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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Mal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Ter Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. S Irr mmentsprei» inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaliungsblattes" vieritlMrlich ab Echalter I Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« > Mark LV Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf drn All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsbote« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholung;« gewähren wir Rabatt nach Nebereinkuntt. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag l/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag Uhr einzusenden. SchrisNtitung, Nruck unü Verlag von A. LchUvig, L reinig. 19. Jahrgang. Sonnabend, den 1. Mai 19V9. Nr. 35. Veranlagungen von festen Diensteinkommen zu den Gemeindesteuern nur zu 1°, Nach dem Gesetze, die Aufhebung de« 8 30 der revidierten Städteordnung und de» 8 23 Abs. 2 der revidierten Lanvgemeindeordnung betr., vom 23. Dezember 1908, wird feste» Diensteiukommen bei Veranlagung zu den Gemeindesteuern künftig nur noch der den jenigen Personen zu ^/, in Ansatz gebracht werden, bei welchen diese Vergünstigung im Jahre 1908 angewandt worden ist. Die über diese Personen aufgestellte Lift» liegt im hiesigen Gememdeamte Vs« >. di- Mit 15. Mesi d. I. zur Einsichtnahme für die Beteiligten öffentlich au». B r e t n i g, am 30. April 1909. Petzdid, Gemeindevorstand. Ei« Blutvnd i« «lei—ste». Ein Londoner Blatt bringt die folgende, ihm aus Mersina unter dem 26. April zu- gegangeue Meldung: Zwei in Merstna gelandete türkische Re gimenter sind am vergangenen Sonnabend nach Adana marschiert unv haben in der Nacht vom Sonntag zum Montag unter den dortigen Armeniern ein furchtbare« Blutbao angerichtet und ihr Eigentum in Brand gesteckt. Tausend Armenier seien bei lebendigem Leibe verbrannt und die Fliehenden von der Soldateska niederge- schoflen worden. E» seien in der Provinz Adana, soweit es sich abschätzen lasse, etwa 30,000 Menschen getötet worden. Unge heuer seien auch die materielle» Verluste der Europäer. Der «dgefotzte Gulta» Abdul Hamtd ist mit einem Extrazuge nach Saloniki ge bracht worden. Abdul Hamid, der Zivilkleider trug, schien am Bahnhof keineswegs mehr niedergeschlagen zu sein. Er ging aufrecht und rüstig und unterhielt sich mit den An wesenden. Mit ihm reisten elf Frauen, oenen er selbst beim Einsteigen behilflich war, ferner begleiteten ihn Prinz Abdur Rahim-Effendi und der jüngst geborene Prinz Mehemed- Alid-Effendi sowie schließlich zwei Eunuchen. Der Zug bestand nur aus zwei Wagen. Di« Frauen wäre» alle sichtlich in aller Eile an- gekleidet und nur halb oder gar nicht ver schleiert. Zwei Offiziere und 17 Gendarmen begleiteten den Zug. O-rtlich-- und SächstkÄ-s. Bretnig. Durch einen Zapfenbruch de» Buschmühlteiches entleerte sich am Donnerstag früh derselbe, dessen Wasser zumeist in den Brettmühlleich floß. Um nun ein Ueberlausen zu verhüten, wurde dieser gezogen, und so entstand Großwasser, aus dessen Gefahr die hiesigen Bewohner durch Alarmsignale der freiw. Feuerwehr aufmerksam gemacht wurden. Breinig. Der Hermalverein Rödertal gedenkt im Laufe diese« Sommers folgende Autflüge zu veranstalten: 1) Sonntag, den 16. Mai nach der Luchsenburg, Hochstein; 2) Sonntag, den 20. Juni Herrenpartie (Damen, die gut marschieren können, sind da bei herzlich willkommen) nach der sächsischen Schweiz; 3) Sonntag, den 4. Juli nach dem Felixturme bei Radeberg und Hüttermühle; 4) Sonntag, den 22. August nach Rammenau (Besichtigung des Schlosses); 5) Sonntag, den 12. September in die Massenet (Picknick im Walde) uuv abends geselliges Beisammensein im Restaurant zum Rosental von Br. Leunert. — Hoffen wir, daß alle diese geplanten Aus flüge von gutem Weller begünstigt sind und ihnen eine recht zahlreiche Beteiligung zuteil wird. Bretnig. Neben dem Gasthof zur Klinke gl an vxn Tagen vom 1. bis inkl, 4. Mai ern Nöntgen-X-2trablen-Kabinett ausge stellt, worüber die Berliner Zeitungen folgen des schreiben: „Das Sensationsspiel, die von X-Strahlen durchleuchtete lebende Dame, welche seit etwa einer Woche im anatomischen Museum demonstriert wird, bewährt sich als «ine ganz außerordentliche Zugkraft auf alle Kreise der Berliner Gesellschaft. Die Dame nimmt vor den Augen der Zuschauer auf einem Divan Platz, in lang ausgestreckter ruhender Stellung von elektrischem Licht hell beleuchtet. Allmählich schwächt da» Licht ab und der Apparat, welcher die Röntgenstrahlen erzeugt, tritt in Funktion und da« volle Ske lett wird sichtbar. Magisch fast wirkt jede leichte Bewegung des lebhaften Augapfels in den Augenhöhlen des Schädels, wie denn auch jede» Körperzucken sich in dem Skelett bemerk bar macht. Den Vorstellungen wohnten wäh rend der letzten Tage zahlreiche Gelehrte, Aerzte, Techniker und namentlich eine große Zahl von in Berlin mellenden Fremden bei". — Ein „herrlicher Genuß" steht, wie ge schrieben wird, den Reisenden der 4. Klaffe bevor. Der 8 28 de« Personen- und Gepäck- tarifs handelt von der Mitnahme von Hand gepäck rn den Personenwagen. Bezüglich der 4. Klaffe darf jeder Reisende nur eine Trag last mit sich führen re. «l» Traglast dürfen auch kleine Trere mitgenommen werden. Die Aursührungsdestiwmung zu letzterem Satze lautet: Ferkel in Säcken können al« Traglast gebührenfrei mitgenommen werden. — Wir fassen die Erleichterung des Verkehrs mit kleinen Tieren al« eine Bereicherung des Humor» der 4. Klaffe auf. Man kann aller dings auch eine andere Absicht darunter ver muten. Kamenz. Eine Radfahrt „Rund nm dis Lausitz" wird von den „Vereinigten Ost bezirken im Sächsischen Radsahrer-Bund" für Sonntag, den 16. Mai über die Strecke Bischofswerda—Ebersbach—Zittau—Löbau — Bautzen—Kamenz—Pulsnitz—B retni g— Bischofswerda, 163 Kilometer, ausgeschrieben. Kamenz, 29. April. Am Sonntag, den 9. Mai d. I., findet im Saale von Stadt Dresden der Krcr«sängertag der Vereine de» VI. Kreise» de« Oberlausitzer Sängerbundes statt. — Saalinhaber und Landtagswahlen. Der Lande»verband der Saalinhaber im Königreich Sachsen hat beschlossen, bei den bevorstehenden Landtagswahlen nur solche Kandidaten zu unter stützen, die für die Forderungen des Verbandes : Abkürzung der stillen Zeit vor Ostern, Ver tretung des Wirteoerbande« in den Bezirks ausschüssen, Besserstellung des Saalinhaber- geweibe» einzulreten gewillt sind. Weigsdorf, 27. April. In der hiesigen evangelischen Kirche wurde der Haus besitzer Wilhelm Zöllner während des Gottes dienstes von religiösem Wahnsinn befallen. Er bestieg plötzlich die Kanzel und drang unter schweren Beleidigungen auf den Pastor Dr. Kühn ein. Zöllner wurde gewaltsam aus der Kirche entfernt und machte hierauf einen Selbstmordversuch, indem er in den Dorfbach sprang. Später wurde er dem Krankenhause in Zittau zugeführt. — Um die Verlängerung der Tanzerlaub- nis an den zweiten Feiertagen zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten hatten, wie ge meldet, die Saalwirte Dresden» und die Saalwirte der Amtshaupimannschaft Dresden- Llr- und Neustadt nachgesucht. Die Gesuche wurden jedoch von der Königlichen Polizei direktion und der Kreirhauptmannschast ab- schlägig beschieden. Infolgedessen wandten sich nun die Saalwirte mit einer weiteren Eingabe an das Ministerium de» Inner», worauf den Pe tenten nunmehr ein Schreiben zugegangen ist, in dem gesagt wird, daß e« auch in Zukunft bei den seitherigen Bestimmungen zu bewenden hat. Eine Ausnahme erfolgt nur auf Grund der Verordnung vom 4. Dezember 1908, nach der ausdrücklich Erleichterungen getroffen sind. — Der bekannte Naturapostel „gustav nagel" beabsichtigt, in Dresden einen Zyklus von Vorträgen abzuhalten. Er kündigt seine Ab sicht in nachstehendem Schreiben an: „grüße dich gol, mein liber alter freund, so got wil möchte ich in deinem teater einige forträge halten über mein natürliches leben, jerusalem reise und meine schreibart, auf baldiges «iber- sen, behüt dich und di deinen der libe got dein gustav nagel." Dresden, 27. April. Der Tod räumt nach und nach gewaltig unter den alten Sol daten de« großen Kriege« auf. Da« geht recht deutlich aus dem Jahresbericht der „Freien Vereinigung Kampfgenossen von 1870-71" in Dresden hervor. Die Anzahl Mitglieder seit der Begründung der Vereinig ung betrug 2814, von denen im Laufe der Jahre 928 durch de» Tod abberufen wurden, unter ihnen auch der König Albert und der König Georg von Sachsen. Im Berichtsjahre starben 66. Neu ausgenommen konnten nur acht alte Kameraden werden. Am Jahresschluß zählte der Verein nur noch rund 1600 Mit glieder. Der dritte Teil der Mitglieder ist also nach und nach durch den Tod zur großen Armee abberufen worden. Dre « den, 27. April. Unlauterer Wett bewerb eines Zahnarztes. Da» Landgericht Dresden verhandelte gegen den Dresdner Zahn arzt Dr. med. Brettdach wegen unlauteren Wettbewerb«, nachdem die Staatsanwaltschaft gegen ein freisprechende« Erkenntnis de« Schöffengericht» Berufung eingelegt hatte. Dr. Breitbach, der approbierter Arzt ist, schickte an seine Palienten Geschäfttkarten, welche die Versicherung enthielten, daß bei Dt. Breit bach alle Zahnoperationen durch örtliche oder allgemeine Betäubung völlig schmerzlo» au«- geführt würden. Durch mehrere Gutachten erbrachte Dr. Breitbach auch den Beweis, daß ec in den Ankündigungen nicht zu viel versprochen habe. Infolgedessen erfolgte aber mals Freisprechung. Wilthen. Von Drillingen entbunden wurde in Oberwilthen die Fabrikarbeiterin Anna Geuer. Ein Mädchen kam tot zur Welt, während ein zweite» Mädchen und ein Knabe, sowie die Mutter sich wohl befinden. — Der vierte Grenadiertag findet am 21., 22. und 23. August in Döbeln nach folgender Ordnung statt: Sonnabend, den 21. August, vormittags 10 Uhr Schmückung der Gräber verstorbener Kameraden und der Denkmäler der Stadt, nachmittag« 2 Uhr Empfang der Festteilnehmer am Bahnhof und Einzug in die Stadt, '/,7 Uhr Zapfenstreich, >/,8 Uhr Festkommers; 22. August Morgenmustk, Früh schoppen in Kompagnie-Quartieren, 11—12 Uhr Platzmustk, '/,2 Uhr Festzug, 3 Uhr Sommerfest in zwer Lokalen, 8 Uhr Frstball; 23. August, früh Konzert, nachmittag 2 Uhr 15 Minuten Ausflug nach Waldheim und Heiligenborn, 8 Uhr Abschisdrkneipe in Döbeln. — Flucht au» dem Gefängnis. Au« dem Amt«gericht«gefängni» in Mügeln bei Oschatz ist der 23 jährige Handarbeiter Rüger «usge- brochen. Er hatte den Kamin in seiner Zelle zertrümmert und war durch die entstandene Lücke in den Korridor gekommen, »l« am Sonnabend um 6 Uhr früh der Wachtmeister den Korridor betrat, schlug ihn Rüger mit einem scharfen Eisen mehrmal« aus den Kopf, so daß der Beamte besinnungslos liegen blieb, worauf Rüger durch die geöffnete Tür in den Wald entfloh. In der folgenden Nacht wurde sodann bei dem Gutsbesitzer Kuntze in Groß- Pelsen, bei dem Rüger früher gedient hatte, ein Einbruch verübt und Kleidungsstücke und Stieseln gestohlen. Man nimmt an, daß Rüger diesen Einbruch verübt hat. Bisher lst keine Spur von ihm zu entdecken gewesen. — Ein Riesenschwein kam am Montag bei Herrn Fleischermeister Wobst tn Oppach unter da» Messer; es wog ungefähr 8 Zentner. — Zu dem Morde an der Elfriede Menzel in Frankenberg wird geschrieben: Die eigent liche Triebfeder zur Tat scheint eine übergroße Liebe gewesen zu sein. Die Martha Krompo« hat wohl gefürchtet, ihren in Döbeln dienenden „Schatz" zu verlieren, wenn sie ihn nicht ge nügend unterstütze. Sie glaubte, unter allen Umständen Geld beschaffen zu müssen und plante die Tat, ohne sich der Schwere bewußt gewesen zu sein. Auch der Umstand, daß sie Herrn Mulde um verschiedene Waren bestahl, um ihrem Geliebten Geschenke zu machen, teutet auf alle« in den Hintergrund drängende, vor keinem Verbrechen zurückschreckende Liebe. Die Waren wurden in ihrem Koffer gefunden, während sie zum Verhör vor dem Staatsan walt war. Nach ihrer Verhaftung machte die Krompo» einen recht abgestumpften Eindruck. Das Furchtbare ihrer Tat scheint ihr nun erst langsam zum Bewußsein zu kommen. Die jugendliche Verbrecherin war, wie au» Döbeln berichtet wird, völlig unbescholten und besaß einen guten Leumund. Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag Jubilate: >/,9 Uhr: Predigtgottes dienst, Text Joh. 16, 16—23. 11 Uhr: Kindergotteüdienst. Geboren: dem Fabrikarb. Max Georg Schöne ein Sohn; dem Maurerpolier Gustav Emil Gentsch eine Tochter. Getauft: Frida Marianne, Tochter de« Packers Max Arthur Gebler. Gestorben: Amalie Auguste verw. Grundmann geb. Werner, Fabrikarbeiterin, 69 I. 2 M. 19 T. alt. kd.-lutfter. MStwer. unü Iü«gli»ßrverei« Bkrtnig. Sonntag abends 8 Uhr tm Anker Unterhaltung-abend. Gäste und Freunde der Sache, vor allem die Neukonfirmierten, sind herzlich willkommen. Kirchennachlichten von Großröhrsdorf. Geburten: Ernst Fritz, S. d. Ma- schinenarbeiter« Ernst Willibald Großmann Nr. 327. S^l e r befalle: Friedrich Erhard, S. >. Fabrikarbeiters Friedrich August Hochauf Nr. 131 l, 8 T. alt. —Fabrikfchloffer Alwin Louis Bergmann in Bretnig, 64 I. 6 M. 23 T. alr. — Ida Ilse, T. d. Glasmacher» Ernst Erwin Hempel Nr. 33, I M. 21 T. alt.