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Dresdner Journal : 09.12.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190112096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19011209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19011209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-12
- Tag 1901-12-09
-
Monat
1901-12
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 09.12.1901
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1901. ^286. Montag, den 9. Dezember nachmittags. Amtlicher Teil. Drestzeu, 9. Dezember. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August, Herzogin zu Sachsen, ist gestern abend 7 Uhr 50 Min. von Salzburg noch Dresden zurückgekehlt. Dre-deu, 29. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Kirchichullehrer Kantor August Heinrich Eckhardt in Neudorf da» AlbrechtSkreuz zu verleihen. Ernennungen, Versetzungen re. im öffeutl. Dienste. 2« GrschiftSteretche des Ministeriums »es Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die Lehrrr- stelle in »orperSgrün b. Neumark Koll : die oberste Schulbehörde Neben fr. Wohnung u. Garteunutzung 1200 M. Gehalt, 210 M unwiderrufl pers Zulage, bb M f. Turn unterricht u. nach Befinden 70 M. f. d. Unterricht i. d. weibl. Handarbeiten an d Frau d Lehrers. Gesuche sind bis 27 Dez beim Vezirktschulinspektor für Zwickau I, Schulrat Lohse, einzureichen — Erledigt: die Lehrrrstelle zuSaalig b Schöneck Koll: die oberste Schulbehörde. 1200 M. Grundgehalt, 160 M f. FortbildungSschul-, SS M f. Turn unterricht, 9 M s. kirchendienstl. Verrichtungen u fr. Wohnung im Schulhause m Bartenbenutzung. Besuche m allen er- sorderl. Beilagen sind bis 20 Dez beim BezirkSschulinspektor Or. Gäbler, OelSnitz i. B, einzureichen Nichtamtlicher Teil. Politische Angenblicksbilder ans dem Südoste». AuS Wien schreibt man unS: Ein Buda-Pester Blatt, dessen Beziehungen zu dem Wiener Auswärtigen Amte bekannt sind, be spricht in freundlichem Tone den bevorstehenden Besuch einer Abordnung der bulgarischen Sobranje in Belgrad und den gleichfalls geplanten Gegen besuch einer Abordnung der Skupschtina in Sofia. Die Aeußerungen deS ungarischen Blattes haben hier lebhaftes Interesse hervorgerufen, weil sie den landläufigen Begriffen von der Stellung deS Wiener Kabinetts in der Balkanpolitik einigermaßen wider sprechen. Man erzählt von geheimnisvollen Wend ungen, die sich in dem Verhältnisse Oesterreich-UngarnS zu diesem oder jenem Baltanstaate in letzter Zeit sich ergeben hätten, und man sucht so nach weit herbeigeholten Erklärungen der keineswegs rätselhaften Thatsache, daß ein offiziöses Organ eine stark ver breitete, aber trotzdem verfehlte Auffassung der öster reichisch-ungarischen Orientpolitik zu entkräften sucht. Einige österreichische und ungarische Zeitungen haben im heurigen Jahre eine förmliche Teilung der Balkan halbinsel durchgeführt und dort zwei Zonen geschaffen, die die Einflußsphären Oesterreich-Ungarns nicht nur für FriedenSzeiten, sondern auch gleich für einen künftigen Orientkrieg feststellen sollten. Diese Be handlung eines heiklen Themas war doch eine allzu kühne. Die auf österreichischem Boden erfolgte Zu sammenkunft der Monarchen Rumäniens und Griechenlands und die Besuche der beiden Könige in Wien wurden gewiß nicht ohne Grund als Zeichen einer unter österreichischer Patronanz stattfindenden Annäherung der beiden Balkanländer gewürdigt. Und ebenso war man berechtigt, die zwischen Serbien und Bulgarien und zwischen Serbien und Montenegro getauschten Sympathie-Kundgebungen als Anfänge einer von Rußland angebahaten Klärung der wechsel seitigen Beziehungen dieser Staaten zu betrachten. Man hat sich aber auf das Gebiet der Konjekturen vorgewagt, indem man diese Doppelentwickelung als die Einleitung kommender Ereignisse von ernstester Tragweite deuteten und wenn man behauptete, die Diplomatie Oesterreich Ungarns und Rußlands sei bemüht, auf tem Balkan die Bollwerke auszubauen, die in einem vielleicht schon nahm Konflikt als Stützpunkte für den Angriff oder die Verteidigung dienen sollen. Weder in Wien noch in St. Peters burg wünscht man einen solchen Konflikt herbei. Man glaubt daher auch nicht daran, daß er auS- brechen werde, und man hat somit auch keinen An laß, Vorbereitungen für Möglichkeiten zu treffen, die für absehbare Zeit als ausgeschlossen gellen Einzelne Episoden, die sich im verflossenen und im laufenden Jahre ergaben, konnten wohl den Ein druck erwecken, daß eine Verschärfung des öster- reichisch-rufsischen Interessengegensatzes im euro päischen Orient drohe. Wie es scheint, hat aber die Aussprache zwischen den Kabinetten und insbeson dere die Erörterung, die während des Besuches eine- Mitgliedes des russischen Kaiserhauses am Hoflager Kaiser Franz Josephs gepflogen wurde, die Schatten wieder völlig verscheucht. Demnach dürfte auch die stark verbreitete Annahme eines unmittelbaren Zu sammenhanges zwischen der Entwickelung auf der Balkanhalbinfel und dem Verhältnisse Oesterreich- UngarnS zu Rußland gegenstandslos geworden sein. Diese Auffassung läßt sich durch Hinweise be gründen, die zumindest ebenso überzeugend sind wie die Argumente der Schwarzseher. In Serbien und Bulgarien haben die Hofkreise, die Regierungen und die Führer hervorragender Parteien neuestens wieder holt in unzweideutigen Kundgebungen die Erkenntnis zum Ausdrucke gebracht, daß freundschaftliche Be ziehungen zu Oesterreich-Ungarn für das eine wie für daS andere Land von hohem Werte seien. Fürst Nikolaus von Montenegro hegt den offenbar einer ebensolchen Erwägung entsprungenen Plan, demnächst einen Besuch in Wien abzustatten. Anderseits führen die offiziellen Faktoren in Bukarest bei jeder Be trachtung der auswärtigen Politik eine Sprache, die verrät, daß man dort auf die Pflege eines guten Ein vernehmens mit Rußland großes Gewicht legt. Das Gleiche gilt von den Aeußerungen der leitenden Persön lichkeiten in Athen. In den Zentralpunkten der neuen Gruppierungen ist man eifrig bemüht, den Anschein zu vermeiden, als wären mit den erfolgten Veränder ungen feindselige Neigungen gegen eine Großmacht verknüpft, und diese Bemühungen dürften ehrlich ge meint sein, da die Balkanpolitiker im allgemeinen in der Kunst, ihre geheimen Absichten zu verhüllen, noch keine Meisterschaft erlangten. Auch daS Ver halten der beiden an den Balkanvorgängen in erster Linie interessierten Großmächte selbst bietet manche Aufschlüsse, die nur für eine ruhige Beurteilung der Lage sprechen Der serbische Hof erfuhr seitens der russischen Hofkreise eine Enttäuschung, die man in St. Petersburg vermieden hätte, wenn man dort nur darauf bedacht wäre, sich für alle Fälle die un bedingte Hingebung Serbiens zu sichern. Auch die Erörterung der Kretafrage hat nirgends Gegensätze aufgedeckt, die wohl zu tage getreten wären, wenn die Mächte danach streben würden, ihre politische Rüstung für drohende Verwickelungen zu ergänzen. Man wird der Wahrheit am nächsten kommen, wenn man ungecchtet der stark v.rbreiteten pessimi stischen Ausstreuungen an der Meinung festhält, daß die Balkanpolitik Oesterreich-UngarnS und Rußlands auch heute nicht die Vorbereitung des Kampfes, son dern die Sicherung deS Friedens bezweckt und daß beide Mächte bestrebt sind, die VerbündungStendenzen der Balkanstaaten diesem Zwecke dienstbar oder zu mindest unschädlich zu machen. Wenn die Regier ungen und Völker der Balkanländer in neuerer Zeit die Neigung zu gegenseitigem Anschluffe hegen, so werden sie dabei gewiß nicht nur von friedlichen Ideen beeinflußt. Ihre Wünsche sind zum Teile auf Ziele gerichtet, die im Flieden nicht erreicht werden können, und ihr Gedankcnflug wird nicht durch die bequeme, aber naheliegende Erwägung ge hemmt, daß die Verbündeten von heute schon morgen erbitterte Gegner wären, wenn wirklich die Zeit der ersehnten großen Umwälzungen im Südosten begänne. Die beiden Nachbargroßmächte betrachten eS aber als ihre Aufgabe, die Handlungsfreiheit aller etwa entstehenden politischen Gruppen auf der Halb insel ebenso einzuengen, wie sie dies bisher bezüg lich der Thatendranges der einzelnen staatlichen Faktoren zuwegebrachten. Bei der Bewältigung dieser Aufgabe können infolge deS steten Wechsels der politischen Scenerie deS Balkangebietes manche Verschiebungen und Wandlungen zum Vorscheine kommen, die für die Außenwelt überraschend oder schwer erklärlich sind Dies kann aber noch nicht die Annahme begründen, daß den betreffenden Vor gängen eine für den Frieden gefährliche Bedeutung innewohne. Der ReichShauShaltplan für 1902. Im Z 1 de» Entwurf« eine« Gesetzt«, betreffend die Feststellung de» Reich«hau»halt«planS für da« Rechnungsjahr 1202, wird dieser Etat in Ausgabe auf 2 349 742 456 M, nämlich auf 1 960 455 968 M an fortdauernden, auf 191 073 113 M an einmaligen Aus gaben des ordentlichen Etat« und auf 198 213 375 M an einmaligen Ausgaben des außerordentlichen Etats, in Einnahmen auf 2 349 742 456 M festgestellt Zur Bestreitung einmaliger außerordentlicher AuSgabcn wird der Reichskanzler im Z 2 ermächtigt, die Summe von 182 058 995 M im Wege de« Kredit« flüssig zu machen; ferner wirv der Reichskanzler im Z 3 ermächtigt, zur vorübergehenden Verstärkung der ordentlichen Betriebs mittel der Reichshauptkaffe nach Bedarf, jedoch nicht über den Betrag von 175 Mill M hinaus, Schayanweisungen auszugeben Die Zß 4 und 5 de« Gesetzentwurf« be schäftigen sich mit dem Besoldung»etat für daS Reichs- direktorium und der Beilage II des Gesetze», betreffend den SeroiStarif und die Klaffeneinteilung der Orte, vom 26. Juli 1897. Endlich bestimmt der Entwurf im 8 6, daß die nach China entsandten Truppenkörper, für die eine gesetzliche Basts nicht besteht, oder nicht zum Zwecke dauernder oder vorübergehender Besetzung chine sischen Gebiets geschaffen wird, aufzulösen sind, sobald sie ihre Aufgabe in China erfüllt haben werden; die nach Deutschland zurückkehrenden Offiziere, Unteroffiziere, Kapitulanten, Mannschaften und Beamten de» Expeditions« corp» werden, soweit sie nicht in offene etatSmäßigr Stellen einrücken können, zunächst überetatsmäßig ver pflegt und rücken beim Freiwerden etatmäßiger Stellen in solche ein Diesem Gesetzentwurf ist nachstehende Denkschrift zur Erläuterung beigegeben: Das vorliegende Gesetz schließt sich nach Form und Inhalt dem zuletzt ergangenen gleichartigen Gesetze vom 22 März 1901 mit der Maßgabe an, daß der ß 6 de» letzteren, der die Entschädigungen betraf, die für die Kosten der Expedition nach Ostasien gezahlt werden, nicht zu wiederholen war, weil diese Angelegenheit im Etat selbst unter Kap. 23 Titel 2 der Einnahme geregelt ist. Der Gesetzentwurf wird daher einer weiteren Begründung nicht bedürfen Such für da» Rechnungsjahr 1902 ist eine Ergänzung deS Etellenverzeichniffe» zum Servibtaris« nötig Nach den in der vorjährigen Denkschrift mitgeteilte» Anleihegrundsätzen wurden bei den Festungen nur die Ausgaben zur Vervollständigung der wichtigeren FestungS- anlagen aus die Anleihe verwiesen, während alle übrigen Ausgaben für FestungSzwecke ihre Deckung in den ordent lichen Einnahmen fanden Inzwischen haben die veränderten Verhältnisse der heutigen Kriegsführung eine Umgestaltung und Vervoll ständigung der Landesbefestigungen nötig gemacht, die erhebliche Mittel erfordern wird Um über diese wirt schaftlich zweckmäßiger verfügen zu können, empfiehlt e» sich, nur einen einzigen großen allgemeinen Sammel« fondS zu bilden, aus dem dann die Kosten aller FestungS» bauten nach Bedarf bestritten werden Soll die Umgestaltung und Vervollständigung der LandeSbrfestigungen in angemessener Frist durchgeführt und soll es insbesondere möglich werden, zu Gunsten von Festungsstädten Umwallungen auslaffen und Ver» stärkungSbauten auSsühren zu können, so wird e« sich nicht vermeiden lassen, den erwähnten Sammelfonds in den nächsten Jahren mit je 15 Millionen Mark, zuzüglich eines Betrag« auSzustatten, der den Verkaufserlösen au» frei werdendem Festungsgelände entspricht Da au« diesem Sammelfonds wie bisher so auch fernerhin die AuS- gaben zur Vervollständigung der wichtigeren Festung»- anlagen bestritten werden sollen, die ungünstige Finanz lage des Reich» gegenwärtig jedoch nicht gestattet, den ganzen Betrag dieses unteilbaren Fond» im ordentliche» Etat flüssig zu machen, so ist der Sammelfond« bei der Anleihe im Ausgabe Kapitel 12 ausgebracht worden. Um dabei gleichzeitig auf eine Abbürdung der Anleihe Bedacht zu nehmen, sollen die bisher beim Kapitel 9» des ordentlichen Etat» vereinnahmten Verkaufserlöse für frei werdendes Festungsgelände nunmehr den außer ordentlichen DeckungSmitteln beim Einnahme Kapitel 24 de« Haupt Etats zugeführt werden Neben dem allgemeinen Ecmmelfor.dS sollen künftig bei Festungsbauten im allgemeinen nur noch solche Ersah- anlagen und Umbauten besonder» angesetzt werden, die zu Gunsten von Eisenbahnen, Städten oder gewerbliche» Unternehmungen erfolgen und bei denen di» Beteiligte« die Kosten selbst aufbringen Hier handelt e» sich also um durchlaufende Posten Da indessen die Bauten viel fach auSgeführt werden müssen, ehe die Gegenleistungen von den Beteiligten eingehen, die Reichskaffe also durch die Baukosten vorschußweise belastet wird, erscheint e» angezeigt, auch diese FestungSbauten bei der Anleihe i« Kapitel 12 der Ausgabe und Kapitel 24 der Einnahme abzuwickeln. Von den Festungsbauten verbleibe» dann nur noch di« Erweiterungen der FestungSthore und Thorbrücken. Da hierbei nur verhältnismäßig geringe Summen i» Frage stehen und e» zweckmäßig sein dürfte, all» FestungSbauten an einer Etatsstrlle zu behandeln, sind auch diese Erweiterungen nicht mehr wie bisher bei Kapitel 5 des ordentlichen, sondern bei Kapitel 12 de» außerordentlichen Erat» ausgebracht Da« bisherige Einnahme. Kapitel 19 „aus der Ver äußerung von ehemaligen Festungsgrundpücken" ist nach der Erläuterung zum Etat für 1901 in Wegfall ge kommen, und di« b«züglichen Einnahmen sind, wie zum Teil bereits im Vorjahre, in den Etat für da» preußisch« Reichs.Mrlitärkontingent unter Kapitel 9 Titel 3b 23 ausgenommen Im Bereicht de» ordentlichen Etat« sind die ge samt«» fortdauernden und einmaligen Ausgaben aller Verwaltungszweige, mit Einschluß der fortdauernden Ausgaben der Betriebsverwaltungen (Post und Tele graphie, ReichSdruckerei, Eisenbahnen), veranschlagt auf 2151529081M und übersteigen die Gesamt- auSgabe de« Vorjahre« um . 13596 880 - E« komme» auf die fortdau«rnden Aus ¬ gaben «ehr . . 45 533054 M u auf die einmaligen Ausgaben weniger 81 936174 « wie vorstehend über ¬ haupt mehr . . 13 596880 M. Der außerordentliche Etat der einmaligen Ausgaben schließt ab mit einem Gcsamtbedarse von 198 213 375 M. Kunst und Wissenschaft. Dresden, 5 Dezember. Der Akademische Rat der hiesigen König!. Akademie der bildenden Künste hat da» am 15. August d I». verfügbar gewordene Stipen dium der Munckeltschea Stiftung auf Grund der einschlägigen Etiftungibestimmungen dem Studierenden im akademischen Atelier de» Hrn Prof Prell, William Krause au» Dre»den, zuerkanut König!. Schauspielhaus. — Am 8 d Mt». (zur Rachfeier von Johann Nestroy« hundertjährigem Ge- burt»tag): „Der böse Geist Lumpacivagabundu», oder: Da» liederliche Kleeblatt" Zauderpoffe mit Gesang in drei Akten von Nestroy Musik von Adolf Müller Daß sich der langen Folge litterarisch-theatralischer Jahrhundertfeiern, die die letzten Jahre gebracht haben, nun auch ein Gedächtni»tag für de» Wiener Poffen dichter Nestroy anschloß, ist nicht mehr al» recht und billig, obscho» e» nicht gerade die deutschen Hofbühnen sind, die von der entschlossenen Erfindungskraft und der derben Geschicklichkeit Nestroy» de» größten Vorteil ge zogen haben. Der Verfasser de« „Lumpacivagabundu»" gilt für den berufensten Nachfolger Raimunds und ist e» insofern, als er die herkömmliche Mischung von phan tastisch«» Halbromantik und realistisch«» Komik drr Wiknrr Zaubrrpoffe, der Raimund ihren höchsten Aufschwung gegeben hatte, übernahm und weiter benutzte. Ab«» freilich behandelt« Nestroy di« überlirfrrte Betciligung der Geister und Feenwelt bald genug al» eine» Rahmen, der weder Kunst noch Sorgfalt erfordere und der leben digen Wirkung de» komischen Bilde» nicht hinderlich werden dürfe Drr volkstümliche Spaß und die lokale Sittenschildrrung paarten sich bei Nestroy mit scharfer und ätzender Satire, m»t höhnisch»r Lust an der schlimmen Kehrseite edler Thaten und großer Worte. Am frischesten und behaglichsten blieb seine Dichtung überall da, wo sie die Reste altwienerischer Heiterkeit und Genußfreudig- keit verkörperte und ohne tiefere Charakteristik Typen schuf, die wie die drei Handwerker Leim, Zwirn und Knirriem aus „Lumpacivagabundu»" die schau- spielerische Virtuosität zur lebendigsten Steigerung äußrrer Charakteristik anregte In diesem Sinn mag man wohl sagen, daß etwa« Unverwüstliche» in gewissen Gestalten und Scene» Nestroys sei, und eine GrieS- grämigkeit, die dem Lachreiz widerstünde, den die Nacht ruhe der drei Handwerker auf der Streu der Ulmer Herberge hervorruft, wäre nicht zu beneiden Die gestrige Darstellung de» „Lumpacivagabundu»" hatte da» Schauspielhaus gefüllt und weckte Gelächter und Beifall zur Genüge Do» Handwerkerkleeblatt fand in den Herren Franz (Leim), Rens (Zwirn) und Gunz (Knieriem) vorzügliche und außerordentlich wirk- fame Vertreter; vor allen verdiente Hrn Rens» vi«l- grwandter, sprung. und schwunghaft bewegter Schneider das höchste Lob, e« war ein Zug von spielfreudiger Genialität in dieser Leistung, die unwiderstehlich hinriß. Der Humor und die Treuherzigkeit, die Hr. Franz namentlich in der Scene seiner Wiederkehr in da« Hobel» mannsche Hau» entfaltet», di« glücklich« Wirdergabe de» Wiener Tischlermeister« durch Hrn Wind» (Hobelmann), seiner Tochter durch Frl. Ser da (Peppi), der gut süd deutsche Grundlon und da» belebte Zusammenspiel im realistischen Teile der Poffe förderten den »«rgnügten Anteil de» Publikum» Im Geistrrreich vermochte Hr. Stahl (Lumpacivagabundu») da» Meiste zur all- fttwcin.n Erheiterung beizutragen, der Feenkönig Stellari«, der Zauberer Mystifox, die Göttin Fortuna und die Fee Amorosa wollen, wie die ganze Throgoni» der Wiener Lokalpoffe, nicht m«hr recht verfangen A St. Refidenztheater. — Am 8 d M (zur Feier de» 100jähngen Geburtstage» Johann NestroyS): Prolog, gedichtet von Georg Irrgang — „Einen Jux will er sich mache»". Poffe mit Gesang in vier Aufzügen von Johann Nestroy Musik von Adolf Müller. Auch da» Refidenztheater veranstaltete gestern abend zum Gedächtm« an den hundertste» Geburtstag Nestroy» eine Festvorstellung, die sinnig eingeleitet wurde durch einen von dem hiesigen Schriftsteller Georg Irrgang gedichteten schwungvollen Prolog, der von Frl Franzi»ka Hilpert, leider wenig befriedigend hinsichtlich der Dekla mation, gesprochen wurde. Zur Ausführung gelangte al«dann eine derjenigen Poffe» NestroyS, in denen seine schlimmen Seite», die Lust an beißendem Spott, da» Behagen an scharfen satirischen Hieben, zurücktreten gegen- über den guten: jenrm allerdings etwas hausbackenen, aber wirkungsvollen Humor, der fröhlichen Heiterkeit. Frisch gespielt und in den einzelnen Figuren trefflich heranSgearbeitet, konnte ih, der Erfolg nicht fehlen Sie fand hn in reichem Maße in dem lebhafte» Beifall, den die Zuschauer dem Stücke spendeten Von den Darstellern ist an erster Stelle Hr Karl Friese, der den Handlungsdiener Weinberl spielte, zu nenne», und neben ihm Hr Karl Bayer al» sehr drolliger Hausknecht Melchior. Aber auch die übrigen Darsteller boten gute darstellerische L«istungen, wir nennen die Damen Juli« Kronthal (Frau v Fischer), Minna Hänsel (Frl Blumenblatt), Marie Lrrach (Frau Gertrude), Franzi Huß (Madame Knorr), Jeanette Dupont (Marie) und di« Herren Emil Bauer (Lehrjunge Christopher!), Ignaz Janda (Zangler) und Emil Reiter (Sonders). Im zweiten Auszug« sang Hr Karl Fri«s« als Ein lage ein Louplet de« hiesigen Komponisten Heinrich Platzbecker „Wer hätte da« gedacht!", da« sehr ansprach W Dg« — Am 8. d Mts: „Der Edelwerßkönig" Kmder- märchen mit Gesang und Tanz von A Selig und C. Witt. Musik von Bruno Brenner. (Zum erst«n Male.) Gestern nachmittag hat da« Refidenztheater sein diesjährige« Weihnachtsmärchen herauSgebracht, wiederum verfaßt von seinen bewährten HauSpoeten Selig u Witt. Den Stoff haben die beiden Dichter diesmal aus dem realen Leben genommen und ihn nur in sinniger Weise mit phantastischem Beiwerk verbrämt So ist ein« Arbeit entstanden, die von Kindern und Erwachsen«» mit gleich«« Genuss« betrachtet werden kann Poetisch empfunden, baut sich die Handlung leicht und gefällig vor dem Zuschauer auf, ein wesentlicher Bestandteil für jede für Kinder berechnete dramatische Dichtem» Di« liebenswürdige Musik zu dem Werke hat Bruno Brenner, der zweite Kapellmeister de« Residenztheater«, geschrieben Von den Künstlern fällt der Löwenanteil der Darstellung diesmal dem vortrefflichen Hrn Karl Friese (al« Ziegenhirt Berthel) zu, dem Hr Emil Bauer (Holzschnitzer Franz) erfolgreich zur Seite steht. Im übrigen nennen wir die Damen Marie Lrrach (Witwe Waldhuber), Franziska Hilpert (Fe« Alpenrose), Hrl«ne Lob« (Anna Waldhuber) und die Herren Alex LebiodkowSky (Edelweißkönig) und Kar! Bayer (Stoffel). Die vorkommenden Tänze und Evolutionen, di« von Ball«ttelevinn«n sehr hübsch auSgeführt wurd«», hatte Hr Ballettmeister Friedrich arrangiert Er, wie auch Hr. Karl Witt, Frau Dir Karl und Hr Kap«llm«ister Brenner wurden nach den Aktschlüsse» wiederholt vor die Rampen gerufen W Dg» Konzert. Frl Gertrude Peppercor«, die am - Sonnabend im Saale de» Musrnhause« einen Klavier« Dresdner Iommi Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine«: Werktags nachm. b Uhr. v«j»s spreit: Beim Bezug« durch die Geschäftige», tunertzar» Z>r«»deu» 2,d0 M (rinschl Zutraguua), durch die Hk-a im Deutschen Reiche » M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzeln« Nummern 10 Pf. Wird Zurllcks«nduna der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein- Leforderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld beizufügen. A»kü»dt»«»»»»edKhr«»: Die Zelle kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Anlündt- gungl-SeUe oder deren Rau« »o Pf. Bei Tabellen- und Zissernsatz b Pf Aufschlag für die Zelle Untrem Re- daktion-strich (Eingesandt) die Textzrile mittler Schrift oder deren Raum L0 Pf. Gebühren - Ermäßigung bei dsterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr für du nach mittags erscheinende Nummer.
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