimae, 23. Februar, Vorm 9 Uhr Predigt gottesdienst mit Beichte und heil. Abendmahl: Hilfsgeistlicher Leidhold. Vorm. 2/111 Uhr Kindcrgottesdienst, II. Abteilung: Derselbe. Abends 8 Uhr Versammlung des eo. Zünglingsvereins. Mittwoch 7 Uhr Versammlung des ev. Iungfrauenvereins II. Abteilung. Wochenamt: Hilfsgeistlicher Leidhold. Rabciistcl». Dic Beteiligung an der Baugenossenschaft ist sehr rege, haben sich doch bis jetzt gegen 120 Personen mit Geschäftsanteilen gezeichnet, wovon schon weit über 12000 Mark cingezahlt wurden. Auch eine ansehnliche Zahl der hiesigen bcssergcstelltcn Einwohner unterstützte dieses gemeinnützige Unternehmen, indem sie namhafte Zeichnungen leistete oder doch in Aussicht stellte. Natürlich nimmt die Gcnofsenschafl auch fernerhin jederzeit von jedermann Zeichnnngs- und Beitrittserklärungen entgegen. Bor allem ist noch bis zur gründenden Versammlung und vor Beginn derselben im Versammlungsräume noch reichlich Gelegenheit, sich durch erfolgende Zeichnung eines oder mehrerer Geschäftsanteile die Vorteile eines Gründers der Genossen schaft zu sichern. Annemarie. Roman von A. Wtlcken. Hilflos schweifte Ihr Blick durch den Saal, und als brausender Beifallssturm der schönen Sängerin für den Genuß lohnte, erhob sich Annemarie und verließ lautlos den Saal. Edttha Halle sich erhoben, sie dankte anmutig für den tosenden Beifall. . -»>>«, Da schob Doktor Windisch seinen Arm in den Tollens. „Komm, Enno, lab uns ein stilles Winkelchcn aufsuchcn, um eine Zigarre zu rauchen." Und während sic des Hausherrn jetzt vereinsamtes Privat zimmer aufsnchtcn, sagte Doktor Windisch: „Was sind wir doch für ein paar glückliche Kerle, Enno. Die Kellenschen Mädchen sind zum Beglücke» geboren. Ich kann dir sagen, ich bin noch heute nach fünf Ehejahrcn ebenso verliebt als dazumal, als ich um Edttha waib." „Das kann ich verstehen, Paul," erwiderte Tolle». „Und daß ich dirs nur sage, mir gehts nicht anders, wenn ich natürlich auch noch keinerlei Ehe-Erfahrungen hinter mir habe. Dieses süße, launische Kind, meine Annemarie, kan» mich rein veriückl machen." „Erlaube, launisch, sagst du, Annemarie launisch? Du gebrauchst da entschieden einen falschen Ausdruck. Ich habe niemals die Empfindung gehabt, als seien dic beiden Schwestern launenhaft. Etwas Koketterie wirds sein. Und ein bißchen Koketterie darf man einer Frau wohl zugestehen." Tollen halte keine Lust, über diesen Punkt mit seinem Schwager zu streiten. Er wußte es bester, das war keine Koketterie, er kannte die Frauen. Annemaries Stimmungen hatten etwas sehr Nieder drückendes. Kam es ihm doch vor, als litte sic zeitweise unter irgend einer Vorstellung. Vielleicht wars ja nur eine Wahnvorstellung. Ihm war doch schon wiederholt der Gedanke gekommen, sie liebe ihn nicht so sehr. Das Gefühl mußte indes schnell weichen, wenn sie sich in zärtlicher Hingabe an ihn schmiegte. Doch sei es wie cs wolle, ein krankhafter Zustand war cs bei einem so jungen und scheinbar doch kerngesunden Mädchen. Er wechselte das Thema. So saßen dic beiden Herren hier in aller Zurückgezogenheit, ihr Kraut rauchend und von allerlei sie beide interessierenden Dingen plaudernd. Sie würden hier nicht vergesse» sein, dessen waren sie sicher. Man würde sie schon aus ihrem Versteck auftrciben und zu ihren Pflichten rufen. Ein kleines Ruhestiindchen war ihnen vor dem Tanz am Ende zu gönnen. Annemarie eilte sort, als fürchtete sie, verfolgt zu werden. Sie mußte ein paar Augenblicke der Sammlung haben, um ihr Gleichgewicht wieder zu finden. Ihr Verlobter würde ihr sofort ihre Erregung ansehe», und er durste doch nichts von ihrem Leid und ihrer Pein wissen. Sie sah noch, sich umblickend, wie Editha, den Bitten um ein neues Lied Folge gebend, unter den Notenblättern wählte. Auf dem Korridor blieb Annemarie wie unschlüssig stehen. Sollte sie in ihr Zimmer flüchten? Nein, dort würde man sie zuerst suchen, und- sie wollte allein sein. So jagte sie wie gehetzt die Treppe» hinan in das erste Stockwerk, wo sich der Tanzsaal befand, der bereits hell erleuchtet war. Neben diesem lag das Rauchzimmer siir die Herren, die sich bei derlei gastlichen Anlässen gern zu einem kleinen Skat und einer Zigarre zurückzogen. Dieser Raum lag gänzlich in Dunkel gehüllt, denn heute war niemand da, der Zeit haben durfte, sich zu einem Kartenspiel nieder zulasten: alles was Beine hatte, gehörte in den Tanzsaal. Annemarie warf sich auf einen der lederbezogenen be quemen Herrenseffcl. Sie stützte den Kopf in die Hand. Immer von neuem hörte sie die schmelzenden Töne, die mahnend an ihr Herz rührten: „Und wär' ein König ich und wär' die Erde mein, du wärst in meiner Krone doch der schönste Stein." Da vernahm ihr Ohr einen schnellen Schritt. Die Teppiche dämpften den Schall. Sie verhielt sich ganz still. Niemand würde sie hier im Dunkeln vermuten. Doch die Schritte kamen näher — sie hielt den Atem an. Die Tür öffnete sich vorsichtig, spähende Augen suchten das Dunkel zu durchdringen. Erich Tobaben stand auf der Schwelle. Annemarie sprang auf. Ihr Auge blitzte vor innerer Empörung über soviel Unverschämtheit. „Wollten Sie etwas von mir, Herr Leutnant?" fragte sie, den Kopf stolz in den Nacken werfend. „Ja," entgcgnete Tobaben. Seine Angen, an die Hellig keit der übrigen Räume gewöhnt, blinzelten in das Dunkel hinein. „Geben Sie den Ausgang steil" befahl Annemarie, in dem sie versuchte durch die offene Tür in den erleuchteten Saal zu gelangen. Tobaben vertrat ihr den Weg. „Ich bitte um ein paar Augenblicke Gehör," sprach er ruhig, als käme ihm das Ungehörige seines Betragens gar nicht zum Bewußtsein. „Ich dächte, wir hätten uns nichts mehr zu sagen," lehnte Annemarie kühl ab. „Da irrst du sehr, Annen,arie. Vielleicht hast du ganz mit der Vergangenheit gebrochen, aber ich habe dir noch viel zu sagen." „Ich bin die Braut des Grafen Tollen. Vielleicht wenden Sie sich mit dem, was Sie zu sagen haben, an meinen Verlobten." Es lag soviel Hoheit und vornehme Abwehr in der Haltung des jungen Mädchens, daß Tobaben lächeln mußte. Annemarie stand jetzt vom Licht des Hellen Saales um flossen, so, daß er ihr voll ins Gesicht sehen konnte. Sie war zu reizend in ihrem Zorn. Diese kriegerische Haltung brachte sein Blut zum Sieden. Wenn nur niemand kommen möchte, dachte er, dieses unverhoffte Zusammensein zu stören! Doch wie sollte man? Einstweilen fesselte Frau Doktor Windisch vollständig die Aufmerksamkeit der Gäste. Er trat dicht an das Mädchen heran, das ihn ausge- gcben hatte. , „Annemarie," flüsterte er, „Annemarie, warum Haft du mir das angetan?" „Herr Leutnant," rief Annemarie, beschwörend die Hände ausstrcckend. Tobaben ergriff diese zitternden Hände. „Annemarie, sage mir nur das eine, liebst du Tollen?" „Ja!" Annemarie schrie cs fast. Sie versuchte ihre Hände aus den seinen zu reißen, doch wie Klammern hatten sie sich um ihre Finger gelegt. „Es ist Lüge," zischte Tobaben. „Unglückselige, kannst du die Gefühle wie ein Kleid wechseln?" „Laß mich los," ries Annemarie in unterdrücktem Ton, „oder ich rufe um Hilfe. Es war ein Irrtum: ich glaubte dich zu lieben, ich war jung." Tobaben lachte auf. „Utu hältst du dich heute für sehr viel älter? Soll ich Miiiki'MsMi' 8ali6lÄMälIki' KMknsäiM-Mki' §l>rsx Moljluoltadletten Mnöelkl»ie vnogsnis Siegmsi» F-mspr io« k>ivk Lvkulre.