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Adarker Wochenblatt. Mittheil nn gen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Lierzehn ter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, hei Bestellung des Blattes durch Botengelegenheit: S» Neugroschen. Mittwoch, 1S. September 18^.^« Taftes-Neuigkeiten. Merlin, Sept. Die Wahl der Wahlmännrr für den zusammenzuhcrufenken deutschen Reichstag ist vor läufig auf den 18. Oct. anderaumt. Wo der Reichs tag lagen soll, ist noch unentschieden. Hr. v. Ra- dvwitz spricht sich für Eisurr auS, wahrend der Mi nister v. Manteuffel seine gewichtige Meinung sür Berlin in die Wagschale zu legen scheint. Zwei deut- sche Staaten <und zwar keine norddeutschen) sollen auch Berlin den Vorzug gegeben haben. Unsern beiden Kammern wird, wie wir aus dein Munde hiesiger Staatsmänner vernehmen, die Frage vorgelegt werden, ob sie es für zulässig erachten, daß neben ihnen zu gleicher Zeit auch der Reichstag hier in Berlin tage. (Wenn Frankfurt dem Dreikonigsbund beilritt, wird der Reichstag jedenfalls in dieser Stadt gehalten.,— Die Unterhandlungen zwischen Preußen und Oester reich in Bezug ans die Einsetzung einer provisorischen EtNiralbeborde für die Bundesangelegenheiten nähern sich einem Ergebniß. Maftdoburft, 5. Sept. Lor mehreren Tagen erhall der hiesige Platzcommandanl einen anonyme« Bries, in welchem gegen eine Belohnung von ZOOThlr. die Enthüllung einer Verschwörung der Demokraten gegen das Leben regierender Häupter verheißen wird; die Antwort wird unter einigen Buchstaben posta r«»tuntv Magdeburg erbeten. Der Adressat sendet den Brief an die Polizei und kiese ermittelt bei der Em pfangnahme der von ihr zur Post gegebenen Antwort den Briefsteller, einen in Arbeit bei einem hiesigen Instrumentenmacher stehenden Lischlergesellen. Dieser behauptet auf Befragen, daß er erst vollständig die Plane , der Lerschwornen enthüllen könne und wolle, wenn er eine bevorstehende geheime Zusammenkunft derselben in Quedlinburg besucht, dort Näheres ver nommen habe und ihm obige Summe zugesichert werde. Lon Polizei wegen empfangt er vorläufig zur Reise dahin die Mittel; wird aber von nun an streng und unablässig, ihm unbewußt, beobachtet. Die Reise mcrcht er nicht; mischt sich aber am Tage nach der vorgebencn Zusammenkunft bei der Ankunft des Bahn zuges hier unter das reisende Publikum, um den Schein der eben vollbrachten Reise sür sich zu gewinnen. Die wachsame Polizei hierdurch zu täuschen, gelingt ihm aber nickt, und festgenommen und im vorläufigen Aer- hör inquirirl, gesteht er endlich: Er habe zu seiner Clablirung 300 Thlr. nüthig; um kiese zu erlangen, habe er den Plan einer Denuncialion sich, als am si chersten zum Ziele führend, erdacht; auch solle eS ihm nicht darauf angckvmmen sein, einige Namen von Dc- mvkralcnfuhrern als Theilnehmer an dem Verschwo- rungSplanc zu erdenken! Er erwartet fein Unheil im Eriminalgefangniß. Sv also können Denuncialioncn, Enthüllungen mit allen ihren Folgen entstehen! Dresden, 10. Sept. Es bestätigt sich, daß Preu ßen für die der sächsischen Regierung geleistete Hulse nicht nur Nickls fordert, sondern sogar die Kosten, welche die Verpflegung seiner Truppen hier erforderte, restituiren will. Zu dem Zwecke erging in diesen Ta gen eine Verordnung .der Kreisdirectivn an unsern Stadlrath, kiesen Verpflegungsaufwand zu liquidiren. Leipzift, H. Sept. Gestern fand die erste SchwurgenchlSsitzung in Sachsen hier statt und wir traten voll hoher Ehrfurcht ein, denn nicht mehr ora- kelmaßig, hinter verschlossenen Tbüren, von Unbekann ten sollte der Angeklagte sein Urlheit empfangen; frei und offen vor allem Volke sollte zum rrstenmale An kläger und Angeklagter einander gegenüber stehen, sni und offen vor allem Volke sollte die Anklage begrün, del und die Lerlheidigung geführt werden, und sei nes Gleichen sollten dem Angeklagten sagen, ob ec schuldig oder nichtschuldig sei. Der Schleier ist gefal len, der bisher die Gerechtigkeit verhüllte, in hehrer Majestät steht sie mitten unter uns als Hüterin des Gesetzes, als Beschützerin der Unschuld und strafende Rächerin jeglichen Frevels, Mit ähnlichen Empsin- düngen traten wohl auch die meisten der andern Zu hörer ein, und gewiß hat Jeder kie Ueberzeugung mit sich genommen, daß Oeffentlichkcit und Mündlichkeit des Gerichtsverfahrens mit dem Institut des Geschwor- ncngerichts wirklich ein Preis ist, der des langen Kam pfes werth war, durch den er errungen worden ist. Leipzift, 12. Sept. In der gestrigen Forsetzung der Lerhankäungen im Schwurgerichte kamen nur zwei Falle zur Entscheidung, und sämmtliche Angeklagte wurden freigesprochen. In dem Publikum ist man wie.