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HlhimblllM TünMit - OO OO und Waldenburger Anzeiger Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. —e^s— Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 5» Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und dis Colporteurs dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Nr— H des vorhergehenden Tages. Freitag, den 10. December 1880 Fürstlich Schönburg'sche Forstverwaltung zu Remse Die Auction gedachter Bäume findet im Remser Schlofihofe statt und wollen sich Kaufliebhaber am gedachten Tage Bormittags LV Uhr Verdacht nahe liegt, daß der beantragten Be schlagnahme ein Wuchergeschäft zu Grunde liegt, Denunziationen an die Staatsanwaltschaft zu richten, ohne Rücksicht darauf, ob der von dem Wucher geschädigte Beamte die strafgerichtliche Verfolgung seines Gläubigers wünscht oder nicht. Auf Grund dieser Anweisung sind bereits von den städtischen Behörden mehrere Denunziationen gegen hiesige bekannte „Geldmänner," welche mit städtischen Lehrern und sonstigen Beamten in Ver bindung gestanden und neuerdings diesen gegen hohe Zinsen Darlehen gewährt, bezw. prolongirt haben, an die Staatsanwaltschaft gerichtet worden." Die Einfuhrzölle sollen demnächst, wie verlau tet, um 10 Prozent erhöht werden. Der wichtigste Theil des Reichshaushaltes ist der Militäretat, da von dessen Höhe die Budgets der Einzelstaaten und das ganze Steuerwesen im Reiche abhängen. An dauernden Ausgaben fordert für das Jahr 1881/82 das Reichsheer 20 Millionen mehr als das Vorjahr, nämlich unter Anderem Preußen für sich und die in preußische Verwaltung übernom menen Contingente 265,657,377 Mk., d.i. 14,572,449 Mark mehr; für Sachsen 21,402,028 Mark, Zu wachs 2,345,162 Mark. An einmaligen Ausgaben verlangt der Etat für Preußen ein Plus von 15,738,139 Mark, für Sachsen ein Plus von 2,772,644 Mark, im Ganzen beträgt das Extra- ordinarium 23,500,000 Mark, d. i. 4,7 Million weniger als im Vorjahre; es wird fast ausschließ lich für Kasernenbauten verlangt. Unter den 1200 Studirendsn der Jurisprudenz an der Universität zu Berlin sollen sich ca. 600 Juden befinden; in der Medicin ist das Verhältniß ein ähnliches. Kürzlich hat durch eine comLinirte Compagnie des Garde-Schützenbataillons auf dem Tegeler Schieß plätze bei Berlm am Probeschießen mit dem neuen Repetirgewehr stattgefunden. Die Treffre sultate übertrafen alle Erwartungen. Oesterreich, In Oesterreich scheint eine Krise im Anzuge zu sein. Graf Taaffe ist fest entschlossen, den Czechen gegenüber ein Halt zuzurufen oder die Führung der Geschäfte einem Andern zu überlassen. Die Czechen haben die bisherigen Concessionen Taaffe's immer nur als Abschlagszahlung angesehen, während die Regierung dieselben als äußerstes Maß betrachtete. Schweiz. Die , ereinigte Bundesversammlung hat am 7. d. M. zum Bundespräsidenten mit 101 von 160 Stim men Anderwert und zum Vicepräsidenten Droz mit 139 von 162 Stimmen gewählt. Zum Prä sidenten des Bundesgerichts wurde Weber mit 88 von 166 Stimmen und zum Vicepräsidendetn Ro- guin mit 82 von 160 Stimmen gewählt. Sämmt- liche bisherigen Bundesrichter und deren Stellver treter wurden bestätigt, mit Ausnahme des zurück getretenen Bundesrichters Schmid, an dessen Stelle Nationalrath Häberlein gewählt wurde. England. Wie die „Morningpost" wissen will, wären neue und sehr ernste Schwiergkeiten im Schoße des Kabinets entstanden, viele Mitglieder der Regierung hätten aus der letzten Rede Parnell's die kleber- zeugung gewonnen, daß eine Reform der Boden Aus dem Mul-enthale. *Waldenbnrg, 9. December. Am Dienstag Abend sand die diesjährige Generalversammlung des hie sigen Unterstützungs-Vereins in seinem Vereinslokale statt. Der bisherige Vicevorsitzende, Herr Oberlehrer Wienhold, dem an Stelle des von hier geschiedenen Vorsitzenden Herrn Oberlehrer Th. Schütze, die letzten Monate die Geschäfte des Vereins abgelegen, erstattete Bericht über das verflossene Vereinsjahr, in welchem wiederum der Verein segensreich gewirkt, manche Noth gestillt und manchem Familienvater wieder neuen Muth eingeflößt hat. Das letzte Ver einsjahr zeichnete sich besonders durch die reichliche Unterstützung von dürftigen Familien im Verlaufs des vorigen Winters in Gemeinschaft mit dem eben so edel wirkenden Frauenverein aus. Se. Durch laucht Fürst Otto Friedrich hatte dem Verein im Mai d. I. eine Gabe von Mk. 400 überwiesen. Die Summe der Einnahmen durch monatliche Bei träge, Rückzahlungen, Entnahme aus der Fürstl. Sparkasse betrug 1252 Mk. 66 Pf.; die Summe der Ausgaben an Geschenken und Vorschüssen, Ca- pitalisirungen, unterschiedliche Ausgaben 1147 Mk. 95 Pf. Die Zahl der Mitglieder beträgt jetzt 53; es ist dabei zu bedenken, daß der Verein statutarisch nicht durch öffentliche Aufrufe, sondern durch pri vates Wirken sich erweitern soll, daß manche Ver sehen, die dem Vereine nach menschlicher Weise zu gestoßen sind, in unbilliger Weise nachgetragen und die Vorsitzenden und Directorialmitglieder überhaupt Auction verkauft werden. gesetze allein zur Beruhigung Irlands nicht ge nüge und die Verth-udiger der Zwangspolitik, an deren Spitze der Obersekretär für Irland, Forster, stehe, hätten das Verlangen erneuert, daß zur Auf rechterhaltung der Gesetze mit der Anwendung von Gewaltmitteln unverzüglich vorgegangen werde. Eine von der Landliga beabsichtigte Versamm lung in Brookeborough in Irland war am 6. d. verboten worden. Des Verbots ungeachtet hatten sich am 7. d. in genanntem Orte gegen 5000 Per ionen angesammell, welche, nachdem in dem Dorfe tue Aufruhracte verlesen worden war, von der Po lizei und von den zur Unterstützung herbeigezogenen Dragonern mit leichter Mühe auseinander getrieben wurden. Drei Personen wurden verhaftet. Türkei. Die Porte stellte am 8 d. den Text der Note betreffs der griechischen Frage fest; die Pforte hält als ußerste Territorialzugeständnisse die in der Note vom 3. October angebotenen Concessionen, wo rin Larissa, Metzowo, Janina und Tschasnurki aus geschlossen, fest und verlangt den wirksamen Beistand der Mächte gegen die offenkundigen Rüstungen Griechenlands, welche die Pforte zu gleichem Vor gehen zwingen. Amerika. Ein Staat ohne Schulden ist wohl eine Sel tenheit. Diese Ausnahme von der Regel bildet der Staat Illinois, dessen Gouverneur den Rest der ausstehenden Staaten-Bonds im Betrage von 257,460 Doll, auf den 1. Jan. 1881 zur Rückzahlung ge kündigt hat. Der Staat hat alsdann keine weitere fundiere Schuld, wohl aber einen barren Ueberschuß von 100,000 Doll, im Staatsschatz. "Waldenburg, 9. December 1880. Politische Rundschau. Deutsches Reich. In Friedrichsruhe soll der Gedanke besprochen worden sein, in Athen und Konstantinopel bezügll^ ^Ab tretung Kretas an Griechenland gegen dessen feierlichen Verzicht auf jede Erweiterung fernes Ge biets in Epirus eine Vermittlung anzubahnen. Ueber den vom preußischen Finanzminister Bitter beabsichtigten Steuererlaß schreibt die „Prov.- Corr.": Wir meinen, daß der Finanzmuuster richtig verfuhr, indem er trotz der in Aussicht stehen den Vermehrung der Matrikularbetträge die Finanzen Preußens so feststellte, wie es geschehen, hiernach den im Ordinarium vorhandenen Uebelschuß zum Steuererlaß verwendet wissen will. Jedermann wußte aus den Neichstagsverhandlungen, daß der Militäretat um die in Rede stehende Summe ver mehrt werden und hiernach die Matrikularberträge steigen würden. Die Regierung widerstrebte einem dauernden Steuererlaß, weil sie keine absolute Sicherheit für eine dauernde Besserung der Finanzen besitzt und sie ihrerseits die altpreußische Gewissen haftigkeit auch in dieser Beziehung üben will. Es entspricht durchaus den Verhältnissen, wenn der Finanzminister als Deckung für die größeren Be dürfnisse des Reichs auf die Möglichkeit der Hoffnung hinweist, daß sowohl die Reichssteuern als die Be triebseinnahmen schon rm nächsten Jahre soweit steigen werden, um den vorhandenen Ausfall zu decken. Wir glauben daher, daß der Finanzminister völlig im Rechte ist, wenn er den Steuererlaß zu nächst für ein Jahr allen Einwendungen gegenüber aufrecht erhält. Das Land würde es dagegen den Parteien zuzuschreiben haben, wenn die wohlgemein ten Absichten der Regierung nicht in Erfüllung gingen. Hoffen wir indessen noch jetzt auf die voll ständige Anerkennung der den bisherigen Ver hältnissen durchaus entsprechenden Vorschläge der Regierung. In Berliner Blättern findet sich folgende Mit- theilung: „Trotzdem das Gesetz gegen den Wucher seit fast einem halben Jahre in Kraft sich befindet, wird doch noch von den gewerbsmäßigen Wucherern, welche an Beamte und Militärs zu übermäßigen Zinsen Geld verleihen, nach wie vor der Leichtsinn, bezw. die Nothlage ausgebeutet, und diese Capttalisten scheuen sich jetzt eben so wenig wie früher, die Beschlagnahme von Gehaltstheilen der Beamten, welche die Darlehen nicht freiwillig zurückzahlen, zu beantragen. Der Grund für diese geringe praktische Wirksamkeit des Wuchergesetzes liegt hauptsächlich darin, daß die von den Wucherern geschädigten Beamten sich scheuen, bei der Staats anwaltschaft Anzeige über das mit ihnen abgeschlos sene Wuchergeschäft zu machen. Vom hiesigen Magistrat ist nunmehr ein bemerkenswerthes Ver fahren eingeschlagen worden, nach welchem sämmt- liche Organe der städtischen Verwaltung angewiesen sind, in allen Fällen, in denen entweder vom Ge richt auf Antrag eines Gläubigers Gehaltsquoten eines städtischen Beamten beschlagnahmt oder vom Gläubiger direct bei der vorgesetzten Behörde des Schuldners eine Beschlagnahme von Gehaltsquoten beantragt worden und in denen ferner der