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43. Jahrgang Donnerstag, den 20. Januar 1881 inlervenirt hätten. — Die Feuilleton. Jnferaten- Annahwestesteu: Die Arnoldische Inserate werden bi» Montag, Mittwoch n Frettag Mittag angenommen nnd kosten: dieispalt ZeiletbPf Unter Eingesandt: 30 Pf. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Dem Lage der Kaiserpro- klamation haben fast alle Zeitungen ernste Worte der Erinnerung und Würdigung gewidmet. .Manche Hoff nung, die bezüglich der Gestaltung unseres öffentlichen Lebens gehegt wurde, so Lußett sich die .Nat. Ztg." blieb zwar unerfüllt, aber waS der 18. Januar 1871 unS vor Allem verhieß: Deutschland die lange verlorene Stellung in der Welt wiederzugeben und alle nationalen Kräfte zu gemeinsamem Schaffen im staatlich geeinten Vaterlande zusammenzuraffen, da» ist verwirklicht morden. Hätten wir Deutschen Anlage zur Ruhmredig keit, wir könnten unS versucht fühlen, in volltönenden Worten darüber zu sprechen, wie schnell über alles Er warten hinaus Europa sich darin gefunden habe, die neue Großmacht in die Schale der Entscheidung über die Völker-Geschicke ein Gewicht legen zu sehen. daS darum nicht minder schwer ist, weil eS ohne anmaßlichen Lärm sich geltend macht. Es ist wohl möglich, daß wir noch ein mal die Grenzprovinzen vertheibigen müssen, welche vor zehn Jahren daS deutsche Heer dem neuen Reiche heim- brachte; unsere Existenz alS Volk und Nationalstaat aber auf eine neue Probe zu stellen, so weit man nach dem Verhalten der Regierungen und der Nationen zu urtheilen vermag, wird Niemanden in der Welt ein fallen. Beim Rückblick auf daS erste Jahrzehnt deS deutschen Reiche» ist von der Sorge, mit welcher unser Volk ehedem jeder Bedrohung deS Friedens gedenken mußte, kaum noch eine Erinnerung vorhanden." Dem Bundesrathe sind zwei im Reich»eisenbahn- amte verfaßte Denkschriften über das Bahnpolizei-Regle ment und die Bestimmungen betreffs Befähigung alß Bahnpolizeibeamte und Lokomotivführer zur Beschluß fassung zugegangrn. In Bezug auf die zweite Schrift wird vorgeschlagen, daß diele Personen mindestens drei monatliche Beschäftigung im Staatsdienst, sowie die Fertigkeit im Lelegraphiren, Kenntniß der In struktion über die Apparate und über den dienstlichen Gebrauch derselben u. f. w. nachzuweisen haben. Die Annahme des Steuererlasses seitens deS preußi schen Abgeordnetenhauses kann als gesichert angesehen werden. Im Namen der konservativen Partei hat näm- lich der Abg. v. Minnigerode einen Antrag eingebracht, wonach in Zukunft drei Monatsraten der Klassensteuer und der fünf untersten Stufen der klassificirten Ein kommensteuer außer Hebung gesetzt werden sollen. Die „Germania" versichert, daß daS Cenirum gegen den Er- laß keinen Widerspruch erheben und auch von anderer Seite derselbe Genehmigung finden würde. Man scheut augenblicklich offenbar vor der Situation zurück, der Regie rung eine Steuer aufzudrängen, die diese ablehnt und Der Herr Baron. Novelle von Ludwig Habicht. (5 Fortsetzung.) Der Baron zeigte bei solchen Gelegenheiten eine so vornehme Kälte, die jede Andere, nur nicht diese heißblütige Frau, überzeugt hätte, daß in feinem Herzen schon der Rausch verflogen, daß sie ihm bereits gleich- giltig geworden sei. Die Fürstin dagegen war zu stolz und zu verblen- det, um an diese Möglichkeit nur im Traum zu denken. Sie sah in dem Benehmen ihres Mannetz nichts weiter alS eine stürmische, zu weit getriebene Lebenslust und da- Verlangen, der Welt zu beweisen, daß er eigentlich nicht unter dem Pantoffel stehe. Sie machte deshalb von Neuem Anläufe, ihren Gatten wieder an sich zu fesseln, aber alle ihre Bemühungen hatten keinen Er- folg. Er ging immer rücksichtsloser seines Weges und sie bekam ihn oft tagelang nicht zu sehen. Unter dem Vorwande, daß er nicht zur Zielscheibe deS Spottes der Pariser werden wolle, hatte der Baron seine häuslichen Einrichtungen ganz nach modernem französischem Muster getroffen. Seine Zimmer waren völl'g vor, denen seiner Gemahlin getrennt und so konnte er sich ganz zwanglos benehmen, wie eS ihm nur be liebte. Wenn seine Gattin sich darüber beklagte, ent gegnete er stets mit vornehmen Lächeln:, daß er ihr ja dieselben Freiheiten gestatte, denn eS gezieme sich nicht gemäßigten Republikaner ergeben. Da diese Wahlen für die demnächst stattfindenden Erneuerungen de» SenatS und der Deputirtenkammer maßgebend sind, so konstatiren insbesondere die Gambetta nahestehenden Organe den Erfolg der vom Kammerpräsidenten inau- gurirten Politik. Namentlich weist die „Rep. Fran?aise* HaasensteinL Vogler, Rudolf Mosse, T L Daube L Lo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. äch fische D ocheilMA Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger lind Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dres en, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Müller in Dresden. ... zum Gegenstände haben werden. Frankreich. Die tunesische Frage hält die officiösen Organe in vollem Athen. Die Versicherung deS „LempS", daß Frankreich seit fünfzig Jahren in Tunis ein .thatsächlicheS Protektorat" ausübe. ist italienischerseitS bereits in Abrede gestellt wordev. Diele Sache bildet also den Kernpunkt der zwischen Frank reich und Italien herrschenden Meinu g-verschieden- heitcn, da jeder der beiden Staaten in mehr oder minder verhüllter Form daS Protektorat über Lanis in An spruch nimmt. Vor Allem w-rd vcn Rom au^ bestritten, daß letz'ereS bereit« feit 50 Jatre existire. wobei man an den Aufstand der Araber im J^hre 1864 erinnert, bei welchem außer Frankreich, auch I al.en und England stattgefundenen Stichwahlen für die Municipalräthe haben ebenfalls einen Sieg der tröstet sich mit dem Gedanken, daß die durch die Er höhung der indirekten Steuern getroffenen Klassen eine Erleichterung erfahren. Urber daS Schicksal deS Ver wendungSgesetzeS wird man erst klar sehen können, nach- dem Fürst Bismarck, welcher zum ersten Male der Sitzung deS Abgeordnetenhauses am 18. d. M. bei- j wohnte und allerseits freundlichst begrüßt wurde, seine ! Anschauungen über dasselbe hat laut werden lassen. Der Zusammentritt deS kürzlich für Preußen ge. wählten VolkSwirthschaftSrath, soll noch in diesem Monat erfolgen. Ob die Verhandlungen nach Analogie der kürzlich stattgefundenen Enquete Kommission geheim gehalten werden, oder ob den Mitgliedern stillschweigend gestattet wird, Mittheilungen an die Presse gelangen zu lassen, ist zur Zeit noch nicht bekannt. Jedenfalls sieht man mit Spannung den Ergebnissen dieses BerathungS- körvers entgegen und zwar nickt nur wegen deS die Unfallversicherung betreffenden Gesetzentwurfs sondern auch wegen der noch zu erwartenden Vorlage über die gesetzliche Regelung des freien JnnungswesenS. Der VolkSwirthschaftSrath begreift 60 Industrielle, Groß- kaufleute und Grundbesitzer, sowie 15 Handwerker und Arbeiter in sich Nach einer oberflächlichen Schätzung bestehen diese auS 30 Schutzzöllnern, etwa 20 Frei händlern, 10 Agrariern und 15 Gewerbetreibenden und Gehilfen. Dem Parteitag der Fortschrittspartei in Magde burg am 15. d. M. ist eine Massenversammlung der liberalen Bevölkerung der Stadt und Umgend auf dem Fuße gefolgt. Der bekannt» Abgeordnete Löwe betrat zuerst die Rednertribüne und sprach sich darüber au-, daß die Regierung im reaktionären Sinne von Jahr zu Jahr die wirthschaftliche Gesetzgebung und namentlich die Zoll- und Steuergesetzgebung auf einen Punkt her abdrücke, der das Gemeinwesen und die Wohlfahrt des Volkes in hohem Grade schädige, während der Abg. Büchtemann bemerkte, daß die Regierung kn demselben Maße, wie sie ibre fiskalische Macht im Eisenbahnwesen mißbraucht habe, ebenso jetzt mit einseitigen Jnkeressen- schöpfungen auf wirthschaftlichem Gebiete vorgehe und die Einrichtung deS EisenbahnratheS und WirthschaflS- ratheS zur Abschwächung deS parlamentarischen Ein flusses inS Leben gerufen habe. Schließlich proklamirte der Abg. Sachse (Magdeburg) den Landtags-Abgeord neten Büchtemann zum Kandidaten der liberalen Par teien für den ReicktstagSwahlkreiS Magdeburg, womit sich die auS ca. 3500 Personen bestehende Versammlung ein verstanden erklärte. DaS baierische Ministerium deS Innern hat in Folge deS UmstandeS, daß die von Berlin ausgehende antisemitische Bewegung auch in Baiern Boden zu ge winnen sucht, die DistriktSpolizeibehörden durch die Zukunft zu träumen, in der Gregor wieder schwärme risch zu ihren Füßen ruhen würde. AuS Bequemlichkeit hatte die Fürstin in Pari» keine Bekanntschaften angeknüpft und auch ihr Gatte brachte niemals Gäste inS HauS, er schien eS vorzu ziehen, seine Unterhaltung wo anders zu suchen, alS In seinem eigenen Salon. Wie sehr sich auch die unglückliche Frau zu lang weilen begann, sie fand nicht die Kraft, sich emporzu reißen, um in der Gesellschaft diejenige Stellung einzu- nehmen, die ihr gebührte. Sie zog eS vor, zu Hause das einsamste und traurigste Leben zu führen. Eües LageS, als sie wieder mißmuthig und in schmerzlicher, düsterer Stimmung auf ihrem Ruhebette lag, wurde rin Fremder gemeldet, — Doktor Bernard. Sie hatte seit Wochen kemrn Gast in ihrem Hause ge sehen und ein Arzt kam ihr wie gerufen. Sie fühlte sich nicht nur seelisch, auch körperlich krank und gerade durch daS Erscheinen diese- ManneS kam eS ihr zum Bewußtsein, wie furchtbar ihr Herz schon gelitten hatte und wie sehr sie bereits angegriffen war. , höchst willkommen und vielleicht hatte ihr Mann bemerkt, daß sie leidend sei und ihr deshalb den Dyktor geschickt. Hatte der Fremde nicht hwzugesetzt daß er e,n F.eund ihres Gatten sei? Nach kurzem Schwanken entschloß sich deshalb die Fürstin, den Gast zu empfangen. Doktor Bernard erschien und entfaltete die ganze Gewandtheit und Liebenswürdigkeit eine, eckten Franzosen. Er bedauerte sehr, feinen ver- ehrten Freund nicht daheim zu treffen, denn er habe erst gestern durch e nen glücklichen Zufall erfahren, daß der Herr Baron jetzt in Pari- sei und sich beeilt, ihn Exped. u. Redaktton Drespe«-Renstadt kl. Meißner Basie L Die Zeitung erscheint Dienstag, Donnerstag und Eonnahen» fr LH- AP»«neWe«t»- Pret-r »ierteljährl. M 1^0. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post anstalten und durch unsere Voten. Bei sreier Lieferung ins Haus erbebt die Post noch eme Be- bühr von 25 Psg. für Leute seines Stande- ein spießbürgerliche- Eheleben zu führen. Vergeblich waren die Bitten, die Beschwörungen, die bitteren Vorwürfe der Fürstin. Sie erinnerte ihn nur zu oft in ihrer leidenschaftlichen Weise, wie sie ihm Alles geopfert und nun auch fordern könne, von ihm ebenso glühend wieder geliebt zu werden, wie sie ihn liebe; er hatte dafür nur ein vornehmes, überlegene» Lächeln. Bald mar die Fürstin der Verzweiflung nahe, ihre heißen Gefühle wurden durch sein jetzige- frostiges Be nehmen nicht abgekühlt, im Gegentheil erwachte stürmi scher alS je in ihr da- Verlangen, die Liebe ihres Gatten wieder zu gewinnen und jene Lage zurückrufen, in denen sie in seinem Besitz so unendlich glücklich ge wesen war. Noch hatte sie keinen Argwohn einer etwaigen Untreue. Sie glaubte nur, daß in ihrem Manne plötzlich eine wilde Lebenslust erwacht sei, daß er sich einer Menge nobler Passionen hingäbe und schon zu ihr zurückkehren werbe, wenn er sich ein wenig auk- getobt habe. Um ihrerseits den Rath ihres Gatten zu befolgen und sich in dem lustigen Paris auf eigene Hand zu vergnügen, dazu war die Fürstin zu bequem. Schon in Florenz hatte sie sich etwas zur Trägheit geneigt; das unruhige Wanderleben hatte vollend» ihre Kräfte rasch erschöpft; sie brauchte die Erholung, wie sie sich selber sagte und sie konnte tagelang auf ihrem Ruhe bette liegen, müßig zur Decke starren, oder auS Lange weile in einem leichten französischen Roman blättern und wenn sie de- Lesen- müve war — dann pflegte fie die schöne Vergangenheit zurückzurufen ynd von der «..»„straat diesen Verhältnissen die größte »°- lo- d-fL, wervm durck aufklärende Bezeichnung und soweit s nötbia sei durch Geltendmachung gesetzlicher Mittel der Sache in ihrem Entstehen wirksam entgegen- Lest-rr.-Ung-r. D!. »Eo- kl'1"o z-ttung'n mit B-d-u-m k°osta6,n «u« d-o ä,m-indm t-st L-nd«abIb-j>lk- l-os«o -n dl. «dg-ortn-t.» d« s'kMrim««. -m, welch- daß die Vertreter Tirol» ,m RelchSrathe aca-m ^/Erhöhung der Grund und Gebäudesteuer sich s°Um. W-Ich- s-bitt-rung der Vmod,-u-r. io Tirol ad-r da« Vnb«m,n Ihrer klnik-lm «d-eordn-lm i» den d-Ii-ff-od-n Kreisen Herrscht, bemei« unter Anderem der Verlauf emer kürzlich m Tob lack abgehaltenen Versammlung von Grundbesitzer, de» PufteribaleS in welcher eS zu em'm offenen Konflikt zwischen dem Abg. Dr. Graf und einem großen Theile der Anwesenden kam, die eine Vorgelegte Petition viel zu zahm fanden und einen energischen Protrst verlangten. — Die behufS Vereinbarung eine- Handelsvertrag» mit Deutschland von Ler österreichisch-ungarischen Zoll- konferenz f.stgcstellten Propositionen find bereit» nach Berlin ebgezangen. Ueber dieselben wird also nunmehr sm diplomanschen Wege verhandelt und hängt e» von dem Resultate dieser Verhandlungen ab, ob und wann die mündlichen Konferenzen beginnen und ob letztere einen Zoll- oder nur einen Mcistbegünstigungsvertrag