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. . - - -4-- Freitag. N 93. 26. November 1869. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch allePost- anstalten. Weißerih-Ieitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Aemter und Stadtrathe zu Dippoldiswalde und Fraueustcin. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Bezüglich des Baues der Straße von hier über Reichstädt und Ruppendorf nach Klingenberg haben in den letzten Tagen mehrere Terrainbesichtigungen, Messungen über die Steigungen der Straße, sowie Berathungen der städtischen Collegien, bez. in Anwesenheit des Hrn. Amtshauptmann v. Vieth, hier stattgefunden. Nach definitiver Beschlußfassung hinsichtlich des Tractes rc. werden wir Näheres darüber mittheilen. — Nächsten Sonntag wird die feierliche Ordination, Einweisung und Antrittspredigt des neugewählten Herrn Diaconus Gersdorf durch Hrn. Superintendent Opitz in unserer Stadtkirche staltfinden. — Die Aufhebung der landwi rthschaft- lichen Abtheilung der Akademie für Forst- und Landwirthe in Tharandt ist am 24. Novbr. von der 2. Kammer beschlossen worden. Wir berichten dies be reits heute, ohne dem in nächster Nr. erscheinenden Wochenberichte über die Landtagsverhandlungen vorzu greifen. Es soll die landwirthschaftliche Abtheilung der Forstakademie zu Tharandt nach Schluß des gegenwärtigen Semesters, längstens mit Ende des Sommersemesters 1870, aufgehoben werden; das zur Akademie gehörige Folgengut soll im Wege des MeistgebolS sobald als möglich verkauft werden; die in Tharandt frei werdenden Lehrkräfte sollen baldmöglichst anderweit verwendet, den selben so lange, bis dies geschehen, ihre bisherigen Be züge unverkürzt gewährt, sowie die an der Akademie verbleibenden Lehrer angemessen entschädigt werden. Dresden. Am Abend des letzten Sonntags drohte ein neues Unglück. Im Trainstall auf der Hospitalstraße enttstand auf dem mit Stroh und Heu gefüllten Boden Feuer, das aber von den Truppen der großen In fanterie-Caserne bald gelöscht wurde, ehe es größere Dimensionen annahm und den Militär-Hospitälern ge fährlich werden konnte. — Das Int er im st Heater wird wahrscheinlich Sonnabend, 27. November, eröffnet werden. — In Oschatz hat sich am 21. Novbr. der Ulan Fr. Semig aus Dresden erschossen; seit dem Bestehen der dortigen Garnison ist dies der dritte Selbstmordfall. — Die Noten der Landständischen Bank zu Bautzen zu 5 Thlr. ohne Datum (emittirt laut Bekanntmachung vom 19. Januar 1860) und zu 10 Thlr. von 1861 werden eingezogen und sind die 5-Thaler-Noten bis 31. December 1869, die 10-Thaler-Noten bis 31. Januar 1870 zum Umtausch zu präsentiren in Dresden bei M. Schie Nachfolger und Ed. Rocksch Nachfolger, sowie in Bautzen bei der Bankkasse, welche letztere auch deren Einlösung gegen baares Geld bewirken wird. Nach Ablauf dieser Termine werden die bezeichneten Noten für ungiltig erklärt. Berlin. Die Verhandlungen des preuß. Abge ordnetenhauses am 19. Novbr. über den Entwurf be züglich der Wittwen- und Waisenkassen für Ele mentarlehrer waren die denkbar schärfste Verurtheilung der ganzen bisherigen Politik des Kultusministers v. Mühl er. Kein einziges Mitglied des ganzen Hauses hatte sich zum Wort gemeldet zur DiScussion über die Vorlage; von links und rechts richteten sich Anklagen gegen den Kultusminister, der selbst von seinem neuen College», dem Finanzminister Camphausen, im Stich gelassen wurde. Hatte doch Hr. v. Mühler binnen Jahresfrist zweimal behauptet, daß für die Wittwen und Waisen der Elementarlehrer nicht 60,000 Thaler aufzubringen seien, und in dieser unwandelbaren Ueber- zeugung verstand er sich zu einem Gesetzentwurf, der diesen geringen Staatszuschuß als absolute Unmöglichkeit hinzustellen bestimmt war! Finanzminister Camphausen sagte jedoch der Kammer unter Versicherung seiner wärmsten Sympathie für die Sache zu, daß „die wirk liche oder vermeintliche Finanzbedrängniß " ihn „nicht abhalten" werde, den Vorschlag zu „befürworten;" eS entspreche der Würde des preußischen Staates, den Zu schuß von 60,000 Thlrn. zu geben. Der Abg. Ziegler äußerte sich unter großem Beifall folgendermaßen: „Der Minister des Kultus sagt: ich habe keine Mittel! Ja, ich will ihm helfen. Warum hebt er denn nicht die Universitätskuratoren ans? Das wären 12000 Thlr.; dann den Oberkirchenrath, das sind 25,000 Thlr.; ferner das Domkapitel in Brandenburg, das sind 30,000 Thlr. — So, Herr Minister, da haben Sie mehr Geld als Sie brauchen. Das nenne ich verwalten! Wir müssen uns aufraffen, in allen Kreisen vereinigen zu einer Adresse an den König, mit dem Schluffe: der Minister v. Mühler muß fort von seinem Posten!" — Die Einberufung des Bundesrath es des Norddeutschen Bundes wird für den Anfang December erfolgen. — In Oberschlesien ist in den letzten Tagen die Rinderpest ausgebrochen. Alle Maßnahmen gegen Weiterverbreitung sind getroffen. Darmstadt. Am 22. Novbr. wurde hier wieder ein stärkerer Erdstoß verspürt ; dieselben haben eigent lich noch nie ganz aufgehört und sollen über 1000 be tragen. In letzter Zeit ist ihre Zahl und Stärke im l Zunehmen. Der Ort Groß-Gerau ist als der Mittel punkt der Erdstöße anzunehmen.