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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. prajnumvranäo. Anzeiger Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit w Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 77. Donnerstag, dm I. Juli 188». 5. Iahrg. Bekanntmachung. Wegen Reinigung bleiben die Naths- und Cassenexpeditionslocalitäten im hiesigen Rathhause Sonnabend den S. Juli o. geschlossen. Zwönitz, am 30. Juni 1880. Schönherr, Bürgermeister. An die Bezahlung -es Schulgeldes wir- erinnert. Tagesgeschichte. Deutschland. „Mit Hängen und Würgen" ist am Montag endlich die Kirchenvorlage im Abgeordnetenhause durchgegangen; aber wie? Artikel 1 ist mit 198 gegen 197 Stimmen abgelehnt; Artikel 2 wurde schon in zweiter Lesung abgelehnt lind ein Antrag auf Wiederaufnahme nicht gestellt; Artikel 3 wurde angenommen; Artikel 4 verworfen; Artikel 5 lind 6, letztere mit Aenderungen, angenommen; 7 war schon in zweiter Lesung fallen gelassen; 8 wurde angenommen, ebenso 9, welcher durch die 2. Lesung erheblich geändert worden war, und 10; Artikel 11 blieb gestrichen und Artikel 12 wurde wieder genehmigt. In der Schlußabstimmung wurde die also zerschnittene Vorlage mit 206 gegen 202 Stimmen angenommen. Der haupt sächlichste Artikel, den vierten, welcher von der Zurückberufung der ihres Amtes entsetzten Bischöfen handelt, ist einstweilen von der Re gierung fallen gelassen worden. Die Vorlage geht nun an das Herrenhaus, welches zweifellos den Artikel 1 wiederherstellen wird; dann kommt die Vorlage nochmals an das Abgeordnetenhaus zurück und wird von diesem schließlich auch wohl mit dem Artikel 1 ange nommen werden. — Wie das „D. Mont.-Bl." erfährt, werden in den Jahren 1880 und 1881 die znr Ersatzreserve erster Klasse bestimmten Mann schaften, welche bisher in Fricdenszeiten von allen militärischen Hebungen befreit waren, in Folge des in Kraft tretenden neuen Reichs-Militürgesetze zu einer zehnwöchentlichen Uebung einberufen werden. Um indessen den geschäftlichen und ökonomischen Verhält nissen Rechnung zu tragen, wird voraussichtlich die Zeit zu den Hebungen bestimmt werden, in welcher die meisten landmirthschaft- lichen Arbeiten beendet sind. Oesterreich. Das Ministerium Taafse hat vier seiner Porte feuilles an neue Personen vergeben. Stremayr, Horst, Korb und Weidenheim sind ihres Postens enthoben worden und an ihre Stelle sind Dunajemski, Kremer, Streit und Welfersheim getreten. Für Deutschland ist die Sache nur insofern interessant, als die neuen Männer keine Besorgnisse einflößen, daß durch sie die vorzüglichen Beziehungen zwischen Deutschland und der österreichisch-ungarischen Monarchie gestört werden könnten. — Der Fürst Milan von'Serbien ist am 27. in Wien eingetrosfen und am Bahnhofe vom General- Adjutanten des Kaisers, Baron Mondel, sowie vom Statthalter und dem Landeskommandirenden empfangen worden. Der Fürst ist in der Hofburg abgestiegcn, woselbst ihn nach seiner Ankunft der Kaiser Franz Joseph begrüßte. F-rankreich. Der Pariser Gemeinderath wird zum 14. Juli zwei Gedenktafeln für Eamilla Demoulius und Danton, die beiden Helden der großen Revolution, enthüllen lassen, — jene beiden Helden, die mittelst der Guillotine regierten, deren Opfer sie schließlich selber wurden! — Seitens des Nichterstandes laufen vielfache Entlassungs- gesnche ein. Die Amtsmüdcn wollen zur Ausführung der Märzdekrete gegen die geistlichen Orden nicht ihre Hand leihen. — Mit großer Spannung sieht man dieser bevorstehenden Ausführung entgegen. Die Klerikalen wollen, wie es heißt, an verschiedenen Orten Kund gebungen veranstalten, denen jedoch die Negierung mit aller Ent schiedenheit zu begegnen entschlossen ist. Die Kongregationen werden bei ihrem Widerstande nicht sümmtlich in derselben Weise verfahren. Die Mitglieder einiger Kongregationen wollen Laientracht anlegen und deir Unterricht fortsetzen. Andere wiederum wollen sich sofort an die Gerichte wenden. England. Der Eidesverweigerer Bradlaugh ist aus seiner Haft wieder entlassen worden und ist . . . gleich wieder ins Parla ment gekommen. Nun faßte aber die Regierung einen mannhaften Entschluß; sie stellte den Antrag, mittels einer Resolution festzustellen, daß den Mitgliedern des Unterhauses gestattet sein soll, eine einfache Erklärung an Eidesstatt abzugeben. — Bradlaugh findet übrigens große Sympathien, unter den diesbezüglichen Telegrammen befindet sich auch eins von Juliette Lambert, der bekannten „Freundin" Gam- betta's. — Das Unterhaus hat einen Antrag angenommen, nach welchem der Ausschank von Bier und Branntwein an den Sonn- und Festtagen wesentlich beschränkt wird. Belgien. Die Agitation für die Einführuug des allgemeinen Stimmrechts und allgemeiner Militär-Dienstpflicht ist im Steigen begriffen, und zwar steht Beides in der genausten Wechselwirkung mit einander, da die jetzt wahlberechtigten reicheren Klaffen sich schwerlich dazu entschließen werden, das ihnen sehr bequeme Stell vertretersystem preiszugeben. Es ist zu angenehm, seinen Patrio tismus mit Geld abzulösen; man nimmt an, daß die klerikale Partei sich dieses Programms bemächtigen wird, wodurch allerdings die Herrschaft des Liberalismus arg gefährdet würde. Türkei. Der arme Sultan! Nicht nur Sorgen für das arg zerrüttete Staatswesen der Türken lasten auf ihm, nicht nur die Berliner Conferenz mit ihren Anforderungen tritt ihm auf die Hühner augen, sondern von ganz anders her sollte ihm ein Schlag kommen, der hoffentlich nicht vernichtend ist. Der Harem des Exkhedive Is mael von Aegypten schwimmt bekanntlich auf dem Meere umher und keine Küste will ihm gastfreundschaftliche Aufnahme gewähren. Da hat sich denn Ismael an den höchsten Priester des Islam, an den Großcherifund an die einflußreichsten Schecks der muselmännischen Welt mit dem Ansinnen gewendet, den Sultan wegen Verletzung eines der Hauptgrundsätze des Islams als abgesetzt zu erklären. Lokales und Sächsisches. — Das Centralhilfskomitee in Zwickau hat jetzt einen Bericht über das Hilfswerk für die Hinterbliebenen der am 1. December 1879 im 2. Brückenbergschachte Verunglückten erscheinen lassen, welcher für solche, die sich dafür interessiren, in der Expedition dieses Blattes zur Einsicht ausliegt. — Die nächste Aufnahme von Zöglingen in die König!. Unter- officierschule zu Marienberg soll am 1. October dieses Jahres statt- findcn. Die Anmeldungen hierzu haben iin Laufe des Monats Juli durch persönliche Vorstellung des Aspiranten entweder bei dem Eom- mando der Unterofficierschule oder dem heimathlichen Landwehr- Bezirks-Commando zu erfolgen. Bei diesen Behörden ist auch das Nähere über die Verhältnisse der Königlichen Unterofsicierschule und die Bedingungen für die Aufnahme zu erfahren. Die betreffenden Aspiranten müssen mindestens 14 Jahr alt und konsirmirt sein, dürfen das 18. Lebensjahr noch nicht wesentlich überschritten haben. Tie gesammte Erziehung der Zöglinge auf der Königlichen Unterofsicier- fchule geschieht unentgeldlich. — Vom 1. Juli ab wird bei den Postanweisungsformularen für den inländischen Verkehr das Postwerthzeichen von 20 Pf. gleich