Volltext Seite (XML)
Abonnements auf die „Weißeriß-Zeitung" für die Monate Mai und Juni nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Die Expedition der „Weißeritz-Zeitung". Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der am 1. Mai hier statt gefundenen Fohlenschau mit Stutenmusterung wurden 36 ein- und 20 zweijährige Fohlen, sowie sehr viele Stuten, die jedoch nicht allenthalben den an sie zu stellenden Anforderungen entsprachen, vorgeführt. — Bei der Prämiirung erhielten für Fohlen: Herr Händel-Possendorf einen silbernen Becher, Herr Lohsc- Sadisdorf einen silbernen Löffel, Ehrendiplome erhielten die Herren Jrmer-Luchau, Querner-Seifersdorf und Fischer-Beerwalde, außerdem kamen noch 2l Freideck scheine und 15 Bilder zur Vertheilung. — Der heutigen Gesammtauflage unserer Zeitung liegt der auf dünnes Papier gedruckte Sommerfahr plan der Eisenbahnen und Posten unserer Gegend bei. Derselbe dürfte umso willkommener sein, atS die Eisen bahn-Verwaltung bekanntlich die Fahrpläne nur gegen Bezahlung abgiebt. — Auf die heute Mittwoch Abend in Stadt Dresden stattfindende Versammlung des Gebtrgs- vereins wollen wir hiermit nochmals Hinweisen. — Das Sommeranturnen unseres Turnvereins wird Sonntag nach Pfingsten, den 20. Mai, abgehalten. — Vogelschutz! „Raubst du dem Vogel Nest und Ei, ist's mit Gesang und Obst vorbei." Dieses Sprüchlein sollte jetzt, wo die Singvögel mit dem Nisten und Brüten beschäftigt sind, besonders der Jugend recht eindringlich eingeschärst werden. Aber nicht allein muthwillige Buben stellen den Vogelnestern nach, auch Raubvögel, Katzen, gewerbsmäßige Vogel fänger vernichten alljährlich zahllose Singvögel, so daß alle Kreise Mitwirken müssen, um die geliebten Sänger in Flur und Hain zu schützen. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkaffe wurden im Monate April 60b Einzahlungen im Betrage von 45 046 Mark 34 Pfg. gemacht, dagegen erfolgten 487 Rückzahlungen im Betrage von 86 625 Mark 70 Pf. Sparmarken, L 5 Pf., sind verkauft worden: 150 Stück. — Vorschubverein. Der GeschästSumsatz ge staltete sich im Monat April auf rund 80 000 M. — Es beliefen sich auf 16 059 M. die Spareinlagen, 24048 Mark zurückgezahlte Darlehne, 1463 M. Provision und Zinsen. — Ausgabe: 20705 M. gegebene Dar lehne, 16822 M. zurückgezahlte Einlagen, 824 M. ausgezahlte Dividende. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatze und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes bei den Gutsbesitzern Wolf und Leonhardt in Walters dorf hat die König!. Brandversicherungskammer den Spritzen der Gemeinden Döbra und Börnchen b. Glas hütte Prämien nach Höhe von 30 M. und beziehentl. von 25 M. bewilligt. Ruppendorf. Der Gesangverein zu Ruppendorf gedenkt nächsten Sonntag im Gasthofe eines seiner be liebten Concertezu veranstalten, mit welchem zugleich unter liebenswürdiger Mitwirkung künstlerischer Kräfte die Einweihung des neu angeschafflen, werthvollen Ver- einSinstrumentes verbunden ist. « Schmiedeberg. Der Landlehrerverein von Dippoldiswalde, der sonst in seinen monatlichen Ver sammlungen über wichtige Fragen auf dem Gebiete der Erziehung und des Unterrichts sich auszusprechen und zu berathen pflegt, veranstaltete am letzten Sonn tage im Saale unseres Gasthofes ein Vokal- und In strumental-Concert zum Besten des Sächs. Pestalozzi- vereins. Alle Nummern des abwechslungsvollen Pro gramms wurden mit Hingebung und seinem Geschmack zu Gehör gebracht. Die Klaviervorträge eines jüngeren Herrn aus Ruppendorf waren geradezu meisterhaft. Die trotz des regnerischen Wetters sehr zahlreich er schienenen Concertbesucher spendeten daher auch allen Nummern die wohlverdiente Anerkennung. Die Auf führung bat einen sehr erfreulichen Erfolg erzielt. Es wurden über 80 Mk. eingenommen, die nach Abzug einiger Auslagen an die Hauptkaffe des Pestalozzi- vereinS, der in diesem Jahre sein 50jährigeS Bestehen feiert, eingesendet werden sollen. Glashütte. Am vorvergangenen Dienstag Nach mittag hielt ganz plötzlich auf der Linie Mügeln-Gei sing der Zug zwischen den Stationen Dohna und Mügeln. Die Reisenden glaubten, es sei ein Unglück geschehen. Zum Glück aber war nur ein Kinderwagen aus dem Gepäckwagen herausgefallen und den Damm hinabgerollt. Unter allgemeinem Gelächter mußte das Zugspersonal ein Stück zurücklausen und den Wagen wieder herholen, der dann in Mügeln der Besitzerin in allerdings defektem Zustande wieder zugestellt wurde. 4 Poffendorf. Die in unserer Parochie so be liebten Frühgottesdienste beginnen dieses Jahr am HimmelfahrtSseste und werden während der Mo nate Mai bis Ende August jeden Sonn- und Festtag früh 7 Uhr von unseren Herren Geistlichen abwechselnd gehalten. Dresden. Die hies. evang.-luther. Diakonissen anstalt begeht am 23. Mai die Feier ihres 50 jähr. Bestehens. Das Jubelfest beginnt Vormittags 9 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Hof- und Sophien- kirche. Die Predigt hält der Rektor Pastor vr. Mol witz. Darauf folgen die Berichterstattung durch den Vorsitzenden des Vorstandes, Grafen Vitzthum, und Begrüßungen durch Behörden. Um 1 Uhr ist auf dem Belvedere gemeinsames Mittagessen für die Herren und in der Anstalt für die Oberinnen auswärtiger Häuser und die Schwestern des Dresdner Hauses. '/»5 Uhr ist der zweite Festgottesdienst in der Martin- Lutherkirche, wobei Pastor vr. Bezzel, Rektor der Diakoniffenanstalt Neuendettelsau, die Predigt halten wird. Darauf folgen Begrüßungen durch auswärtige Diakoniffenhäuser, Körperschaften, Vereine. Abends vereinigen sich die Festgäste in den Räumen der Diakoniffenanstalt. — Das Kgl. Schwurgericht Dressen verhan delte am 1. Mai gegen die Wirthschaftsbesitzers-Ehe frau Emilie Pauline Männchen, geb. Ende, aus Schellerhau bei Altenberg wegen Raubes. Die An klage vertrat Staatsanwalt Petri, als Vertheidiger fungirte Rechtsanwalt vr. Stöckel, als medizinischer Sachverständiger Gerichtsarzt Medizinalrath vr. Donau. Da die Angeklagte daS ihr beigemeffene Verbrechen leugnete, so machte sich eine umfangreiche Beweis aufnahme nothwendig; eS waren hierzu 11 Zeugen vorgeladen. Die Männchen ist am 27. Dezember 1852 geboren, seit 19 Jahren verheirathet, Mutter von 5 Kindern und wegen Widerstandes mit 1 Monat 1 Woche Amtsblatt „«SeGerttz-Äettung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. sk Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Jnf«ak, bedeutenden Auslage des Blatte« eine sehr wirk- same Verbreitung-finden. werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzetle oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische um> complicirt« Jnserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Eirme- sandt, rm redaktionellen »heile, di, Spaltenzeil, A Pfg. für die Königliche Kmtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die SiadLräthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten UnterhattuugSblatt". Mit land, und hauSwirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 51. Donnerstag, den 3. Mai 1894. 60. Jahrgang. — u.. _ ir "I- - Gefängniß bestraft worden. Der Angeklagten wird in dem vorliegenden Falle beigemessen, daß sie am 24. September v. I. im Walde bei Schellerhau ihrem Schwager, dem 57 Jahre alten Handarbeiter Gottlieb Männchen mit Gewalt gegen dessen Person einen Geldbetrag von 26 Mk. weggenommen hat. Männ chen ist ein kleiner und schwächlicher Mann; er wohnt in Börnchen bei Possendorf und verdient sich als Tagelöhner die Mittel zu seinem Lebensunterhalte. Der Zeuge Männchen ist sehr sparsam; seine wenigen Ersparnisse, die er sich im Laufe der Jahre erworben, führt er stets in einem Beutel bei sich. Eine große Freude war es immer für den Mann, wenn er seine Baarschaft durchzählen konnte. Am 10. September v. I. hatte Männchen den Jahrmarkt in Kreischa be sucht und dort für ungefähr 12 Mk. Sachen gekauft. Der Zeuge begab sich von Kreischa nach Schellerhau, um daselbst, wie alle Jahre, mit seinem Bruder und dessen Familie Beeren im Walde zu suchen. Als der Zeuge in Schellerhau eintraf, besaß er noch 26 Mk. in Silber- und Nickelmünzen, die er in einem doppelten Beutel bei sich führte. Am Sonntag, den 24. Sep tember, war Erntefest in Schellerhau. Bereits im Laufe des Vormittags hatte der 18 Jahre alte Sohn der Angeklagten von vem alten Manne 5 M. borgen wollen; da dieser das Geld nicht gab, verlangte der Sohn 3 Mk.; und da Männchen wiederum ablehnte, nahm die Angeklagte eine drohende Haltung an und rief ihrem Schwager zu: „Gleich, Gottlieb, giebst Du die 3 Mk.!" Da sich der alte Mann unter diesen Umständen in der Behausung seiner Verwandten nicht wohl fühlte, ging er allein in den Wald. Als Männ chen daselbst im dichten Unterwalde mit Beerenpflücken beschäftigt war, wurde er plötzlich von hinten gepackt, niedergeworfen, ihm eine Schürze um den Kopf ge hüllt, daß er nichts mehr sehen konnte, hierbei wurde er festgehalten und ihm seine gesammte Baarschaft von 26 Mk. nebst des Beutels gewaltsam entrissen. Der Zeuge Männchen behauptete mit voller Bestimmtheit, diesen frechen Raub habe feine Schwägerin auSgesührt; er habe dieselbe sofort nach der Thal beobachtet, als sie nach Hause gegangen sei. Die Angeklagte ist auf dem Heimwege auch von mehreren dortigen Ein wohnern, die dies in glaubhafter Weise bezeugten, gesehen worden. Diese Angaben wurden von der Männchen als falsch bezeichnet und von ihr die Be hauptung aufgestellt, an jenem Tage gar nicht in den Wald gekommen zu sein. Am 24. Oktober erfolgte die Verhaftung der Männchen. Während die An geklagte sich in Untersuchung befand, ist von ihr Geisteskrankheit simulirt worden; sie war vom 13. November bis 6. Dezember im Krankenhause unter gebracht und hat daselbst wiederholt mit ihren An gehörigen verkehrt. Der dem Zeugen Männchen ge raubte Beutel mit Geld wurde einige Tage vor der Verhaftung der Angeklagten in deren Hause, unter Heu versteckt, vorgefunden; es fehlten an dem Gelds nur 5 Mk., es wurden in dem Beutel aber auch ver schiedene andere Geldstücke vorgefunden, die vorher nicht in demselben gewesen sind. Die Angeklagte stellte in Abrede, daß sie ihren Schwager räuberisch überfallen habe und der alte Mann sprach sich auch heute dahin aus, daß seine Verwandten ihm hätten einreden wollen, er habe sich getäuscht und sei jeden falls von einer fremden Person beraubt worden. Im Zusammenhänge hiermit steht ein anonymes Schreiben, das bei dem Gemeindevorstande zu Schellerhau ein gegangen ist. Der anonyme Schreiber giedt darin an, „er müsse sein Herz ausschütten, sonst werde es alle mit ihm; arme Leute müßten in Folge seiner Handlungsweise schrecklich leiden; er habe sich damals nur einen Scher, gemacht, leider müsse deshalb eine Person unschuldig sitzen u. s. w. Gleichzeitig wurde in jenem Schreiben gebeten, dasselbe an da» Gericht gelangen zu lassen. Der Gemeindevorstand hat darauf»