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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188607207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860720
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860720
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-07
- Tag 1886-07-20
-
Monat
1886-07
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1886
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Wefchsist täglich MH S'/, Uhr. o»t Erpröttiov Johami eigaff« 8. Sprechstunden der Lkdarttna: vormittag« 10—18 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. " " «NKLKMSM ^ » Nammer deftimmtr« Inserate an ««chentagen dis 8 Uhr Nachmittag«, ,a San».«» S«itt«,e» früh »««V.8 Uhr. 2» de» /Ustle» fttr 2u^-Lu»tch«e: vtto Klone«. llutverstiätsstraß« 1. Laut« Lösche, ftathariamM. 83, p. «ur di» ',.3 Uhr. eipMtr.Cagclilatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels - «nd Geschäftsverkehr. Auflags Lv,«T0. Lbonnemrntspreia Viertels. 4'/, Md. incl. Brinqcrlohn ö Mk., durch die Post bezogen 6 Lik. Jede einzelne Nummer 80Pi. Belegexemplar 10 Ps. Grbüyren für Extrabeilagen lln Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbesördernn» SO Mk. mit Postbrsördernng 30 Mk. 2»lerate «gespaltene Petttzeil« 80 Pf. Größere Schriften laut uns. Prrisverzrichniß Tabellarischer ». Zifferusatz nach höher»Tarif Uer!ä»en mtter de« Nedoeti,»«strich hi« -aefpalt. Zeile VOPs., o,r de» Familien,och - ^ - - 40 Ps. di« Sg Inserat» sin» s«nde»> — Zahl»- t«n « Zeile , hi, Erp«»»«*, »» itt »trd nicht «««eb«n. »der dnrch P^- 201. Amtlicher Thets Dleustag den 20. Juli 1896. 80. Jahrgang Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Eenutniß, dag in dem Pferdestalle de« Fuhrwerk-besitzer» Blugnfi Neinhold Sieiiik-ach hier, Moltkestraß« Nr. 88, unter de» Pferde» dcffelbcn die Notzkrankhett «»«gebrochen ist. Leipzig, am lS. Zul, l888. Der Moth der «totst »elP,t«. VIII. 1803. Dr. Georgs -tnillic-vtrmlrlhmr. azu gehörig« und eu>,m .ttederlirgsra»«« sm Obergeschoß der ge- dach I N Halle vom 1. Januar 1887 an Do«ner»taa, de» SÄ d M Dor«tttag» 11 U-r aus dem Rathhause, I. Etage, Zimmer Nr. 13, «Ntf drei Jahre an den Meistbietende« anderweit »er«teth«t werden. Ebendaselbst auf dem großen Borfaal« liegen die ver- miethungs- und VerstcigerungSbedingungen schon vor dem Termine zur Einsichtnahme au«. Leipzig. 2. Juli 1883. Der Math der «stadst Letpzto. ^ ^ Krumb, In «024. vr. Georgs biegel. Ausschreibung. Die Eindrckung von ca 5000 qm. Dachflächen Von Ge bäuden der neuen Schlacht» und BiehhosSanlage Hierselbst mit glastrten Falzziegel» soll einschließlich der gesammtn» Materiallieferung, jedoch ausschließlich der Lattung aus dem Wege de« öffentlichen Angebote« vergeben werden. Die Angebotsformulare und Bedingungen ,e. find im Baubureau de« Schlachlhos« an der Kaiserin Augusta-Gtraße gegen Zahlung von 2 zu entnehmen oder gegen Einsendung de« Betrage« von dort zu beziehen. Ebenda wird jede etwa nöthige weiter« Auskunft «rtheilt. Die Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „«»gebot für Dachdeckerarbette» z»» »ene» Schlacht» und Dtehhofe" versehen, bi« zum 31. Juli d. Z. Mittag« 12 Uhr an di« Nuntiatur de« Rathhaus«« rinzureichen. Wir behalten «ns die Auswahl unter den Bewerbern, sowie die Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. Leipzig, am 3. Zuli 1886. Der Rath der «stabt Leipzig. vr Georgs Gringmuth, Aff. Mamltmchmi. Nachdem wir dem Kaufmann Herrn Theodor Reiner, hier, am heutigen Tage Eoncession zur aewerb-mäßigen Beförderung von Auswanderern nach überseeischen Häfen und Abschließung von Schiff-contracten im Aufträge de« concessionirteu Aus wanderer-Expedienten M. Otto W. Möller in Ham. bürg al< Generalvertreter der While Star» sowie der Beaver« Linie Liverpool und der ebendaselbst concessionirten SchiffS- expedieuten Herren Morri« L Courp. in Hamburg. Ver treter der .Union" — dirccle deutsche Dampfschifffahrt zwischen Hamburg und New-Dork — ertheilt haben, bringen wir die« hierdurch zur öffentlichen Kenntniß. Leipzig, am 10. Juli 1886. Der Rath de« «tadt Leipzig. Fröhlich. VI. 2774. vr. Georgs Bekanntmachung. Wegen Legung von Gasrohren wird die QuerstraHe aus der Streck« von der Poststraße bis zur Schützenstraße von Montag, de» 28. d. M. ab auf die Dauer der etwa >4 Tage beanspruchenden Arbeiten für alle» »«befugte» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am tv. Juli 1883. Der Rath der «tadt Leipzig. vr. Georgs Häutig. Bekanntmachung. Die Putzreparatur und Neufärbung der »- de- StockhauseS Naschmarkt Nr. 3, d. de« Polizeihauses Naschmarkt Nr. 2, o. Reicksstraße Nr. 7 und S und ä. Salzgäßchen Nr. 4 und 6 soll an einen oder mehrere Unternehmer verdungen werden Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Hochbau-Berwaltung. RalhhauS, II. Etage. Zimmer Nr. k, auS und können daselbst entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: zu a Abputz Stockhau«. Naschmarkt Nr. 3, » d. -> PolizeihauS, Naschmarkt Nr. 2, » o. » NcichSstraße Nr. 7 und 9 und » ä. » Salzgäßchen Nr. 4 und 8 versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 2S. diese« Monat- Nachmittag« 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, alle Gebote abzu lehnen. Leipzig, den 17. Juli 1886. Dr» Rath» Baubep»tatto». verdingsug. Die Grd» »n« Mnnrerarbette» sör de, va» einer Brück« über die Gösrl bei Lröbera sollen i« Wege öffentlichen Angebot« verdnnge» werden. Die bezüglichen Pläne, Bedingung »nd Blanqnet» könne» bei der Streßen- und Wafferban-Jnspection I. zu Leipzig, Stephanstrab« Kr. 33, ll. einyeseheu beziehentlich aagen Erlegung der Herstellung- koste, «ttrrnonww» werde», »nd stad die Blanqnet« «uOgefülU bis 28. Inlt bei dem Unterzeichnete» «iuznreichr». de, 1». Jnli 1886. »»ZLSL«. städtischen Leuchtgase« betrug in der IS. Zuli diese« Jahre« i« Argand» Die Leuchtkraft de» Zeit vom 12. bt» mit 18. Zuli diese« Jahre« t« »raand- brrnner Lei 2.L Millimeter Druck uno 146 Liter» stündliche« Consu» da« 18 b fache der Leuchtkraft der deutschen Normal kerze von SV Millimeter Flammenhvhe. Da« specifisch« Gewicht stellt sich ,m Mittel «ms 0^2». Leipzig, am IS. Zuli 1886. De« Rath« Deputation z« de« G«Oa»fk«lte». o., Bormtttag« »«» 8 Uhr «b, and Sonnabend, de» 84. Juli Dienstag, - 37, -»» » »„»» findet gefechtsmäßige« Schießen ans der Flnthrinnr statt. Zur Sichern», werden Milttatrposte» anfgestellt, deren wetfnngeu unbedingt Folge leisten ist. Leipzig, am std. Juli 1883. Da» Taratsotl-Tommost«. «. v. Metfchner, Premlerlteutenant und Platzmotor. Submission. ^ Die Maurer» »nd Zimmerarbeiten bet» Nenda» eine« Gebinde« sür da« pharmakologisch« Institut »nd dt« poliklinische» Anstalten der Universität find vergebe». Den geehrte» Submittenten besten Dank. Leipzig. am 17. JnN 1888. Natdersttitt«. Neatamt. Gebhardt. Losisoermiethllilg. Die Bermiethung einer Mansardenwohnung i« Jurldlcnm, Peter«straße Nr. 33, hat sich erledigt. Leipzig, am 1». Juli 1883. Uat»erst1ä1«-N«itta»t. Gebhardt. Biebsiahls-VekaulltMikuus. Gestohlen wurveu vier erstatteter Anzeige »«folge: I) ca. 1000 Stück Herlage» aa« einer Tonne aus dem Rayon be« Thüringer Bahnhof« an der Berliner Straße» fett Anfang Rai d. I.; 8) ein Kranen kl eid, faß ne», sogen. Prinzeßsorm, von schwarz-, blan- und rothcarrirtem, wollenem Stoff, mit schwarzen HoruknSpsea und gefütterter Taille, au« einer Wohnung tu Nr. 46 der Bayerischen Straße, in den letzte» 8 Woche»; 8s ein« silberne Utztindernhr mit Goldrand »ad veennd« »nd der Nummer 1130, sowie kurzer vernickelter Nette, ttn Gastlocale Nr. 10 der Mahlmannstraß« mittelst Taschendiebstahl«; 4) ein strävriger Handwagen mit 3 Lingbäumeu und b Quer- sproffeu, eia Langbaum mit Liieuschiene beschlagen, au« dem Hof- raum in Nr. 3 des Alten AmlShos- vom 8. bi« 9. d. Mtl; ö) verschiedene« Maurer- und Zimmerwerkzeug. an« einem Rrnban aa der Beethoven- und bezw. Psaffeudorfer Straße', vom 10. bi« Ist. und IS. bi« 13. dss. Mt«.; 3) ein braunledernes Geldtäschcht« mit >48 X in Papier »ad Silber, von einem Postannahmeschalter de« Hauptpostamt- am Ist. dsS. MtS. Bormittag«: 7) eine goldene Nhrkerte mit großem, rundem Medaillon, ge legentlich eine« ExcesseS auf dem Exrrcierpla-e bei Gohli«, am 13. dpi. Mt«. Abend«; 8) eine silberne Eylinder-Remontair-Utzr mit Goldrand und Srcunde, hohem GlaS, vergoldetem Ring und Knopf, krauzarttger Verzierung und Schildchen aus der Rückseite «nd einer kurzen breit- liedrigen Nickelkette. au« einem Zimmer in Nr. ö> der Gerber rabe am 14. d. M. Norm., 9) eine silberne Re«ontotr-Uhr mit Sekunde, doppeltem Gold- rand und der Nummer 33,236. daran eine schwarze Haar-llhrkett« mit Goldbeschlagen, sowie anhäugenden 3 Hirsch- und einige« Fach«, zähnen, au« eiuem Zimmer in Nr. S7 der Gerbrrstraße, am 1b. d. M. Vormittag«; 10) eia Kopfkissen mit rothem Julei, roih- und weißcarrirtrm Ueberzug und Bändern, au« der Hausflur in Nr. 28 der wind- mühlenstraßr, am IS. d. MtS. Abend-; II) ein dunkelblaugestrichener Handwagen, 4rädeig mit Leitern und Kastenaafsatz »nd besonderen Aossatzbrrttern am 16. d. Mt», vormittag»; 13) ca. 88 ^l tu Bold und Silber mittelst Taschendiebstahl« in einem Gartenrestaurant am 16. d. MtS. Abend«. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstand« »der de» Thäier find uugesänmt bei unserer Lrtmtnal- Adiheilung znr Anzeige zu bringen. Leipzig, am IS. Juli 188». D«« Polizei-Amt »er Stadt Leipit,. I. «. Junck, Dolijei'Rath.K. Iwanssversieigeruvg. Im Wege der ZwanaSvollftreckuag soll das im Grundbuche von Nichtewitz Band lll — Blatt 3Ü — Nr. 40 — auf den Namen de« Gutsbesitzer» Juli»« Teich zu Elstrrberg eiugetragene, iu Nichte- witzer bez. Rehselder Senieindebezirk belegen« Vorwerk Slfterberg a« 2. Angoft 1888, Nachmittag« 8'/, Uhr vor dem unter- »eichneten Bericht — und zwar a« vr» «»8 Steüe z« Glfter- bera versteigert werden. Die zu dieser Besitzung gehörigen Grundstücke find mit 1918.38 Reinertrag und einer Fläche von 170,2680 Hektar znr Grundsteuer, mit 340 ^l NutzungSwerth zur Gebäudesteuer veranlagt. AuSzug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift de« — Gruudbuchblatt« — etwaige Abschätzungen und andere die Grundstück« betreffende Nachweisnngrn, sowie besonder« Kausbediugnngen können t» der Gericht-Ichreiberei, Abtheilung I eingelehen werden. Da- Urtheil über die Ertheilung de- Zuschlag- wird aw 7. August 1886, vorwtttag« 11 Ußr an Gerichtsstelle, Zimmer Nr. 8, verkündet werden. Im Uebrigea, namentlich hinsichtlich der Anmeldung von Forde- rnngrn wird aus unsere Bekanntmachung im öffentliche» Anzeiger de« ReaierungSamtSblatte« zu Merseburg und aus unsere Ausdäng« an hiesiger Grrichisstelle und aa Gemeindestelle zu Nichtewitz und Rehseld verwiesen. Torgan, den IS. Juni 1886. Königliche« A»t«gericht. Nichtamtlicher Thetl. Jur inneren Lage. v. * E« ist eigentlich sonderbar, vor ventschen Lrsern den Beweis anzutreten, daß der deutsche Reichstag während der kurzen Zeit seine« Bestehen« eine sehr tief en»greisende Wirkfamkett gehabt bat; sie haben es ja Alle mit durchlebt. Und doch ist keine Klage verbreiteter, al« die über die ver meintlich« Bedeutungslosigkeit dr alle« Andere weit überragenden bez«. de* Reichskanzler«. Unzweifelhaft wrer, a>v oie uoer oie ver» e« Reichstag« gegenüber ver Macht der Rnch-regiernng, »eiselhast hat Fürst Bismarck. wie s, der Schöpfer de« «eiche« ist. auch die weitere L°t- Wickelung desselben bi«her im wesentlichen bestimmt; er wäre aber nicht da« unvergleichliche Herrschtalent» da« er m Wahr heit ist, wenn er e« nicht verstände, all« politisch lebendigen Kräfte in de, Ration sich bethätigen zu lasse» mtd für da« die Festigung und den Aulbau unsere« natio nale» Äaate«, zu vcrwerthea. So konnte der Reichstag »ebea ihm, sittue Zntentionen fördernd, hemmeud, «odificirend, eine reiche Wirksamkeit entfalten. Um di« übliche Unterschätzung derselben zu bekämpfen, ügt es, in kurzen Zügen an Da« zu erinnern, wa« m er Reih« von wichtigen Angelegenheiten der RrichStag zwar nicht in Gegnerschaft mit, aber i» Gegensatz zu brr Re gierung geleistet hat. E« kommt dabei zunächst nur daraus an, auf die eingreifenden Spuren hinzuweise«, welch« die Thätigkeit de« Reichstag» in unserem junge» StaatSleben zurüö^elaffen hat, während die ohnehin je uach den ver schiedenen politischen Staudpuncten verschieden zu beant- wortende Frage, ob die einzelnen Entscheidungen und Be schlüsse de« Reichstag« dem Reiche zum Borthell oder zum Nachtheil gereichten, hier uuervrtert bleiben kann. Dagegen gehört e« prr Vollständigkeit de« Bilde«, auch der erfolglos gebliebenen Bestrebungen de« Reichstag« zu gedenken und die Stellung za markiren, welch« di« einzelnea Parteien in den Hauptfragen eingenommen habe». Der unbefangene und billige Beurtheller muß zunächst anerkennen, daß vor Allem die Reich«- oder Bundesverfassung bereit« durch deu cvnstituireudeu Neich<tag, obgleich demselben formell nur ein« beratheud« Stimm« zustand, höchst bedeutungs volle Blenderungen erfahre» hat. Schon die erweiterte Zuständigkeit der Lentralgew anla' de« i, . ... lich« und auf da» Strafrecht und di« Einräumung de« Recht« an da« Reich, auch direkte Steuern zu erhebr». Ferner ist bereit« durch den coostituireuden Reichstag der Verfassung»- gruudsatz sestgrstrllt worden, daß Mitglieder de« Parlament« nicht ohne dessen Zustimmung verhaftet werden dürfen, und daß wahrheitsgetreue Berichte über Parlaments- Verhandlungen straffrei sind. Unvergleichlich wichtiger aber al« derartige Einzelheiten ist die, man kann wohl sagen fundamental« Umgestaltung, welche der ursprüngliche Ver- faflungSentwurf durch di« Aeudernnaeu de« Reichstag« a» den Bestimmungen über da« Muitairwesen und da» Budget, sowie durch die Hiuzosügung der Verantwortlichkeit de« Reichskanzler» erfahre» hat. Während di« verbündeten Regierungen sich unter einander nur über bestimmte, unabänder liche Leistungen sür da« Heer vereinbart hatten und nur für den zumal nach deu damaligen Verhältnissen verschwindend kleinen Rest der Ausgaben ein wirkliche« Budget aufstellen wollten, hat der constitnirrad« Reichstag es dahin gebracht, daß nicht eine für immer oder für längere Zeiten getroffene Vereinbarung (nach Art de« Bunde«), sondern da« jeweilige Bedürfniß (nach Art de« Staate«) sür Ausgaben und Einnahmen entscheidend ist. Und in der gleichen Richtung wirkte auch der ebenfall« durch deu Reichstag in die Verfassung aufaruommeue Grundsatz der Verantwortlich keit de- Reichskanzler« für all« Unordnungen und Ver fügungen de« Bunde« - Präsidium«. lieber Sinn und Bedeutung dieser Verantwortlichkeit ist schon viel gesprochen und gestritten worden. Sie ist als aus einer ausdrücklichen Bestimmung der Verfassung beruhend und in Verbindung mit der Formvorschrist, daß alle Regeutrnhandlungen de« Kaiser- an die Gegenzeichnung de- Kanzler» gebunden sind, unzweifelhaft al- eine rechtliche wenigsten» in dem Sinne aufzusasseu, daß der Kanzler durch sie ausdrücklich verpflichtet wird, bei Leitung der Regierung-geschäste sich innerhalb der Schranken der Gesetze zu halten, und daß, wenn auch der Reich-tag nicht eine Ministeranklage wegen Gesetzesverletzung erheben kann, doch da« gegen da» Gesetz Geschehene rechtlich unwirksam sein soll. Durch die dem Kanzler gegenüber dem Reich-tag aus erlegte Verantwortlichkeit ist aber auch die ReichScentralgewalt im verbältniß zu den Einzelstaaten .verselbstständigt" und in ihrem Wesen bedeutend erhöht worden. E» ist sehr lehrreich, die Acußerungen de« Reichskanzler- über diesen Punkt m dem Verfassung gebenden Reichstag und später bei den Verhand lungen über va» Stellvertretungsgesetz zu vergleichen. Ur> sprünalich hatte sich Fürst BiSmarck den Kanzler al; Unter staalSsecretair de- preußischen Minister» de« Auswärtigen gedacht; der Bund gehört uach dieser Auffassung zu dem Ressort deS letzteren, er wird durch Preußen al» Führer ge leitet, der Kanzler al- bloße- Hilf-organ de- preußischen Ministers hat keine selbstständige Verantwortlichkeit, diese trifft nur seinen Chef gegenüber dem preußischen Landtag. Mil der direkten Verantwortlichkeit de-Kanzler« in, Verhältuiß zum Reich ändert sich Alle- mit einem Schlage; jetzt kann, um dem Reiche die unentbehrliche Macht und in demselben Preußen di« nothwendige Geltung zu bewahre«, nur der Ehes der preußischen Regierung Reichskanzler srin und der selbst ständige staatliche Charakter de» Reiche- hatte damit einen gewaltigen Schritt vorwärt» gcthan. Nur zwei Punkte waren nach der ersten Lesung der B«r fassung de» Norddeutschen Bunde- übrig geblieben, in welchen ein ungelöster Widerspruch zwischen dem co'nstituirenden Reich tag und den Regierungen bestand. Be» der ersten Lesung war da« Pauschquantum für da» Herr lediglich al« Provi sorium bewilligt und für di« Zeit nach Ablauf desselben keinerlei Vorkehr getroffen, so daß von da an über da» KrieaSbudget in AuSgahen und Einnahmen frei durch den Reichstag zu beschließen gewesen wäre. Die Regierungen lehnten die darau« sür die Existenz de« Heere» entstehende Unsicherheit on- bedinat ab und nach lebhaften Verhandlungen gelang schließlich eine Verständigung dahin, daß die Feststellung der Au-gaben sür da- Heer künftig durch da» Budget, also unter Mitwirkung de- unterHuArundelegung der öestedendenHeereÄorHamsa- tion erfolgen, daß aber auch nach Ablaus VeS Provisolium» die Ver bindlichkeit der Einzelstaaten fortdauern solle, sür jeden Mann der in der Verfassung oder durch ein später abändernde- Gesetz festgrstrllten Frieden «Präsenzstärke 375 an di« Reich-eaffe zu zahlen. Zu dieser Bestimmung, welch« da- Einnahme- dewilligung-rrchl de« Reichstag- formell einengt (materiell hat d,e Noth längst zu weit größeren Bewilligungen geführt) ist drr constituirenbe Reichstag allerdings zunächst durch die «nbediugt« Forderung drr Regierungen, di« sogar noch weiter gehen wollten, bewogen worben; die Zustimmung ist aber doch schweriich al» ein lediglich dem übermächtigen Begehren der Reaiermig-gewalt gemachte- Zugestäadniß p, betrachten, man wird vieliuehr anerkennen müssen, daß r« durch dir Macht der Verhältnisse geboten war, den eben erst tu blutigem Krieg gegründeten vunde-staat und seinen für- Erst« fast ein zige» Halt, da» Heer, von dem guten Willen setuer zu« Theil sehr wrderstrrbenden Glieder möglichst unabhängig zu machen. — Der andere Di" )ifferenzpunct betraf dir Diäten be, Neich-tag-« Mitglieder, welche, bei der ersten Lesung »ugenomme», bei der zweiten in der That nur mit Rücksicht auf da- unbedingte verlange» der Regierungen, welche sonst de« Entwurf für unannehmbar erklärten, gestrichen wurden. Wir wollen, bevor wir unseren geschichtliche« Rückblick sortsetzen, heute unr noch darauf Hinweisen, daß di« eigen«, lichen Urheber der maßvollen und doch so tief eingreifenden «cnderungen an dem ursprünglichen Eutwurf der RcichS- versassung die Nationalliberalen grwesen find. Zm Wesentlichen in gleicher Richtung, bald sie unterstützend, bald zwischen ihnen und drr Regierung vermittelnd, wirkten die gemäßigtc« Eonservativen, die deutsche Reich»- Partei. Der Fortschritt, spätere .Freisinn" die Parti- cularisteu, die Ultramontanen stimmten grvßteulheil«, woran immer wieder erinnert werdeu muß, gegen di« Verfassung. Leipzig, M. Juli 1886. * Unter de« Titel .Da» Fabrikinfveetorat und de« Bunde-rath" schrÄbt di« .Concor»»»", da»Organ de« Verein» zur Förderung d^ Wöhle» der Arbeuer (Rheinischer Fabrikantrnverein): In einer seiner jüngste» Sitzrmge» hat de, Buudr-rath »«schloff»», der Nrsolutton de» Neichstage« in Betreff der Vermehrung de« Personal» der Fabrtkinspeetoreu keine Folg« m gebe». So bedauerlich diese ablehnende Haltung der verbände«» Reglern»«, auch argen- über einem Vorschläge ist, der begründet und i» sich gerechtfertigt erscheint wir kaum ei» zweiter, so kommt sie doch eigentlich kaum »»erwartet. Drr vnnde-rath verkennt nicht, daß di» Organisation de» ganze» Institut» ein« »nfrrttge ist. er bestreitet auch »icht, daß di« Zahl verFabriNasvectore, i» Berhöltuiß »» der Zahl dm t» ihrem Bezirk vorhandenen Betrieb« und der Ausdehnung der erster» Viel zn gering ist. Für di« Rrairrung-bezirk« Aachen und Trier» mit 11M7.3S Qu.-K>lometer Umfang and 1,17S,64ü Eiawohnei^bestrbt beispiels weise ebensowohl nur ein Fabrikiuspector »<« für Ober-, Mittel- »nd Untersrankeu. Aschaffenburg, die Oberpfalz «nd NrgenSbnrg mit zu sammen 37,296.13 Qu.-Kilometrr und 2.283,4L4 Einwohner«. Natür lich kann bei solcher Sachlage der Jnspeetor »icht jeden Betrieb seine« Brzkk« wrnigsten« einmal im Jahr« besuche». Drr Bunde«, raih glaubt non. dah dnrch dir Berussgrnossenichoften ei» wesentlicher Theil der dr» Fabrikinspeciorru bisher zugewtrsenr» Arbeit in Weg fall kommen werde. Allein nicht« kann irriger sei» al« diese Er- Wartung. Die BernfSaenossenIchostea haben von sümmtlichei, Aus- gaben, welche bisher dem Aavrikinspecior oblagen, »nr die Ueber- wachnaa der Betriebe «nd die Beobachtung »»» Unfallverhütung«. Vorschriften übernommen. Allein man darf fragen: Bilde» diese Ausgabe in drr That deu Hanpttheil der Ausgabe» de« yabrik- tiisprctorat«? Besteht nicht »och wie vor di« Pflicht znr Ueber- wachuug der veobachtang der Vorschriften über die Frauenarbeit, die Kinderarbeit, die Arbeit jugendlicher Person«», da« Trucksystem, mit einem Worte der Beobachtung jene« reichen Inhalte- an ge- bietenden »nd verbietenden Vorschriften, welch« dir »entsche Fabrik- gesetz-ednng schon jetzt besitzt? Die lleberwachnng der Betriebe bildete eine» Bestaadthrtl ihrer Aufgabe», der von nn« gewiß nicht »»terschätzt wird, allein im Vergleiche za de« llamplexe. drr ihnen nach wie vor übnlasse» ist, darf derselbe ein »»bedrntrnoer genannt werdeu. Wir wollen gar nicht davon sprechen, daß die Er- Weiterung der Fabrikgesetzgebung ohne Vermehrung der Fabrik- inspectoren gar nicht durchzusühren ist; denn im Nagen- blick scheinen die verbündeten Regierungen drrselbrn nicht sehr geneigt z« sein. Die Inspektoren selbst haben mehr al» einmal darüber Klag, geführt, daß eine allseits genügend« Aussicht mit Rücksicht ons ihre unzureichend« Zahl nicht geführt «erden könne, uud wir glauben nicht, daß nunmehr diese Klagen verschwinden werdeu. Vorläufig ist uuu freilich die überaus nothwendige Reform al« gescheitert aazu,«heu. So bedauerlich die« auch im Interesse d-r Fortbildung unserer Fabrikgesetzgebung Ist, so wollen wir doch die Hoffnung nicht ausgeben, daß e« mit der Zeit gelingen werde, die Rcichsregiernug davon z» überzeugen, daß trotz der BerufS- genossenschasien eine Verstärkung de« Personal« der Fabrikinspectoren unbedingt erforderlich ist. Wenige Armier, hat Roscher gesagt, sind geeignet, tu der Hand eine- tüchtigen Manne« mehr Segen zu stiften al« da« eine« FabrikinspectorS. Wenn die« d,e Meinung eine« Manne« ist, der nicht aus dem Boden der deutschen Svcialpolitik steht, so darf doch gewiß eine Regierung, welche die Socialresorm auf ihre Fahne schreibt, dieses Institut nicht init autipathischer Besinnung betrachten. So lange das Fabrikinspeclorat uicht tn genügender Ausdehnung vorhanden ist, bleiben alle Gesetze und Borschrisien zum Schutze der Arbeiter «oerthlo«, sie existirea oann nur aus dem Papier. Die« Hai nicht nur die Geschichte der englischen Fabrikgesetzgebung gezeigt, sondern zeigt auch jeder Blick ans die Zustände in Nordamerika. In England Pflegt man da- Fabrikinspeclorat al« eine „ständige EnquSle für sociale Verhält nisse" zu bezeichnen; e< fehlt in Deutschland leider noch viel, noch sehr viel daran, daß da« deutsch« Fabrikinjpectorat diesen ehrenden Beinamen verdiene, trotzdem die deutschen Fabriktnspectorea an Pflichttreue und wissenschaftlicher Tüchtigkeit du englischen ganz be deutend überragen. E« muß darum das Streben aller Derjenigen, w«lch« in einer wirksamen Fabrikgesetzgebung eia unabweisliches Er- sorderniß zur Hebung des Arbeiterstaude- sehen, dahin gerichtet sein, daß da» Fabrikinspectorat so erweitert, sei» Personal so verstärkt und vermehrt werde, daß auch für Deutschland mft Fug die Behauptung ausgestellt werden kann, da« Fabrikinspectorat sei eine ständige Eu- qusie sür unsere socialen Verhältnisse. * Ein fränkisuu« ultramontane- Blatt bringt eine Erörterung de« Inhalt«: .Da« Recht der Besetzung von Ptarreien königlichen Patronat- sei nicht ein Recht der bayerischen StaatSregierung alS solcher, sondern ein persönliches Recht de» König S. Da König Otto regierungS- vcbindert sei, ruhe da- Recht vorläufig. Eine vefinitlve Besetzung der Pfarreien sei nur daourcb zu ermöglichen, daß nach Ablauf ver Besetzungsfrist fürs cksrolatioois der Bischof frei den vom Reich-Verweser jeweilig gewünschten Geistlichen ernennt". Dazu bemerkt die „Aua-burger Postzritung": .Diese Ausführung wird schwerlich die Zustimmung der Kirchenrecht»- lehrer finden. Da« Patronat-recht steht allerding« nicht de« StaatSregierung al-solcher zu, sondern dem Laade-Herrn. Die königlichen Rechte werden aber znr Zeit im volle« Umsang (von den konstitutionellen Beschränkung«« nbgesehen) durch den Reich-verwesrr au-geübt, als« ist «icht abzn- sehen, welche Hindernisse der Au-übung de» königlich«« Patro- nat-rrchte- durch den Regenten entgegeustehen solle«. Da» Begaadigung-recht ist z. B. auch «ta persönliches Recht de» König«; Niemand wird aber bestreiten «olle«, daß e« nun« mehr von dem Reichsverweser auSzuüden ist. Da- hier in Frag« stehende fu» palrountus ist em p. derockltarillm- im Sinne de- kanonischen Rechte» und wird nickt al- Recht de» Prinzen Luitpold, sondern al- ein Recht des König» von dessen Stellvertreter au-geübt. Eine solche Stellvertretung qvonck llsam ist kanonisch rechtlich nicht au-geschloff«n «nd auch in audorrn Fällen, z. B. der Unmündigkeit, «ußrr Zweifel (oL Vornwi, m 7. ja« patronatno Art. IV ZIff. »)."
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