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Mchnitz -MiW Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe - zu Dippoldiswalde und Irauenstein wd«, dir verrn - Tä»> bellarische und complicirte dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen -Helle, die SpaltenzeUe MPfS- Die „Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drel- mai' Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei da bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr^ wirk- sam« Verbreitunei werden mit 10 Pj SpaltenzeUe ödes Raum berechnet. - dellarische und com, Inserate mit entsprechen ¬ sandt, Thell Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Nr. 141. Sonnabend, den 4. Dezember 1886. 52. Jahrgang. Neue Friedensklange. Von der Programmrede des englischen Premier ministers beim Londoner Lordmayor-Banket an bis zur deutschen Thronrede sind in letzter Zeit eine Anzahl wichtiger Kundgebungen über die allgemeine Lage zu verzeichnen gewesen. In ihnen allen wurde mehr oder weniger die Hoffnung auf Erhaltung des Weltfriedens ausgedrückt, anderseits klang aus ihnen aber auch ein ernster Ton hervor, wie ihn selbst noch die Reichstags rede aufzuiveisen hatte und es war darum begreiflich, daß neben den hoffnungsfreudigeren Auffassungen der öffentlichen Meinung über die Weltlage sich fortgesetzt auch die pessimistischen Anschauungen behaupten konnten. Die jüngsten Tage haben nun zwei abermalige Kund gebungen über die gegenwärtige europäische Lage und speziell über das bulgarische Problem gebracht, die durchaus geeignet sind, der allgemeinen friedlichen Auffassung der Wellhändel zum endlichen Durchbruche zu verhelfen. Nachdem London, Wien — oder eigent lich Budapest — und Berlin zur Lage gesprochen, ist dies nun auch von Paris und Nom geschehen und — sagen wir es gleich heraus — sowohl vom Strande der Seine wie aus der Siebenhügelstadt sind die Hoffnungen auf die Erhaltung des europäischen Friedens in unerwartetem Maße gestärkt und gesteigert worden. Zunächst hat sich der französische Ministerpräsident, Herr de Freycinet, in der Sonnabendsihung der De- putirtenkammer über die hauptsächlichste schwebende Frage der hohen Politik in einer Weise geäußert, die dem Pessimisten ganz entschieden Unrecht giebt. Kurz, aber bestimmt und deutlich erklärte Freycinet, daß das Interesse Frankreichs an der bulgarischen Affaire durch aus kein direktes sei und daß Frankreich gar keinen Krieg wolle, denn ein solcher würde die Durchführung der für die Republik so nothwendigen inneren Refor men nur hindern. Nach all' dem „patriotischen" Lärm und dem Revanchegeschrei, das gerade in den letzten Jahren in verstärkten Tönen von jenseits der Vogesen herüberschallte, ist diese Erklärung Freycinets schier ein erlösendes Wort. Offen verkündigt es der leitende französische Staatsmann, daß sich Frankreich nunmehr ernstlich den inneren Fragen zuwenden will und wer nur Halbwegs die inneren Wirren der französischen Republik verfolgt hat, wird dies Bestreben sehr er klärlich finden. Freilich, die Döroulödes und Ge noffen, welche ihr ganzes Hoffen auf das französisch russische Zukunsts-Bündniß gesetzt haben, werden die friedlichen Aeußerungen Freycinets nicht nach ihrem Geschmacke finden — glücklicher Weise steht aber die öffentliche Meinung des Landes hinter dem Kabjnets- chef und um so schwerer wiegen seine Worte. Und wunderbar — dem leitenden Staatsmannc Frankreichs ist nur einen Tag später auch der Leiter der aus wärtigen Angelegenheiten Italiens, Graf Robilant, mit Versicherungen gefolgt, die lediglich das Vertrauen in die Fortdauer des europäischen Concerts erhöhen können. Die Ausführungen des Grafen Robilant in der Sonntagssitzung der italienischen Deputirtenkammer kaffen klar erkennen, daß Italien in bestimmten freund schaftlichen Beziehungen zu Deutschland und Oesterreich, wie auch zu England steht und daß das römische Kabinet gewillt ist, die Friedenspolitik dieser Staaten kräftig zu unterstützen. Wer den Frieden und die Achtung vor den bestehenden internationalen Verträgen wolle, der könne auf die energische Mithilfe Italiens rechnen — so versichert Graf Robilant und daß dies keine bloße Phrase ist, beweist die vorhergehende Be tonung der italienischen Interessen auf der Balkan halbinsel. Erst vor Kurzem hat Graf Kalnoky in der ungarischen Delegation seierlichst erklärt, Oesterreich- Ungarn sei entschlossen, vie Achtung vor dem Berliner Vertrage unter allen Umständen zu wahren. Fast dasselbe, wenn vielleicht auch mit anderen Worten, wiederholt jetzt Graf Robilant vor der italienischen Volksvertretung und dies läßt einen sicheren Schluß auf die Uebereinstimmung zwischen der italienischen und österreichischen Orientpolitik zu. Aber auch über das Verhältniß Italiens zu England enthalten die Ausführungen Robilants einen bedeutsamen Wink, dieselben betonen die besonderen traditionellen Freund schaftsbande, welche beide Länder mit einander ver knüpften, sollten es die Ereignisse fordern, so würden sich diese Freundschaftsbande noch weiter entwickeln. Italien schließt sich demnach dem Friedensprogramme der Zentralmächte voll und ganz an und dasselbe hat ja auch von England zu gelten und diese Gruppirung unter den europäischen Mächten ist auf jeden Fall eine schwerwiegende Bürgschaft für die Fortdauer des Friedenszustandes. Nimmt man nun noch die Er klärungen Freycinets, soweit sie sich auf die bulgarische Frage beziehen, hinzu, so müssen die Aussichten für die Erhaltung des Friedens günstiger bezeichnet werden, als sie sich seit Wochen dargestellt haben. Schließlich mag auch noch erwähnt werden, daß auch Kaiser Wil helm seinen Hoffnungen in letzterer Beziehung beim Empfange des Neichstagspräsidiums Ausdruck gegeben hat und all' diese Friedensklänge werden hoffentlich dazu beitragen, die Stimmung der öffentlichen Meinung wieder zuversichtlicher zu gestalten und zugleich den Völkern Muse zu gewähren, sich vielleicht mit mehr Nachdruck als bisher ihren eigenen Angelegenheiten zu widmen. Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde, 3. Dezember. Die ziemlich un entschiedene, mehr flaue, Witterung, die uns die letzten Tage und Wochen gebracht haben, trägt sicher mit Schuld an dem nicht unbedeutenden Krankenbe- stande unter der jüngeren Bevölkerung, die von Hals- affektionen, Masern und leider auch Diphtheritis heim gesucht wird. Wie wir hören, werden an unserer Stadtschule nunmehr aller 3—4 Tage Zählungen des Krankenbestandes einschließlich der Schüler, die wegen Krankheiten im Hause vom Schulbesuche zurückzuhalten sind, vorgenommen werden. Die gestern vorgenom mene erste Zählung hat, wie uns mitgetheilt wird, bei einem Schülerbestanve von 620 Kindern 7l Kranke, also fast I I,» Prozent. Der stärkste Krankenbestand war in Kl. VId., wo von 43 Kindern 19 fehlten, sodann in Kl. Vlld., wo von 27 Kindern 9 fehlten. — Geschäfts-Bericht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde und Umg. auf Monat November. Einnahme: 5387 Mark 23 Pf. Kassenbestand vom vor. Monot. 37 6 40 - Stammeinlagen. Eintrittsgelder und Bücher. 6729 50 - eingezahlte Spareinlagen. 4500 — s zurückgenommenes Darlehn von der Bank. 11302 — s zurückgezahlte Vorschüsse. 228 5 - Provision von Vorschüssen. 521 37 - Zinsen von Vorschüssen. 9 5 - wiedererlangte Gerichtskosten. 28720 Mark 60 Pf. Summa der Einnahme. Ausgabe: 14897 Mark — Pf. ausgeliehene Vorschüsse. 7226 - 82 - zurückge-ahlte Spareinlagen. — - — - Stückzinsen aus Staatspapiere 17 - 50 - zurückgezahlte Stammeinlagen. — - — - Regieaufwand. 22131 Mark 32 Pf. Summa der Ausgabe. — Das an vergangener Mittwoch abgehaltene 1. Abonnements Concert war, wenn auch nicht sehr gut, so doch gut besucht. Bezüglich der Aufführung selbst muß rühmend anerkannt werden, daß die Zusammen stellung des Programms reiche Abwechslung bot. Es kamen auch alle Piecen durchaus exakt und präzis zu Gehör und erfreute die Kapelle besonders durch vor zügliche Reinheit der Intonation, durch feine Be obachtung der Tonan- und -Abschwellung, sowie durch ein treffliches Zusammenspiel. Der wohlverdiente Bei fall veranlaßte Herrn Musikdirektor Trenkler zu drei reizenden Einlagen, worunter sich die von ihm kom« ponirte Hochzeits-Polonaise befand. — Vor dem königl. Schwurgericht zu Dresden kommt am 7. Dezember die Klagsache gegen den Stadt steuereinnehmer Pilz aus Riesa zur Verhandlung, dessen Unterschlagungen s. Z. viel Staub aufwirbelten. Am 10. Dezember hat dasselbe Gericht gegen den Markthelfer Ernst Bernhard Pietsch auS Dippoldis walde wegen versuchten Todtschlags zu verhandeln. In Reinholdshain sind die zeitherigen Gemeinde ältesten Herren Gustav Moritz Schreiber und Trau gott Ferdinand Merkt, welche Ende dieses Jahres nach Ablauf ihrer Dienstzeit aus dem Gemeinderatbe auszuscheiden haben würden, auf weitere 6 Jahre als 1. und bez. 2. Gemeindeältester vom Gemeinderaths gewählt worden. Dieselben erklärten sich auch zur Annahme der Wiederwahl bereit. HermSdorf bei Dippoldiswalde. Der Gemeinde älteste Herr Heinrich Julius Weinrich ist auf die nächsten 6 Jahre, von Neujahr 1887 ab bis Ende 1892, als Gemeindeältester für hiesigen Ort wieder gewählt worden. Böruichen bei Possendorf. An Stelle des hie sigen Gemeindevorstandes, Herrn Ferdinand Querner, welcher mit Ablauf dieses Jahres sein Amt niederlegt, ist vom Gemeinderath der Gemeindeälteste Herr Karl Hermann Wolf als Gemeindevorstand und an Stelle Wols's der Wirthschaftsbesitzer Herr Karl Querner als Gemeindeältester gewählt worden. Waltersdorf bei Liebstadt. An Stelle des Ge meindevorstandes Herrn Christian Gottlieb Schmiedel, dessen Dienstzeit mit Ablaus dieses Jahres ihre End schaft erreicht, wählte der Gemeinderath den hiesigen Gutsbesitzer Herrn Karl Ernst Bret schneid er und erklärte sich derselbe bereit, die Wahl anzunehmen. Breitenau. Der hiesige Gemeinderath hat Hrn. Gemeindevorstand Karl Friedrich Funke und Herrn Gemeindeältesten Karl Gottfried Schiffei als Ge meindevorstand und bez. als Gemeindeältesten auf die Dauer der nächsten 6 Jahre wiedergewählt und haben sich die Genannten bereit erklärt, ihre Funktionen fort zuverwalten. Liebenau b. Lauenstein. Der Gemeinderath wählte den derzeitigen Gemeindevorstand Herrn Karl Friedr. Mühle, dessen Dienstzeit mit Ablauf dieses Jahres beendet ist, anderweit auf die nächsten 6 Jahre äks Gemeindevorstand und ist von dem Genannten diese Wiederwahl auch angenommen worden. In Dorf Bärenstein sind die Herren Gemeinde vorstand Traugott Leberecht Men de und Gemeinde ältester Karl Friedr. Aug. Galle für ihre gedachten Aemter vom Gemeinderath auf weitere 6 Jahre ge wählt und ist diese Wiederwahl von den Genannten angenommen worden. Bärenburg. Der allen Sommerfrischlern und Touristen als Luftkurort wohlbekannte Kempe'sche Gast hof Hierselbst ist verkauft und in die Hände des Bäcker meisters Nöber aus Riesa übergegangen, welcher den selben Anfang nächsten Jahres übernehmen und in seitheriger prompter Weise fortführen wird. In Kipsdorf wurden die seitherigen Gemeinde vertreter, Gemeindevorstand Holfert und Gemeinde ältester Berger für eine 6jährige Wahlperiode wieder gewählt. Johnsbach. Für den um hiesige Gemeinde treu verdient gemachten langjährigen Gemeindevorstand Büttner, dessen Wahlperiode Ende dieses Jahres ab- läust, der aber seine eventuelle Wiederwahl aus Ge sundheitsrücksichten schon im Voraus ablehnte, wurde vom Gemeinderathe der Gutsbes. Traugott Leberecht Herzog als Gemeindevorstand, der zeitherige Ge-