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Nümmer 144 - 23. Jahrgang 6»>al wöchentl. Bezugspreis: für Juni 2R.-M. ausschl/ Bestellgeld. Berechnung der Anzeigen nach Nent.-Mark. ' f. Familien- -Neklamezeile Selbstabholer 20 bei Uebersendung d. d. Lost außerdem Porto zuschlag. Preis s. d. Einzelnummer 10 Nenten-Pscunig. Geschäftlicher Teil: Josef Foh mann. Dresden. Söckllscke Dienstag, den 24. Juni 1924 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anz.-Aufträgen u Leistung v. Schadenersatz. Für undeutlich u. d. Fernspr. übermittelte Anzeigen übernehmen iv'r leine Ver antwortung. Unverlangt eingesandte u. mit Rückporto , nicht versehene Manuskripte werden nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 5 bis 6 Uhr nachmittags. Hauptschriftleiter: Dr. Ioses Albert. DreSden< Tageszeitung für christliche Politik und Kultur Geschäftsstelle der Sächsische» ivolkszeitniig und Druck und Verlas > Saxonia-Buchdruckelci GmbH, ^ Dresden-A. IS, Holbclnslraßc -I», Ferne»! MW, Post- schecklowoDreSdeu 147!>7 IHltklUl« M NW' Ae Nell »er FM ' M « M« ^ Dresden Redaktion der Sächsischen VolkSzeituna sdon - Ll. 10. Holbeinstrane 40. Fernruf 62722 und 66538 Die Ergebnisse der Chequers-Konserenz Dtt INMIW Pklit In dn Krim Ein besonderer Mitarbeiter, der in unserem Aufträge eine große Studienreise durch ganz Ruß land unternimmt, und der gegenwärtig in den Ge bieten des Schwarzen Meeres iveilt, stellt uns über die dortigen gegenwärtigen Verhältnisse folgende sehr beachtliche Mitteilungen zur Verfügung, die um deswillen ein außergewöhnliches Interesse bieten, weil sie über die tatsächlichen Zustände ein genaues Bild vermitteln: Eupatoria, am Schwarzen Meer, im Juni 1924. In 36 Stunden gelangt man von Moskau mit dem Mos kau—Scwastopoler Expreß in die Hauptstadt der Krim-Repu blik, Simferopol. Durch sonniges, einstmals so fruchtbares Land, die Ukraine, geht die Fahrt, und auch Heuer sieht man über weite Strecken bebauten Landes. Aber noch ist lange nicht der Saatenstand von einst erreicht; dafür fehlen noch zu viele Voraus setzungen, die zu schaffen es nach längere Zeit und einer bewuß teren Agrarpolitik bedarf. — Auch die Krim-Halbinsel selbst ist noch lange nicht das Getreide-Export-Land, das es einst war: an den Zahlen kann am besten ermessen werden, was noch fehlt: von 2 Millionen Dcsjatinen Ackerland, einschließlich der Weingär ten, sind in diesem Jahre 360000 Desjatinen be stellt! In diesen Zahlen liegt bestätigt, was ich auch aus mci- nen bisherigen Kreuz- und Querfahrten gesehen habe: die weite ünkrautbeivachscne Steppe zeigt hin und wieder bebaute Felder oder umgcpfliigtes Brachland für die Wintersaat. Dazwischen ganz vereinzelt Wein- und Gartenland. — Das ist die Krim von heute: ein einstmals reiches Land nun in Armut und Dürftigkeit versunken. .Die „Sozialistische Sowjet-Republik Krim" ist bin auto nomer Staat; nur in dem Steucrgcbarcn, den Verkehrsfragen lind dein Militär- und Polizeiwesen von Moskau aus bestimmt. Ein Dreimännerkollegium stellt das Präsidium des Landes dar, „Vsik" benannt, was soviel heißt, wie „Allrussisches Zentral- exekutivkcmitee". Ibraimow ist der Vorsitzende des „Vsik", und damit der tatsächliche Präsident der Republik. Mit Ibrai- moin steht ein Anhänger des Moskauer Zentralkomitees an der Spitze der Krim-Republik; Gawen, zur Opposition gehörend, sein Vorgänger im Amte, mußte vor längerer Zeit weichen. Wie es sich so gehört: Besuch beim Präsidenten der Repu blik. Es bedarf da keiner umständlichen Anmeldungen lind Zeitbestimmungen. In dem Präsidenten-Vorzimmer erkundigt man sich, ob der Herr Präsident anwesend; auf die Bejahung hin sicht man mehr oder minder verstohlen durch die offene Verbindungstür und ermißt selbst, ob cs an der Zeit ist oder nicht, einzutreten. Denn in dem Vorzimmer ist ein buntbeweg tes Leben; ist cs doch ein richtiggehender Volksprüsidcnt: Ist dem tartarischen Bäuerlein die Kuh genominen, dann geht er, oder — noch besser — schickt seine heulende Frau zu dem „Tawarisch" (Genossen) Ibraimow, um vielleicht doch noch das Verhängnis abwehren zu können. — Mit staunenden Augen wurde mein Begleiter und ich betrachtet und man fand cs ganz selbstver ständlich, daß wir uns außer der Reihe in das Zimmer des Prä sidenten begaben. Wir wurden offiziell empfangen, d. h. im Beisein des Prä- sidentcnsekretürs und bei geschlossener Tür. Das soll nun aber nicht heißen, daß mir etwa ein paar Minuten mit dem Präsi denten allein das Vergnügen der Unterhaltung Iratten: munter spazierte es herein und erst auf Abwinken wieder heraus. Ibraimow, ein kleiner, beleibter Tartar-Russe sitzt hinter einem Niesenschreibtisch, seitwärts daneben der Sekretär. Ihm gegenüber drei prunkvolle Sessel für bevorzugte Gäste. Das Zimmer selbst sehr groß und hell — diese Hauptbchörde des Landes ist in dem früheren Europa-Hotel untergebracht — hat nur noch wenig Meublement. Der Präsident erkundigt sich vor allem nach dem „Wahlsiege der Kommunisten in Deutschland", und sieht schon den Tag für gekommen, daß das Sowjetsystem sein Glück über Deutschland ergieße. Vorsichtig antwortet er auf unsere, ihm sicher heiklen Fragen. Aber mit aller Bereit willigkeit und Freundlichkeit gibt er Anweisung, daß mir ein offizieller Negierungsausweis ausgefertigt wird, den ich erbat auf Grund eines Moskauer Begleitschreibens. Und nun soßen wir eine Stunde, um einen kleinen Schein von kurzen sechs Zeilen und zwei Unterschriften in Empfang nehmen zu können. Wir hatten so unsere besonderen Vermutungen dabei: denn nebcn'dleser offiziellen Regierung gibt es in Sowjetrnßland und bei allen autonomen Regierungen ein Organ, das seine unbeug samen Befugnisse hat, und bei dessen Benennung sich der Heid- nischste bekreuzigt. Wie gesagt: Wir hatten unsere besonderen Vermutungen, die sicher nicht fehlgegangen sind! . . . Sie ist hochinteressant gewesen, diese Stunde bei dem Prä sidenten der Krim-Republik. In dieser Stunde könnte man so wohl Rassenkunde treiben, als auch Studien psychologischer und philosophischer Art darüber, ob das Regieren der Völker nun an sich etwas sehr Einfaches ist, das; nur die Kultur Westeuropas so ungeheuerlich kompliziert und mit so vielen Gefahren ver knüpft sich gestaltet hat, oder ob es gerade umgekehrt sein mag. Wenn ich mich aber einmal bei dem Wunsch ertappen sollte, Prä sident einer Republik werden zu wollen, dann weiß ich nun be stimmt. daß ich mich um die Präsidentenschaft der Krim-Republik bemühen würde — nur gut, daß ich nie in diese Verlegenheit kommen werde. Die Krim hat ausgesprochensten agrarischen Charak ter: nicht einmal die Ansätze einer Eigenindustrie sind zu sin- London, 23. Juni. Nachstehendes Kommnmqttc wird vc'- öffentlicht: Eine Zusammenkunft der Ministerpräsidenten von England »nd Frankreich hat am Svanabend, den 21. und Sonn tag, den 22. Juni, in Chcquers stattgefunden. Im Verlause einer frenndschaftlichen und intime» Unterhaltnng wurden die verschiedene» in de» Sachverständigenberichten eingegangcnen Fra gen zur Sprache gebracht und die Maßnahmen zu ihrer Aus führung erörtert. ES war nicht möglich, eine dcfenitive Entscheidung zu erzielen, denn die Notwendigkeit bestand, vorerst die belgische und die italienische Regierung zu Rate zu ziehen. Die stattgcfundcncn Besprechungen haben ein volles Einverständnis (?) zwischen den Ministerpräsiden ten der beiden Länder ergeben. Es wurde verabredet, unter Vor behalt der Zustimmung der anderen alliierten Mächte Mitte Juli eine Konferenz in Londo n cinzubrnfen, auf der das cin- zuschlagende Verfahren definitiv festgesetzt werden soll. Die beiden Ministerpräsidenten haben sich entschlossen, gelegentlich der Er- öffnnng der Völkerbundstagung im September zusammen einen kurzen Besuch in Genf abzustattcn. Zn diesem Kommuniqne vcrlantct von maßgebender Seite, baß der Vorschlag zur Einberufung der Konferenz von Macdonald gemacht wurde. Die Konferenz soll am 10. Jnli staltfindc». Man will ihre Bedeutung aus dem Umstand ermessen, daß die ein zelnen Delegationen von Sachverständigen begleitet werde». Herriot soll zu Macdonald wörtlich gesagt haben: Lebten Endes ergibt sich and unserer Unterredung, daß Frankreich und Groß britannien eine moralische Verpflichtung übernehmen, ständig z u sa m m c n z » a r b e i t c n, worauf Macdonald mit: „(stanz richtig" geantwortet haben soll. Herriot, der am Sonntag nach mittag nach London znriickgekchrt ist, reist heute über Dover und Ostende nach Brüssel. Tie Besprechungen mit Thcnnis und HymnnS beginnen Dienstag früh und werden am Nachmittag fort gesetzt. Paris, 23. Jnnk. Das über die Konferenz von EhequerS veröffentlichte amtliche englische Kommunique wird von amtlicher Seite in Paris und London wie folgt ergänzt: Angesichts der be deutenden Schwierigkeiten, von denen nufere beiden Länder und die ganze Welt betroffen sind, haben wir uns in Ucbercinstim- innng befunden, einen moralischen Pakt der dauernden Zu sammenarbeit abzuschließen. Der Berichterstatter des Jntranscgeant verzeichnet die in ernsthaften Londoner Kreisen verbreitete Auffassung, daß Mncdo- nalo Herriot in unzweideutiger Weise gefragt habe, ob Frankreich die Ruhr raumen wolle oder n i cht, da mit das Sachverständigengutachten endlich verwirklicht werden könne. In England stünde man auf dem Standpunkte, baß der Sachperständigenplan die Räumung des Rnhrgebictes geradezu gebiete, während nach der französische» Auffassung die Sach verständigen lediglich zur Räumung der Ruhr geraten haben. Weiter habe Macdonald an Herriot die Frage gerichtet, ob er mit der Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund einverstanden sei. In diesem letzteren Falle würde baS Sichcrungsproblem und alle militärischen Fragen vor den Völkerbund gebracht werden. Der Berichterstatter des Blattes drückt dann gleichzeitig die Ansicht auS, daß cs sich hier nm Vorschläge und Anfragen Macdvnalds handelte, auf die der englische Premier einer sofortige Antwort er wartet habe. Paris, 23. Jnni. Dem Jntrnnsigeant wird auS London gemeldet, Macdonald habe Herriot bezüglich der Einberufung der Konferenz für den 10. Juli borgcschlagc», daß an dieser zunächst die Verbündeten und hierauf die Deutschen sowie schließlich die Neutralen tcilnähmcn. Das Sicherungsproblem lind die Frage der interalliierten Schulden würden auf dieser Kon ferenz nicht zur Sprache gebracht werden. Paris, 23. Juni. Die Pariser Margenklätfer bringen das gestern vom Foreign Offize veröffentlichte Kommunique und im Len. Der ganze Zuschnitt des Landes drückt volkswirtschaftlich diese ökanomische Einseitigkeit aus. In Zeiten agrarischer Ueberschußwirtschaft ist die Möglichkeit des Eintausches von In- dustrieproduktcn gegeben gewesen. So sieht man »och heute auf den Gütern und Bauernhöfen — insbesondere in den deutschen Koloniedörfcrn — neuzeitliches Großackcrgerät, wie Sä- und Mähmaschinen, Lokomobiiien für den Dampsdreschbetrieb usw. Aber dieses Gerät verfällt nun mehr und mehr, und einmal un brauchbar geworden, fehlt sogar die Möglichkeit der Aus besserung: denn nur ganz selten findet man den Dorfschmied oder den Dorfstellmacher, die schon lange sich umstellen mußten, da ihren Berufen in der Nachrevolntionszeit die Existcnzbasis fehlte. Gewiß, die furchtbare Not der Hungerjahrc ist endgültig vorbei; aber die Lage der Krimbauernschaft ist immer noch eine solche, daß an Verbesserungen des Wirtschaftsbetriebcs durch Neuan schaffungen noch lange nicht zu denken ist. Die Agrar- u n d die Steuerpolitik der Sowjetregierung tragen ihr ge rüttelt Maß von Schuld, wenn cs noch immer nicht aufwärts, sondern eher noch rückwärts geht. Kommt cs doch nicht seiten vor, daß die theoretisch bemessene Stcucrleistung über den tat- sächlichen Ernteertrag hinausgeht! Das TatsachenbeweiSma- terial hierüber, das ich bei deutschen Kolonisten — die durch weg als die „Vurschuis" gelten! — und auch russischen Bauern gesammelt habe, enthält unglaubliche Fälle von steuerliche» Tor- heiten, um nicht schärfer sich ausdrücken zu müssen. Daß sich etwa die Lage der Krimbaucrnschasi mit der bevorstehenden Ernte nennenswert verbessern werde, ist nicht zu erwarten, da die Ernteaussichten an sich nicht günstige genannt werden können. Nur in wenigen Teilen wird die Ernte durch- Anschluß daran aussührlichc Stimmungsbilder ihrer Sonderbe richterstatter zu der i» Chegueres erfolgten Zusammenkunft. Es muß au erster Stelle betont werden, daß Macdonald und Her riot sich über eine neue Arbeitsmethode schlüssig gewor den sind, die darin besteht, die einzelnen Probleme nicht gleichzeitig, sondern getrennt von einander in aufeinander folgenden Besprechungen zu behandeln. Die Vorteile einer sül chen Methode werden von den Pariser Blättern stark unter strichen. Offenbar verspricht man sich on ihr einen guten Ein druck. auf A wert k a. Die Unterhaltung zwischen Herriot und Macdonald, die einen allgemeinen Chraktcr getragen hat, be handelte, wie aus Londoner Blättern hervorgeht, hauptsächlich das Gutachten, dessen Ausführung beide Ministerprä sidenten übereinstimmend für unmittelbar drin gendste Ausgabe halte». In erster Linie müßten aber die im Sachverständigengutachten enthaltenen wirtschaftlichen Fragen einer Lösung entgegengcbrncht werden, so daß der In halt der für den 10. Juli in Aussicht genommenen interalliier ten Konferenz, die in erster Linie eine Konferenz von Sachver ständigen sein dürfte, sich weder mit der militärischen Seite des Nuhrproblems noch mit der Verteilung der deutschen Ncpara- tionSzahlungen befassen, sondern lediglich auf die Festlegung der französisch-belgischen Ruhrpsänder abzieleu wird. Gleichzei tig werden die Arbeitsmodalitäten der verschiedenen Körper schaften, die über die Ausführung des Sachverständigcnplanes machen sotten, bestimmt werden. Eine bosnders ausführliche Darstellung der in Che'.,ücres gepflogenen Aussprache gibt der Londoner Berichterstoller des „Matin", Sauerweiu Mnedoiwid und Herriot haben ihm zu folge sich über die aus Berlin eingegannenen Belichte unter halten. Diese Berichte lauteten sehr optimistisch. Die di plomatischen Vertreter Frankreichs in Berlin hatten erklärt, daß die Annahme der zur Ausführung der Sachverstündigenpläne notwendigen Gesetzesvorlagen an einem Widerstande der Natio nalisten i»! Reichstage nicht scheitern werde». Die Frage sei die, welche Umwandlung die in Frankreichs Hand befindlichen Pfänder im Sinne des Sachverständigenplancs erfahren werden. Die wirtschaftliche Ausbeutung des Ruhrgebietes ivird unmittelbar nach Einsetzung der vorgesehenen Körperschaf ten eingestellt werden. Um aber auf die militärische Besetzung verzichten zu können, verlangt General Rollet gewisse Sicherheiten gegen die Möglichkeit deutscher Verfehlungen oder einer Feindseligkeit des Reiches, Truppe» an den Rhein schaffen zu können. Diese Möglichkeit erfordert die absolute Konirolle über gewisse strategische Eisenbahnlinien. An dieser Konferenz werden selbstverständlich Italien und Belgien teilneh- mcn und, falls sie dazu bereit sind, die Vereinigten Staaten. Was die Deutschen anbetrifft, so werden sie logischerweise zur Unter zeichnung des Protokolls, das sich auf die sofortige Ausführung des Sochverstündigenprogramms bezieht, eingeladen werden. Das Sicherungsproblem würde dann auf einer zwcücn Kon ferenz, die höchst wahrscheinlich in Paris zusammentreten wird, zur Sprache gebracht werden. Herriot ist mit MoedonalD zusricdsv Paris, 23. Juni. Der Londoner Korrespondent des „Journal" meldet: Herriot habe gestern »ach seiner Unterhaltung mit Macdonald folgendes gesagt: Ich habe in Macdonald einen für Frankreich durchaus zuvorkommenden Menschen angctrossen, einen Mann, der die Bedürfnisse Frankreichs einsicht und an dem wir einen aufrichtigen Freund haben. Er begreift, daß Frankreich beruhigt werden muß. Er wird in vollem Einver ständnis mit uns arbeiten. Schließlich fügte Herriot hinzu, daß Macdonald von ihm keine Zugeständnisse verlangt hat. schnittlich gut sein, während sie sonst weit darunter stehen wird, hat doch in diesem Jahre eine Dürre geherrscht, wie sie etwa den Hungerperioden vorausgegangen ist. An der S ch w a r z in e e r k ü st e hin zieht sich der K u r- und Bade betrieb, der in Vorrcvolutionszciten eine be deutende Einnahmequelle der Bevölkerung jener Gegenden bil dete. Aber auch hier haben die herrschenden Zeiten einen Strich gemacht, so daß nur noch kümmerliche Reste eines solchen Lebens zu finden sind. Eupatoria und Jalta sind die Hauptbadcorte der Krim gewesen, stellten einst blühende Gemeinwesen dar. Durch die Straßen wandert man nun an noch immer recht zahlreichen Hausruincn vorbei, an den früheren Besitzungen dcr„Burschuis" und Hotels. So gut es geht und es vor allem die recht beschränk ten Mittel erlauben, ivird ausgebesscrt und die so hergcrichteten Häuser von Staats wegen an Private verpachtet. Bei den hohen Pachtsuwmen und den starken Einschränkungen des Saison lebens ist dos Risiko der Pächter bedeutend. In diesen Wochen und Togen, die ich nun an der Schwar.zniecrküste selbst verlebe, ist der Besuch an Sommergästen ein recht mäßiger. Wenn sich das nicht bald ändert, dann gehen die Einwohner dieser Städte einem traurigen Winter entgegen. So sieht das Leben in der Krim aus! Es ist nur ein klein ster Ausschnitt. Aber diese Menschen lster haben in den vergan genen Jahren sa unglaublich Furchtbares durchgcmacht, daß sie nun schon glauben, den Himmel auf Erden zu haben. Auch hier, wie überall in den sonnigen Südländern, eine naturgegebene Ge nügsamkeit, ein Hinnebmen der Schicksale als etwas mensehUch Unabwendbares. Es ist die Philosophie sonniger Trägheit; sie^ macht bescheiden glücklich ,ad sie wunschlos ist.