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Nummer L16 — 28. Zahrgang «richevn «ma! wöidentl. mit den illultr. »rattedeUagrn .Dt« Welt' «nderdetlag« .Frohmut', «o«t« den rertbeilagen ,Gt. Venno-Blatt'. .Unterhaltung und Wissen'. .Dt« «e» der Frau'. Berzlllcher Ratgeber'. Das gute Buih' .Ftlmrund. lihau'. Monatlicher Bezugspreis » Mt. etnschl. BeNellget». ktnzelmnnmer »« 4 Sonnabend, u. «onntagmnmner tsv 4 Hauvtsihrlltlelteri L».«. Lese,Hk. Dresden. SüchMe Mittwoch. 18. September 1828 Verla,»arti Dresden Auzetgeuprett«, Die igelvallrne Petttzelle lsa 4 Hamillei» anzelgen u.Stellengeluche «04. Dl« Vetttrellamezell«. Wmn, breit. I ^t. Für Anzeigen außerhalb de» Verbreitungsgebietes 4« 4 die PetttreNamezelle l.ll«^. Brielgeb.ltt»^. Im Fall« höherer iSeivali erlilcht i«de Verpflichtung auf Lieferung lowl« Erfüllung v. Anzeigen-Autlrögen u. Lelltung d. Tchadenerlrh, «elchöttltcher LeU «rtnr Len», Dresden. n olfss eimn Beschiiftsftetle, Drnck».Verlag, »ermania. A^s, sttr «erlag und Druck eiet. Flllal« Dresden. DreSden-A. I. Polirrstras,»17. FernrulltlolL. Postscheckkonto Dresden Dli>L Bankkonto Eeadtbaak Dresden Nr St7ls Für chrislliche Poltlik und Kultur ltkedaktlan der Sächslschen Volkszeltung DreSden-Altliad! > Polierstingc ,7. sternnn 2M>> nnu »1N>2. »» Arbeitslosen - Novelle Fm Relchsral mtt 32 gegen 31 Skimmen angenommen — Dolksparlei und Sozial- bemokrakle dagegen — k Millionen Fehlbetrag bleiben Berlin. 16. September. Der Reichsrat hat in seiner gestrigen Vollsitzung den zwischen Reichsrat unt> Preußen vereinbarten Kompromiss, entwlirf über die Arbeltslosenreform mit 32 gegen 31 Stimmen bei einigen Stimmenthaltungen angenommen. Wie verlautet, will die Neichstagsfrabtion der Deutschen Völkspartei das von der Reichsregierung und der preußischen Regierung beschlossene Kompromiß über die Reform der Arbeitslosenversicherung ablehnen. Man veriveist in vokks. parteilichen Kreisen darauf, daß di« Sozialdemokratie seiner zeit bei der Abstimmung über den Panzerkreuzer ebenfalls eine Sonderpolittk getrieben habe und aus der Front der übrigen Regierungsparteien ausgebrochen sei. Durch die Stellungnahme der Deutschen Volkspartei ent steht ganz unabhängig davon, wie man sie innerhalb dieser Partei Koalitionspolitisch wertet, eine ziemlich ernste Situation. Ei» Artikel des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Aushäuser, den der „Vorwärts" gestern abend, unmittelbar vor dem Zusammentritt des Reichsrats, veröffentlichte, macht die Widerstände klar, di« auch bei den Gewerkschaften und bei einem Teil der sozialdemokratischen Fraktion gegen die neuen Vorschläge bestehen. Aufhäuser spricht davon, daß, wenn die Reichsminister eine Bindung sür die neuen Vorschläge übernom men hätten, die ohnehin schwierige Position der sozialdemo kratischen Reichstagsfraktion aus keinen Fall erleichtert wurde. Wie das Nachrichten Büro des VDZ. hört, denkt man sich in Regierungskreisen auf Grund der heutigen Neichsrats- beschüsse die Beseitigung des Defizits in der Arbeitslosenver sicherung wie folgt: Der Regievungsentwurf bietet in unver- ä»devier Gestalt W Millionen Ersparnisse und läßt damit noch ein Defizit von 47 Millionen offen. Dieser Fehlbetrag wird nach den heutigen Reichsratsbeschlüssen mit 11 Millionen ge deckt durch die Verkürzung der Äihe bei den Arbeitslosen oh»« Angehörige, die mit 52 Wochen gearbeitet haben. Weitere 6 Millionen glaubt man aus der Verlängerung der Wartezeit für Saisonarbeiter herausholen zu können und weitere 24 Mil lionen selbst bei vorsichtiger Schätzung durch die einprozentige Beitragserhöhung für Saisonberuse. Voraussetzung ist bei alle- dem natürlich die auch vom Reichsrot beschlossene allgemeine Beitragserhöhung um >4 Prozent. Danach blieben ziffern mäßig nur »och 6 Millionen Fehlbetrag, die man ohne weiteres durch die übrigen Vorschriften der Reform, die sich vor allem gegen die Mißstänbe richten, erlangen zu können glaubt. Zur Kaager Konferenz Srellunsirahme -es Zentrums — Zur Kebung -er Lan-wirlschasl Hrittat Kaas zur politischen Lage Die Zentrumsfraktlon des Reichstages befaßte sich im «eiteren Verlauf ihrer Beratungen mit den Ergebnissen der Haager Konferenz. Im Mittelpunkt der Aussprache standen ! die Referate des Parteiführers Prält Dr. Kaa», des Retchs- «linisters für die besetzten Gebiet« Dr. Wtrth und des Abg. Dr. Brüning. Das Ergebnis der Beratungen wurde in fol- s grnder Kundgebung zusammengefaßt: „Die Zentrumsfraktton des Deutsche« Reichstages und der gcschäftsführende Vorstand der Deutsche« Zentrumspartet traten am 14. September in Koblenz zur gemeinsamen Tagung zusammen. Gegenstand der Aussprache waren ins besondere die Reform der Erwcrbslosenversicherung und di« außenpolitische Lage als Folge der Haager Abmachungen, lieber das Ergebnis der Haager Konferenz und di« politische Lage fand eine eingehende Aussprache statt. Sie ergab eine einhellige Auffassung. Die Fraktion begrüßt die bevor- stehende Befreiung Deutschlands von fremder Besatzung und dankt der Bevölkerung des besetzten Gebietes sür ihre in schwersten Zeiten bewiesene ovfervolle deutsche Treue. Die Fraktion steht sich jedoch nicht in der Lage, entscheidend zum Young-Plan und Haag Stellung zu nehmen. Die Tragweite des Poung- 1 i Planes und di« abschließende Beurteilung der Haager Ab machungen sind wesentlich bedingt durch Vas Ergebnis der weiteren im Gange befindlichen Verhandlungen. Jnsbeson- dere betont die Fraktion die Notwendigkeit, «ine« Weg zur beschleunigten Rückgliederung der deutschen Saar zu finden und Sicherungen gegen die Möglichkeit jeder weiteren Sanktion zu schassen. Die Fraktion verlangt, daß di« Reichs regierung «nverzllglich ein umfassendes Finanzprogramm »orlegt, da» ein« Sanierung der Reichsfinanzen und eine Erleichterung der drückenden Steuerlasten herbeiführt. Die endgültige Stellungnahme der Fraktion wird nach weiterer Klärung de« politischen und finanzielle« Voraussetzungen erfolgen." Ferner befaßte sich die Fraktion im Hinblick auf die Not lage des deutschen Bauernstandes auch mit einer Reih« von landwirtschaftlichen Fragen. Einmütig wurde eine Entschlie ßung angenommen, in der die unverzügliche Durchführung der vom Reichstag beschlossene« Maßnahme« sür Getreide« und Milcherzeugnisse sür unerläßlich rrNLrt und auch im Hinblick aus die Regelung drr viehwirtschast di« alsbaldige Einberufung de» Handelspolitischen Ausschuss«» gefordert wird. Di« Zen- lrumsfraktion verurteilt die unberechtigte spekulative Preis- , Weigerung. welche di« Verbraucher über das Maß drr landwirt- fchaftlichen Schutzmaßnahmen belastet, und fordert die Reichs- ! regierung und die Organisationen der Erzeuger und Berbrau- I cher auf, geeignet« Maßnahmen gegen diesen Maßbrauch zu ^ kessen. * Di« Koblenzer Sitzung der Reichstagsfraktio« de» Ze«. ms, di« von allen Mitglieder« der Fraktion einschließlich Minister Wirth. »»« Sutrard «nd Stegerwald besucht war, nahm einen ausgezeichneten Verlaus. Zahlreiche Gäste wohnten den Beratungen bei, u. a. Minister Hirtsiefer, der Präsident des Landesrats des Saargebietes Scheuer, Fürst Löwen st ein, sowie Vertreter der rheinischen und ört lichen Parteiorganisation. Zu Beginn der Sitzung begrüßte der Fraktionsvorsitzende Abg. Dr. Perlitius mit herzlichen Wor ten den Parteiführer Dr. Kaas, der aus Genf zur Teilnahme an der Sitzung herbeigeeilt war. Abg. Perlitius gab seiner Freude Ausdruck, daß Prälat Kaas, nachdem er von schwerer Erkrankung genesen sei, wieder starken Anteil an der politischen Arbeit der Fraktion nehmen könn^. Prälat Dr. Kaas bedankt sich im Anschluß daran sofort sür die herzliche Begrünung und sagte, daß eines ihn vor allem während seiner letzten schweren Erkrankung aufrecht erhalten habe, nämlich das Bewußtsein, getragen zu sein von dem kameradschaftlichen Vertrauen seiner Freunde und Mitkämpfer in der Reichstagsfraktio» und der Eesamtpartei. Gerne werde er auch weiterhin, obwohl es nicht in seiner Absicht gelegen habe, in der Politik Mitarbeiten und seine Kräfte für die großen Ziele der Partei einsetzen.' Von der Sitzung in Koblenz hänge für die Zukunft der Partei sowohl wie für die unseres Vater landes außerordentlich viel ab. Die Tagung soll sein von neuem, ein Zeichen der Stärke und der inneren Geschlossen, heit der Zentrumspartei. Diese sei um so notwendiger, weil wie, wenn nicht all« Zeichen trügen, vor einem Winter schwerster innen- und außenpolitischer Entscheidungen stünden. Die größten und schwersten seelischen Anforderungen würden an die Mitglieder der Reichstagsfraktion gestellt, weit schwerer, als wie wir sie in der Vergangenheit erlebten. Darum gelte es stets, sich der großen und wesentlichen Ziele bei. aller Arbeit bewußt zu sein und nur diesem Ziele zu dienen. Cr freue sich darüber, daß in bestimmten Fragen objektive Kritik einsetze. weil diese «uch die Parteiarbeit als solche befruchte. Er sei aber davon überzeugt, daß in allen Situationen in der Partei wie in der Fraktion, unbedingt der leidenschaftliche Wille zur Einigkeit vorhanden sei und den Er folg der Arbeiten sichere. Darum würden auch alle die Speku lanten, die heute schon wieder außerhalb des Zentrums von der Tagung in Koblenz etwas erhoffen für ihr« Parteizwecke, genau wie bei früheren Tagungen nicht auf ihre Kosten kommen. Wenn wir uns heute bei der Prüfung der gesamtpolitischen Lage zu entscheiden haben, was zum Beispiel im Haag erreicht wurde.idann gilt vor allem die Prüfung der Frage, ob das, wa» erreicht worden ist, von dem, was wir glaubte« erwarten ,« könne«, soweit entfrr«t ist. daß es für uno unmöglich er scheint, ja ,« sagen. Täuschen wir uns nicht. In dieser Richtung werde di« Haltung der Zentrumsfraktton wir der Partei nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland« der grüßten Aufmerksamkeit begegnen. Ein dementiertes Dementi Mit dem Hugenbergschen Volksbegehren gegen den Ponng-Plan scheint es doch nicht so glatt zu gehen, wie sein Veranstalter es doch zweifellos erwartet hat. Zivar wird der Reichsinnenminister Severing. wenn die Deutsche Allgemeine Zeitung recht hat mit ihrer Behaup tung, dieses ..Volksbegehren gegen die Versklavung Deutschlands" für zulässig erklären. Dock scheint es, als ob aus dem Kreise der dem Hugenbergschen Neichsous- schutz angeschlossenen Parteien und Organisationen selbst erhebliche Bedenken gegen den einzureichenden Gesetz entwurf oder wenigstens gegen wesentliche Teile des selben laut geworden wären. Die Deutsche Allgemeine Zeitung teilte nämlich letzten Donnerstagabend mit. das Präsidium des Neichslandbundes habe sich am Tage zuvor mit dem Wortlaut des Volksbegehrens beschäftigt und einstimmig beschlossen, dem s 4 die Zustimmung zu ver sagen. Die Veröffentlichung des Volksbegehrens in seiner jetzt vorliegenden Form sei ahne Rücksichtnahme aus das Votum des Landbundpräsidiums erfolgt. Ergänzend hier zu behauptete das gleiche Blatt am Freitagmargen, auch die dem Reichsausschutz bisher angeharendeu beiden Ver treter der Christlich-nationalen Bauern- und Landvalk- partei hätten den erwähnten K 4 des Volksbegehrens nicht gebilligt. Der Artikel 4 des „Gesekes gegen die Versklavung des deutschen Volkes", wie das Machwerk vom Neichs- ausschutz im Interesse der agitatorischen Wirkung ge nannt wird, enthält die sür rechtsradikale Gemüter be sonders zündende Bestimmung, dass jeder Reichskanzler, jeder Reichsminister und überhaupt jeder Bevollmächtigte des Deutschen Reiches, der den Poung-PIan oder einen ähnlichen Plan zeichnen würde, wegen Landesverrates zu bestrafen sei, Angesichts der im Stahlhelm und in den sonstigen rechtsradikalen Kreisen vielfach herrschendeil Mentalität ist dieser Paragraph, wie gesagt, als ein wich tiges Kernstück des ganzen Gesetzentwurfes zu betrachten. Man durste daher gespannt sein, ob und wie die Rechts presse, insonderheit die publizistischen Interpreten lx'sag- ter Stahlhelmmentolitüt, „Berliner Lvkalanzeiger" uns „Tag" auf die Angaben der „Deutschen Allgemeinen Zei tung" reagieren würden. Sie haben es tatsächlich getan, allerdings in einer ausserordentlich bezeichnenden Weise, Sie Netzen sich — nicht van einer bestimmten Persönlich keit — sondern ganz allgemein vom „Reicksausschutz sür das deutsche Volksbegehren" ein Dementi geben, das in seinem ersten knapperen Teile so ganz cn passant die Mitteilung der D. A. Z. bezüglich der Haltung des Reichs- landbundes sür unzutreffend erklärt und das dann in sä uern zweiten längeren Teil» Dinge ableugnet, die gar nicht behauptet worden Das ist eine Dementier- methade, die nicht ganz ungewöhnlich sein soll. Etwas ungewöhnlich ist nur das Pech, das beide Hugenbergblät- ter, der „Lokalanzeiger" sowohl wie der „Tag" mit ihren Dementis gehabt haben. An dem gleichen Margen, an den» diese beiden Dementis erschienen, kannte man in der „Deutschen Tageszeitung" lesen, die Meldung der D. A. Z. treffe im wesentlichen zu. und es sei anzunehmen, datz alsbald Verhandlungen über eine entsprechende Aende- rung des Entwurfs geführt würden, der ja dem Reichs innenministerium noch nicht zugeleitet morden sei. Diese Notiz der Deutschen Tageszeitung ist um so beachtenswer ter, als dieses Blatt dem Neichslandbund erheblich näher stehen dürfte, als die beiden Berliner Blätter Hugen- bergs. Der Lokalanzeiger, der „Tag" und mit ihnen der Neichsausschutz selbst sind ganz einfach hereingefallen, ihr Versuch, die Wahrhaftigkeit zu verschleiern, und den Glauben an die absolute Einigkeit in diesem patentnatio nalen Reichsausschutz noch einmal zu retten, ist durch das ehrliche Eingeständnis der Deutschen Tageszeitung ge- sclieitert. Die Notiz der Deutschen Togeszeitnng ist übrigens nicht nur dehalb interessant, weil sie die Dementierknnst gewisser Rechtsblätter beleuchtet, sondern auch noch aus einem anderen Grunde. Die „Germania" hat schon dar auf hingewiesen, wie schwer es dem Stahlhelm-Hugen- bergkreis geworden ist. dem aus parteitaktischen Grün- den für notwendig gehaltenen Volksbegehren eine zug kräftige Parole zu geben. Zuerst hat man an allerlei Ver fassungsänderungen gedacht und ist. als man die geringe Werbekraft derartiger Parolen schliehlich doch noch er- könnt hatte, zum Kampf gegen den Poung-Plan iiber- gegongen. Tkrr vor einigen Tagen veröffentlichte Gesetz entwurf. der nach so vielen und langen Bemühungen end lich geboren wurde, sollte nun auch etivas unantastbar Endgültiges sein. Nun mutz man ihn doch wieder ändern, muß, wie die „Deutsche Tageszeitung" mitteilt, neue