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Nr. »4» L8. Jahrg. SrschLstsfteve und «edaktt»«» Dresden « A. 16, Aolbeinstrahe 4« Dienstag, 2 l. Ottober 1 ^ M. Fernsprecher 21 SV» Postscheckkonto Leipzig Nr. 147S? BrzogSprrtS: BlerleljShrlich in der Geschäftsstelle oder von der Post adgeholt SluSa->l.>! X 4.<>s» .4k, AuSaave >! S.VS In Dresden und ganz Deutschland srei Haus Ausgabe 1 4.V8 Slusgabe » 4.VS — Die Sächsische lSoUszeituiig erscheint an allen Wocheiftagen nachmittags. — Sprechstunde der Redaktion: 1 l bis 12 Uhr vormittags. Anzeigen: Annahme von Kesch!istSa.:zeige» bis 10 Uhr. von Familieucm,,eign> biL II Uhr vorm. — Preis für die Pctit-Spaiizcile KV 1. im Rellamctcft 1 ar. Familieu-Anzcigen 40 Zj — Fä> »udeuitich aelchriebe :e. sowie durch Peru- sprcchcr ausg'gcbrr Anzeigen können wir die Veraniwonlichkeit siir die Richtigkeit des Textes nicht übernehmen Stresemanns Geist ^ Die Revolution hatte auch die alte nationalliberale Partei verschlungen. Es sollte eine Plattform für den deui° feu Gesämtliberalisinns gefunden werden, um ibin im par la inen torischen Leben einen ausschlaggebenden Einfliiß zu sichern. Diese Plattform ist nicht zustande gekommen. I:, den NevolntionStagen >var dem nendentschen Liberalis:»» > im „Berliner Tageblatt" und seinem Chefredakteur Ttzev» dor Wolfs eine Führerschaft erstanden, die von den alten, etwas mehr rechts gerichteten Nativnalliberalen nicht aner kannt wurde. So entstand dann das allerdings etwas sein unklare Gebilde der deutschen Voikspartei. Manche Leute träumten davon, daß es die Partei der Köpfe würde, das heißt, eine auserlesene Schar, von der das Heil Deutsch lands für die Zukunft erwartet werden könnte. Dem war nicht so. Mehr und inehr zeigte sich, daß wir cs mit der alten nationalliberalen Partei in Reinkultur zu tun batten, die nichts, aber auch gar nichts vergessen und recht wenß- dazu gelernt hatte. Daß in ihr auch der alte tulturtänivfe- rische Geist erhalten geblieben ist, davon hat die kleine Fraktion dieser Partei in der sächsischen Volkskammer bei den Schuldebatten ausgiebig Beweis gegeben, so ausgiebig, daß die Dentschnationalcn zuerst sogar damit ins Hinter treffen geraten waren und dann schleunigst ibren Führer, den Landgerichtsdirektor Wagner, vorichictten, um uo.l. dem „IlltmmontaniSmus" etwas anszuwifchen. Schöpferisch hat die Deutsche Voltspartei bis seht io Hut wie gar nichts geleistet. Ja, sie bat sich so stark ans dsi- Opposition feftgebissen, daß sehr ernstlich von einer Ver schmelzung mit der Dentschnationalcn Partei gesprochen wurde. Schließlich sah man aber doch davon ab und be schloß, selbständig zu bleiben. Der Parteitag der Deutschen Volkspartei, der nunmehr in diesen Tagen in Leipzig stau fand, hat weithin kundgetan, daß tatsächlich an dieser Partei nur der Name neu ist, daß wir es darüber hinaus aber lediglich mit der Partei Bennigsens und Bassermaniis zu tun haben. Es hat ja auch inzwischen Herr Dr. Ttreseuiaun es verstanden, sich wieder auf den Bock zu schwingen und seine zuerst etwas uwsiritteuc Führerschaft erneut zu be festigen. Sein Geist herrscht beute ausschlaggebend in. de.- Deutschen Volkspartci. Das ist die Quintessenz des Leip ziger Parteitages. Auch Herr Dr. Stresemann hatte seinerzeit nichts gegen die Listenverbindnng mit dein Zentrum einznwenden, sie wird ihm sogar sehr lieb gewesen sein, da er sonst ver mutlich kaum eine Zierde der Nationalversammlung ge worden wäre. Selbstverständlich steht ihm trotzdem die Kritik an der Politik der Zentrnmspartei frei. Wenn er aber jetzt wieder die nationalen Instinkte gegen das Zen trum mobil zu machen versucht, daun ist' es allerdings nicht recht begreiflich, warum sich damals seine Freunde so eifrig um diese Listenverbinbuug mit dem Zentrum bemübt haben. Nach dem Berichte des „Dr. Anzeigers" (Nr. 197, hat er sich sogar zu der Behauptung lstureißen lasst», es habe sich „die Sozialdemokratie hundertmal natio naler bewiesen als das Zentrum". Vorausgesetzt, daß die ser Bericht richtig ist, -muß diese durch nichts bewiesene Be hauptung als ein starkes Stück bezeichnet werden. Es ist bezeichnend, daß ganz im allgemeine» gesprochen der Par teitag der Tentsäf-ei: Valkspartei eine starte knltnrtämpse- rische Note getragen hat. Es sind uns dazu bereits aus un serem Leserkreise eine Reihe von Zuschriften znae gangen. Ein geschätzter Freund der „Sächsischen Volk.- . zeitnng" schreibt »ns n. a. folgendes: „Selbstverständlich durfte auch ans dem Parteitag der Deutschen Volkspartci zu Leipzig am 19. Oktober in dem Vortrag über das Sta-atswese» von Dr. Tr. Kahl eine Wendung wie „ n l t r a in o n t a n e " Seite nicht fcblen. Die ehemaligen Nationalliberalen batten ja mit der Daraugabc dieses gehässig gewählten Aus druckes eines ihrer ältesten Parteiwerkinale preisgegeben. Der Kampf gegen Rom geht ihnen heute wie früher -über alles. Gymnasialdirektor Dr. Bölitz in Leipzig berichtete über Schule n ckd Kirche. Bezüg lich des Religionsunterrichtes habe man sich ans ein Kompromiß geeinigt: danach wolle man der Limnlta»- schule ihre Rechte lassen, für „gefährdete Gebiete", abe dle konfessionelle Schule erhalten." Es wäre interessant, zu erfahren, welche Gebiete die Deutsche Volkspartci als „gefährdet" oniieht. Mau er innert sich noch an das, was Herr Abg. Tr. Kaiser in der säcWscben Volkskammer gesagt, wie er die Sozialdemo kraten in der Schnlfragc beschworen und schließlich erklärt hat, daß sie im Endziele einig sind. Aus solcif-en Gesichts punkten heraus kann man es allerdings schon eher ver stehen, wenn Herr Stresemann den Sozialdemokraten bei aller sonstigen Gegensätzlichkeit und Opposition ein tiefes Kompliment aeiuackt und behauptet hat, sie seien hundert- mal nationaler als das Zentrum. Es ist das nur eine neue Variation des alten nationallibcralen Satzes: „Liebe, rot als schwarz." Während diese Zeilen geschrieben werden, sind die Bemtnuaen der Tentschen Voikspartei noch nicht zu Ende geführt. Aber das tan» doch jetzt schon gesagt werden: In dieser Partei ist beute noch der Geist Basier- nianns lebendig, der in den kritischen Jnlitagen des- Jahres stillst de» scheidenden Kanzler Bülow als den Man» ge- vrie-sen bat, der noch einmal „den Kampf gegen Rom" gewagt babe. Und Herr Otresciiw'.in, der Kopf der dentschen Volkspartei, ist Geist vom (steifte Basiermanns, allerdings niebt in einer den Meister überragende» Ans wirtnng. Iml. s Neichsu erk-ehpp.Nr!r'Mcrium V o n . n I!' e r e m p a r l a m entari s ch e n P e r tr e l e Ter. Nationalveri-ammlung ist der Haushalt des neu errichteten R e i ch v c r k e b r s m i n i st e v i u m s znge gärigen. Infolge des unglücklichen Ausganges des Krieges -nd der damit in Verbindung netzenden B.'ützergreistin.i -on Elsaß-Lothringen durch die Franzosen sind nur ann: des lnstz-r vom Reiche unter dem eitel: „Betriebsoerwal- -ung der Reictzseisenbabneu "verwarteten eliaß-!ot:»ri::ai sehen Babnnetzes verlustig gegangen. Infolgedessen vußtz- 9,e bisherige Verwaltung aufgelöst werden. sie neue Regierung hat nunmehr ein Reichsverkehrs Ministerium gebildet, welchem alle Verkehrsiragen im Reiche mit Ausnahme der Rrichspostverwalning eiugeglie- sert ünd. Das NeichsverkchrSministerinm gliedert üw in drei Abteilungen: rn eine solebe süe die Eisenbahnen, in eine zweite für die Wasserstraßen nud in eine dritte für dos Luft- »nd Kraftwbrwesen. Für dieses- Ministerin!!! wer den nunmehr, zunächst für das Halvjahr vom 1. Ortvbei -919 bis 30. März 1920 die erforderlichen Gelder von, Parlament zur Bewilligung erbeten. Tie Besoldungen cr- !,recken netz auf einen .Reichsministee, der 30 009 M. Gestalt und 11999 M. Ausivandgetder bezieht, ans einen llnter- Naatsietretär mit 20 999 M.. einen Tirettor aut 1 ! l7 l>«)9 tzstarr und 13 Vortragende Räte mit je 3 -12 990 M. (ste halt, dazu kommen eine Anzahl mittlerer und un terer Beamten. Im ganzen erfordert -das neue Ministe rium einschließlich besonderer Bewilligungen für Luft sabrernachrichtendienst nsw. eine Summe von 997 999 M. für das lausende Halbjahr . Ans- der Auslösung der bis herigen Betriebsverwaltung der Neichseisenbahnen kommt tüuftig eine Summe von 139 Millionen in Wegfall. Hier von geht die obengenannte Summe von 997 999 M. ab, so daß also etwa 13i>„ Millionen als Rest verbleiben. Tm-ch den Verlust des Balmetzes in Elsaß-Lothringen gehen >i»s aber nicht weniger als 192>b Millionen Mart verlor e n, so daß insgesamt für den Haushalt des neuen Reichsvertehrsmuusterinms sich ein Fehlbetrag von 13 Mil lionrn Mart ergibt. Hierzu treten noch einige einmalige Ausgaben in der Abteilung für Luftfahr- nud und Krasst- sahrweseii in Höhe von 123 990 M., ferner für lleberlei- st-.ng von Einrichtungen der Neichsniarine auf dem (ste biete des Seezeichenwest-ns-, des Seewcttevdicnistes nsw. in den Friedens-betrieb mit 1 Million 790 099 Mark. Tein Haushalt ist eine Ten-kschrift über die Bildung des Reichsvertehrsministeriums angegliedert, in welcher der gewaltige Ansgabcntreis dieses Amtes näher umschrie ben wird. Mit denn 1. April 1921 wird der größte und wichtigste Teil des denischen Eisenbahnnetzes in Eigentum und Verwaltung des Reich-es übergehen. Ein be'cnderes Gesetz regelt die Eisenbahnanfsicht. Die außerordentliche Zersplitterung ans dein Gebiete des Kraftfahrwesens. für nclches bisher eine ganze Anzahl von Behörden zuständig naren, wird durch die Errichtung des neuen Msiiisreriiiuis ebenso beseitigt werden, wie die bisherige Unltacbeit der Recws- und Betriebsverhältnisse ans dein Gebiete des Lnft- fabrwesens. solcherart Angestellten bei den Ryichssiehördün irt Frage kommen, läßt sich anw vieles durch die politische ttnm ändernng erklären und rechtsi-rtigen. To sind für dis Wafsenstiltstondskoulmision und iür das ftzci-chsverwer-c tungsaint Kräfte not-wendig gewesen, die mit d u. eriorder-, lick:en neuen Änsgahev betraut werden »insiieu. Tie (ste- bälter für diese Kräfte beivcgeii sich zwilchen 29 39 90(1 Mart. Letztere Tnwme be steht der Leiter der ilnterloiilmii-. sion der W-affe>vsii!Isiaiidsto!!,o,ifj!o!i in Franksur: M. Er hat insbesondere die Liefl-nuig von inbilitrieUen Mate rial von Belgien und Nordjraukee-'n!- zn prüien. Tebr er hebliche Sninnien -erfordert die Zll-lchrichtenabtz-Üi-.no dys Ansivärtigen Auites. in ioeltz.e Journalisten und Public zisten auf eine kürzere Vertragsdauer einbe:.!>> -ur-?n. Auch in den übrigen Presi-.-stelten der Reich-: b.-iu--een de- linden fiel tzocl oezahlle Hitl.-t-äfte. Tb die fi-iauz: len Ani'.vendimgen siir dieie vielfältigen Presieebtesinnuen em idealen Nutzen ihrer Wirl-amteir e:itspre:ben, ist ailer-d! :gs eine Frage, die einer grüiidlichen Prüfung zn zegeb.'ner Gelegenheit »oiwendig erscheint. Von einem gerndezn erschreckenden Umiana sind aber die finanziellen Ansmendnng-e.l, die auch jetzt noch für die K r i e g S g e seil s ch a ften zn machen sind. Nach der, der Nationalversauiniliutg vorliegenden Nachiveinnrg stiib auch heute noch nicht weniger als 13 Kriegsg-nebichastett in „Tätigteit. Es gibt auch heute noch nich-ls Genieß- und Ungenießbares, was nicht von den Kriegsgesellsitzanen ..be wirtschaftet" wird. Tiefe -!3 (iriegsac-eltschasten imben nicht weniger als 111 Geschäftsführer, Direktoren n-':--.. derer-. (stetzälter pvi-i-.l-en 19 3ii999 M. sc! wanken. T--.n tonnrien noch !>2 Proturisten ustt (steoältern von 19 --->99 M l Ungerechnet sind noch alle die vielen T a n > e n d e von > Beamten und AngesteiUcn, die in den uriegsae' i- : »ten s tätig sind. Man kann nnr wünsche!-, daß die National, i-en. ininlung bei der Pi nimm der finanziellen p.'orwendig- ieite» di.-.'.-i ->rie-isgesellivaile-: auch in eine energische- Prüsnug über ihre weitere Eristenzberecktignng iiberbanpl: ciurritt. Welct,.' Fähigkeit die'-en .nriegsgesell-chasten inne- wohnt, belveist n. a. wich ote Tatsache, daß trotz allen: im mer noch KriegsgeseUfchasten gegründet werden. ?o .»urde die Reichsterti! U.-G. aufgelöst, in derselben ?>''»,>g : brr die N e n g r ü n d n n g einer „Notstandsorganißition" (st. ui. b. H. beschlossen. Tie soll mit einem staaUi.'en K re'- d't von .999 Millionen Mark ausgerüstet werde.:. Twie 'Notstandsorgaiiisation soll nun ans den Bestänoea der ,uf- gelösten Reichstertil A.-(st. i ie Veisorgnng der msiiderbe-- initteltcn Bevölkerung vollziehen. Man muß sich nnr wun dern, daß diese Tätigkeit nicht vom Reichsverwertung -amb sclbtt sibellwillmen lvorden ist, und daß wieder ei -ina: der ganze Apparat, der die früheren Kriegsgesellschaftea so be., rübrnt aeinacki bat, in Szene gesetzt werden muß Ein nerrer Vinmtenkörpir Von einer Parlamentarischen Teite lvird uns geschrieben: Der Nationalversammlung sind zwei. Nachmeisungea zngegangen, lmlche eine Aufstellung über die einerseits bei den R e i ch s b e l, ö r d e n , andererseits bei den Krieg g e seit s ch asten aus Prwatdienstvertrag Angestellte : mit einem Jahresgehalt non mehr als 12 900 M. enthalten. Daraus ergibt sich, daß neben der etatsmäßigen Beamten schaft hier ein neuer Beamtcnkörpcr vorhanden ist, der dem Reiche ganz außerordentliche Summen kostet. Soweit die Lu? '.TAah'!;>!->!L-'?t lariddLrrLschen Tie .Revost-stion, die ein neue? Staatsrecht g-.-'chsifen haß hat iin ssiisaminenhang init der iiitolge des Krieges ve>a,iias-:en Amvesenheit eines großen Teils d»- Aus- ianddeut-chen in der Heimat die Frage de.- Wählt ihrgkeit de> Anslandeeiit acn attnel! »'erden lass-n Ta- T.-nt'che Ausland Institut Ttnttgart erüeß daher in> . u-na. diest's Jahres in 'ein-." Zeitschrift ein ststeisan .lueiben. ,über- zenat von de: ststtivendiakeit, dost die noch im Besitz eines deurützeii Ttaatsangehöriateitsrechtes befindlichen Ausland- deutschen stärker als bisher an den Geschicken des Reiches interessiert und beteiligt werden müssen, lind zwar, wenn möglich, durch Gewährung des aktiven oder vassiv-n D-ahl- rcch-ts". Tie bisher in Literatur und PrariS wenig ge klärte Frage sollte untersucht werden, und zwar auch siir diejenigen Tentschen, die vielt-icht auch noch eine zweite Tt mtsangelföi-'igkeit besitzen. Es wllte sowohl die völker rechtliche/ wie auch die staatsrechtliwe Teite der Frage be handelt werden, dabei wurde» vojitive Vorschläge über die praktische Tlirchsührung, insbest ndere über die Aufstellung von Kandidatenlisten und übe- ms Wablversahren, sowie eine rechisvergh'ichende Ta:st'G„g erwartet. Für die beiden besten Arbeiten waren P:-.ise von 1999 und 990 M. oiisgesetzt, die beiden besten A: e-iten sollten auf Kosten des Deutschen Ansland-JnftitntS veröffentlicht werden. Das Preisrichterkolleginm, bestebend ans den Herren Uni- vcZitätsprofessoren Geheiinrat von Anisttzütz-Heidelberg, Dr. W. von Bllinie-Tnbingen, Geheiuirat M.-ndei.-wbn Bar- tboldy-Würzbnrg, Tr. Parkich-Areibnrg und Herrn Tr. Kart Strupp-Arankfnrt a. M., sollten berechtigt sein, die Preise auch unter mehrere Bewerber zn verteilen, d. s Deutsche Ansland-Jnstitut sollte nichtpreisgekrönte Arbeiten znm Druck erwerben können. Ans dieses Preisausschreiben