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Nummer 46 — 25. Jahrgang vmal wöch. Bezugspreis: ftir Februar 3.— -K elnschl, Bestellgeld, «nzeigenpreise: Die Igesp. Pelitzeile Stellengesuche ro L. Die Petitreklamezeike. 89 Mll^ Meter breit. 1 ^l. Osfertengebühren für Selbstabholer 20 L, bei Uedersendung durch die Post outzevdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 19 L, Sonntags°Nr. 18 L. Geschäftlicher Teil: Iales Fohmann.Dre-oe n. SiickMe Donnerstag, 25. Februar 1926 g« Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung Mts Lieferung sowie Erfüllung v. Anzelgenoufträgen U. Leistung v. Schadenersatz. Für undeutl. u. d. Fern, ruf übermitt. Anzeigen abernehmen wir keine Ver. antwortung. Unverlangt etngesandt« u. m. Rückporto »ücht versehen« Manuskripte werd. nicht aufbrwahrt. Sprechstunde d. Redaktion S bi, S Uhr nachmittags. Hauptschriftleit.: Dr. Joseph Albert. Dresden. pelrvaren Nttte INiilr«», o Vrescken-A. pillnitrer 3tr. 46 kuk 2747» voWmuna Leiäenbeu» virl ihttmLpkt 8 r./ LiiilsitUalh Sswte Geschäst.ft.ll», D»«ct und Vrrlaa, Saeoum- Buchdrucker«! «mLH..Dresden-«. 18. Howetnstr.'f,««8. gemrilf SL723. Poftlchockkonlo Dresden «7«? Bmikkont«: B.fseng« L girtusche, Dresden. Für christliche Politik und Kultur Redaktt»» der GSchslsche» AoIkSzelluua DreSdcn-Altst. 18, Holbeliiltratze <8. Aerurn! 3Z72L n„d AM. Chamberlains Schwenkung „Es gib! gute Gründe sür eine Bermehrnng der Zahl der Ralsmilglieter .. Die Rede in Birmingham Birmingham, 24. Februar. Cl-aniberlain führte in seiner Rede in Birmingham avs: Aus Anlatz der Umbildung ses Vötkerbunvsrates, u»e!chc der Eintritt Deutschlands zur Folge hat, hat sich die Frage erhoben, wie die zukünftige Zusammensetzung des Bölkerbundsrates sein soll. Ich sehe, datz nicht nur in unserem Lande von einigen Leuten in Wort und Schrift ausgeführt iviro, das; wegen des Beitritts Deutschlands auch einige andere Rationen als Gegen gewicht aufgestellt werden sollten. Sie behängte», daß. da Deutschland zugelassen weichen solle, auch irgendeine andere Na tion in den Bülkerbundsrat als Gegengewicht gegen Deutsch land hineingebracht werden müsse. Dies ist k eine h I st oris 6, richtige Darstellu ng. Seit ziemlich langer Zeit sahen wir dein Augenblick ent gegen, da Deutschland seinen Platz eimieh-men werde. Bevor dies praktische Politik wurde, wurde über die Frage der Zusam mensetzung des Rates debattiert. Schon früher wurde darüber gestritten, welchen Mächten ständige Sitze im Völkerbundsrat zuerteilt werden sollten. Von diesem oder senem Lande wurde di« Forderung gestellt, datz, wenn der Augenblick für ein« Ver änderung gekommen wäre, ihr Fall in Erwägung gezogen werde, und sie dann zugelassen würden. Seit einiger Zeit führ ten wir den Bülkerbundsrat im Hinblick! auf den von uns er hofften Eintritt Deutschlands von Jahr zu Jahr mit nicht stän digen Mitgliedern fast so, als wenn diese ständige Sitze hätten. Die ganze Maschinerie des Völkerbundes wurde aus verschiede nen Gründen in ihrem alten Zustand erhalten, deren einer eben der erwartete Eintritt Deutschlands war. Vieles, was gesagt und geschrieben worden ist, iväre nicht gesagt oder geschrieben -worden, ivenn die Leute sich vergegenwärtigt hätten, daß diese Frage bis zum Eintritt Deutschlands aufgeschoben wurde und natürlich erörtert werde» muß, wenn irgendeine Veränderung in der Zusammensetzung des Völkerbundsrates erfolgt. Die Die Luflfahrlverhan-limgen Berlin, 24. Februar. Es besteht nunmehr die Aussicht, daß die Pariser Luftfahrtverhandlungen in absehbarer Zeit zum A b - schluß gelangen. Während die Luftfahrtverhandlungen immer noch schwierig sind, offenbar wegen des Versuches der Alliierten, durch Garantie die Begriffsbestimmungen in die neuen Ab machungen wieder hineinzubringen, versprechen die daneben laufenden Luftverkehrsverhandlungen eher Aussicht aus baldigen Erfolg. Die Verkehrsabmachungen können aber grundsätzlich nicht eher in Kraft treten, bis die allgemeinen Lustfahrtfrugen, die politischer Natur sind, beseitigt sind. Selbst im günstigsten Falle wird jedoch aus technischen und formellen Gründen ein internationaler Luftverkehr unter Einschluß Deutschlands gleick>- zeitig mit dem am 6. April beginnenden deutschen Luftverkehr kaum möglich sein. Wahlerfolge -er Deutschen kn Rumänken Hermannstadt. 24. Februar. Nach den vorläufigen Zusam menstellungen haben die Deutschen in Rumänien bei den Gc- meindewahlen außerordentlich gut abgeschnitten. In Her mannstadt erreichten sie die absolute Mehrheit. In allen übrigen Städten Siebenbürgens wo sie mit der rumänischen Vokkspartei zusammengingen, erlangten sie die Mehrheit der Stimmen. In Banat, Temesvar und Lagos, wo die Deutschen gleichfalls mit der rumänischen Volkspartei verbunden waren, gelang es ihnen, die Zweidrittelmehrheit zu erreichen. Auch in Czernowitz haben die Deutschen einen großen Erfolg errungen. Besserung in -en Einnahmen -er Reichsbahn Berlin. 24. Februar. Die bisherigen Februar-Einnahmen der Reichsbahn sollen gegenüber einem Tagesdurchschnitt non 13,5 MM. Mark Brutto-Einnahmen im Januar eine leichte Besserung auswvisen. Die geplante Aufhebung -er Luxusfkener Berlin. 24. Februar. Me der Reichsminister der Finanzen in seiner Etatrede angekündigt hat, ist die Aufhebung der Lurussteuer tn Aussicht genommen. Es ist nur die Frage offen große zur Erörterung stehende Frage war, ob, abgesehen von Deutschland, noch irgendeine Vergrößerung des Rates stattfinden solle. Er wolle, so führte Cliamberlain weiter aus, nicht über irgendeinen einzelnen Anspruch sprechen, aber er möchte einen Gesichtspunkt geltend machen, der noch zu wenig beachtet ivor- den sei. Der Völkerbundsrat bestehe auf 10 Mitgliedern und mit Einschluß Deutschlands aus 11. Scheine es, daß 11 Mit glieder hinreichend seien, um das moralische Urteil der Welt zu sprechen, wenn in irgendeinem gegebenen Augenblick unter den feierlichsten und kritischsten Umständen vielleicht 6 von 11 Mit gliedern nicht in der Lage seien, ihr« Stimme abzugeben, oder au einer Entscheidung sich zu beteiligen, weil sie selbst inter essierte Parteien seien, und die Ansichten des Rates dann die Ansichten einer Minderheit sein könnten? Es gäbe gute Gründe für eine Berinebrung der Zahl der Ratsmitglieder, da mit nämlich in Fällen, wo soviel von der moralischen Autorität ihrer Entscheidung abhänge, diese Entscheidung von der Welt als autoritativ anerkannt werden könne. Cl-anibertäui sagte -weiter, er wisse, daß einige seiner Kollegen im Unterhause eine Entschließung angenommen haben, worin sie gegen jede Erwei terung des Böikerbnndsrates außer der durch den Eintritt Deutschlands notnrendig werdenden protestieren mit der Be- «ipmndung, daß die Zulassung irgendeiner anderen Nation dein Abkommen von Locarno zuwi-derlaufe. Er dürfe wohl behaup ten, -daß, ivenn irgend jemand mit dom Abkommen von Locarno vertraut sei, er selbst dies sei. Die Negierung heiße Deutsch land im Völkerbund willkommen, weil sie der Ansicht sei, daß sein Eintritt ein Schritt vorwärts sei in dem Werke der Ver söhnung zwischen den Feinden von gestern, von dessen Erfolg der Frieden von morgen abhänge. Irgendwelche,, anderen Na tionen das Recht streitig zu machen, daß ihr Anspruch auch nur i» Erwägung gezogen werde, sei etwas, was die deutschen Staatsmänner zu klug feie», zu tun, und zwar im Interesse ihres eigenen Landes in seiner neuen Stellung in der neuaüf- gebauten Weit und in seinen Beziehungen zu den fremden Na tionen. geblieben, ob in kleinem Ausmaße die erhöhte Umsatzsteuer bei solchen Gegenständen bei de halten werden soll, bei denen sie nieder kulturpolitisch noch volkswirtschaftlich bedenklich erscheint. Di« Frage, ob eine solche Liste von geringem Umfange sich «uf- stcllen läßt oder ob dabei im einzelnen doch Schädigungen der in Betracht kommenden Unternehmungen zu tx fürchte» sein ivevdeu, bildet noch Gegenstand der UnterlM-lungen. Schon jetzt steh! jedenfalls fest, daß die meisten der zurzeit noch erhöht steuerpflichtigen Gegenstände aus der erhöhten Steuerpslicht aus- scheioeu werden. Es gilt dies z. B von Waren aus unedlen Metallen. Gegenständen der Keramik, der Porzellan- und Glas industrie, Gegenständen der optischen und der Musikinstrumenteu- indu.strie, Beleuchtungskörpern, Dekleidungsgegenständen. Mö beln, Schuhen, Hüten usiv. Es wird nach Möglichkeit Sorge .dafür getragen werden, daß für alle diese Gegenstände die Steuerfreiheit mit dem 1. April 1926 ein tritt, sofern nicht zu dieser-! Z-:»-„nkt die erhöhte Umsatzsteuer überhaupt wegsällt. Der Emps ii, ,.Meslpha!ia" in Äanrimrg Hamburg, 21. Feb-uar. Au Bord des heute von Reupork imHamburger Hafen cingetrofseueii Dampsers „Westphalia" ver anstaltete gestern die Hamburg-Amerika-Linie zu Ehren der au der Rettung der Besatzung des holländischen Dampsers „Alkaid" am 1. Februar beteiligten Mitglieder der Besatzung einen Empfang. Nachmittags »in 3 Uhr begaben sich Ham burgs erster Bürgermeister Dr. Peterseu zusammen mit einer Reihe von Vertretern der Reichs- und Staatsbehörden, der Schisfahrtskreise und der Presse au, die „Westplxsiia". Zunächst richtete Ministerialrat Lahr im Namen der Reichsregierung des Neichsivirtschaftsininistermms und des Auswärtigen Amtes Worte des Dankes an Kapitän Graalss und die Besatzung. Darauf überreichte Bürgermeister Dr. Peterseu eine Ehren urkunde de» Senats, die den Leuten der „Westphalia" den Dank der alten und freien Hansastadt ansspricht. Kapitän Graalss erwiderte mit wenigen schlichten Worten, in denen er sür den herzlichen Empfang auf deutschem Boden dankte. Unter dem Beifall der Versammelten gelangte nach dem Empfang das vom Reichspräsidenten v. Hin den bürg an Kapitän Graalss ge richtete Glückwunsch-Telegramm zur Verlesung. Die römische Garanliesrage Der Papst ««» die lialtenlsche Kirchengesehgebung Der „Corriere d'Italia", das Organ der Cattolici Nazionali, hatte Anfang Dezember des vorigen Jahres bei einer Würdigung der Verdienste der Negierung Mus solinis um die religiöse Erziehung und um verschiedene Sozialgesetze den faschistischen Staat als den „ka tholischen Staat" schlechthin angesprochen. Sofort zog sich aber das Blatt eine Korrektur durch die von den Jesuiten geleitete Unita Cattolica in Florenz zu. Zwar erkannte das Blatt die gerechten und tiefgreifenden Re formen, die das faschistische Regime gebracht habe, durch aus an, aber wandte sich energisch dagegen, das; der faschistische Staat nun in allem mit dein „katholischen Staat" gleichgesetzt würde. Dann mühte auch die Kirche und die Religion für alle Fehler und Fehlgriffe, die die Regierung begeht und begehen könnte, verantwortlich gemacht werden. Ferner bedeute für die faschistische Ne gierung die Kirche nur eine menschliche Institution, die politisch nützlich und sozial wohltätig sei. Es genüge aber durchaus nicht, die soziale Kraft, die im Christen tum enthalteu ist, anzuerkennen, sondern man müßte die gesamte Tätigkeit des Staates in Einklang mit den unverrückbaren Grundsätzen der Kirche bringen, ehe man von einem „katholischen Staat" reden könnte. Der „Osservatore Romano", das offizielle Organ des Vati kans, machte sich damals diese Ausführungen zu eigen und betonte dabei noch besonders, daß, solange die römische Frage nicht gelöst sei und ihre Lösung nicht dein entspreche, was die Kirche als notwendig für ihre Sou veränität und geistige Mission erachtet, inan auch nicht einmal non einem Werden des katholischen Staates in Italien sprechen könne. Der Regierung Mussolini muß die Richtigkeit die ses Standpunktes auch bereits seit langem eingeleuchtet haben, denn sie hat bereits im F-bruar des Jahres 1025 eine Kommission eingesetzt, um die Ausführung-;- b e st i m m unge n zum römischen Garautiegese tz, die im Jahre 1871 nicht zustandegekommen waren, be raten zu lassen. Dieser Kommission, die unter dem Vor sitz des früheren Unterrichtsministers und Mitgliedes der Popolaren-Partei, Mattel Gen tili, tagte, waren da mals mit stillschweigender Genehmigung der Kurie je ein Kanonikus von Sankt Peter, von Santa Maria Blag giore und von San Giovanni im Lateran beigetrelen. Sie haben an den über 50 Kommissionssitznngen auch mindestens mit beratender Stimme teilgcnoimnen Die voll dieser Kommission ausgeardeiteten Re gie r u n g s v o r s ch l ü g e über die Kirchengesetzgebung in Italien sollen jetzt dem Parlamente zur Beschlußfas sung vorgelegt werden. In diese»! Augenblicke nun hat der Papst an den Kardinalstaatssekretär Gasparri cm Schreiben gerichtet, in dein nochmals ausdrücklich dar aus hingeivieseii.ivird, daß jene Priester, die von der ita lienischen Regierung zur Teilnohme an den Arbeiten die ses Ausschusses berufen worden waren, vom Vatikan keinen Auftrag besaßen, wohl aber die Erlaub nis zur Teilnahme an den Arbeiten e'halte» hatten, und zwar deswegen, weil man noch nickt recht wußte, von welchen Grundsätzen man bei den Arbeiten dieses Ausschusses nnsgehen und wohin inan mit denselben ge langen wollte. Jetzt aber, wo diese Vorschläge Gesetz werde» sollen, wo also über Dinge und Personen gesetz lich bestimmt werden soll, die zur Kompetenz des Hei ligen Stuhles gehören, erklärt der Papst in seinem Briese, daß er niemand das Recht der Macht und Gesetz gebung über diese Dinge ui d Personen Anerkennen kann, j wenn nicht im voraus Verhandlungen und bindende Ab '.nachnngen mit dem Vatikan und dem Papst erfolgt sind. Der Papst verlangt aber nicht nur neue Verhand ungen mit seinen Behörden, sondern betont am Schlüsse seines Schreibens, daß vor allen Verhandlungen die n n - gerechten Verhältnisse, in denen sich der .Hei lige Stuhl und der Papst befinden, geändert werden, Sv rollt also der Papst selbst jetzt die römische Frage von ihren ersten Anfängen an auf. er will und kann sich nicht mit irgendwelchen gesetzgeberischen Maß nahmen znfricdengeben, die alle voraüfgcgangenen U» gcrechtigkeiten, also die Zerstörung des Kirchenstaates, die Wegnahme Roms und die dadurch geschaffene un freie Lage des Papstes, einfach ignorieren. Damit ist Mussolini wohl vor die schwerste Aufgabe gestellt, die er im Interesse seiner Regierung zu lösen hat. Er befindet sich in einem bösen Dilemma, denn wenn er alle Forde rungen des Papstes erfüllt, dürste er damit bei seinen nltranationalistischen und unitaristischen Anhängern wenig Gegenliebe finden, erfüllt er sie aber nicht, so kann von einer Aussöhnung des Vatikans mit dem ita lienischen Staate keine Rede sein. Es ist als sicher an zunehmen, daß der Papst nur diejenigen Anforderungen an die italienische Negierung stellt, die ihr bet einigem guten Willen zu erfüllen möglich sind, aus der anderen Seite aber wird Mussolini, nachdem er einmal diese Fragen anaeschnitten hat, nicht umhin können, den Va>