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7L Jahrgang. AK »7 Sonnlag» 22. Januar ISN Gegründet 18S8 DrabtantckrM: vachetapte» Vreoda« F»rnwr«cher-Äamm»lnu»un«: SV S<01 Nur Mr Nacklaelvräck«! 20 011 Bezugs-Gebühr °L!>^ >^> M». SLiittleituna und Hanvtaetckäftrsiell«: Mari.attrah, SS »2 Druck u. Berlaa von Vtevtck ck iKetckardt m Dresden PoAlbcck-Konlo 10SS Dr«»d«n ^ojisun-Ssoi-gsn-^IIss S e,»n,p5. ,nrr ^n«r>«»nn1 gut« --SD» lionättorei Umderg k^rngsr Strska IO Erstklassige (Zebacke u. Oetranke 6 r o 6 e k u s vv s ji I in 2eitunqen Geßlers Abschied von der Wehrmacht. Fortsetzung der ktatdebatte im Reichstage. - Rückgang des Einfuhrüberschusses im Dezember. Deutschlands Heer wieder geachtet in aller Welt. Aerlin. S1. Ja». Reichswehrminifter Dr. Gehler hat anläßlich des Rücktritts folgenden Erlaß an die Wehr- ,ch» gerichtet: Der Herr Reichspräsident hat mir ans meine« Antrag de» Abschied bewilligt, und ich scheide mit dem hentlgen Tage vs dem Amte. Fast acht Jahre habe ich di« Ehr« gehabt, an der Spitze des ReichSmehrmlnisteriums zu stehen. Es mren schwere Jahre, den« in ihnen war die deutsche Entwaffnung nach dem Versailler Vertrag zu vollftrecken. Wir koimicn in diesen Jahren aber auch ansbanen und die gesetzlichen und obligatorischen Grundlage« sür die junge deutsche Srhrmacht schaffen. Deutschlands Heer «nd Flotte sind wieder vcrwendnngSsähig. im In- und Auslande geachtet. Dieses W wäre nicht erreicht worden, hätte ich nickt in der hingehenden Arbeit aller Angehörige« der Wehrmacht eine so irne und unermüdliche Unterstützung gesunden. Dafür in dieser Stunde Dank zu sagen, ist mir Pflicht. Die beste Srist zogen mir alle «ns »er große« militärische« Ueberlieferung.diez« pflegen ich «ich berufen fühlte, md besonders aus der Ueberzengnng, dast eS Ausgabe des Soldaten ist. überalleParteienhlnmeg. niemand zu liebe und niemand zuleide, nur dem Vaterland zu diene«. Stolz bi« ich daraus, s» lauge Jahr« NeickSmehr, «Wer gewesen zu sein, aber am stolzesten daraus, dast sich in den vergangenen Jahren «in festes Band deS Vertrauens ick Lssizieren und Soldaten. Ne'mten und Angestellten knüpfte, das, so hosse ich, «nzerreitzbar ist. Heer «nd N»ü»e rufe ich zum Abschied zu: Deutschland über alleSi Der Reichswehrminifter: gez. Dr. Gehler. Gröners Antrillserlah. Der neue Reichswehrminifter Gröuer hat im Anschluß darau solgendcn Erlaß ergehen lasten: Durch das vertrauen des Herrn Reichspräsidenten au die Spitze des ReichswchrmiuisterinmS berufe», habe ich heute die Smtsgcschästc übernommen. I« der festen Uebcrzcuguug, daß »«Irre gemeinsame Arbeit von rückhaltlosem gegenseitigen Lcrlraueu getragen sein wird, ruse ich allen alten und jungen llamcradcn ein herzliches Glück aus zu. Der Reichswehrminifter. gez. Gröucr. « Berlin, 21. Jan. Der neue Reichswehrminifter, Gene ralleutnant Grüner, ha» heute vormittag die Amtsgeschästc des Reichswehrminifteriums übernommen. Gleichzeitig ha« sich der bisherige Ncichswehrminister. Dr. Geßler, ver abschiedet. Gröncr hat bereits gestern sowohl mit dem bbci der Heeresleitung. General Heye, als auch mit dem khc! der Marincleitung. Admiral Zenker. Rücksprachen ge habt und mit ihnen grundsätzliche Fragen seines Restarts behandelt. Bei der Ucbergabe der Amtsgeschäfte des Reichswehr- ministertums durch Dr. Geßler an General Grüner waren die Abteilungsleiter des Ministeriums zugegen. Dr. Geßler ver abschiedete sich mit herzlichen Worten, woraus sich Minister Grüner mit einer Ansprache vorstellte. Admiral Zenker hielt sodann als dtenstältester Offizier die Abschiedsrede an Dr. Geßler. Kein Geheimverlrag mil Bayern. Berlin, 21. Januar. Zu der sozialdemokratischen „Ent hüllung^ über einen angeblichen Geheim vertrag z w t s m e n d e m R e t ch u n d B a y e r n. der die Eventualität einer Selbständigmachung Bayerns aus dem Gebiete der Wehrmacht ins Auge sasie, wird jetzt auch vom Retchsfinanz- mtnisterlum erklärt, das, ei» Geheimvertrag nicht existiert. Der Pastus in der Vereinbarung zwischen Reich nnd Bayern, wegen der Rückgabe der militärisch nicht mehr benutzten Liegenschaften sür die Eventualität der Wiederetntiihrung von ttontingcutheercn, die, was dabei ausdrücklich betont wird, nnr ans dem Wege der Pcrfastnngsändernng möglich sein würde, hat lediglich juristische Bedeutung, «nd kann keines wegs dahin gedeutet werden, daß eine Wiedereinführung der «ontingenthcere nun auch wirklich ins Auge gefaßt sei. Der steckengebliebene Friebenspakt. Paris hossl noch aus Derslänbigung mit Amerika. Angriffe des „Echo de Paris* gegen Briand. Paris, 21. Jan. Die Pariser Antwort auf die letzte Scllogg-Note, die heute durch den französischen Botschafter i» Washington dem amerikanischen Staatsdepartement übergeben werden soll, wird, wie bereits hervorgehoben. aus die Vcr. Wcdcnheit der Auffassungen und aus den Standpunkt der Pariser Regierung Hinweisen, daß Frankreich als Völker« tnnbsmitglicd den in Gens eingegangene« Verpflichtungen ikchnnng tragen müsse. Neben dem Hinweis auf die dadurch tMchcndcn Schwierigkeiten wird die Note gleichzeitig die Hoffnung ausdrücken. daß eine Vcr ständig uugs- lormel gefunden werden wird, durch die die Tür für Miiere Verhandlungen ofsengelassen werden könnte. Bei t« Ueberretchung der Antwortnote wird der französische Bot. Ichastcr mündliche Erläuterungen geben. Der Text wird als bald nach der Uebergabe veröffentlicht werden. »Echo de Parts* kritisiert heute unter der lieber, schrill „Briand In Verlegenheit* recht lebhaft die französisch, amerikanischen Verhandlungen Uber einen Kriegsverzichtpakt. Las Problem, das man bet der Abfassung der nach Washing. ton übermittelten französischen Antwort habe lösen wollen, let gewesen, den Forderungen der Vereinigten Staaten zu widerstehen und sich dabei doch derart auozudrücken. daß der Pariser Regierung nicht vorgeworfen werben könne, die Ber. Handlungen abbrechen zu wollen. Im Grunde hätten die Vereinigten Staaten von Frankreich gar nichts gewollt und es sei nur die Schuld Frankreich» gewesen, «euu e» durch hi»« »»klnge Jnittatt»« dj« amerikanischen Kordernuge« vom 11. Januar heransgcfordcrt habe, die es ablehne« müsse. Alle in Frage kommenden Lösungen seien für die Pariser Regie rung von Nebel. Wenn durch Zufall die Verhandlungen doch zu einem Ergebnis führen sollten, so seien die mittel- und ost europäischen Staaten, die Alliierten Frankreichs, in Gefahr, von dem Pakt ausgeschlossen zu werden. Wenn aber, wie es wahrscheinlich sei nnd wie cs Briand im Grunde seines Herzens wünsche, das Unternehmen scheitere, würden die französisch - amerikanischen Beziehungen, die seit einigen Monate« in ihrer traditionellen Herzlichkeit nahezu wieder hergestellt seien, Schaden leiden. Für den Frieden. Monroe sBisconsinj, 21. Jan. Der Kommandeur der Amerikanischen Legion, Spassord. setzte sich sür den Stand punkt der Amerikanischen Legion in Milwaukee ein, die ehe malige Angehörige des deutschen Heeres zu einem Bankett elngeladcn hatten. Spasford erklärte, die Legion sei nicht für die Berewignng des Hasses da, sondern müsse der Welt mit der Förderung des Friedens vorangehcn. sWTB.) Belgien für Schwedens SlcherheUsvorfchlag. Gens, 20. Januar Das Bvlkerbunbösekretartat verösfent» licht die bereits vor einigen Lagen etngetrofscne Note der belgischen Regierung zum Sicherbettsproblem Die Note ist äußerst kurz gesaßt und begnügt sich mit der Fest- stellung, daß e» erforderlich sei. den Berichterstattern de» StcherheitsauSschnssrS neue Anregungen oder Richtlinien zu geben. ES wirb ferner aus die Haltung der belgischen Regie» runa hingcwtesen. wie sie In den Erklärungen de» belgischen Delegierten deVrougudrevorder AbrüstungSkvmmIssion und den BülkerbundSkommIssionen zum Ausdruck gekommen ist. Schließlich wird erklärt, baß die belgische Regierung mit dem Entwurf ber schwedischen Regierung sür «inen all- gemeinen TchiebS- und Vergleich-Pakt einverstanden sei. Das erste Dawes-Dolljahr im AeichshailStzaU. Jeden überparteilich denkenden Deutschen, ber von de» Parlamentariern allgemein tiefschürfendes Interesse für große finanzielle und wirtschaftliche Fragen verlangen zu dürfen glaubt, muß es peinlich berühren, wenn er tn den Berichte« über Dr. Köhlers Finanzrede liest, daß das „hohe HauS* gähnende Lücken aufgewicsen habe. Bei uns in Sachse« pflegt das Exposs -es Finanzministers zum Staatshaushalt sich stets der gespannten Aufmerksamkeit des vollbesetzte» Landtages zu erfreuen, und das gleiche hätte man auch bet den Darlegungen Dr. Köhlers über einen Reichshaudhalt er. warten müssen, der von io fundamentaler Bedeutung ist. wie der vorliegende für 1928/20. Zwei besondere Gründe sind «», die diesem Reichshaushalt eine überragende Wichtigkeit ver» leihen, einmal der Charakter einer wahrhaft rigorosen Spar, samkeit, der ihm ausgeprägt ist. und zum anderen die Tat» sache, daß darin zum ersten Male die Wirkung der Normal» fahre des Dawesplanes in Erscheinung tritt. Bisher war die Erfüllung des Dawesplanes noch tm Stadium einer ge wissen „unnormalen" Schonung, aber von setzt an geht eS hart auf hart, und die Ausprcssnng des deutschen BvlkeS wird sich in völlig „normaler* Weise jahraus jahrein vollziehen. Diese „Normaljahrc* haben den Sinn, daß Deutschland durch sie ganz und gar zum wirtschaftlichen Fronsklaven seiner Gläubigerstaaten gemacht wird: das ist buchstäblich richtig, da ei» jährlicher 2!---Milliarden-GvldmarktrIbut mit jeder mil- deren Bezeichnung nicht richtig gekennzeichnet würde. Diese 2!4 Milliarden setzen sich zusammen aus 860 Millionen Gold mark aus Zinsen von Eisenbahnobligationen. 800 Millionen aus Zinsen von Jndustrieobligationen, 200 Millionen aus der Bcfördcrungssteuer und 1250 Millionen aus dem Reichs- hauShalt. Im laufenden vierten Dawestahre beträgt der Beitrag aus dem NcichshauShalt nur 600 Millionen, so daß er also im ersten Dawes-Bollsahre um 750 Millionen empor- ichncllt bei gleichblcibendcr Belastung der übrigen, mit der Tributpflicht belegten Faktoren der deutschen Wirtschaft Die Rechnung wird etwas erschwert durch den Umstand, daß Rcichsfinanzjahre und Doweslahre in den Terminen nicht zuiammenfallen, da das Reichssinanzjahr sich vom 1. Avril bis 31. März erstreckt, während das Dawesjahr vom 1. Sep» tember bis zum 81. August reicht. Demnach ist ber Reichs» Haushalt für 1028/20 durch die Dawcszahlungen belastet mit einem fünfmonatlichen Anteil von 600 Millionen und einem stebenmonatlichen Anteil von 1260 Millionen Golbmark. bas macht zusammen 938 Millionen. Der Etat sür 1020/80 wird also, um die volle Belastung von 1260 Millionen durch alle zwölf Monate hindurch zu erreichen, noch eine weitere Bürde von 312 Millionen Goldmark auf sich nehmen müssen. Da. mit steht die deutsche Finanzgebarung und mit Ihr die deutsch« Gesamtwirtschaft, die ebenfalls 1260 Millionen Goldmark jährlich aufbringen muß, um mit dem Beitrag aus dem Reichs» Haushalt zusammen die 2'--L Milliarden voll zu machen, vor einem entscheidenden Wendepunkte, der von allen vcrantwor« lungsbewußten Kreisen in Politik und Wirtschaft ein« un zweideutige Klarstellung in dem Sinne fordert daß der deutsche Wirtschaftsorgantsmus schlechterdings nicht imstande ist. eine so ungeheuerliche Schröpsung, wie sie noch niemals einem großen Kulturvolke anch nur annähernd tn der Ge» schichte der zivilisierten Menschheit zngemutet wurde, zu er tragen. In erster Linie muß verlangt werden, baß endlich ein mal eine Gesamtsumme sür die deutsche Reparationsichulb' festgesetzt wird. Dabei ist von vornherein fcstzustellen. daß die von Polncarö im Verlaufe der letzten Budgetdebatte in der französische» Kammer abgegebene Erklärung völlig ««» haltbar ist, wonach die Höhe der deutschen Schuld von der ReparatlonSkommission am 22. April 1021 endgültig auf >32 Milliarden festgesetzt morden lein soll. Dieser Beschluß ist durch die nachfolgende JnflationShochflut und durch de» DawcSplan außer Kraft gesetzt worben. Der Umstand, baß der Dawesplan keine Endsumme enthält, bedeutet durchaus nicht etwa eine stillschweigende Zustimmung zu der von Poin» carö au» vergilbten Akten hervorgeholten Kommission», entscheid»««. Die Sache liegt vielmehr so. daß die Londoner Sachverständigen über die wirtschaftliche Untragbarkeit einer so ungeheuerlichen Gesamtsumme völlig einer Meinung waren, daß st« aber angesichts der Unmöglichkeit, damals «tt Frankreich über die Festsetzung eine» angemessen«» E»s»