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Dresdner Journal : 10.09.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187509106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750910
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-09
- Tag 1875-09-10
-
Monat
1875-09
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 10.09.1875
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W20S. Freltaa, den 10. Septembers 1875. LdaMnemsntAprel»: lUrrliob«: ... 18 N»rtz HjLbrlieb: 4 »»rtc K0 ?k. Lioisiv» Hummern: 10 ?k. a»»«rk»N> 6»»<t«ot»<-d„v keiodv» tritt?<»t n»«i Ktt-mpvlrnoodl»^ di»»u ln«er»Goprol»o r k'ür «len kaum eiovr ss^r>Llt<>n«n p«titmil«: »> l'I. Unter „Liajsvs^oitt" Ui« i^ril«: b0 11. Lr»«k»tn»nr IT^licd mit LusnsLiu« UsrLovo- unä Beierts»«, ^v«u<t» Mr 6«n tol^vUsv Dres-nerIournal. Verantwortlicher Redaeteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. sla»<,r»t«»»»o«>ime »u«^Lrl4: /-> ^tru»ri«t«ttrr, OomminionLr 6s« 1-ro-lnsr 6oi»rv»I»i : /SnA<M />'ort , L«»kii>'x->«rli» Vtm-I^ipit^ 8«rU» Vt«o-L»»dlliA-kr»4-l.«tp«t^ - ^r«Lkkarl ». ». »»»cd«» t A«<i. ^fn««e, 8«rU»t ü'. ^t^nicid, /nrokiii«« </o«L, // ^1/dooc^e,- vr,««»- T,'. ,8c^/o/te, »r«,>,u: V.. >8ta»Asn', itürvitu; CkiMLiti: » ^aiot. rr»»kk»rl » A: >. Ta<A«^^cde u. T 6. »ckt- liiwUU, /)o^Lr<-t7o., S8rUl»! /nv D„ ÜLnoovr r«rt«: //ari», /»/ttte, <S 60., >t«tt^»rr: Viaud? «e r,'a., U»wdiu-^ /- Vt«>: <>pp«t»t Nsrnu-xsdsrr lkvni^I. L,pe6itiou 6s« Oreminvr 6onrvnl«, I)rv«tea, L1>trjs»rett»vn»tr««>e Ito. I. Amtlicher Theil. " Se. Majestät der König haben allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Architekt Bernhard Schrei ber zu Dresden das ihm von Sr. Durchlaucht dem Fürsten Günther Friedrich Carl von Schwarzburg- Sondershausen verliehene Ehrrnkrruz IV. Klaffe an- nehme und trage. Sr. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem in dem Berger'schen Fabrikgeschäft zu Oederan be schäftigten Tuchmacher Friedrich Feldmann die silberne Medaille vom Albrechtsorden zu verleihen. Bekanntmachung. » Unter Bezugnahme auf H 4, Abs. t dir Verordnung vom 12. Juni ds. Js., die Einziehung der Königlich Sächsischen Kassenbillets der Creation vom Jahre 1867 betreffend (Gesetz- und Verordnungsblatt S. 267), wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß Sonnabend, den 11. September d. I. Vormittags 11 Uhr dergleichen aus dem Verkehre zurückgezogene Kaffen billets im Gesammtbetrage von 1,600,000 Thaler — 3,000,000 Mark im Verbrennhause im Hofe des Land hauses hier vernichtet werden. Dresden, den 7. September 1875. Finanz-Ministerium. v. Friesen. v. Brück. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Berlin. Köln. Paris. Bern. Chri- stiama. Belgrad.) Ernennunaev, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Waldheim. Kirch berg.) Vermischtet. Statistik und Bolktwirthschaft. Eivgesandtet Krullletou. Inserat«. Lagetkalender. lÜtzrleNXch richte». Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Ragusa, Mittwoch, 8. September, Abends. (W. T. B.) Von Seiten der Insurgenten wird ge meldet, daß gestern ein Gefecht bei Bilek stattge- fuvden habe, bei welchem die Türken zurückgeschta- gen worden wären. Die Verluste der Insurgenten sollen 2V Tobte, die Verluste der Türken 100 Tobte und mehr als 100 Verwundete betragen. Dir Insurgenten haben deute einen von Ragusa nach Tredinje abgesandten MehltranSport erbeutet. Paris, Donnerstag, 9. September, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS „Journal ofpciel" meldet, daß der Admiral Roze an Stelle deS Admirals de la Roncidre le Noury zum Comman- danten des Geschwaders im Mittelmeer ernannt worden ist. (Val. unsere Pariser Correspondenz unter „TageSgeschichte") Lom Kriegsschauplätze in der Herzegowina meldet die „Agence HavaS", daß die Insurgenten erfolglos die türkischen Blockhäuser im Distrikt Znbzr bombardirt Haven; die Türken blieben Herr ihrer Positionen. Die Mitglieder der Consular commission richteten an die Chefs der Insurgenten die Aufforderung, zum Behufe von Unterhandlungen zu erscheinen; dieselben verweigerten jedoch ihr Erscheinen und erklärten, sie würden ven Gang der Dinge abwarten. Mailand, Donnerstag, 9. September. (Tel. d Dresdn. Journ.) Kür den erwarteten Besuch deS Deutschen Kaisers wird in den Hofkreisen, sowie in den städtischen Kreisen ein würdiger Empfang vorbereitet. Wie die „Perseoeranza" meldet, sollen bei der Ankunft des Kaisers Wilhelm Vertreter deS Senats, der Deputirtenkammer und deS Anun- ciatenordenS neben den Hofwürdenträgern gegen wärtig sein. Außer einer Militärrevur über 15,000 Man» find eine Jagd bei Monza und ein großer Ball in Aussicht genommen. Tagesgeschichte. * Berlin, 8. September. Se. kaiscrl. und königl. Hoheit der Kronprinz ist heute von seiner Inspek tionsreise aus Süddeutschland zurückgckehrt. Die halb amtliche „Pr.-C." bringt heute an ihrer Spitze einen Artikel über die nationale Haltung Süddeutsch lands, den sie mit folgenden Sätzen schließt: „Den deutschen Kronprinzen haben die Pflichten seines militä rischen Amtes alljährlich nach Süddeutschland geführt. Immer hat er die Gelegenheit gefunden, nicht blos über die vorschreitende Tüchtigkeit der süddeutschen Streitkräfte seine Befriedigung kund zu geben, sondern auch dem patriotischen Geist der Bevölkerung warme Anerkennung zu zollen. Schon vor Jahren sprach er im Sinne des Kaisers und aus eigener Ueberzeugung den Grundsatz aus, daß die Liebe und der Dienst für das engere Hei- mathland völlig vereinbar seien mit der Hingebung an das große gemeinsame Vaterland; er wies mit Nachdruck daraus hin, daß in dem Vertrauen zwischen den Glie dern und dem Oberhaupt des deutschen Reiches die sicherste Bürgschaft für das Gedeihen der Natton liege. Bei dem Rückblick aus die inzwischen verflossene Zeit kann der Kronprinz und mit ihm ganz Deutschland volle Genugthuung empfinden. Vertrauen ist von beiden Seiten geboten worden; dasselbe hat sich immer weiter Bahn gebrochen und immer mehr bewährt. Das Baud.4 gemeinsamer Vaterlandsliebe, dessen Festigkeit zuerst in den Stunden der Bedrohung und des Kampfes erprobt ward, hält auch im Frieden Haupt und Glieder, Süd und Nord zusammen. In deutscher Treue und mit immer wachsender Erkenntniß der gemeinsamen Auf gaben steht Süddeutschland zu Kaiser und Reich und findet in ihnen den sicheren Hort gegen äußere und innere Gefahren. Mit gleicher Entschiedenheit bringen Kaiser und Kronprinz den Grundsatz zur Geltung, daß der selbstständigen, eigenartigen Entwickelung der Reichsglieder jede Freiheit gelassen werde, die mit dem Wohl des Gesammtvaterlandes vereinbar ist. Auf den Gesinnungen gegenseitigen Vertrauens und gegenseitiger Treue ist der Bau des deutschen Reiches fest begründet; auf diesen Grundlagen wird er ferner mächtig cmporsteigen, um der Eintracht und dem Frieden des Vaterlandes eine feste Wohnstätte zu bereiten und über alle eAen Bestrebungen des deutschen VolkSgcistes sein schützendes Dach zu wölben." — Die Arbeiten für Aufstellung der Reichs hausHalts anschläge nehmen im Reichskanzleramt ihren Fortgang und schreiten der Vollendung entgegen. Zunächst sind bereits die Entwürfe für den Rechnungshof des Reiches und für die Verwaltung der Rcichseisenbahnen fertig gestellt. Nachdem die oberste Leitung des Reichspost- und Neichstelegraphenwescns in einer Hand vereinigt worden, soll sachgemäß eine Verschmelzung der Etats für die Post- und Telegraphenverwaltung erfolgen. Auch in der Neuordnung der bezüglichen Einrichtungen und Anstalten wird dir Verbindung soweit durchgeführt, als die technischen und örtlichen Bedingungen der beiden Dienstzweige es zulassen. — In dem Reichsgesetz über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden vom 13. Februar 1875 ist be stimmt, daß die zur Ausführung desselben erforderlichen allgemeinen Anordnungen für daS gesammte Bundesgebiet mit Ausschluß Bayerns durch Verordnung des Kaisers erfolgen sollen. Die Publication dieser Ausführungs- destimmungen steht in unmittelbarer Aussicht. Die Scdlußfaffung der neuen Wehrordnung ist im Kriegs- Ministerium beendigt und sieht der kaiserl. Genehmigung entgegen. Der Erlaß der Wehrordnung durch kaiserl. Verordnung dürfte in den nächsten Wochen zu erwarten sein. — Die „N. A. Z." schreibt: Die neuerdings in verschiedenen Zeltungen umlaufenden Nachrichten über Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Kultus minister und dem evangelischen Oberkirchenrath in Be treff der Wahlen zur definitiven Gcncralsynode müssen «für unrichtig erklärt werden. Wir erfahren aus sicherer Quelle, daß die Intentionen des Kultusministers nicht dahin gehen, für die Wahlen zur Generalsynode beson dere Wahlkörper aus den Gemeinden oder deren Or ganen hervorgehen zu lassen, ein Vorschlag übrigens, der auch, abgesehen von anderen gegen ihn sprechenden Gründen, jedenfalls praktisch als völlig unausführbar erscheinen dürfte. — Nachdem die hohe Bedeutung des Mädchen turne ns zu allgemeinerer Anerkennung ge langt und die Einführung dieses Unterrichtszweiges bei den öffentlichen, wie bei den Privatschulen in raschem Fortschritt begriffen ist, hat auch das Verlangen nach gehörig ausgebildeten Turnlehrerinnen sich immer häu figer geltend gemacht und nach der „Prov-Corr." die Erwägung der Frage nahe gelegt, in welcher Weise für Befriedigung des unverkennbaren Bedürfnisses gesorgt werden könne. Bis jetzt war es nicht thunlich, von staatlicher Seite Veranstaltungen zur Ausbildung von Turnlehrerinnen zu treffen. Um so nothwendiger er schien es, daß Gelegenheit gegeben werde, den Nachweis gehöriger Befähigung zur Ertheilung von Mädchen- turnunterricbt zu führen. Von Setten des Ministeriums der geistlichen rc. Angelegenheiten ist daher eine Prü fung für Turnlehrerinnen eingerichtet und den zustän digen Provinzialbehörden die Weisung ertheilt worden, sowohl die Einführung des Turnunterrichts bei den Mädchenschulen nach Möglichkeit zu fördern, als auch darauf Bedacht zu nehmen, daß derselbe von Lehrerinnen ertheilt werde, welche ihre Befähigung dazu vorschrifts mäßig nachgewiesen haben. lieber die Bcrathungen der Reichstagsjustiz commission in ihrer heutigen Sitzung theilt die „Post" Folgeudes mit: Nachdem noch Anträge des Vr. Schwarze über die Moda- lität der Wahl des Obmanns angenommen worden, wurde die Frage über das Verfahren discuNrt, welches einzuschlagen sei, wenn die Geschworenen noch vor Abgabe ihres Spruches einer weiteren Belehrung bedürfen. Der Entwurf will, daß diese Belehrung in jedem Falle, auch wenn sie sich nur auf das von den Geschworenen zu beobachtende Verfahren, z. B. Ab- stunmungsregeln, beziehe, in der öffentlichen Sitzung ertheilt werden soll- Es hat jedoch die Commission eine Ausnahme in dem Falle getroffen, wenn bei den Geschworenen Zweifel über das zu beobachtende Verfahren entstehen. In diesem Falle soll die Belehrung nur im Beralhungszimmer dec Geschworenen unter Zuziehung des Staatsanwalts und deS Berthe digerS erfolge«. (Antrag des Abg. r»e. Schwarze.) Ebenso hatte der Entwurf die Zuziehung des Angeklagten aus den Fall de- schränkt,-wenn sich Anlaß zur Aenderung oder Ergänzung der Fragen ergiedt, während beantragt wurde, diese Wiederzu- ziehung unbedingt vorzuschreiben. Dieser Antrag wurde äuge nommen. Für den Fall, wenn der Spruch der Geschworenen aus formellen oder sachlichen Gründen zu berichtigen ist, kam in Frage, ob nicht das Befugniß der Geschworncn, ihren Spruch zu berichtigen, zu generalisiren und keineswegs in so scharser Tren nung, wie der Entwurf wolle, zu beschränken. Der Entwu f will eine sachliche Aenderung nur zulasscn, wenn sachliche Mängel des Spruchs zu berichtigen sind, nicht auch, wenn lediglich formelle Mängel in Frage kommen. Auf den Antrag der Abgg 6-. Gneist und Reichensperger wurde diese Beschränkung beseitigt und das unbedingte Recht der Geschworenen zur Berichtigung anerkannt. Ein Antrag ans Abänderung der Spruchformel: „Aus Ehre und Gewissen" in die Formel ans „Eid und Gewissen" — Antrag d.s Abg 1>> "unsl wurde »igel hnt Anträge deS Abg Struckmann, ivwie der Abgg. Epsold, Her» und Klotz brachten die Fiage zur Sprache, ob das Gericht befugt sei, die Sache unter Beseitigung deS Wahrspruchs an daS Schwurge richt der nächsten Swuuasperiode zu verweisen, wenn das Ge richt einstimmig der Ansicht ist, daß die Geschwor-nen sich in der Sache zum Nachtheil des Angeklagten geirrt haben. Das wurde von der Majorität beschlossen, und zwar dergestalt, daß die in der ersten Verhandlung gestellten Fragen soweit sie zu Gunsten des Angeklagten erledigt worden sind, nicht dem neuen Schwurgericht wieder vorgelegt werden sollen. * Köln, 8. September. Nicht allein daS Gebäude des Centralbahnhofes, sondern auch manche Häuser der angrenzenden Straßen hatten gestern zu Ehren des Besuches Ihrer Majestät der Kaiserin ihr Festgcwand angelegt. Nach kurzem Verweilen im Dome begab sich die hohe Fürstin zur „Flora", wo sie gegen 2 Uhr Nachmittags eintraf. Gnc große Menge Kölner und Fremde erwarteten daselbst bereits ihre Ankunft und drückten bei deren Erscheinen die lebhafteste Freude aus. Die Kaiserin, nach allen Seiten freundlich grüßend, be gab sich in den Wintergarten, woselbst sic vom Gcneral- comitö der internationalen Gartenbauausstellung empfan gen wurde. Nach erfolgter Vorstellung der Regierungs- commissarc und Delegirten unternahm die Kaiserin unter Führung des Frhrn. Eduard v. Oppenheim und des Directors der „Flora", Hrn. Niepraschk, am Arme des Prinzen Heinrich der Niederlande einen Rundgang durch das Ausstellungsfeld. Wiederholt bekundete die hohe Frau den prachtvollen Anlagen mit ihrem duftenden Blumenflor und üppigen Pflanzengruppcn ihre An erkennung. Gegen 6 Uhr verließ Ihre Majestät unter den Freudenrusen der Menge, welche sie auf ihrem Rundgangc überallhin begleitet hatte, die „Flora". Gegen 8 Uhr erfolgte vom Kcntralbahnhofe aus unter den Hochrufen des zahlreich versammelten Publicums die Rückreise nach Koblenz. — Wie das „Fr. Journ." er fährt, wird die neue Befestigung von Köln so rüstig gefördert, daß in den Jahren 1^76 und 1877 je drei, und 1878 die zwei letzten neuen Forts frrt ggestellt und übergeben werden können. Paris, 8. Septeinber. Die belgischen und deutschen Pilger (die Zahl der letzteren ist nicht zu bestimmen, da sie durch keinerlei Abzeichen kenntlich) haben sich gleich nach ihrer Ankunft gestern Abend in die Kirche Notre-Dame - des - Victoires begebe». Die Polizei hatte dort wie am Bahnhöfe starke Vorsichts maßregeln getroffen, aber das Publicum zeigte auch hier absolute Gleichgiltigkeit Die Führer des ZugeS speisten dann bei dem Pfarrer der genannten Kirche, wahrend die Anderen in den umliegenden Restaurants unter dem schützenden Auge der Polizei Speise und Trank zu sich nahmen. Un. 11 Uhr fuhr die ganze Gesellschaft nachJssondun ab. — Die Bonapartistiichen Blätter berichten über eine Partciversimmluig, die am Sonntag in Evreux stattgcmndeu hat. ES schein: hauptsächlich die jungdonapavtistische Fraktion daselbst vertreten gewesen zu sein. Deu Vorsitz führte Raoul Duval. Zur Einleitung verlas man einen Brief des Admirals oe la Ronciöre le Noury , den seine Be- rufsgcschaftc verhinderte: , au der Zusammenkunft Theil zu nehmen. Der Admiral, der bctannttich seit Jabreu in der Nationalversammlung eine ziemlich untergeordnete Nolle spielt, hat diesmal nach dem Ausdrucke der „Li berE" ,eine Schiffe verbrannt. In der That, er laßt über seine Gesinnung leinen Zweifel. Er sagt, daß er vor Allem ein Konservativer ist und als solcher „die Doctrin der Revolutionäre vom 4. September und ilncr Seltner" verabscheut. Obgleich die Nationalverfamm lung eine RegicrungSsorm angenommen hat, weuhc dcm Admiral in hohem Grade mißfällt, da sic Frankreich von dem europäischen Staatenconcerte ausschlicße, will er doch der „ergebene Diener des Marschalls Mac Ma- hon" bleiben, wohlverstanden »so lange derselbe sich nicht aus den conscrvativen Bahnen hcraüsrcißen läßt". La Ronciöre le 'Noury erklärt sich für einen unerschüttcr- Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Unterhaltungen über moderne Malerei. (Fortsetzung auS Nr. 208.) Und noch etwas Anderes tritt entscheidend hinzu, ein zwitterhafter Zustand, der nns erst als ein solcher erscheint, wenn nur ihn in einer neuen Visirlinie, vom Standpunkte der Malerei aus, betrachten: das Drama hat nämlich scheinbar ein Doppelleben. Obgleich es der Dichter der Wirklichkeit entrungen und wieder für die Wirklichkeit geschaffen hat, so entwickelt es sich doch vor unsern Augen in einer illusorischen Wett, in der der Breter, welche die Wirklichkeit nur bedeutet. Diese Bühnenscenerie von Pappe und Leim hat sich der mensch lichen Vorstellung so fest eingeprägt, daß selbst der Leser unwillkürlich zum Zuschauer wird und sich den Vorgang des Dramas nicht auf dem Boden der freien Natur uno realen Welt, sondern auf dem Podium des Theaters denkt. Je vollendeter die dekorativen Leistungen des letzteren nach und nach geworden sind, je bestimmter hat sich diese Auffassung eingebürgert. Ihre Konsequenzen gehen so weit, daß selbst aus den Darstellungen der Malerei über dramatische Poesie der Begriff der Coulisse kaum zu entfernen ist. Wie ein Gespenst sich eindrängend, verfolgt er die Phantasie de- Beschauers. Wenn uns ein Maler noch so erschütternd und wahr den greisen Lear mit der tobten Cordelia entgegentreten läßt, so ist es unS nicht die britische Erde, sondern die Bühne, auf der er daherschrritet — ja und noch mehr: die Reminis- cenzen unserer Seele wirken dahin, daß unsere Einbil dungskraft in dem alten König zugleich einen großen — Schauspieler sieht. So begleitet die Schauspielkunst — und dies eben ist ihr Triumph — das Drama als dessen zweite reproducirte Lebenssphäre bei allen seinen äußeren Erscheinungen. Obgleich der innere Genius des Dramas so fest wie der irgend einer anderen Dichtungsart im ewigen Urgrund der Wirklichkeit wurzelt, so führen doch jene Verhältnisse die erwähnte scheinbare Doppclexistenz herbei, welche der Malerei das nothwendige Naturtcrrain zur unbefangenen, gesunden Konstruktion ihrer Schöpf ungen zweifelhaft macht. Sie findet diese Slütze aber um so nachdrücklicher in ihrer ganzen Treuherzigkeit und Simplicität beim Epos. In den epischen Dichtungen wandelt die Muse des Malers nicht auf einem künstlichen, sondern nur auf dem einem natürlichen Boden, der Das ist, was er bedeutet: die Welt der Wirklichkeit mit Sonnenauf- und Niedergang, mit Windeswchen und Waldcsdust und mit ihren Felsenwänden, Wasserfällen, freundlichen Wohn stätten und warmen Menschengestalten von Fleisch uud Blut — lauter Erscheinungen, die durch keinen sich ein schleichenden Begriff der theatralischen Decoration und Bühnenaufführung eine störende Transsubjtantiation er fahren. Und endlich redet noch Etwas mit, das man ein wahres ästhetisches Kunstmotiv nennen kann: Im Drama nämlich geschehen sactisch die Vorgänge und Hand lungen, indem es sich darstellt, wobei ein beschleunigter, überraschender, comprinurter Verlauf waltet, der die Phantasie des Zuschauers in Fesseln schlägt und den Geist der Bewegung athmet. Im Epos, erb licken wir mit unserem Vorstellungsvermogen die Vorgänge uud Handlungen, indem sie erzählt werden, wobei ein retardirrnder, vorbereitender, ausgedehnter Gang herrscht, welcher dir Phantasie des Lesers srrigiebt, und das Wachschum ruhiger Entwickelung walten läßt. Drr Maler wird also hier zum natürlichen Anwalt unserer Einbildungskraft und zwar dadurch, daß cr ihr die vom epischen Erzähler verlangte Vorstellung dnrch seine Kunstschöpfung figürlich in ungeahnter Kraft und Schön heit gewährt. Somit erhöht cr das Leben des Epos zu dem Leben des Dramas, in der epischen Dichtung die entscheidenden Momente dramatisch concentrirend, ihre handelnden Faktoren in einem Strahlenbündel geistig sammelnd. Dies ist des Malers große Mission, bei der er productiv und gleichfalls als Poet wirkt. Dagegen ist der Maler nicht im Stande, auch das Leben des Dramas durch seine Gemälde zu steigern, denn er vermag nur die Kunst allein zu geben, während wir aus der Bühne Kunst und Natur, Idealität in der Realität, vereint zu empfangen gewohnt sind. Ist doch immer dabei fcstzuhaltcn, daß das -r roma ebensowenig vom Theater getrennt werden darf, wie eine musikalische Komposition vom Klang der Instrumente, der ihre in Stummheit gebundenen Reize erst zur vollen Wirkung entzaubert Hieraus geht hervor, daß die Malerei, auf das Drama verwendet, verkleinernd wirkt, da sie weniger gewährt, als wir durch eine andere Kunst, die der Bühne, schon haben; daß sie hingegen im Dienste des EpoS Wunder gebiert, denn sie giebt, was wir noch gar nicht haben: di- entzückende Augenwonne der sinn lichen Erjcheinungswelt, den Körper zur Seele, damit das Dichtergebilde nun ein organisches Ganze sei, für Mit- und Nachwelt persönlich fixirt und nicht blos wesenlos redend, ein Geist zu Gerstern. Wir brechen hier diese Analyse ab, die an Klarheit nichts verttcrcn, aber an Unterhaltung und Ueberzeugung gewinnen wird, wenn die gebildeten Leser durch ihre eigenen Erfahrungen deren Richtigkeit prüfen und durch einzelne Beispiele belegen. Es wird genug gesagt sein zum Beweise, daß die bildende Kunst und wesentlich die Malerei nachdrücklich ans die episclc Dichtnugsart hin gewiesen ist. (Schluß folgt.) -j- Am I!'. August starb iin Ostseebad Misdroy der beste Kenner der keltischen Sprachen, Hermann Ebel, geboren am 10. Mai >82«>, seit 1^72 ordentlicher Pro fessor für vergleichende Sprachfvrjchung an der Berliner Universität. Wenngleich der Verewigte in seinem Wissen die gesammten indogermanischen Sprachen beberrschtc, so war doch seine Haupttl ätigkeit ecm Keltischen zugc- wandt. Die Zugehörigkeit der telsijchcn Sprachen zu dem indogermanischen Sprachttamm begründete zuerst Prichard 1831, und Kaspar Zcuß blieb cs vvrbcha«- ten, 1853 in seiner Ornmmnttoa eeltieu die Stellung sowohl deS Keltischen zu den übrigen Sprachen, als auch der einzelnen keltischen Dialekte untereinander zu bestimmen. L as Keltische gehört danach zu dcm großen indogermanischen Sprachstamm, welcher das Sanskrit, die iranischen, griechischen, lateinischen, keltischen, ger manischen, slawischen und lithanischeu Sprachen umfaßt. Diesem Sprachstamm gehören beiläufig die Sprachen Europas an, mit Ausnahme des Türkischen, des Un- gartschen, des Finnischen, des Maltesischen, des Baski schen. Dir Krltensprachen, die ehemals große Länder- strecken inne hatten, sind jetzt auf kleine Gebiete in Groß britannien und Frankreich beschränkt und müssen vor dem mächtigen Andrang des Englischen und Französt schcn immer weiter zurückwcichen. Sie zerfallen in sechs Dialekte: Irisch, Gaelisch, Manks, Kymrljch, Kornisch und Bretonisch, die zum Theil alte und reiche Literatur besitzen, und von denen einer, der kornische, jetzt aus« grstvrben ist. Die Richtigkeit des gewonnenen Stand punkts für das Keltische im Einzelnen nachzmvcijcn und zu verfolgen, war dir bedeutende Leistung Ebrl's, damals Lchrrr an dem Gymnasium zu Schneidemühl.
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