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Dresdner Journal : 23.06.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186906238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690623
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-06
- Tag 1869-06-23
-
Monat
1869-06
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 23.06.1869
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Ilmmemrni-vrtlsti I» I«6L. >»»<!,: JUKrUek r 6 edlr. — ^Mrlick: » „ 15 ,. 51on»tlick:— „ 15 „ Ll»»«I»«I7urnmeri»: 1 „ I»kr«»»»«» tritt jitkrUel, L 'kklr. 8tvwp«lx«t»ükr, > »u«»erl>»ld as» I7orüä. Luncls» ?o»t- n»ä Stomp« I»u»«kl»xkio»». Inseratenpreise: kür >i«o N»om eiller ^»«p»1t«nen L«ii«; 1 Vot«r „Li»x«»»uät" üi« Leit«: 5 llzr. Erscheinen: Hxlick, mit Xosnokm« äer Sovll- vnü k«i«r1»U«, Lbevä» Nir äeo'kolxovü«» r»x. DreMerÄsumal. VerantwoEcher Rcdacteur: I. G. Hartmann. Snseraitnannahnu ausmärt«: L.«ip»i^: t» Oomoüistoiülr üo» DresUaer ^ourll»!»; «veoü»«.: H. L«oi.r:L, koon^i ko«r; N»mt>»rx-I«rU»- Vi«»-l.«ixrix-NL5«I-rr»llLkiu:t » L.: Nx^s»:ri«r»i« äi Vooiü», Lvriio. O»ui>r^»'8olio liuokli., kürüliiir«»'» kur«»u, kvvoi.ru >loü»>:; Lrom«u: t!. kcnl.orru; vrozl»»:!, SiXkiavu'» ^1»nor>( ondurv:tll, Iii»L L l'»vv«vi rrLllklurt». A.: ^»uvir'sode Nuokti.; Nälor >1v. IiLvv«L«. kl>ri»: IlLV^tS, livr-i-l«« LOo., (ö, kl»c« <I« III Lourso); krllx: k» linui-ivu'» Uuckk.t Viv»: Xl.. Orrvr.ru. ' Herausgeber: Xollixi. krpvriitiov äs« Orssäavr ,7oura»l», vr«»<l«a, 51»rioll»tr»»»o tio. 7. Monnemmts ° EmlaSnng. Auf da- mit dem I Juli d. I. beginnende neue vierteljährige Abonnement des „Dresd ner Journals" werden Bestellungen für aus» wärt» bei allen Postanstalten, für Dresden bei der unterzeichneten Expedition angenom men. Der Preis beträgt im ganzen Gebiete deö Norddeutschen Bunde- jährlich 6 Thlr., wozu in Preußen noch 2 Thlr. Stempelge bühr tritt. Ankündigungen aller Art finden im „Dresdner Journal" (Auflage äivvo Exem plare) eine sehr geeignete Verbreitung. Die JnfertionSgebühren werden im In- seratentheile mit L Ngr. für die gespaltene Aeile oder deren Raum berechnet; für In- serate unter der Rubrik „Eingesandtes" find die JnfertionSgebühren auf 3 Ngr. pro Aeile festgestellt. Migl. Expedition des Dresdner Journals. (Marienstraße Nr. 7.) Amtlicher Theil. Dresden, 21. Juni. Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Großfürsten Constantin und Nicolans sind heute Vormittag A10 Uhr nach Leipzig, Ihre Kaiser lich Königlichen Hoheiten der Großherzog Ferdi nand IV. von Toscana nebst Frau Gemahlin, Großherzogin Alix, heute Mittag A 1 Uhr nach Gmunden, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Therese von Bayern heute Abend *L7 Uhr nach Leipzig abgereist. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. Dresden: Inhalt des neuesten Bun desgesetzblattes. — Berlin: Rückkehr des Königs. Vom Johanniterorden. Der Hohenlohe'sche Antrag betreffs des Concils. Vom BundeSrathc. Prüfungen von Schiffsunglücksfällcn. Dementi. Staatsmedaillen für die Hamburger internationale Gartenausstellung: Die Schuld der Stadt Berlin. Zollparlamcnts- nnd Rcichstagssitzung. — Köln: Jubelfeier des rheini schen Appellationsgerichtshofes. — Altona: Von der Marine. — Dessau: Landtagsverhandlungen. - Karlsruhe: Maßregeln gegen die cleri- calen Agitationen. — Wien: Der Vicekönig von Aegypten. Organisation der Cavalerie. — Prag: Landtagswahlen. Vcrurtheilungcn. — Paris: Virtrag mit der Schweiz wegen Vollziehung von Urtheilen in Strafsachen. Legung deS französisch atlantischen Kabels in Brest. Dementi. — Neapel: Volksdemonstrationen. — Madrid: Die Verhaftung dcs Marschalls Pezuela. — Lissabon: Provisorischer Justizminister ernannt. — London: Antrittsaudienz des nordamerikanischen Gesandten. Cholera an der Westküste Afrikas. — Ncw-Aork: Amerikanischer Schooner von einem spanischen Kriegsdampfer auf gebracht. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig.) Gerichtsverhandlungen. (Leipzig.) Statistik und Volkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsen vachrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 22. Juni, Mittags. (W. T. B.) Die königliche Botschaft, mit welcher soeben (Vormittags 11 Uhr) der feierliche Schluß des Zoll- Parlaments erfolgte, zählt die Ergebnisse der Ses sion auf, bedauert das Nicktzustandekommen des LereinSivlltarifS und schließt mit dem Wunsche, daß auch die diesjährige Vereinigung des Zollpar laments brigetragen habe, das Band zu befestigen, welches alle deutschen Lande umschlingt. Wien, Dienstag, 22. Juni. (Ccrr.-Bür.) Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht die Aufhebung des Lehenbandes in den verschiedenen Königreichen und Ländern. Paris, Montag, 21.Juni, Abends. (W.T.B.) Der Kaiser hat sich heute nach dem Lager von Chalons begeben. Florenz, Montag, 21. Juni, Abends. (W.T. B.) Der König und der Kronprinz Humbert sind heute Morgen hier wieder eingetroffen. Sic wer den sich in Kurzem nach Spezzia zum Besuche der erkrankten Herzogin von Aosta begeben. Die Ruhestörungen in Turin, Mailand und Bologna scheinen vollständig beendigt zu sein. Die soeben erschienene „Gazzetta uffiziale" stellt die gestri gen und vorgestrigen Unruhen in Turin, Neapel, Bergamo und Reggio als äußerst geringfügig dar und behauptet, daß dieselben von den Umtrieben geheimer Ayenten herrührcn. Die Regierung wird die zurückgezogenen Finanz- conventioncn in der nächsten Session mit Verän derungen wieder vorlegen, welche die Majorität der Kammermitglieder erhoffen lassen. Der Fi- nauzplan der Regierung bleibt sonst unverändert. Madrid, Montag, 21. Juni. (W. T.B.) Aus Navarra wird gemeldet, daß dort eine Bande von 60 Carlisten eingcdrungen ist. Dieser Ver such wird jedoch allgemein für vereinzelt und be deutungslos angesehen. Dem „Jmparcial" zufolge haben auch in Ferrol Ruhestörungen seitens republikanischer Parteigänger stattgefunden, jedoch ist die Ordnung ohne die Da zwischenkunft der Truppen wiederhergestcllt worden. Kopenhagen, Montag, 21. Juni, Abends. (W.T.B.) Wie „Dagens Nybeder" meldet, wird der Gesandte der Vereinigten Staaten, Amman, nicht, wie zuerst beabsichtigt war, nach Stockholm versetzt, sondern Andrews, der anfänglich zum Nach folger Amman s in Kopenhagen designirt war, er hält den Gesandtenposten in Stockholm. Tagesgeschichte." Dresden, 22. Juni. Vom Bundesgesetzblatt des Norddeutschen Bundes ist heute das 24. Stück vom Jahre 1869 hier eingetroffen. Dasselbe enthält: Nr. 307) allerhöchster Erlaß vom 24. Mai 1869, die in Gemäßheit des Gesetzes vom 9. November 1867 ge nehmigte Ausgabe von verzinslichen Schatzanweisun gen im Betrage von 4,248,900 Thlr. bctr.; Nr. 308) Ernennung des königl. preußischen Legationsraths vr. v. Schlözer zum Gencralconsul des Norddeutschen Bun des für die Vereinigten Staaten von Mexico und Be glaubigung desselben zugleich als Geschäftsträger des Norddeutschen Bundes bei der mexikanischen Regierung; Nr. 309) Ertheilung des Exequatur namens des Nord deutschen Bundes dem Consul der Vereinigten Staaten von Amerika, Robinson, für Hamburg und die zu nächst gelegenen Gcbictsthcile der zum Norddeutschen Bunde gehörigen Staaten. * Berlin, 21. Juni. Gestern Nachmittag ist Se. Majestät der König von Osnabrück nach Berlin ab- gercist und heute Nacht 1 Uhr wieder hierher zurück gekehrt. Mit Sr. Majestät traf auch der Bundeskanz ler Graf v. Bismarck ein, welcher auf der Rundreise von dem geh. Lczationsrath v. Keudcll begleitet war. — Der Kanzler des Johanniterordens, Eberhard Graf zu Stolberg, macht bekannt, daß der für den 24. Juni in Sonnenburg anbcraumte Rittertag daselbst nicht stattfindct; dagegen wird am 24. Juni im Pa lais Sr. königlichen Hoheit des Prinzen Karl die Feier deS Ritterschlages hier in Berlin vollzogen werden.— Die „N. A. Z." schreibt: „Mehrere Blätter ergehen sich in Vermulhungcn über die Ausnahme, welche die von dem (bayrischen Ministerpräsidenten) Fürsten v. Ho - henlohe ausgegangene Aufforderung hinsichtlich des Verhaltens der Mächte zu dem Concilbei der preußischen Negierung gefunden habe. In unterrichteten Kreisen wird versichert, daß dje Regierung einer eingehenden gemeinsamen Erwägung dieser Angelegenheit vom Standpunkte der Negierungen gar nicht entgegen ist, besonders einer gemeinsamen Erwägung von Seiten der deutschen Negierungen nicht." — Der Ausschuß des Bundesrathes des Zollvereins für Zoll- und Stenerwcsen hielt gestern eine Sitzung ab. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrathes des Zollvereins für Zoll- und Steucrwesen, sowie für Handel und Verkehr traten gestern zu einer Sitzung zusammen. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundcs- rathcs deS Norddeutschen Bundes für Eisenbahnen, Post- und Telegraphen-, sowie für Zoll- und Steuer- Wesen hielten vorgestern eine Sitzung ab. — In Groß britannien besteht die Einrichtung, daß beim Ver unglücken von Schiffen in der Nähe der dortigen Küsten ein Beamter die Verhältnisse des betreffenden Schiffes, sowie die Umstände, welche den Unglücksfall begleitet haben, einer Prüfung unterwirft und über den Befund ein Protokoll aufnimmt. Bei nichtcnglischen Schiffen darf dies Verfahren nur dann eintrcten, wenn der Unglücksfall sich innerhalb 3 Seemeilen von der Küste ereignet. Vom hiesigen britischen Botschafter ist nun dem Bundeskanzler, gleichwie von den Vertretern Englands bei andern Staaten den dortigen Regierun gen, der Wunsch ausgesprochen, daß die.Bcfugniß des betreffenden englischen Beamten auch für fremde Schiffe auf einen größern Bereich ausgedehnt werde. Der Bundeskanzler hat den Seestaatcn des Bundes—Preußen, Mecklenburg, Oldenburg, Hamburg, Bremen und Lü beck — von diesem Wunsche Kenntniß gegeben, und zwar mit dem Bemerken, die britische Regierung wolle dadurch nur ihre Verantwortlichkeit decken und hege nicht die Absicht, einen bezüglichen Staatsvertrag ab zuschließen. Mit Ausnahme von Bremen sind alle Bun- dessecstaaten zur Einräumung der erwähnten Com- " petenzausdehnung bereit. Bremen hat namentlich den Einwand erhoben: in> Fällen der bezeichneten Art könne das Interesse der deutschen Staaten geschädigt werden. Auch empfehle cs sich nicht, eventuell eine ganze deutsche Bevölkcrungsklasse (die Schiffer) der Autorität einer fremden Macht unterzuordnen. Auf besondcrn Antrag Bremens ist diese Sache vom Bundeskanzler dem nord deutschen BundeSrathc zur Erörterung und Beschluß- nahme vorgelegt worden. — Die Mitthcilungen hiesiger Blätter über die Einstellung der diesjährigen Re ern ten werden der „N. A. Z." nach als verfrüht bezeich net, da in dieser Angelegenheit keine nähern Bestim mungen getroffen sind. — Für die internationale Gartenausstcllnng, welche in Hamburg vom 2. bis 12. September abgchalteu werden soll, sind als besondere Auszeichnung von unserm landwirthschaftlichen Ministerium die große Staatsmcdaille in Gold und in Silber bewilligt worden, welche als erster und zweiter Preis zur Vcrtheilnng kommen sollen. — Das neueste Communalblatt bringt den „Finalabschluß der Stadthauptkasse und der dazu gehörigen Special verwaltungen der Haupt- nnd Residenzstadt Berlin für 1868." Die Stadtschuld betrug am Schluffe des vorigen Jahres 7,644,616 Thlr. (darunter 1,128,899 Thlr. Anleihe zur Anlage der städtischen Gaswerke) und zwar 1,777,475 Thlr. 3^proccntigc Obligations schulden, 2,297,395 Thlr. 4'Lproccntigc und 3 Mill. 5procentige Obligationsschulden, dazu 13,650 Thlr. Cautioncn von Beamten und 556,096 Thlr. Hypothe- kcnschulden für Grundstücke, welche zu städtischen Zwecken erworben sind. 0. Berlin, 21. Juni. Die große Entscheidung übcr die Zoll- und Steucrfragen, welche in den letzten La gen alle Welt hier so lebhaft in Anspruch nahm, ist heute erfolgt und zwar in einer Weise, welche die We nigsten erwartet hatten. Das Endresultat ist nämlich das, daß unter Ablehnung jeden Compromisses in der Zolltariffrage Beschlüsse gefaßt wurden, welche jede An nahme ausschließen, daß dieses, Zollerleichterungcn und eine Vereinfachung des Zolltarifs darbietcnde Gesetz ins Leben treten werde, daß dafür aber die Zuckerstcuer- erhöhung in der Art, wie sie in der Vorberathung be schlossen war, definitiv beschlossen wurde. Uebcr die ses, wie bemerkt, unerwartete Resultat herrscht auf der linken Seite eine nicht geringe Uebcrraschung. Der Gang der Verhandlungen im Zollparlament war der: Zunächst beschloß man, über den Petroleumzoll vorweg zu discutiren, und man lehnte diesen Zoll mit 157 gegen 111 Stimmen ab. (Die Conservaiiven hat ten sich durch viele Mitglieder verstärkt, so war nament lich General Vogel v. Falckenstcin eingetroffen.) Hier auf wurden zwar sämmtliche Zollbefreiungen und Zoll- erleichtcrungen wiederum beschlossen, wie in der Borbc» rathung, also namentlich auch die reformirtcn Eiscnzölle; als aber auch die Reiszvllermäßigung angenommen wor den war und zwar durch den Hinzutritt der Strengconser« vativcn mit einer viel größern Mehrheit als das erste Mal, sö schwand dasjenige Compensationsobject, wel ches am ersten Aussicht hatte, dem Zollbundcsrathe die Zustimmung zu der Tarifrcform zu ermöglichen. Die Strengconservativen stimmten für Reiszollermäßigung, um das Gesetz unannehmbar zu machen. Nun wurde zwar das Gesetz mit der kleinen Mehrheit von 10 Stim men noch angenommen, aber da Graf Bismarck in der Petroleumdebatte ausdrücklich erklärt hatte, daß Preu ßen seine Zustimmung einem solchen Gesetze nicht geben werde, so wird dasselbe natürlich nun nicht publicirt werden. (Hierbei mag zum Verständniß der Leser noch bemerkt werden, daß der Prästdialmacht des Zollvereins die verfassungsmäßige Bcfugniß, ein Veto cinzulegen, überall da zur Seite steht, wo eS sich um eine Abän derung des Bestehenden handelt. Wenn daher der Zoll- bundesrath die Publication des Zolltarifs per msjora beschließen sollte, was anzunchmcn gar kein Grund vor liegt, so würde dieser Beschluß durch das Veto des Präsidiums natürlich unwirksam werden.) Nun begann die Bcrathung der Zuckersteuer, und die Nationallibe- ralcn änderten ihre Taktik dahin, daß sie jetzt die Ab lehnung der Zuckersteuer beantragten; dieselbe wurde jedoch beschlossen und ebenso der Antrag Lasker's ab gelehnt, der das Tarifgesetz mit dem Zuckersteuergesetz zusammenkoppelte. Schließlich wurde das Zuckersteuer- gcsetz mit 159 gegen 109 Stimmen angenommen, so daß die Zuckersteuererhöhung ohne die gleichzeitigen Zvllherabsetzungcn ins Leben treten wird. Für sächsi sche Leser sei noch auf die Verhandlungen wegen Herab setzung der Zollcreditfristen hingewicsen. — Der Schluß des Zollparlaments und des Reichstags findet morgen statt. — Der erste Gegenstand der Tagesordnung ist die Genehmigung eincs Gesetzes, betreffend die Sicherung der Zollvcreinsgrenze in den vom Zollgebiete ausge schlossenen Hamburgschen Gebietsthcilcn. Diese Ge nehmigung erfolgt unter Annahme mehrer Amendements des bayerschen Abg. vr. Diepoldcr und des Abg. v. Bernuth. Auf Antrag des letztem Abgeordneten ge nehmigt man auch die Resolution: „Die Erwartung ausrusprechen, daß dem deutschen Zollparla- mente in seiner nächsten Session vom Präsidium des Zoll vereins e n Gesetzentwurf vorgelegt werde, durch welchen die Zollvereinsgrenzen in sämmtlichen vom Zollgebiete ausge schlossenen Getuetstheilen der Zollvereinsstaaten nach gleich- mäßigen mit dem in der jetzigen Session angenommenen Vereinszollgesetze übereinstimmenden Grundsätzen gesichert werden." Hierauf tritt man in die Berathung dcs Tarif gesetzes, und zwar beginnt man auf Antrag der Na- tionalliberalcn (v. Hennig und Lesse) mit der Vorweg nahme der Berathung des Petroleumzolls. Abg. v. Blauckenburg, welcher sich vergebens dieser Ab- Feuilleton. JuS, Theologie und Medicin in Amerika. In Abwesenheit einer erblichen Aristokratie in Ame rika versteht es sich von selbst, daß die Berufe der Aerzte, Advocaten und Geistlichen eine größere Rolle spielen als wo anders, jedoch darf man nicht vergessen, daß es in der Wirklichkeit in jeder Gesellschaft eine Aristokratie giebt. Es mögen keine erblichen Titel be stehen, kein Erstgeburtsrecht und kein Majorat, aber eS giebt immerhin alte, wohlhabende Familien, die eine gewisse Auszeichnung genießen und eine anerkannte Stellung einnehmcn. Dahin gehören z. B. die Lee's, die Randolph'S und Mason's von Virginien und die van Courtland's und Livingston's von New-York. Es giebt viele Familien in Amerika, deren Gründer vor 200 Jahren die Besitzer so großer Ländereien waren, daß alle später« Theilungen nicht im Stande waren, sie arm zu machen. Mehr als daS, der Werth des Landes ist gestiegen, in einigen Fällen bis zu einer fabelhaften Höhe, wo große Städte auf Landstrecken gebaut worden find. Aber eine Aristokratie von Geburt, wenn noch so sehr geachtet, was natürlich der Fall ist, wird selten, und bald die Ausnahme, wenn das Gesetz sie nicht in Schutz nimmt. Die Tendenz großer Güter ist immer, durch fortwährende Theilung zusammenzuschmelzrn. In neuen Ländern scheinen große Familien die natürliche Folge der Dinge; eine Bevölkerung vermehrt sich da, wo sie Raum findet, sich zu vermehren; nicht, wie eS scheint, durch Aufhebung der Hindernisse, die National- ükonomen behandeln, sondern infolge eines feinen Ein flusses de- PrincipS von Forderung und Ergänzung der erzeugenden Functionen. Was immer die Ursache sein mag, eS bleibt eine nicht zu bezweifelnde That- sache, daß Ansiedler in neuen Ländern große Frmilien haben. Da nun eine erbliche Aristokratie die Ausnahme ist und in großen Districtcn der ncucn Welt fast gänzlich unbekannt, wurde ein Ersatz zur socialen Nothwendigkeit. Die Gesellschaft braucht Leiter. Selbst ein „Gleich heitsclub" muß einen Präsidenten haben und seine Lieb lingsredner, und Diejenigen, welche sich am meisten Hervorthun in der ernsten und eloquenten Beförderung einer vollkommnen Gleichheit, werden von ihren Zu hörern am höchsten gestellt und am aufrichtigsten ver ehrt. Wer in einer Demokratie am lautesten spricht von gleichen Rechten, hat die beste Aussicht gewählt zu werden, um über seine Mitbürger zu herrschen. In der Organisation einer friedlichen Bürgerschaft, Staat, Gesellschaft, ist es natürlich, daß die Mitglie der drei gelehrten Berufe „Recht, Medicin und Theo logie" den höchsten Rang einnehmen und eine echte und freiwillig anerkannte Aristokratie bilden. Die Folgrreihe steht wie sie üblich ist, aber es ist schwer zu sagen, warum die Ordnung so gckommcn ist. — Anfänglich war cs anders; erst kam der Priester, dann der Arzt und zuletzt, je nach dem menschlichen Bedürf nisse, der Advocat. Unter Wilden ist der stärkste und tapferste das Oberhaupt; so ist in kriegerischen Zeiten der Soldat der anerkannte Anführer. In Amerika waren bis vor Kurzem Kriege noch selten und militä rische Oberhäupter als solche nicht in besonderer Gunst. Am Schluffe dcs Unabhängigkeitskriegs wurde zwar Washington zum Präsidenten gewählt, aber er war ebenso Staatsmann als Soldat, und es ist nicht zu übersehen, daß, obgleich er von talentvollen Generälen umgeben war, doch keiner von diesen ihm zum Nach folger erwählt wurde. Die fünf folgenden Präsidenten waren Eivilisten, Bürger — drei von ihnen, wie er selbst, Virginier. Im Jahre 1812 gab der Krieg mit England Amerika einen zweiten militärischen Präsi denten in der Person des Generals Jackson, aber auch er war Advocat, Richter und Statthalter gewesen, ehe cr ein glücklicher, erfolgreicher Soldat wurde. Mit dem' mexicanischcn Kriege kam noch ein anderer militärischer Präsident, dessen einziger Anspruch auf das Amt sich auf die Popularität gründete, die ein schwer behauptetes Feld und ein entschiedener Sieg hervorriefen. Indessen als Regel sind Eivilisten in Amerika am Ruder gewesen und vier Fünftel aller Staatsämter in den Vereinigten Staaten waren immer von Advocaten besetzt. Da sich vermuthen läßt, daß Advocaten die Gesetze verstehen, schien es auch natürlich, daß sie ge wählt wurden, die Gesetze zu machen. Es gab keine geborncn Gesetzgeber, wie in England die Mitglieder des Oberhauses; nnd fetten waren Männer zu finden, die durch großen Reichthum und Einfluß als die na türlichen Vertreter dcs Volkes vom Lande für den populären Theil dcs gesetzgebenden Körpers angesehen wurden. Noch eher war etwas Aehnliches bei den alten Familien des Südens zu entdecken, unter den Pflanzern, die Geschmack an Politik fanden, aber unter den nördlichen Abkömmlingen der Puritaner war fast keine Spur davon. Der gewandte Dorfadvocat, der im Stadthaus in der Versammlung eine glatte und ein dringliche Rede halten konnte, wurde zu ihrem Ver treter gewählt. Hatte cr dann ein genügendes Capital von Staatsklugheit gesammelt, konnte er hoffen, zum höhcrn Posten eines Mitgliedes deS Congresies erhoben zu werden, oder cs gar bis zum Staatssenator in der Bundeshauptstadt bringen; aber eS gab nur zwei Se« natorenstrllen für jeden Staat, und diese hohe und viel- begehrte Ehre war deshalb die Belohnung langer und ausgezeichneter Dienste- Es zeigt sich, daß in Amerika wie anderswo der Stand der Advocaten nicht nur zum Reichthum, son dern auch zu politischer Macht und Auszeichnung führt. Die ehrgeizigen jungen Männer dcs Landes wurden Advocaten; mit diesem Vortheil gleich von vornherein waren sie für jede Laufbahn bereit, die sich ihnen bie ten könnte. — Martin van Vuren, ein Advocat aus dem kleinen holländischen Dorfe Kinderhook in New- Aork gebürtig, war Präsident; James K. Polk, ein anderer Präsident, dem die Vereinigten Staaten Neu- Mexico und Kalifornien verdanken, war ebenfalls ein armer Dorfadvocat aus Tennessee ohne besondere Fähig keiten. John Tyler aus Virginien und Millard Fill more aus New-r)ork, zwei ganz unbedeutende Advo caten, wurden zu Vicepräsidenten gewählt und der Eine wurde nach dem Tode des Generals Harrison, der An dere nach General Taylor Präsident; Frank Pierce, ein liebenswürdiger und geschickter, aber durchaus nicht berühmter Advocat aus New-Hampshire wurde zum Präsidenten erwählt und General Scott dabei über sprungen, obgleich dieser zu der Zeit der berühmteste und ausgezeichnetste Soldat in Amerika war; zum Schluß diene noch der arme Abraham Lincoln al- Bei spiel, der auch ein Dorfadvocat aus Illinois, und zwar ein ganz unbekannter war. In den Händen der ameri kanischen Advocaten befinden sich auch die besten Stellen des diplomatischen Corps, ferner stehen ihnen alle bc- gehrenswerthen Plätze im Zollamt zu Gebote und sie trifft gewöhnlich die Wahl für die hohen Posten der Gouverneure von Staaten und Gebieten; daß ein gro ßer Theil der Offiziere in der nördlichen Armee Advo caten waren, ist bekannt, auch der Kriegsmtnister Stanton, Oberbefehlshaber Halleck und andere mili tärische Größen, wie Banks, Buttler, Dix undStckle- sind Advocaten. (Fortsetzung folgt.)
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