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VoiglliinWicr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. KechsuMedenzWer Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, nnd zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnementspreiS, welcher poänuinel-anäu zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post 1 Thlr. -6 Ngr. — Annoncen» die bis Vormittags 11 Uhr entgehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein gehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zcile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Koni,gl. Gcrichtsämter und Stadträthe, für welche der Boigtländiscbe Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pansa bei Herrn Karl August Kretschmer, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn E. A. Hüttel son., in Mühltroff bei Herrn Ehansseegelder-Einnehmer Holzmüller. 10. Januar 1865. Dienstag. Als der letzte Dänenkönig, der zugleich Herzog von Schleswig-Holstein und Lauenburg war, am 15. Nov. 1863 starb, wußte kein Mensch anders, als daß der Herzog Friedrich von Augustenburg rechtmäßiger Erbe de^ Herzog- thümer sei. DaS ganze Land und Volk derselben ries ihn als seinen Herzog aus, er selbst verkündigte, daß er die Regierung antrete, und selbst die beiden deutschen Großen erkannten ihn auf der Londoner Conferenz als solchen an. Und wie steht es heute? Wahrhaft ergötzlich ist's, zu sehen, wie allmählich immer mehr Liebhaber und Erbberechtigte für die Herzogtümer pilzartig aus der Erde hervorgeschossen sind, so daß eö schwer wird, alle zu merken. Zuerst scherwenzelte der Russe um die schmucken meerumschlungenen Töchter Deutsch lands, überzeugte sich indeß bald, daß er mit seinen Erbansprüchen ab- und zur Ruhe verwiesen werden würde, und trat diese windigen Papiere an seinen Oldenburger Vetter ab, der auch Monate hindurch alle Actenschränke durch stöbern und mehr als ein Ries Papier vollschreiben ließ, ehe er Erbansprüche zu Stande brachte, die mit den russischen zusammengebunden immer noch zu luftig und leicht befunden wurden. Auf einmal entdeckte ein preußischer Ge lehrter, daß vor einigen hundert Jahren ein Hohenzoller mit irgend einer Prin zessin aus den Herzogthümern verheirathet gewesen, Preußen mithin offenbar Erbansprüche an Schleswig-Holstein habe. Dieser Dokumenten-Fund ließ Oesterreich keine Nacht mehr ruhig schlafen, die Archive von Wien wurden durchstöbert und siehe da, es fanden sich vergilbte Pergamente, aus denen heraus geklaubt werden konnte, daß keine Fürstenfamilie so begründete Ansprüche auf Schleswig-Holstein hatte, als das Haus Habsburg. Doch halt! Bald hätten wir Baiern vergessen, das sich nun ebenfalls meldete, und Kurhessen und Hessen-Darmstadt, und die sächsische Ernestinische Linie, und Mecklenburg und neuerdings bringt die Wiener Zeitung „Vaterland" die wichtige Nachricht, wenn diese keine Schnurre ist, daß auch die Grafen Rantzau und Limburg Ansprüche auf einzelne Theile der Herzogthümer machten! Nun, wenn etwa die Holsten und Schleswiger fürchten sollten, herrenloses Gut zu bleiben, so wird sie diese Liste beruhigen. Und die Länder und Völker selbst, um die es sich hier handelt, hat noch keine Seele befragt, wen sie für erbberechtigt halten, obgleich sie seit dem 15. Nov. 1863 fort und fort sich M den Herzog Friedrich von Augustenburg aus gesprochen haben. Wenn gleich dieser Fürst nach dem besten deutschen Fürsten rechte und nach dem allgemeinen Wunsche und der festen Ueberzeugung seiner Schleswig-Holsteiner der einzige wirklich Erbberechtigte ist, das soll nichts gelten. Siebzehn Junker, voran Scheel-Plessen, und drei aufgesungene Kaufleute, wollen das Land preußisch machen und selbst gerne preußisch werden, da an einem großmächtlichen Hofe bessere Aussichten für sie sind, als an einem mittelstaat lichen. Und in Berlin freut man sich unterdeß, daß man die herrenlosen Länder halb im Besitz hat und hegt und pflegt dunkele Hoffnungen, spricht fürchterlich von den Thaten, die man am Ende thun werde und schwelgt im großpreußischen Vormachtsgefühl. Neuerdings sollen die preußischen Kronadvokaten sich hinsetzen und untersuchen und Rath geben und aussprechen, was in Sachen Schleswig- Holstein Rechtens sei und die preußische Regierung darin zu thun habe. Als wenn durch den Ausspruch einer Anzahl besonders dazu bestellter preußischer Advokaten, selbst wenn diese das sonnenklare Recht verdrehen wollten und könnten, was wir ihnen nicht zutrauen, auch nur die Ansicht eines einzigen Menschen in Deutschland mit Einschluß von Schleswig-Holstein zu Gunsten der preußischen Erbansprüche geändert werden würde! Solche Manöver, die nur darauf be rechnet sind, die Entscheidung zu verschleppen, sich in den Herzogthümern recht fest zu setzen, die dortigen Bewohner allmählig mürbe zu machen, daß sie, um nur zu einem Ende zu kommen, wie die siebzehn Junker, rechte Sehnsucht äußern, preußisch zu werden, führen doch zu Nichts. Den rechten Muth, das sonnenklare Recht mit Gewalt zu brechen, will das deutsche Gewissen doch nicht zulasten. Einen Kampf mit Europa aufzunehmen, um die Herzogthümer zu annexiren, dürfte man sich doch mehrmals besinnen. Oesterreich, ganz Deutsch land leiden es nicht, England, Frankreich und Rußland leiden es erst recht nicht, also müssen Schleichwege eingeschlagen werden, welche die Abneigung gegen Preußen noch verstärken. Die kernhaften schleswig-Holsteiner Bürger und Bauern erklären immer kräftiger und entschiedener, daß Herzog Friedrich ihr Landesherr sei und bleibe, und daß die neuerdings eingesetzte österreichisch-preußische Interims-Regierung ein Ende nehmen, der Landtag für die Herzogthümer ein berufen werden müsse. Hofft denn Bismark wirklich, durch Junker-Adressen, bezahlte Zeitungen und andere derartige Mittelchen den zähen Widerstand von Volksstämmen zu brechen, die dreizehn Jahre lang dänischem Drucke und däni schen Mitteln ganz anderer Art zu trotzen vermochten? Over ist es ihm nebenbei noch darum zu thun, das nun dreijährige budgetlose Regiment in Preußen weiter fortzuführen und zu diesem Zwecke das preußische Volk mit annexions lustigen Bestrebungen zu erfüllen und hinzuhalten? Möglich, daß dieses Mittel- chen verfängt. Nächsten Sonnabend wird der preußische Landtag eröffnet. Da wird sich's bald zeigen, wie weit die offene Verhöhnung der Volksvertretung, die Knechtung der Presse, die Maßregelung der Beamten, die Nichtbestätigung derselben u. s. w. die conservative preußische Gesinnung „mit Gott für König und Vaterland" gestärkt und bas preußische Abgeordnetenhaus mürbe, annexionistisch und spezifisch preußisch gemacht haben! Zeitungen, wachsen Eine am 5. d. M. vorgenommene Messung bei den Quellen der neuen Wasserleitung für die Stadt Plauen ergab für die beiden Losaer Thaler ein Wafferquantum von 43,200 Kubiksuß, für das Meßbacher Thal „ „ " in 8umma 70,540 Kubikfuß für 24 Stunden. Dieses Messungsresultat kann bei der ausnahmsweise trocknen Jahreszeit, die allenthalben großen Wassermangel hervorgerufen hat, als eine Minimal leistung der für die städtische Wasserleitung aufgeschlossenen Quellen angesehen werden. Somit wäre also die von Herrn Ingenieur Henoch in Aussicht ge stellte Wasserquantität reichlich erzielt. Nachdem am 5. d. bei niedrigem Barometerstände Thauwetter emgetreten war, hatten wir am Hvhenneujahrslage in der Mittagsstunde in Plauen ein Gewitter nut Donner und Blitz und einem gewaltigen Schneesturme aus Süo- Süd-West, dem bald darauf Schnee und eine steigende Temperatur folgte, welche die gehegten Hoffnungen auf Abhilfe" der immer fühlbareren Wassernoth im Voigtlande leider wieoer vertagt. — In Nürnberg trat an demselben Tage der Blitz in das Dach des östlichen Thurmes der herrlichen Lorenz kirche eingeschlagen, daß sämmtlicheS Holzwerk des ThurmeS, mH Einschluß der